Kapellenkreuzweg Kloster Altstadt
Standort des Kapellenkreuzweges |

Der Kapellenkreuzweg Kloster Altstadt liegt westlich von Hammelburg im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen und wurde 1733 erbaut. Als Rundweg gestaltet, führt er mit einer Länge von etwa einem Kilometer um das Kloster Altstadt herum, auf dessen Vorplatz der Ausgangs- und Endpunkt liegt. Der Kreuzweg bildet den Höhepunkt einer jahrzehntelangen Bautätigkeit am Kloster Altstadt und erlangte für die damalige Zeit überregionale Bedeutung und diente als Vorbild für weitere Kreuzwege.
Geschichte

Die Franziskaner erhielten 1686 durch Papst Innozenz XI. das Recht, auf den Kreuzwegen Ablässe zu gewähren. Diese waren zunächst auf die Ordensbrüder beschränkt, wurden dann 1726 unter Papst Benedikt XIII. auf alle Gläubigen ausgedehnt. Den Pilgern wurden dadurch nach katholischer Auffassung die zeitlichen Sündenstrafen durch Gebete teilweise oder ganz erlassen. Das führte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einer Blütezeit der Kreuzwegandacht. Daraufhin ließen die Brüder des Franziskanerklosters Altstadt, das 1649 durch die thüringische Observantenprovinz St. Elisabeth gegründet wurde, 1733 den Kreuzweg mit 14 Stationen anlegen. Der beliebte Wallfahrtsort zu den 14 Nothelfern erfuhr damit einen erneuten Aufschwung. Der Kreuzweg stellte innerhalb des Hochstifts Fulda eine Besonderheit dar.
Bis in die 1980er-Jahre wurden in der Fachliteratur die Kapellenkreuzwege der Lombardei als Vorbild für den Kreuzweg des Klosters Altstadt genannt, beispielsweise in Orta San Giulio und Vares.[1] Diese Einschätzung findet sich in der aktuellen Literatur nicht mehr. Mittlerweile gilt der Kapellenkreuzweg am Kloster Kreuzberg in der Rhön als unmittelbares Vorbild. Dieser wurde 1710 als erster deutscher Kreuzweg mit 14 Stationen errichtet. Bei diesem Kreuzweg sind die Stationen ebenfalls als Kapellen gestaltet und eine freistehende Kreuzigungsgruppe bildet den Höhepunkt der Kreuzwegandacht. Auch die aufwendig gestaltete Grabkapelle entspricht der des Kapellenkreuzweges; allerdings bildet sie am Kreuzberg bereits kurz unterhalb der Kreuzigung das Ende des Kreuzweges, während der Weg beim Kloster Altstadt zurück zum Ausgangspunkt führt. Die Errichtung des Kapellenkreuzweges wurde 1886 in der Chronik des Klosters Altstadt festgehalten:

„1733 wurden die Kreuzwegstationen in Altstadt errichtet mit Erlaubniß der geistlichen Behörde in Fulda. Sie sind von Stein und bemalt, und hat zu jeder Station ein Franziskaner ein Chronostichon gemacht.“
Pater Adrian Zeininger, der dies 1886 in der Chronik niederschrieb, machte keine Angaben über den Erhaltungszustand des Kreuzweges. Der musste schon schlecht gewesen sein, da der Geschichtsschreiber in der Klosterchronik lediglich die lateinischen Inschriften auf der von einem Zierrahmen umgebenden Fläche, der Kartusche, nennt. Die darunter stehenden barocken deutschen Texte, die auch auf der Kartusche stehen müssten, erwähnt er nicht, sondern nur noch die Namen der Stifter. Dies ist ein Hinweis darauf, dass der untere Teil der Inschriften schon zu dieser Zeit nicht mehr mit vollem Wortlaut zu lesen war. Nach der Jahrhundertwende, im Jahr 1909, berichtete der Guardian Zeininger den Denkmalschutzbehörden von dem besorgniserregenden Zustand des Kreuzwegs, woraufhin diese sich damit befassten. Zwei Vertreter des Generalkonservatoriums zur Erhaltung der Kunstdenkmäler in Bayern untersuchten die einzelnen Stationen des Kreuzwegs und stellten deren Renovierungsbedürftigkeit fest. Dabei stellte sich heraus, dass die Darstellungen ursprünglich farbig gefasst waren und erst später mit weißer Farbe überstrichen wurden.