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Mescalin

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Strukturformel von Meskalin.
Kalottenmodell des Meskalin.

Meskalin (3,4,5-Trimethoxyphenyl-1-ethylamin) ist ein halluzinogenes Alkaloid mit Phenethylamin-Struktur.

Vorkommen

Lophophora williamsii.

Meskalin findet sich in dem mittelamerikanischen Peyote-Kaktus (Lophophora williamsii), der südamerikanischen Kakteengattung Trichocereus (T. pachanoi, T. bridgesii, T. peruvianus) und vielen weiteren Kakteenarten. Meskalin, löslich in Wasser und in Alkohol, kann aus genannten Quellen mittels Extraktion gewonnen werden, es lässt sich aber auch synthetisch herstellen. Es wurde erstmals 1896 von Arthur Heffter isoliert; Ernst Späth gelang 1919[1] die Strukturaufklärung und die Erstsynthese. Aufgrund gehäufter Diebstähle nahmen viele botanische Gärten in Europa diese Art aus ihren öffentlichen Sammlungen heraus, obwohl der Wirkstoffgehalt unter mitteleuropäischem Klima gezogener Pflanzen für eine Rauschwirkung nicht ausreicht.

Dosierung und Konsum

Starke Halluzinationen treten bei Einnahme von rund 30g getrockneten Peyote (ca. 300mg Meskalin) ein. Bevor die Wirkung einsetzt, kommt es meist zu Übelkeit und oft auch zu Erbrechen. Der Rausch selbst hält dann 6 bis 9 Stunden an. Nachwirkungen können bis zu 12 Stunden wahrgenommen werden. Wirksame Dosen beginnen bei 2 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Ab 3 Milligramm pro Kilogramm setzen zunächst Hyperaktivität und innere Unruhe, dann leicht veränderte Wahrnehmung und ein intensiviertes Farbensehen ein. Halluzinatorische Visionen ohne Realitätsverlust können eintreten. Ab 4 Milligramm pro Kilogramm setzen zunächst Hyperaktivität und innere Unruhe, dann eine deutlich veränderte, meist als verschärft empfundene Wahrnehmung und ein deutlich intensiviertes Farbensehen ein. Halluzinatorische Visionen und Traumbilder ohne Realitätsverlust treten ein. Ab 5 Milligramm pro Kilogramm setzen zunächst Hyperaktivität und innere Unruhe ein. Die Wahrnehmung verändert sich sehr stark. Intensiv leuchtende Farben werden wahrgenommen. Die Wahrnehmung mit allen Sinnen ist deutlich verschärft. Das barfüssige Laufen über z.B. Moos, Wiesen oder Sand, das Riechen an Minze oder Basillikum oder das Betrachten von Wolkenbildern, Wasserwellen oder Aufschwämmungen von Uferschlamm, sowie das Hören von Musik unterschiedlichster Art wird zu einem "Feuerwerk der Gefühle". Einige Konsumenten berichten, dass sie ihre Umwelt (Umgebung) noch nie so bewusst und intensiv wahrgenommen haben. Häufig resultiert daraus nachhaltig eine andere Bewertung der Umwelt und des Lebens, welche/s mehr geschätzt und mit größerem Respekt und Interesse behandelt wird. Zusätzlich treten Halluzinatorische Visionen, ekstatische Glücksgefühlen und Glückseligkeit bis hin zur ozeanischen Ich-Auflösung (Flow) ein. Die Erfahrungen werden mit religiöser Tiefe beschrieben.

Strukturverwandt mit Meskalin ist das 3-Methoxy-4,5-methylendioxyamphetamin (MMDA), welches nach Einnahme von Myristicin, einem Inhaltsstoff des Muskatnussöls, möglicherweise als Stoffwechselprodukt entsteht. MMDA ist das Methoxy-Analogon des MDA.

Besonders unangenehm bei allen Einnahmeformen ist der extrem bittere Geschmack des Kaktus. Auszüge aus Peyote oder San Pedro können aber auch alkoholischen Getränken wie Bier oder Mezcal beigemischt werden, was für einen angenehmeren Geschmack sorgt. Außerdem ist es möglich kleine Kaktusteile pur oder mit Kräutern bzw. Tabak zu rauchen.

