Zum Inhalt springen

Fritzlar

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Dezember 2004 um 23:28 Uhr durch 2micha (Diskussion | Beiträge) (Geschichte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Wappen Karte
fehlt noch Deutschlandkarte, Position von Fritzlar hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Kassel
Landkreis: Schwalm-Eder-Kreis
Fläche: 88,79 km²
Einwohner: 14.804 (31.12.2002)
Bevölkerungsdichte: 167 Einwohner je km²
Geografische Lage: 51° 71' n. B.
09° 17' ö. L.
Höhe: 170 m ü. NN
Postleitzahlen: 34560
Vorwahl: 05622
Kfz-Kennzeichen: HR (bis 1973: FZ)
Gemeindeschlüssel: 06 6 34 005
Stadtgliederung: 10 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Zwischen den Krämen 7
34560 Fritzlar
Offizielle Website: www.fritzlar.de
E-Mail-Adresse: stadt@fritzlar.de
Politik
Bürgermeister: Karl-Wilhelm Lange (CDU)

Die Dom- und Kaiserstadt Fritzlar ist eine Kleinstadt im Schwalm-Eder-Kreis in Norden von Hessen, etwa 25 km südlich von Kassel. Sie gilt mit Recht als der Ort, an dem sowohl Deutschlands Christianisierung (mit dem Fällen der Donareiche im Jahre 723 durch Bonifatius), als auch das mittelalterliche Deutsche Reich (mit der Wahl von Heinrich I. zum König der Deutschen auf dem Reichstag von 919) ihren Anfang nahmen.

Geographie

Fritzlar liegt am Nordufer der Eder, südlich des Habichtswaldes und nördlich des Kellerwaldes.

Wappen

Das Stadtwappen zeigt in silber zwei rote schräg gestellte Räder. Zwischen den Rädern befindet sich ein rotes Kreuz. Mit dem Doppelrad lehnt sich das Fritzlarer Wappen an das von Mainz an und bekundet damit die jahrhundertelange politische Zugehörigkeit Fritzlars zu Mainz.

Geschichte

Datei:Kreuzgang und klosterhof stiftskirche st peter fritzlar.png
Kreuzgang und Klosterhof der Stiftskirche St. Peter zu Fritzlar 1912

Die urkundliche Gründung im Jahre 724 geht auf Bonifatius (Winfrid) zurück, der ein Jahr zuvor in Geismar (heute ein Stadtteil von Fritzlar) die Donareiche gefällt haben soll.

Die romanisch-gotische Stiftskirche St. Peter, im Volksmund meist Dom genannt, aus dem 12. bis 14. Jahrhundert steht der Überlieferung nach an der Stelle, wo Bonifatius, Apostel der Deutschen, in Jahre 724 A.D. eine Kapelle aus dem Holz der von ihm gefällten Donareiche errichten ließ. Die Eiche, vom örtlichen Stamm der Chatten dem Donar (Thor) geweiht, stand vermutlich auf einer Erhebung bei Geismar, einige Kilometer nordwestlich von Fritzlar. Bonifatius ließ sie fällen, um den Chatten die Überlegenheit des christlichen Gottes zu demonstrieren. Dieses Ereignis kennzeichnet gemeinhin den Beginn der Christianisierung der mittel- und norddeutschen Stämme.

Für seine Missionsarbeit im nordhessischen Grenzgebiet zwischen Franken und Sachsen hatte Bonifatius auf der Büraburg, auf einem Hügel am Fritzlar gegenüberliegenden Südufer der Eder, seine Basis. Um die Missionierung voranzutreiben, erhob er Büraburg zum Bistum, dem ersten in Deutschland östlich des Limes. Nach dem Tod von Witta, dem ersten und einzigen Bischof (beigesetzt in der Stiftskirche von Hersfeld, wurde das Bistum nicht neu besetzt, sondern in das Erzbistum Mainz eingegliedert. Fritzlar spielte seitdem in der Organisation des Mainzer Erzbistums eine wichtige Rolle: der Probst des Stiftes St. Peter war gleichzeitig Vorsteher eines Archidiakonats, einer damaligen Organisationseinheit von Diözesen.

Das von Bonifatius gegründete Benediktinerkloster in Fritzlar entwickelte sich unter dem Abt Wigbert zu einem in der Folgezeit bedeutenden Zentrum kirchlicher und weltlicher Gelehrsamkeit.

