Stadion





Ein Stadion (Pl. Stadien) ist ein Austragungsort von sportlichen Wettkämpfen in Form eines Spielfeldes. Umgeben wird dieses von einer nach oben meist offenen baulichen Struktur, die es einem Publikum ermöglicht, von Steh- oder Sitzplätzen aus das Geschehen zu beobachten. Oft werden Stadien auch für Konzerte und andere Großveranstaltungen benutzt. Seit einiger Zeit wird als Synonym Arena verwendet.
Mögliche Arten von ’’Spielfeldern’’ sind:
- Rasen-/Kunstrasenfläche (Fußball oder z.B. auch Tennis)
- Sand (in verschiedener Konsistenz, z.B. für Tennis oder Beachvolleyball)
- Laufbahn (Rund- oder Kurzstreckenbahn) aus Asche (Aschenbahn) oder aus Kunststoff (Rekortan, Tartan, Spurtan), früher auch häufig Kampfbahn genannt
- Sandbahn (Motorradsport)
- Sprunganlagen für Leichtathleten (Hochsprunganlage, Stabhochsprunganlage, Weitsprunganlage, Dreisprunganlage)
- Wurf- und Stoßanlagen für Leichtathleten (Diskus-, Hammer- und Speerwurfanlage sowie Kugelstoßanlage)
Geschichte
Stadion (altgr.) bezeichnete im ursprünglichen Wortsinn ein antikes griechisches Längenmaß mit einer Strecke von 600 Fuß, was je nach regionalem Fußmaß ungefähr einer Länge zwischen 165 und 196 m entspricht. In Griechenland war wohl schon in geometrischer Zeit der Lauf über die Strecke eines Stadions ein beliebter Wettkampf, so beispielsweise in Olympia seit 776 v. Chr. historisch überliefert. Die Bezeichnung des Längenmaßes hat sich auf die Wettkampfanlage übertragen, also auf die Laufbahn und die längs davon angelegten Zuschauerwälle.
Stadien wurden in vielen antiken griechischen Städten und Heiligtümern gefunden, so z. B. in
- Olympia (mit einer Laufbahnlänge, zwischen Start- und Zielschwellen gemessen, von 192,28 m),
- Delphi (177,35 m),
- Athen (184,30 m),
- Epidauros (181,30 m),
- Isthmia, Nemea, Messene, Milet und Samos.
Während in Griechenland und Kleinasien Stadien auch noch in römischer Zeit errichtet wurden, spielten sie in Italien kaum eine Rolle, da die griechischen Sportkämpfe dort keine kultische Bedeutung hatten und lange als unmoralisch galten. Dennoch errichtete Kaiser Domitian in Rom ein Stadion (die heutige Piazza Navona).
Weitaus größere Bedeutung hatten dort die Amphitheater, in denen Kampfspiele und Tierhatzen stattfanden. Das bekannteste Beispiel ist das Kolosseum in Rom. Aus den römischen Amphitheatern ist die Form des modernen Stadions entwickelt. Die moderne Wortbedeutung des Stadions ist viel weiter gefasst und bezeichnet Sportkampfstätten mit Besuchertribünen, meist mit einer um ein Rasenspielfeld angelegten Laufbahn.
Architektur
Im Allgemeinen besteht ein Stadion aus den Teilen Erdstadion, Ingenieurbauwerk und (Tribünen-)Dach. Einige moderne Stadien können mittels eines verschließbaren Daches bei Bedarf in eine Halle umgewandelt werden. Bekannte Beispiele sind die Veltins-Arena, die Commerzbank-Arena und das Gerry-Weber-Stadion. Einzelne Stadien zeichnen sich durch eine besondere Hülle aus, z.B. die Münchner Allianz-Arena.
Die Form des Stadions wird jeweils von seinem Zweck bestimmt. Einzelne Typen sind
- das zweischenklige Baseballstadion,
- die ovalen Leichtathletik- bzw. Mehrzweckstadien, Stadien für Sandbahnrennen
- das mit seinen vier geraden Tribünen um den rechteckigen Platz angeordnete reine Fußballstadion oder Tennisstadion,
- Reit- und Pferderennstadien, sowie
- Autorennstadien, die meist nur aus einzelnen Haupt- und Nebentribünen bestehen.
Bei den Bauformen wird außerdem nach der Anzahl der Ränge unterscheiden: es gibt Einrang-, Zweirang- oder Dreirangstadien, in Ausnahmen sogar mit mehr als drei Rängen (z.B. Camp Nou). Gezählt werden dabei die übereinander liegenden Ebenen der Zuschauertribünen.