[2] Ein weiterer Bericht über den Zustand des Kreuzweges war im Hammelburger Journal am 13. Juli 1909 zu lesen. Der Autor des Artikel vertritt darin die Meinung, die Renovierung des Kreuzweges wäre dringend notwendig. Die Nischen seien teilweise baufällig und die Figuren vielfach verstümmelt. An mehreren Stationen wären die Verschlussgitter lose und die Inschriften unleserlich.[3]
Erste Renovierungsphase

Das Kloster stellte sich im Zusammenhang mit der Renovierung – 176 Jahre nach der Erstellung des Kreuzwegs – zum ersten Mal die Frage, wer der Eigentümer von Grund und Boden der Stationen vier bis zwölf ist. Die anderen Stationen stehen auf Klostergrund.[4] Daraufhin wurde anhand des Hammelburger Flurplans ermittelt, dass die Stationen vier bis acht und 13 auf Grund und Boden der Stadt Hammelburg stehen. Die Stationen neun bis elf befinden sich auf dem Grund des Darlehenskassenvereins Pfaffenhausen. Die Station zwölf steht auf einem Grundstück, um das der damalige Besitzer von Saaleck mit dem Vorbesitzer einen Prozess führte. Der Guardian meldete schließlich am 13. April 1909 dem Amtsgericht Hammelburg, dass alle Beteiligten mit der Eintragung der Rechte einverstanden waren.[5]
Nach der Regelung der Besitzverhältnisse wurden die Stationen eins bis acht mit öffentlichen und privaten Spenden aber auch mit tatkräftiger Mithilfe der Bevölkerung von September 1909 bis Oktober 1915 restauriert. Mit den Renovierungsarbeiten wurde unter Leitung des Würzburger Bildhauers Mathias Kemmer am 10. September 1909 an der achten Station begonnen, da diese am baufälligsten war. Wie später bei den anderen Stationen auch wurde das Relief vollständig von der alten Bemalung gereinigt und der Naturstein ausgebessert. Eine neue Bemalung wurde allerdings nicht mehr aufgebracht. Beschädigte Teile der Figuren wurden repariert, die Inschriftentafeln teilweise erneuert. Die Kapelle selbst wurde ebenfalls renoviert. Die Arbeiten an der Station dauerten bis zum 22. Oktober.[6]

Der königliche Konservator Angermaier inspizierte am 10. Januar 1910 in Begleitung des Bildhauers Kemmer die achte Station und befand sie als gut restauriert. Im Frühjahr 1910 begannen die Arbeiten an den Stationen eins und zwei, die bis zum 24. Juli des selben Jahres dauerten. Bei dieser Gelegenheit wurden die Zieraufsätze auf dem Giebel und die oberen Inschriften-Kartuschen aus Gänheimer Sandstein nach dem Muster der übrigen Stationen wieder hergestellt.[7] Mit der Station sieben wurde im Oktober 1910 begonnen, wobei die Stifter-Inschrift ergänzt wurde. Danach erfolgte die Renovierung der Station drei, die Kemmer vom 18. Mai bis 23. Juli 1911 durchführte. Von Ende Juli bis Anfang August 1912 wurde die vierte Station restauriert. Sie steckte fast einen halben Meter im Boden und musste freigelegt werden. An den Figuren mussten viele Details des beschädigten Reliefs ersetzt werden.[8]


