Nikolaikirche (Anklam)
Die St. Nikolaikirche ist die jüngere der beiden großen Stadtkirchen von Anklam in Mecklenburg-Vorpommern.
Um 1280 wurde mit dem Bau begonnen, 1300 wurde die Kirche erstmals urkundlich erwähnt. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts wurde sie in rund 100 Jahren vollendet. Nach dem Einbau des Chorgestühls wurde die Nikolaikirche etwa 1500 endgültig fertiggestellt. Im Gegensatz zur Marienkirche mit ihrem romanischen Ursprung handelt es sich hier um einen rein gotischen Bau, obwohl eine Vorgängerkirche bereits seit 1180 errichtet wurde. Sie galt bis zu ihrer Zerstörung als Wahrzeichen Anklams und war ein weithin sichtbares Lotsenzeichen.
Das beeindruckende Gebäude der Backsteingotik ist eine dreischiffige Hallenkirche mit vierstöckigem Turm und Sakristei. Das Kirchenschiff war bis 1945 mit einem großen Satteldach bedeckt. Der Turm hatte seit jeher einen hohen gotischen Spitzhelm mit etwa 100 Metern Höhe, welcher mehrmals durch Blitzeinschläge und Stürme beschädigt und wieder gerichtet wurde. Zusammen mit der St. Marienkirche, die einen ähnlichen Turmhelm Ende des 19. Jahrhunderts erhielt, bildeten beide Kirchen das unverwechselbare Stadtbild Anklams mit ihren „Zwillingstürmen”, wobei der Turmhelm von St. Nikolai eine Besonderheit aufwies: er war etwas gedreht. Im Volksmund hieß es, dass der Teufel persönlich die Kirchturmspitze verdreht hätte.
Der Innenraum war reich verziert mit vielen wertvollen Ausstattungsgegenständen; trotz Auslagerung einiger Teile sind diese bis heute verschollen. Einige Teile, wie etwa die prunkvollen Leuchter, befinden sich in der Marienkirche. Mittelalterliche Freskenmalereien an den Seitenwänden und Pfeilern sind teilweise erhalten geblieben.
Den großen Bombenangriff am 9. Oktober 1943 überstand die Nikolaikirche relativ unbeschadet. Am 29. April 1945 aber, eine Woche vor Kriegsende, wurde sie bei den Kampfhandlungen um die Stadt zerstört. Dies geschah durch deutsche Truppen, die den Turm mit Granaten beschossen, wodurch der Turmhelm in das Schiff stürzte und alles ausbrannte. Nur der Turmstumpf und die Umfassungsmauern mit Freipfeilern und Scheidbögen blieben stehen.
Nach dem Krieg wurden Turm und Sakristei wieder überdacht. Das Kirchenschiff blieb jedoch der Witterung für fast 50 Jahre schutzlos ausgeliefert.
Anfang der 1990er Jahre wurde die Situatuion kritisch und es bestand Einsturzgefahr. Daraufhin wurde der Förderkreis Nikolaikirche Anklam e.V. gegründet, der sich für den Erhalt und Wiederaufbau einsetzt. 1995 bis 1996 wurde das Kirchenschiff mit einem Notdach versehen und gesichert, 1999 wurde St. Nikolai wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bis zum Jahr 2003 wurde die Ruine restauriert und der Turm neu verputzt. 2004 bekam die Kirche das Nikolausfenster wieder. Weitere Glasmalereien sollen folgen.
Heute nutzt man die Kirche für Veranstaltungen und Ausstellungen, die Restauration und der Wiederaufbau stützt sich auf Mittel der Städtebauförderung und Spendengelder, die auch in den Erhalt fließen. Der Wiederaufbau wird noch viele Jahre in Anspruch nehmen.
Maße (vor der Zerstörung)
- Turmhöhe 103,00 m
- Höhe bis zur Giebeleindeckung 58,00 m
- Grundriss 12,50 x 12,50 m
- Umfassungsraum 23,00 m x 55,00 m
- Höhe bis zum Scheitel des Gewölbes 16,50 m
- Höhe bis zum First des Daches 35,00 m