Moderne Fußballstadien werden nach strengen Sicherheitsbestimmungen gebaut. Seit der Katastrophe von Heysel wird dabei auch die Fluchtpsychologie berücksichtigt. Diese besagt, dass Menschen in Panik am ehesten zum nächstliegenden sichtbaren Ausgang flüchten. In Fußballstadien ist dies das Spielfeld. Daher muss jedes neugebaute Stadion mit eingezäuntem Spielfeld pro Tribünenabschnitt mindestens ein Tor zum Feld enthalten, welches im Notfall geöffnet werden kann. Zudem müssen die Ausgänge gerade ausgerichtet sein, damit die Zuschauer sie frühzeitig erkennen können.
Umbenennungen und Sponsoring
Das Wort Stadion beginnt in Deutschland seine sportliche Bedeutung zu verlieren. In der jüngeren Vergangenheit wurden Stadien häufig in „Arena“ umbenannt.
Zudem verloren viele Stadien ihren angestammten, teilweise seit Jahrzehnten bestehenden Namen durch den Verkauf an einen Sponsor. Bei Stadienneubauten ist es inzwischen üblich, den Namen an einen Sponsor zu verkaufen, um mit dem Erlös einen Teil der Baukosten zu finanzieren (siehe Liste in Artikel Fussballstadion).
Katastrophen
Die Heysel-Katastrophe 1985 war eine der größten Stadion-Katastrophen in der Moderne. Bei einer Massenpanik nach Fan-Krawallen bei einem Fussballspiel starben 39 Menschen, 454 wurden verletzt.
Bei vergleichbaren Ereignissen, z.B. im Moskauer Luschniki-Stadion, waren sogar noch mehr Tote zu beklagen.
Rekord
Das größte Stadion der Welt ist das Strahov-Stadion in Prag. Es fasst 250.000 Zuschauer. Das Spielfeld ist an allen Seiten von Tribünen umgeben und hat eine Fläche von 62.876 m² (8 Fußballfelder, davon 6 in Standardgröße und 2 verkleinerte Felder). Er wurde hauptsächlich für Turnveranstaltungen, Spartakiaden und andere Massenveranstaltungen genutzt.
Die größte Sportstätte der Welt ist mit ca. 257.000 Sitzplätzen der Indianapolis Motor Speedway. Zusammen mit den Stehplätzen im Innenfeld erreicht er eine Gesamtkapazität von über 300.000 Zuschauern.
Auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg sollte ab 1937 ein Stadion mit 100 Meter hohen Rängen und Plätzen für 400.000 Zuschauer entstehen. Allerdings wurden im 2. Weltkrieg die Bauarbeiten eingestellt. Die bis dahin ausgehobene Baugrube lief innerhalb kurzer Zeit mit Grundwasser voll und wurde nach Kriegsende teilweise mit Trümmerresten und Bauschutt verfüllt. (Siehe Deutsches Stadion)
Erwähnenswertes
Stadionwurst: In allen deutschen und vielen internationalen Stadien gilt die Bratwurst als der beliebteste heiße Snack. Sie wird dort umgangssprachlich als Stadionwurst bezeichnet.
Im Tennisstadion von Wimbledon sind dagegen Erdbeeren mit Sahne die beliebteste Mahlzeit.
La Ola, die Welle, ist eine vom Publikum ausgeführte Massenperformance in Stadien.
Groundhopping nennt man das Bestreben von Personen, möglichst viele Stadien, Arenen oder Hallen einer bestimmten Sportart zu besuchen. Diese Personen bezeichnet man als Groundhopper.
Als Flitzer bezeichnet man Menschen, die in Stadien Aufmerksamkeit erregen möchten, indem sie während einer Veranstaltung nackt über das Spielfeld laufen. Bekanntester Flitzer ist der Brite Mark Roberts.
Weblinks
- Among the football fans - Football stadiums all around the world (englisch)
- www.stadiumguide.com - Bilder und Informationen von Fußballstadien auf der ganzen Welt sowie von geplanten und im Bau befindlichen Stadien (englisch)
- worldstadia.com - interaktive Stadion-Datenbank (englisch)
- Footballmatch - Europäischer Stadien-Guide
- stadion.de - Infos zu allen Bundesliga-Stadien
- stadion.de - Stadionfuehrer.de