Die Station fünf wurde vom 21. Mai bis 5. Juli 1915 und die sechste Station wurde im September und Oktober 1915 restauriert. Mit dieser Station war die erste Restaurierungsphase mit den Stationen eins bis acht abgeschlossen. Die zweite mit den Stationen 9 bis 14 fand etwa 20 Jahre später statt. Die Station 12 wurde 1933 restauriert. Nach dem Abschluss der Renovierungsarbeiten an dieser Station am 23. Juli 1933 wurde das 200-jährige Jubiläum des Kapellenkreuzweges gefeiert. Bei diesem Fest wurden Spendengelder eingesammelt, um die Renovierungsmaßnahmen am Kreuzweg fortsetzen zu können. Von Mai bis Oktober 1934 wurde durch einen Bildhauer die 14. Station restauriert. Dabei wurden unter anderem die zerstörte Fassade und das fast unkenntliche Wappen wiederhergestellt. Die Innenrenovierung der Grabkapelle führten bis zum 15. September 1935 der Malermeister Robert Schaupp aus Hammelburg und ein Fassmaler aus Sulzthal aus. Die Kunstglaserei Güntter aus Würzburg glaste die Fenster der Grabkapelle ein. Der Betrieb stellte dabei fest, dass die Art der Verbleiung als Rundscheiben in Unterfranken sehr selten ist und dass sich unter den alten Rundscheiben noch einzelne, sogenannte Mondscheiben befanden.[9]
Vom 21. August bis 6. September 1941 erfolgte die Restaurierung der Stationen 9 bis 11 und 13. Hierbei wurden unter anderem fehlende Teile der Inschrift ergänzt und die einzelnen Kapellengitter gestrichen. Die fehlenden Abschnitte der Inschrift konnten teilweise nach dem Studium der Klosterchronik (Annales Conventus Palaeopolitani – Band zwei und drei) ergänzt werden. An den Stationen 9, 10, 11 und 13 ergänzte Bildhauer Andreas Winzheimer aus Würzburg in der Zeit vom 21. August bis 6. September 1941 fehlende Teile. Außerdem erhielten die Gitter der einzelnen Stationen einen neuen Anstrich.[10]
Die Renovierung der Station zwölf im Jahre 1933 fand zu spät statt, da die Station bereits stark beschädigt war. Im Jahr 1945, zwölf Jahre nach der Renovierung, musste diese Station erneut instandgesetzt werden.[11]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden verschiedentlich einzelne Stationen renoviert. 1987 war die 14. Station an der Reihe. 1988 restaurierte der Westheimer Bildhauer Siegfried Herterich die 13. Station für 30.000 Deutsche Mark. Die Kosten konnten durch eine Spende der Sparkasse Bad Kissingen gedeckt werden.
Zweite Renovierungsphase

Von 1993 bis 1996 erfolgte eine vollständige Restaurierung des gesamten Kreuzweges. Dabei wurden die augenfälligen Schäden an den Stationen behoben. Es wurde auch versucht einen weiteren Verfall des Kreuzweges entgegenzuwirken. Stadtbaumeister Adolf Weibel und sein Mitarbeiter Reiner Baden von der städtischen Bauabteilung übernahmen die Aufsicht über die Bauarbeiten, die durch die Firma Muth aus Ebensfeld ausgeführt wurden. Dr. Annette Faber vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege stand beratend zur Seite. Während der Renovierungsphase wurden die einzelnen Stationen mit einem Wetterschutz versehen.
Auf Wunsch des Klosters wurde bei dieser Restaurierung versucht, die teilweise unleserlich gewordenen Inschriften der einzelnen Kapellen lesbar zu ergänzen. Bei der Untersuchung stellte sich heraus, dass die Ergänzung bei der ersten Renovierung Anfang des 20. Jahrhunderts in mehreren Fällen fehlerhaft war. Probleme gab es bei den Stationen eins, zwei, zehn und 13. Die Namen der Stifter konnten nicht überall ergänzt werden. Bei den Stationen neun und elf waren bereits bei der letzten Restaurierung die Kartuschen zu stark beschädigt gewesen. Lediglich die lateinischen Inschriften konnten nach den Angaben in der Klosterchronik erneuert werden. Dem Wunsch des Klosters entsprechend wurden die deutschen Übersetzungen eingefügt.

