Raymond Chandler
Raymond (Thornton) Chandler (* 23. Juli 1888 in Chicago, USA; † 26. März 1959 in La Jolla, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schriftsteller.
Raymond Chandler erfand für seine Kriminalromane die Figur des melancholischen und letztlich moralischen Privatdetektivs Philip Marlowe. Neben seinen Kriminalromanen schrieb er eine Reihe von Kurzgeschichten und Drehbüchern. Er gehört neben Dashiell Hammett zu den großen Autoren der schwarzen Serie im amerikanischen Kriminalroman.
Sein Vater verließ die Familie wegen einer anderen Frau, 1896 ließen sich die Eltern scheiden und Chandler zog mit seiner Mutter nach London. Von 1905 bis 1912 hielt er sich ein Jahr in Frankreich und Deutschland auf und bereitete sich in England auf den Staatsdienst vor. Nach erfolgreich bestandener Prüfung ging er für 6 Monate zum Marineministerium. Anschließend arbeitete er als freier Journalist. 1912 kehrte er in die Vereinigten Staaten zurück. Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges meldete sich R. Chandler freiwillig bei den Canadian Gordon Highlanders. Nachdem er der einzige Überlebende einer vernichteten Truppeneinheit war, diente er noch in Frankreich und England (Royal Flying Corps bis 1919). 1919 kehrte er mit seiner Mutter nach Kalifornien zurück. Bis 1932 ging er verschiedenen Beschäftigungen nach, so war er u.a. Direktor mehrerer unabhängiger Ölgesellschaften. 1924 heiratete er die 17 Jahre ältere Pearl Cecily Bowen, geborene Hurlburt, die damit ihre dritte Ehe einging.
Chandler verlor dann die lukrative Stelle bei der Ölgesellschaft und orientierte sich in der Folge völlig neu. so beschloss er, dass er sich fortan dem Verfassen von Kriminalgeschichten widmen wollte. 1933 erschien die erste Kurzgeschichte Chandlers ("Blackmailers Don’t Shoot") im Journal Black Mask, welches sich als Serienprodukt für Kurzkrimis etabliert hatte. In den folgenden Jahren erschienen weitere Geschichten in solchen Magazinen. Chandler erarbeitete sich hierbei gewissermaßen das Handwerk, um später grössere Kriminalitätsromane zu schreiben. Einige der als Kurzgeschichten publizierten Stoffe arbeitete er später zu Romanen aus.
Der erste Roman "The Big Sleep", der zur Vorlage für den Film "Tote schlafen fest" wurde, erschien 1939 und war ein großer Erfolg. 1943 ging Chandler als Drehbuchschreiber nach Hollywood wo er u.a. mit Billy Wilder arbeitete. Die Arbeit in Hollywood war allerdings nur von bescheidenem Erfolg gekrönt. Zu stark scheint das Schielen auf den Publikumserfolg Chandler eingeengt zu haben, weshalb es dann auch öfters zu Konflikten mit Regisseuren und Produzenten kam. Chandler veröffentlichte noch eine Reihe von Romanen, unter denen "The Big Sleep" und "The Long Good-Bye" eine herausragende Stellung einnehmen. Insbesondere mit letzterem scheint Chandler den Höhepunkt seines Konzepts vom Kriminalroman erreicht zu haben. Die beiden letzten Romane, "Playback" und "Poodle Springs" (unvollendet), erreichen bei weitem nicht mehr die Qualität der vorhergehenden Werke.
1954 starb seine Frau. Danach lebte er in London und wieder in Amerika. Einen Teil der Zeit verbrachte er wegen Alkoholproblemen in Krankenhäusern. Raymond Chandler starb am 26. März 1959 in La Jolla, Kalifornien.
Werke
Romane
- "The Big Sleep" (1939) (dt. "Der große Schlaf" 1950)
- "Farewell, my Lovely" (1940) (dt. "Lebwohl, mein Liebling")
- "The High Window" (1942) (dt. "Das hohe Fenster", 1943)
- "The Lady in the Lake" (1943) (dt. "Die Tote im See" 1976)
- "The Little Sister" (1949) (dt. "Die kleine Schwester" 1953)
- "The Long Good-Bye" (1953) (dt. "Der lange Abschied" 1954)
- "Playback" 1958 (dt. "Spiel im Dunkel" 1958 bzw "Playback" 1976)
- "Poodle Springs" (Fragment) fertiggestellt von Robert Parker ("Poodle Springs", 1999 dt: "Einsame Klasse")
Kurzgeschichten/Sammelbände
- "Trouble is my Business"
- "The Finger Man"
- "Red Wind"
- "Killer in the Rain"
Drehbücher
- "Double Indemnity" mit Billy Wilder (Paramount 1942)
- "And Now Tomorrow" (Paramount 1944)
- "The Unseen" (Paramount 1945)
- "The Blue Dahlia" (Paramount 1946)
- "Strangers on the Train" (Warner Brothers 1951)
nicht realisiert:
- "The Innocent Mrs. Duff" (Paramount 1946)
- "Playback" (Universal 1947/48)
Essays, Briefe
- "The Simple Art of Murder" (1950)
- (dt. "Die simple Kunst des Mordens" 1975)
- "Chandler über Chandler. Briefe, Aufsätze, Fragmente" (1965)
- "The Notebooks of Raymond Chandler and ’English Summer‘, a gothic Novel" (1976)
- (Auszüge auf dt. in : "Englischer Sommer" 1980)
Verfilmungen
- 1942 Time to Kill (Regie: Herbert I. Leeds) nach: The High Window
- 1942 The Falcon Takes Over (Regie: Irving Reis) nach: Farewell, My Lovely
- 1944 Murder, My Sweet (Regie: Edward Dmytryk) nach: Farewell, My Lovely
- 1946 The Big Sleep (Regie: Howard Hawks) nach: The Big Sleep
- 1946 The Lady in the Lake (Regie: Robert Montgomery) nach: The Lady in the Lake
- 1947 The Brasher Doubloon (Regie: John Brahm) nach: The High Window
- 1969 Marlowe (Regie: Paul Bogart) nach: The Little Sister
- 1973 The Long Good-bye (Regie: Robert Altman) nach: The Long Good-bye
- 1975 Farewell, My Lovely (Regie: Dick Richards) nach: Farewell, My Lovely
- 1978 The Big Sleep (Regie: Michael Winner) nach: The Big Sleep