Die strategisch wichtige Lage der Stadt, im Grenzbereich zwischen fränkischem und sächsischem Siedlungsgebiet und an einem Kreuzungspunkt wichtiger frühmittelalterlicher Straßen aus verschiedenen Richtungen, machte Fritzlar zu einem bevorzugten Aufenthaltsort der deutschen Könige und Kaiser in Hessen. Die Kaiserpfalz, wahrscheinlich schon zur Zeit Karls des Großen errichtet, ist allerdings heute nicht mehr verhanden. So war Fritzlar bis zum Ausgang des 11. Jahrhunderts Ort bedeutsamer Reichstage, Versammlungen, Synoden und Kaiserbesuche.

Der wohl wichtigste Reichstag in Fritzlar war der von 919, auf dem Heinrich der Vogler, Herzog von Sachsen, als Heinrich I. zum König der Deutschen gewählt wurde. König Konrad I. war im Vorjahr ohne Erben verstorben und hatte seinem Bruder, Herzog Eberhard III. von Franken, aufgetragen, Heinrich die Krone anzutragen, um den Streit zwischen Franken und Sachsen beizulegen. Eberhard und Herzog Burkhard I. von Schwaben unterstützten die Wahl Heinrichs, aber Herzog Arnulf von Bayern beanspruchte die Krone für sich selbst und unterwarf sich erst, als Heinrich 921 in Bayern einmarschierte. Heinrich war damit der erste Sachse, der den fränkischen Nachfahren Karls des Großen auf dem Thron des damaligen ostfränkischen Reichs folgte. Heinrichs Wahl beendete die lange und bittere Rivalität zwischen Franken und Sachsen und kennzeichnet die Geburt des mittelalterlichen Deutschen Reiches, das erst in den Napoleonischen Kriegen 1806 endete.

Bedeutsam war auch die Synode von 1118, auf der Fürstbischof Otto von Bamberg von der päpstlichen Partei seines Amtes enthoben wurde, weil er Kaiser Heinrich IV. in dessen Streit mit Rom treu geblieben war.

Auf Grund seiner Lage im Grenzgebiet zwischen fränkischen und sächsischen Ländereien, und später als erzbischöflich mainzische Enklave in der Landgrafschaft Hessen, war die Stadt immer wieder Ort kriegerischer Auseinandersetzungen -- zwischen Sachsen und Franken, zwischen geistlichen und weltlichen Herren, und später zwischen katholischen und protestantischen Fürsten. Sie wurde häufig belagert, mehrfach erobert und gebrandschatzt, aber immer wieder neu aufgebaut.

In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts ging Fritzlar aus königlichem Besitz in das Eigentum der Mainzer Erzbischöfe über, und die Zugehorigkeit zu Mainz endete erst mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803. An diese jahrhundertelange Zugehörigkeit erinnert das Stadtwappen, das rote „Mainzer Rad“ auf silbernem Grund. In den folgenden Jahrhunderten war Fritzlar der Eckpfeiler der mainzischen Territorialpolitik in Nordhessen, und die Stadt wurde zum Brennpunkt wiederholter militärischer Auseinandersetzungen zwischen den Landgrafen von Hessen und den Mainzer Erzbischöfen.

Zunächst brachte es der Stadt Vorteile, mainzisch zu sein. Die Erzbischöfe siedeln freie Kaufleute an, die Stadt wurde die erste Münzprägestätte in ganz Hessen, und sie rangierte als Handelsplatz für Tuche, Pelze und Gewürze vor Kassel. Die endgültige militärische Niederlage der Erzbischöfe gegen die hessischen Landgrafen im 15. Jahrhundert und der Beginn der Reformation im 16. Jahrhundert brachten dann einen gewissen Niedergang in der Bedeutung der Stadt. Nach dem Augsburger Religionsfrieden blieb Fritzlar (mit den benachbarten Dörfern Ungedanken und Rothelmshausen) mainzisch und katholisch, während das Umland protestantisch wurde. Daraus erwuchs die vollkommene konfessionelle und auch weitgehend ökonomische Isolierung der Stadt.

Der 30jährigen Krieg brachte zuerst Besetzung durch protestantische Truppen, und am Ende auch noch die Pest: von etwa 2000 Einwohnern überlebten nur etwa 600. Erst um 1840 erreichte die Stadt wieder 2000 Einwohner. Auch der siebenjahrige Krieg brachte wieder militärische Besetzung, diesmal durch französische Truppen.

Im Jahre 1821 wurde Fritzlar Kreisstadt des Kreises Fritzlar im Kurfürstentum Hessen-Kassel, und blieb es auch nach der Annektion Kurhessens durch Preussen im Jahre 1866. 1932 wurde der Kreis mit dem benachbarten Kreis Homberg zum Kreis Fritzlar-Homberg zusammengelegt. Im Zuge der Gebiets- und Verwaltungsreform von 1974 schließlich wurden die Kreise Fritzlar-Homberg, Melsungen und Ziegenhain im neuen Schwalm-Eder-Kreis zusammengefaßt, dessen Verwaltungssitz nach Homberg/Efze gelegt wurde. Zur gleichen Zeit wurden neun umliegende Dörfer und die ehedem waldeckische Stadt Züschen nach Fritzlar eingemeindet.