Bei der Station vier wurde während dieser Renovierungsphase durch die Firma Lömpel aus Arnstein zwischen Natursteinmauer und der Kapelle eine Vertikalisolierung eingebaut, die eine weitere Durchfeuchtung von hinten verhindert. Die Stationen fünf und sechs wurden unter Mitwirkung der Firma Bindrum und Sohn aus Hammelburg komplett ausgebaut, die Mauernischen entsprechend vertieft und ausgemauert, der Sockel mit Schrifttafel und Relief freistehend ohne Kontakt zur Rückwand neu aufgebaut. Der gleiche Betrieb legte die Stationen neun bis 13 im Erdbereich dreiseitig frei, isolierte sie und baute eine Drainage ein.
Die Restaurierungskosten beliefen sich auf etwa 370.000 Euro und wurden von der Stadt Hammelburg mit Zuschüssen des Landesamtes für Denkmalpflege, der Landesstiftung und der Diözese Würzburg aufgebracht.[12] 1999 wurden neben den 14 Stationen Erläuterungstafeln angebracht, auf denen die von Pfarrer Treutlein verfasste Beschreibung der Stationsmotive und Bibelverse zu lesen sind.
Verlauf

Der Kreuzweg als Rundweg stellt eine Seltenheit unter den Kreuzwegandachten dar. Diese Form trat vereinzelt erst im Barock auf. Anfang und Ende des Weges ist der Vorplatz der Klosterkirche. Die geschlossene Form war von Anfang an geplant. Auf der einen Seite führt der Alleeweg nach oben und auf der anderen Seite geht es über den Treppenweg zurück zur Klosterkirche. Die 14 Stationen haben ungefähr den gleichen Abstand voneinander. Die Kreuzigungsgruppe steht auf einem Plateau mit Blickachse zur Stadt, zum Kellereischloss und in das Fränkische Saaletal.
Der Kapellenkreuzweg beginnt auf dem Kirchenplatz an der Nordseite der Kirche in einer Höhe von 203 Metern über Normalnull und 30 Meter oberhalb der Fränkischen Saale. Die erste und die zweite Kapelle stehen direkt an der Klostermauer. Die dritte Station befindet sich an deren Westseite. Die Stationen vier bis sechs sind teilweise in die Außenseite der nördlichen Klostermauer eingelassen. Der Weg steigt daraufhin langsam an, führt um die Südostecke des Klosters herum und wird steiler. An der Außenseite der Ostmauer folgen die Stationen sieben und acht. Der Weg biegt am Ende der Ostmauer nach Westen ab und führt als Alleeweg mit alten Kastanienbäumen und Linden und den Stationen neun bis elf innerhalb des Waldes stetig bergauf. Am höchsten Punkt des Kreuzweges, in etwa 270 Meter Höhe über Normalnull, keine 100 Meter vom Schloss Saaleck entfernt und etwa 15 Meter unterhalb des Schlosses, steht die zwölfte Station, die Kreuzigung. Dieser erhöhte Ort symbolisiert den Berg Golgotha, auch Kalvarienberg genannt. Anschließend geht es der Westmauer folgend einen Treppenweg hinunter zum Kloster. Am Treppenweg befindet sich die 13. Station. Den Abschluss des Kreuzweges bildet die Grabkapelle am Kirchenplatz innerhalb des Klosters und nur wenige Meter von der ersten Station entfernt.
Beschreibung
Die einzelnen Kreuzwegsstationen sind als Kapellen mit Rundbogennischen gestaltet; die Rahmung bilden Pilaster mit Schmuckbändern aus Akanthusblattgewinden, Blumen und Blüten. Über den Pilastern erstreckt sich ein mit Rollwerk und Akanthus verzierter gesprengter Giebel, eine Giebelform, bei der der Mittelteil ausgespart und nicht geschlossen ist. Die Stationen sind auf Kartuschen am Giebelfeld nummeriert, die Giebel mit Kreuzen bekrönt. Den Kapellennischen sind Balustraden vorangestellt. In dem so entstandenen Raum befindet sich das Figurenrelief auf einem hohen Sockel, darunter eine Sockelkartusche mit Inschrift. Die Stationen waren ursprünglich farbig bemalt und mit Gittern verschlossen. Heute sind nur noch vereinzelt farbliche Reste vorhanden, und nur an den Stationen sieben und acht befinden sich Gitter, während bei den anderen nur noch die Scharnierbänder zu sehen sind. Die Kapellen haben – bis auf Station 12 (Kreuzigung) und 14 (Grabkapelle) – bei einer Breite von etwa zwei Metern eine Höhe von etwa 3,5 Metern. Das Figurenrelief selbst hat eine Breite von etwa 1,2 und eine Höhe von etwa 1,5 Metern.