Zubereitung

Zur Zubereitung von Meskalin werden die Buttons oberhalb der Wurzel abgeschnitten. Sie können frisch gegessen werden oder nach dem Trocknen zerkleinert oder pulverisiert eingenommen werden. Außerdem kann man mit den Buttons einen Tee bereiten. Der San Pedro wird frisch oder trocken gegessen und kann in allen Formen, wie auch Peyote, konsumiert und eingenommen werden. Geschnittene Stangen werden in den USA in einer Länge von einem Meter und 10 Zentimeter Durchmesser verkauft. Ein Stück von 10 bis 20 Zentimetern Länge reicht für den gewünschten Effekt aus. Stacheln und Haut müssen entfernt werden. Die Haut soll nicht weggeworfen werden. Das grüne Gewebe an der Haut enthält eine hohe Konzentration von Meskalin. Manche Menschen kauen die Haut solange bis sie allen Saft aus ihr gewonnen haben. Falls eine andere Einnahmeart bevorzugt wird, kann die Haut mehrere Stunden in einem Topf mit Wasser gekocht werden. Daraus kann später ein potenter Tee aufgesetzt werden. Das hölzerne Kerngehäuse kann nicht verzehrt werden. Man kann aber wie bei einem Maiskolben das Fruchtfleisch drumherum essen. Das Kerngehäuse beinhaltet wenig alkaloide Substanz. Diese geringe Menge kann aber zermahlen und als Tee aufgekocht werden.

Risiken

Meskalin.

Starke Halluzinogene wie Meskalin oder LSD können eine Psychose (Drogenpsychose) auslösen. Nach repräsentativen US-Studien in den 1970er Jahren traten Flashbacks bei zirka 20 bis 28% der – vor Konsum psychisch gesunden – Konsumenten auf.[2] [3] Im Drogen-Kontext gilt die Bezeichnung Flashback heute als informell und als wissenschaftlich unpräzise und veraltet, man spricht heute von Persistierenden Wahrnehmungsstörungen bzw. von HPPD (Kürzel für Hallucinogen Persisting Perception Disorder). Der orale LD50-Wert für eine Maus liegt bei 880 Milligram pro Kilogramm.

Geschichte der Verwendung

Mexikanische Indianerstämme griffen auf Meskalin als "Inspirationsdroge" zurück. Als Halluzinogen war Meskalin neben LSD in der Drogenszene der 60er Jahre weit verbreitet. Es wurde mit Blick auf den sozialen Kontext der US-amerikanischen Indianer-Reservate von einigen Medizinern und Ethnologen wiederholt als Alternative zum Alkohol vorgeschlagen.

Der Native American Church ist es in 12 Bundesstaaten vertraglich gestattet, das ansonsten illegale Meskalin im Rahmen ihrer Rituale zu konsumieren.

Die Wirkung von Meskalin ist im 20. Jahrhundert außer von Anthropologen (besonders von W. LaBarre und J.S. Slotkin) auch von manchen Schriftstellern und Künstlern erforscht worden, v. a. von Aldous Huxley, Antonin Artaud, Henri Michaux und Carlos Castaneda.

Einige Bekanntheit erlangte Meskalin durch das unter gleichem Namen verfilmte Buch "Fear and Loathing in Las Vegas" von Hunter S. Thompson.

Rechtslage

Mit der Vierten Betäubungsmittel-Gleichstellungsverordnung (4. BtMGlV)[4] vom 21. Februar 1967, in Kraft getreten am 25. Februar 1967, wurde Meskalin in der Bundesrepublik Deutschland den betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften des Opiumgesetzes unterstellt.

Meskalin ist in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund seiner Aufführung in der Anlage 1 BtMG ein nicht verkehrsfähiges Betäubungsmittel. Der Umgang ohne Erlaubnis ist grundsätzlich strafbar. Weitere Informationen sind im Hauptartikel Betäubungsmittelrecht in Deutschland zu finden.

In Österreich und Deutschland fällt der lebende Peyotekaktus nicht unter das Betäubungs- bzw. Suchtmittelgesetz, allerdings das enthaltene Meskalin schon. Somit ist strenggenommen auch der Kaktus nicht verkehrsfähig, obwohl er immer wieder im Blumenfachhandel erhältlich ist. Seine Verwendung als Droge ist auf jeden Fall verboten. Samen sind im Fachhandel frei erhältlich. Homöopathische Zubereitungen (Anhalonium lewinii) sind stark verdünnt (ab D4) verkehrsfähig, allerdings nur schwer erhältlich.

Kriminalisierung

In den 50er und 60er Jahren war Meskalin noch legal; viele Psychotherapeuten, Philosophen und Forscher experimentierten damit. Weltweit illegalisiert wurde es 1971 durch die UN-Konvention über psychotrope Substanzen. In den USA stehen auf Meskalinbesitz bis zu fünf Jahre Haft.

Quellen

  1. E. Späth, Monatsh. Chem. 40, 129 (1919) [1]
  2. Blumenfield 1971
  3. Naditch; Fenwick 1977
  4. 4. BtMGlV vom 21. Februar 1967