Erich Wewel
Erich Wewel (Verleger)
Erich Wewel (* 16. April 1894 in Sanditten , * 11. Oktober 1974 in Freiburg (Breisgau), verheiratet mit Maria, geb. Mai, vier Kinder), deutscher Journalist und Verleger
Kindheit und Studium
Erich Wewel wurde am 16. April 1894 im ostpreußischen Sanditten als Sohn einer westfälischen Familie geboren. Seinen Vater hatte es als Rentmeister dorthin verschlagen. Nach seiner Gymnasialzeit studiert Wewel in Königsberg, Breslau, Heidelberg und Freiburg Philosophie, Theologie und Kunstgeschichte. Seine Lehrer sind u. a. Edmund Husserl, Martin Heidegger, Josef Geyser, Heinrich Finke und Engelbert Krebs. Das durch den Ersten Weltkrieg unterbrochene Studium schließt Wewel 1924 mit der Promotion beim Freiburger Historiker Heinrich Finke ab. Während der Studienzeit voluntiert er bei der Buchhandlung Gräfe und Unzer in Königsberg.
Journalist
Am politischen und kulturellen Zeitgeschehen lebhaft interessiert, geht Erich Wewel nach seiner akademischen Ausbildung zur Presse. 1928 gründet er die Kulturkorrespondenz „Görresdienst“, 1931 wird er Schriftleiter des „Westfälischen Volksblattes“ in Paderborn. Wegen seiner Warnungen vor dem Nationalsozialismus und vor der Politik des Reichskanzlers von Papen muss er 1933 seine Stelle aufgeben. Er übersiedelt nach München und wird 1935 Hauptschriftleiter der Augsburger Postzeitung, einer der ältesten deutschen Tageszeitungen. Weil seine politische Einstellung auch dort als „untragbar“ angesehen wird und er sich weigert in die Partei einzutreten, wird er schon nach wenigen Monaten fristlos entlassen. Mit seiner Frau und vier Kindern hält er sich mit Arbeiten für verschiedene katholische Monatsschriften über Wasser.
1936 gründet Erich Wewel den Verlag „Das Wort in der Zeit“ und übernimmt vom Manz Verlag die gleichnamige Zeitschrift und die Zeitschrift „Der Prediger und Katechet“ in ihrem 86. Jahrgang. 1937 zieht er nach Krailling vor München, 1938 werden beide Zeitschriften verboten. Wewel nennt den Verlag um in Erich Wewel Verlag und bringt 1939 den ersten Verlagsprospekt heraus. Auch dieser wird von der Gestapo beschlagnahmt, nachdem eine englische Zeitschrift ihn mit der Bemerkung abgedruckt hat, es gäbe in Deutschland eben doch noch geistig selbständige Verleger. Zum Verlagssignet hat Wewel den Adler des Evangelisten Johannes gewählt. Darunter stand der Vers Hölderlins: „Weil an den Adler sich halten müssen, damit sich nicht mit eigenem Sinne zornig deuten die Dichter, wohnen über dem Fluge des Vogels .... die Prophetischen.“
Wewel wird 1938 Hauptschriftleiter der „Münchner katholischen Kirchenzeitung“. Seine Arbeit besorgt er zum Teil vom Militärflughafen Fürstenfeldbruck aus, wohin er am ersten Kriegstag als Funker eingezogen wurde. 1941 verbietet das Reichspropagandaministerium die „Kirchenzeitung“.
Buchverleger
Eines der ersten Werke im Erich Wewel Verlag war das Buch von Josef Sellmair „Der Mensch in der Tragik“, womit Wewel damals genau die innere Situation vieler an sich und der Zeit leidenden Menschen traf. Bezeichnend für seine der Zeit vorauseilende ökumenische Haltung ist das 1940 erschienene Buch von Josef Pascher »Inwendiges Leben in der Werkgefahr«. Sein Verlag bringt auch Kinder- und Jugendbücher in künstlerischer Ausstattung heraus. Da er aber nicht dem Verlangen des Reichspropagandaministeriums nachkommt, alles Christliche und Religiöse aus diesen Büchern zu entfernen, muss er ihre Produktion wieder einstellen. Andere Bücher werden von der Gestapo verboten. 1943 kommt der erste Stillegungsbescheid, 1944 der zweite, endgültige.
Unter dem Verdacht zur Widerstandsbewegung zu gehören, wird Wewel im Mai 1943 nach einer Hausdurchsuchung von der Gestapo verhaftet, kommt aber, da ihm keine direkte Verbindung zur „Weißen Rose“ nachzuweisen ist, nach drei Wochen wieder frei.
Wie schon zu Beginn des Krieges muss Wewel im Januar 1945 mit 51 Jahren erneut als Flakkanonier in den Militärdienst und wird auf die so genannte „Goebbelsliste“ der „unerwünschten, überflüssigen Kulturschaffenden“ gesetzt. Krank entlassen, durch die ständigen Bedrängnisse und Not der vorangegangenen Jahre geschwächt, übernahm er nach dem Krieg nochmals für kurze Zeit die Schriftleitung der „Münchener Katholischen Kirchenzeitung.“
Erst 1948 konnte er wieder Bücher herausbringen. In der endlich wiedergewonnenen Geistesfreiheit war es ihm nun möglich, lange gehegte Pläne zu verwirklichen, allem voran die „Deutsche Gesamtausgabe der Werke von Wladimir Solojew“ in acht Bänden.
1951 übersiedelt er mit seiner Familie und dem Verlag nach Freiburg im Breisgau. Ein großer Erfolg wurde die dreibändige Moraltheologe „Das Gesetz Christi“ von Bernhard Häring, die in kurzer Zeit acht Auflagen erreichte und in neun Sprachen übersetzt wurde. Der Verfasser war als Berater maßgeblich am Zweiten Vaticanum beteiligt und hat die Konzilsdokumente im Geiste des Konzils in die verschiedenen Auflagen seines Werkes hineingearbeitet. Auch andere bei Wewel erschienene Werke waren wegweisend für die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils, besonders im Blick auf die ökumenische Bewegung.
Es sind vor allem philosophische, theologische und religionswissenschaftliche Werke, die bei Wewel erschienen. Von seinen Autoren seien noch genannt: Eugen Biser, Emerich Coreth, Julius Kardinal Döpfner, Heinrich Fries, Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Josef Goldbrunner, Hans Herrmann, Evaristus Mader, Joseph Möller, Nikolaus Monzel, Ludolf Müller, Thomas Ohm, Alfred Schüler, Joseph Kardinal Ratzinger, Jörg und Ingrid Splett.
Wewels großes Anliegen war die Wiedervereinigung der Christenheit. Das führte ihn zu Solowjew. Nie hätte er ein Buch veröffentlicht, daß diesem Anliegen abträglich sein könnte. Wichtig war ihm auch stets die Harmonie von geistiger Aussage, sprachlicher Aussageform, Satz und Druck sowie Ausstattung eines Buches. Wiederholt bekamen Bücher seines Verlages die Auszeichnung, zu den „schönsten Büchern des Jahres“ zu gehören.
1966 wurde Erich Wewel von Papst Paul VI. „für große Verdienste um Kirche und katholische Publizistik“ das Ritterkreuz des Silvesterordens verliehen.
Erich Wewel starb nach langer Krankheit am 11. Oktober 1974. Er ist auf dem Freiburger Hauptfriedhof begraben.