Die Inschriften beschreiben in lateinisch und deutsch das Geschehen der jeweiligen Station. Darunter ist der Name des Stifters zu lesen. Die lateinischen Inschriften sind meist als Chronogramm gestaltet. Die Buchstaben I, V, X, L, C, D, und M werden als römische Zahlen hervorgehoben, deren Addition jeweils die Jahreszahl 1733 ergibt, das Jahr, in dem der Kreuzweg errichtet wurde.
Sieben Kapellen der 14 Stationen – eins, zwei und sieben bis elf – sind aus grünlichgelbem, die Stationen drei, sechs und zwölf bis 14, einschließlich der Kreuzigungsgruppe und der Grabkapelle aus rotem Sandstein ausgeführt, wobei letztere mit Verkröpfungen und seitlichen Volutenschnecken schmuckreicher sind. Der Grund dafür liegt darin, dass die Kapellen aus rotem Sandstein an exponierten Stellen, beispielsweise an der Wallfahrtsstraße, stehen.

Die Figurenreliefs und die Figuren der Kreuzigung und der Grabkapelle sind ausnahmslos aus grünlichgelbem Sandstein gefertigt. Spuren der ursprünglichen Bemalung sind noch an einigen Relieffiguren vorhanden. 1996 wurde während der Renovierung die Dornenkrone Christi mit einer frischen Vergoldung versehen. Durch die Renovierungsmaßnahmen unterscheidet sich die heutige Erscheinungsweise der Reliefs von der damaligen durchgehend farbigen Ausgestaltung, die die Volksfrömmigkeit ansprechen sollte.
Die Grabkapelle, ebenfalls aus rotem Sandstein, ragt als Risalit aus der Klostermauer hervor. In der Fassadengestaltung mit gesprengtem Giebel und Kreuzbekrönung, den Seitenvoluten und der Balustrade wurden bewusst Motive der Stationen übernommen. Die Grabkapelle trägt über dem Eingang ein Giebelfeld mit reichverzierter Kartusche und dem Doppelwappen des Stifterehepaares Hugo Phillipp Eckenbert von Dalberg und Anna Zobel von Giebelstadt.
Bei den einzelnen Stationen sind die Szenen des jeweiligen Passionsereignisses figurenreich und mit zahlreichen Details dargestellt. Die Widersacher Christi sind mit fratzenhaften Gesichtern und überspitzten Gesichtern gestaltet. Durch die ehemalige farbige Bemalung der Reliefs sollten Gut und Böse leicht zu unterscheiden sein und die leidende Gestalt Christi zum Mitleid anregen.
Künstler

Die Künstler des Hammelburger Kreuzweges sind die gleichen wie jene, die die Kreuzwege beim Kloster Volkersberg in der Nähe von Bad Brückenau und in Fulda auf dem Frauenberg und dem Kalvarienberg gestalteten. Es handelt sich dabei um den Hammelburger Bildhauer Johann Jakob Faulstieg (1697–1768) und seinen Helfer, den Franziskanerbruder Wenzeslaus Marx (1708–1773) aus Leitmeritz.[13] Das Konzept der Kreuzweganlage, die Kapellengestaltung und die Komposition der Figurenreliefs stammen von Faulstieg.[14] Die Geschlossenheit der Komposition, die überzeugende Tiefenstaffelung raumschaffender Figuren verweisen auf ihn. Faulstieg arbeitete mit Figurenüberschneidungen und gestaltete zudem Rückenfiguren. Die Figuren sind meist von kompaktem Körperbau mit eher rundlichen Gesichtern.