Religionen

Religion hat in der Geschichte der Stadt eine sehr bedeutende Rolle gespielt, anfangend mit dem Fällen der Donareiche und dem Bau der esrsten Kapelle durch Bonifatius. Mit dem Beginn der Reformation, die von den Langrafen von Hessen unterstützt wurde, geriet das erzbischoflich-mainzische Fritzlar, mit den benachbarten mainzischen Dörfern Ungedanken und Rothelmshausen, in eine total religiöse Isolation, die auch erhebliche wirtschsftliche Folgen hatte. Die Bevölkerung dieser "Enklave" war bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein mit großer Mehrheit katholisch. Im Zuge der fortschreitenden städtischen Entwicklung, mit dem Zuzug von Verwaltungsangestellten, Militärs und Dienstleistungsgewerbe, wuchs allerdings der Anteil der protestantischen Bevölkerung allmählich, bis er dann nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Aufnahme von Flüchtlingen und in der Folge durch Zuwanderung aus den umliegenden Orten bis etwa auf die Hälfte der Gesamtbevölkerung anwuchs.

Heute lebt auch eine beträchtliche Anzahl von Bürgern islamischen Glaubens und zumeist türkischer Herkunft in der Stadt.

Politik

Die Stadtverordnetenversammlung Fritzlar zählt 37 Stadtverordnete. Die Sitzverteilung stellt sich seit der letzten Kommunalwahl am 18. März 2001 wie folgt dar:

CDU : 17 Sitze
SPD : 14 Sitze
FWG : 3 Sitze
Bündnis90/Die Grünen : 2 Sitze
FDP : 1 Sitz

Der Bürgermeister Karl-Wilhelm Lange (CDU) wurde am 24. Oktober 1999 mit einem Stimmenanteil von 75,9 % gewählt.



Städtepartnerschaften

Stadtgliederung und Entwicklung des Stadtgebiets

Neben der Kernstadt Fritzlar selbst gibt es die Stadtteile Cappel, Geismar, Haddamar, Lohne, Obermöllrich, Rothhelmshausen, Ungedanken, Wehren, Werkel und Züschen. All diese Stadtteile wurden während der Gemeindegebietsreform zwischen 1970 und 1974 eingemeindet.


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Fritzlarer Dom St. Peter

Bauwerke

Der mittelalterliche Stadtkern ist von einer weithin intakten Stadtmauer umringt, die an strategischen Stellen von Türmen gekrönt ist. Mit 37 m Höhe ist der Graue Turm der höchste noch stehende städtische Wachturm in Deutschland. Das Rathaus, mit einem Steinrelief des St. Martin, des Schutzheiligen der Stadt, ist das älteste Amtshaus in Deutschland (1109). Die gotische Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters ist heute die evangelische Gemeindekirche, während die übrigen Gebäude des Klosters in ein modernes Krankenhaus umgewandelt worden sind. Viele Stadthäuser, insbesondere um den Markt herum, stammen aus dem 14. bis 16. Jahrhundert und sind sorgsam restauriert. Ausserhalb der Stadt befinden sich noch heute sechs Wachtürme (Warten), die im Mittelalter als Wachposten und Zufluchtsorte dienten.

  • Stiftskirche (Dom) (um 1180)
  • Büraberg (Burg und Kloster aus dem 7. und 8. Jahrhundert, konservierte Ausgrabungen, Brigidakirche)
  • Stadtmauer und Wehrtürme
  • Grauer Turm, mit Museum
  • Rathaus (von 1109, ältestes Amtshaus Deutschlands)
  • Marktplatz mit Rolandsbrunnen und ehemaliger Münze
  • Hochzeitshaus (1580), mit Geschichtsmuseum
  • Kurien
  • Fachwerkhäuser
  • Gotische Stadtkirche (ehem. Minoritenklosterkirche)
  • Kloster der Franziskaner (Minoriten), heute Hospital
  • Kloster der Ursulinen
  • Fraumünsterkirche
  • Deutschritterhaus
  • Warten (Wachtürme außerhalb der Stadt)


Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt


Historische Orte in der näheren Umgebung

  • Büraberg
  • Steinzeitsiedlung bei Geismar
  • Steinkammergrab bei Züschen, etwa 2000 B.C.