Die Arbeiten von Wenzeslaus lassen sich an den Figuren mit Überlänge erkennen, wie etwa die Reliefs der Stationen zwei und drei.[15] Die Oberflächengestaltung ist dabei weniger lebhaft, die Gewandbildung verhaltener. Im Umgang mit Figurenüberschneidungen zeigt er sich wesentlich zaghafter als Faulstieg. Die von Wenzeslaus ausgeführten Reliefs wirken etwas steifer. Es gibt unter den Figurenreliefs Stationen, an denen beide Künstler gemeinsam gearbeitet haben, wie an der ersten Station. Bei dieser stammt die Gruppe um Christus von Wenzeslaus und die Palastarchitektur mit Balustrade und Arkadenbögen von Faulstieg. An der freistehenden Kreuzigungsgruppe waren ebenfalls beide tätig.
Es muss allerdings noch ein dritter Künstler an der Ausarbeitung des Kreuzweges beteiligt gewesen sein. Die Figurenreliefs der siebten und achten Station weisen in ihrer Ausführung deutlich auf eine Werkstattarbeit hin. Es fehlt dabei den dargestellten Szenen an Prägnanz. Unklar bleibt der Ausdruck der Figurengesichter. Dieser Künstler zeigte zudem Schwächen in der anatomisch richtigen Wiedergabe von Körpern. Dies alles spricht für einen Werkstattgesellen von Faulstieg.[15]
Für die aufwendige Ausgestaltung und die barocke Anlage des Kreuzweges dürfte der Einfluss von Andres Galasini verantwortlich gewesen sein.[16] Von 1725 bis 1733 übernahm der aus Mantua stammende Baumeister im Auftrag des Fürstabts von Fulda, Adolf von Dalberg, die Umgestaltung des Kellereischlosses. Er gestaltete die Gartenseite mit einer Altane. An den Kapellen des Kreuzweges sind diese Arkadenmotive sowie die Balustradengestaltung wiederzufinden. Die Konzeption des Kreuzweges mit einer barocken Blickachse zum Kellereischloss hinunter dürfte ebenfalls durch Galasini angeregt worden sein.
Faulstieg wurde bald nach der Fertigstellung des Kreuzweges mit der Errichtung weiterer Andachtswege im Hochstift Fulda beauftragt. Die Wirkung des Kapellenkreuzweges reichte bis Würzburg. Dort wurde nach Plänen von Johann Balthasar Neumann ein Stationsweg am Käppele mit einzelnen Kapellen als Pavillons, die an barocke Schlossarchitektur erinnern, angelegt.[16] Darin stehen lebensgroße, freistehende Figuren. Der Kapellenkreuzweg Kloster Altstadt bildete eine Vorstufe für die dortige Gestaltung.
Stationen
An den Stationen wird die jeweilige Szene kurz in lateinischen elegischen Distichen (Übersetzung nachstehend in runden Klammern) und Deutsch (in lyrischer Form) beschrieben. Teile der Inschrift, die nach dem langen Verfall nicht mehr entzifferbar waren, hat man bei den Restaurierungen auf den Inschrifttafeln freigelassen. Ergänzungsvorschläge des Restaurators sind nachstehend in eckigen Klammern ([…]) eingefügt.[17] Bei jeder Station ist seit 1999 auf einer nebenstehenden Tafel ein Bibelvers zitiert.
Station 1
Die erste Station zeigt die Verurteilung Christi durch Pilatus. Christus wird von Schergen umringt und gefesselt und trägt eine Dornenkrone. Zwischen der Gruppe um Christus und Pilatus erscheint ein Knabe, fast verdeckt, mit einem Wassergefäß. Dies und die erhobenen Hände des Pilatus sind ein Hinweis darauf, dass er seine Hände in Unschuld wäscht. Der Reliefgrund der Kapellenausführung zeigt eine reichgegliederte Palastarchitektur mit Balustrade und Arkaden, in der die Geißelung Christi zu sehen ist.
|
![]() |
Station 2
Die zweite Station zeigt, wie Christus das Kreuz auf seine Schultern nimmt. Schergen umgeben ihn, die ihn verhöhnen. Die Lanzen der Soldaten erscheinen im Hintergrund vor einer Stadtarchitektur.
|
![]() |
Station 3
Die dritte Station zeigt, wie Christus das erste Mal unter dem Kreuz zusammenbricht. Christus ist erschöpft auf die Knie gesunken. Von den Soldaten wird er genötigt, weiterzugehen. Im Hintergrund erhebt sich über der Szene ein Reiter vor einer Palastarchitektur.
Station 4
Die vierte Station zeigt die Begegnung Jesu mit seiner Mutter Maria. Maria wendet sich weinend ihrem Sohn zu. Jesus ergreift tröstend die Hand seiner Mutter. Die Schergen drängen ihn aber bereits vehement weiter.
Station 5
Die fünfte Station zeigt, wie Simon von Cyrene hilft, das Kreuz zu tragen. Seine Peiniger, die sich dicht um Christus drängen, treiben ihn voran. Simon von Cyrene hat das untere Ende des Kreuzes ergriffen. Er wird rechts mit Turban und Bart dargestellt. Er ist von der Last nicht begeistert und schaut widerwillig zur Seite.
Station 6
Die sechste Station zeigt, wie Christus auf seinem weiteren Weg Veronika begegnet. Sie reicht ihm dabei ein Schweißtuch. Christus wird von einem Schergen mit einem Stock von hinten weitergetrieben.
Station 7
Die siebte Station zeigt, wie Christus ein zweites Mal unter dem Kreuz zusammenbricht. Er wird dabei von den Schergen des Pilatus verspottet und mit Füßen getreten.
Station 8
Die achte Station zeigt, wie Christus die weinenden Frauen am Wegrand tröstet. Er wendet sich einer Frau zu, die mit einem Tuch ihre Tränen trocknet.
Station 9
Die neunte Station zeigt, wie Christus das dritte Mal unter dem Kreuz stürzt. Er wird erneut, am Boden liegend, verhöhnt und mit Füßen getreten. Einer der verurteilten Schächer hilft ihm, das Kreuz wieder aufzunehmen. Im Hintergrund erscheint über der Szene ein Reiter. Der Reliefgrund deutet eine Palastarchitektur und eine Kirche an.
Station 10
Die zehnte Station zeigt, wie Christus von den Schergen entkleidet wird. Sie greifen grob nach ihm und zerren ihm das Gewand vom Leibe. Der Berg Golgatha ist bereits im Hintergrund zu sehen.
|
![]() |
Station 11
Die elfte Station zeigt, wie Christus an das Kreuz genagelt wird. Das Tun der Henkersknechte wird ausführlich dargestellt. Der Blick geht im Hintergrund vom Berg Golgotha hinunter zu einer Ansiedlung, die von der architektonischen Gestaltung her an eine fränkische Stadt erinnert.
|
![]() |
Station 12
Die zentrale Station des Kreuzweges ist die zwölfte, die die Kreuzigung Christi zeigt. Diese Station erhebt sich wie bei der Kreuzigung Christi auf Golgatha am höchsten Punkt des Kreuzweges und ist wie eine Schauspielbühne gestaltet. Sie ist als große, freistehende Figurengruppe angelegt und befindet sich direkt zu Füßen von Schloss Saaleck. Die Kreuze stehen auf felsigem Grund, den Berg Golgotha symbolisierend, und sind über eine zweiarmige Treppe mit Balustrade erreichbar. die Sockelzone trägt die Jahreszahl 1733. Im felsigen Boden sind Pflanzen, Tiere und Skelette dargestellt als Zeichen dafür, dass die ganze Schöpfung vom Erlösungswerk Christi betroffen ist. Das Geschehen aus dem Glauben heraus deuten Spruchbänder und Kartuschen mit Inschriften an. Auf beiden Seiten der Brüstung steht je eine Putte mit Inschriften.
In der Mitte erscheint Christus mit Strahlenkrone. Maria kniet betend an seinem Kreuz. Der Apostel Johannes ist rechts dargestellt. Die wehklagende Maria Magdalena erhebt sich links. Das Geschehen wird rechts und links von den beiden gekreuzigten Schächern umrahmt. Christus neigt sich sterbend dem reumütigen Schächer zu. Der andere Mitgekreuzigte wendet sich mit herausgestreckter Zunge vom Erlöser weg.
Linker Putto auf der vorderen Brüstung:
|
![]() |
Rechter Putto auf der vorderen Brüstung:
|
![]() |
Station 13
Die 13. Station zeigt die Kreuzabnahme Christi. Der tote Christus ist in den Schoß seiner Mutter gesunken. Die Füße des Herrn ergreift neben ihr die Rückenfigur des Nikodemus. Maria Magdalena und Johannes erscheinen auf der rechten Seite.
|
![]() |
Station 14
Die 14. Station zeigt die Grablegung Christi. Sie ist als geschlossene Grabkapelle gebildet. In einem felsigen Grab, von Engeln beweint, liegt Christus. Der Auferstandene wird über einer Altarplatte in einer Strahlenmanderola als Sieger mit der Kreuzfahne gezeigt. Die Bemalung der Figuren in der Grabkapelle entstammen der Renovierung im Jahr 1935.
Einzelnachweise
- ↑ Kirchenführer des Klosters Altstadt. Seite 19.
- ↑ Annales Conventus Palaeopolitani. Band zwei, Seite 128 f.
- ↑ Hammelburger Journal. Ausgabe vom 13. Juli 1909.
- ↑ Der Kapellenkreuzweg des Franziskanerklosters Altstadt. Seite 42.
- ↑ Annales Conventus Palaeopolitani. Band zwei, Seite 145.
- ↑ Annales Conventus Palaeopolitani. Band zwei, Seite 130, 135 ff und 138.
- ↑ Annales Conventus Palaeopolitani. Band zwei, Seite 148.
- ↑ Annales Conventus Palaeopolitani. Band zwei, Seite 165 f.
- ↑ Annales Conventus Palaeopolitani. Band drei, Seite 19 f.
- ↑ Annales Conventus Palaeopolitani. Band drei, Seite 41.
- ↑ Annales Conventus Palaeopolitani. Band drei, Seite 51.
- ↑ Der Kapellenkreuzweg des Franziskanerklosters Altstadt. Seite 43.
- ↑ Der Kapellenkreuzweg des Franziskanerklosters Altstadt. Seite neun.
- ↑ Der Kapellenkreuzweg des Franziskanerklosters Altstadt. Seite neun und zehn.
- ↑ a b Der Kapellenkreuzweg des Franziskanerklosters Altstadt. Seite zehn.
- ↑ a b Der Kapellenkreuzweg des Franziskanerklosters Altstadt. Seite elf.
- ↑ Angegebene Ergänzungsvorschläge stammen aus Der Kapellenkreuzweg des Franziskanerklosters Altstadt.
- ↑ Teilweise rekonstruierte Inschrift in Der Kapellenkreuzweg des Franziskanerklosters Altstadt, I. Station.
- ↑ Teilweise rekonstruierte Inschrift in Der Kapellenkreuzweg des Franziskanerklosters Altstadt, II. Station.
- ↑ Teilweise rekonstruierte Inschrift in Der Kapellenkreuzweg des Franziskanerklosters Altstadt, Statio 10te.
- ↑ Die Inschrift wurde 1941 versehentlich falsch restauriert. Zu lesen ist POLITRISTES, was allerdings POLITRISTRES heißen muss.
- ↑ Teilweise rekonstruierte Inschrift in Der Kapellenkreuzweg des Franziskanerklosters Altstadt, XIII. Station.
Literatur
- Rainer Baden, Hartwig Gerhard und andere: Der Kapellenkreuzweg des Franziskanerklosters Altstadt. Druckerei Walz, Hammelburg 2002.
- Peda-Kunstführer Nummer 412: Hammelburg – Franziskanerkloster Altstadt. Kunstverlag-Peda, Passau 1998. ISBN 3-89643-068-8.
- Kloster Altstadt (Hrsg.): Annales Conventus Palaeopolitani – Band zwei und drei.