Zum Inhalt springen

Pergamonmuseum

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Dezember 2004 um 00:56 Uhr durch ABrocke (Diskussion | Beiträge) (Links; Kapitelebenen geradegezogen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Pergamonmuseum ist Teil des Museumsensembles auf der Berliner Museumsinsel. Es wurde zwischen 1910 und 1930 nach Plänen von Alfred Messel und Ludwig Hoffmann erbaut. Außerdem waren die Architekten Wilhelm Wille, Walter Andrae und German Bestelmayer an dem Projekt beteiligt. Heute beherbergt es die Antikensammlung, das Vorderasiatische Museum und das Museum für Islamische Kunst. Etwa 850.000 Gäste besuchen das Pergamonmuseum jährlich. Der Name stammt von der Hauptsehenswürdigkeit des Museums, dem Pergamonaltar, wurde dem Gesamtbau aber erst 1958 verliehen. Bis dahin hieß er im Allgemeinen nur „Museumsneubau“.

Vorderansicht des Pergamonmuseums

Entstehung

Schon zum Zeitpunkt der Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Museums (heute Bodemuseum) auf der Museumsinsel war klar, dass der Platz dort nicht für die neu hinzugekommenen Kunstschätze ausreichen würde. Insbesondere die bei den Ausgrabungen in Babylon, Uruk, Assur, Milet, Priene und Ägypten gefundenen Monumentalobjekte konnten dort nicht adäquat gezeigt werden. Aus diesem Grund gab es schon 1907 Planungen von Wilhelm von Bode, dem Direktor des Kaiser-Friedrich-Museums, für einen Neubau in direkter Nachbarschaft. In diesem sollten neben den antiken Architekturen im Nordflügel die deutsche Kunst der Nachantike im Deutschen Museum, im Südflügel die Vorderasiatische Abteilung und (seit 1927 geplant) die Islamische Kunst-Abteilung unterkommen.

Seit 1907 plante Alfred Messel den monumentalen Dreiflügelbau. Da er 1909 starb, übernahm sein engster Freund, der Berliner Baustadtrat Ludwig Hoffmann, die Ausführung des Baues. 1910 begannen die Bauarbeiten, die durch den Ersten Weltkrieg, die Revolution 1918 und die Inflation 1922/1923 verzögert wurden. Erst 1930 konnte der Bau der Dreiflügelanlage im Wesentlichen abgeschlossen und die vier Museen darin eröffnet werden.

Während der Luftangriffe auf Berlin wurde das Pergamonmuseum schwer getroffen; viele Ausstellungsstücke wurden an sichere Orte ausgelagert, die Monumentalstücke wurden zum Teil eingemauert. 1945 sicherten Kunstschutzoffiziere der Roten Armee alle beweglichen Bestände im Ostteil Berlins für ein großes Siegesmuseum Stalins. Erst 1958 wurden die meisten Bestände an die DDR zurückgegeben. Jedoch befinden sich immer noch erhebliche Teile der Sammlungen völkerrechtswidrig in den Depots der Museen von Moskau (Puschkin-Museum) und St. Petersburg (Eremitage). Die Rückkehr dieser Bestände (darunter der berühmte Schliemann-Schatz) ist 1990 zwischen der Bundesrepublik und Russland vertraglich festgelegt worden, wurde jedoch bisher durch das russische Parlament, die Duma, und durch Museumsdirektoren in Moskau und St. Petersburg verhindert.

Ausstellung

Das Museum zeigt verschiedene Stücke antiker Monumentalarchitektur, zu den wichtigsten Ausstellungsstücken zählen:

Antikensammlung

Pergamonaltar

Die Antikensammlung geht auf die brandenburgischen Kurfürsten zurück, die Objekte des klassischen Altertums sammelten. Mit dem Kauf der Sammlung eines römischen Archäologen 1698 wurde die eigentliche Antikensammlung begründet. Erstmalig der Öffentlichkeit zugänglich wurde die Sammlung zum Teil mit der Eröffnung des Alten Museums 1830. Bedeutende Teile der Sammlung wurden durch die archäologischen Grabungen in Olympia, Samos, Pergamon, Milet, Priene und Didyma ergänzt.

Die Antikensammlung ist an zwei Standorten untergebracht. Ein Teil der Antikensammlung befindet sich im Pergamonmuseum, der andere im Hauptgeschoss des Alten Museums.

Detail des Pergamonaltars

Die Sammlung zeigt Kunstwerke der griechischen und römischen Antike: Baukunst, Plastiken, Inschriften, Mosaiken, Bronzen und Schmuck.

Die beiden Hauptanziehungspunkte sind der Pergamonaltar aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., dessen Skultpurenfries beeindruckend den Kampf der Götter mit den Giganten darstellt, sowie das Markttor von Milet aus römischer Zeit.

Mit der Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch die Antikensammlung geteilt, 1959 wurde das Pergamonmuseum in Ost-Berlin wiedereröffnet, die in West-Berlin befindlichen Bestände wurden bis 1995 im Schloss Charlottenburg ausgestellt.

Museum für Islamische Kunst

Mit der Eröffnung des Bode-Museums 1904 wurde eine Abteilung für islamische Kunst geschaffen, die mit der Eröffnung des Pergamonmuseums 1930 als eigenes Museum in das neue Gebäude ausgelagert wurde.

Neben Kunstwerken aus dem 8. bis ins 19. Jahrhundert islamischer Völker zwischen Spanien und Indien ist der Hauptanziehungspunkt die Mschatta-Fassade, die von einem frühislamischen Wüstenschloss stammte und durch den Osmanischen Sultan Abdülhamid II. an den Kaiser Wilhelm II. geschenkt wurde. Noch heute befinden sich Teile der für den Bau der Bagdad-Bahn abgerissenen Schlosses auf dem Geländes des Flughafens von Amman / Jordanien.

Vorderasiatisches Museum

Das babylonische Ischtar-Tor

Im Vorderasiatischen Museum werden Exponate aus archäologischen Grabungen deutscher Wissenschaftler, u.a. der Deutschen Orient-Gesellschaft, gezeigt, die im Bereich der sumerischen, babylonischen und assyrischen Hochkulturen ausgegraben wurden. Dazu zählen viele monumentale Baudenkmäler, Reliefs und auch kleinere Kult-, Schmuck- und Gebrauchsgegenstände.

Besonderer Anziehungspunkt ist das babylonsiche Ischtar-Tor, ein Teil der davor gelegenen Prozessionsstraße, sowie die Thronsaalfassade Nebukadnezar II..

Masterplan Museumsinsel

Im Rahmen des Masterplans Berliner Museumsinsel soll das Pergamonmuseum zu einem Zentrum des Ensembles ausgebaut werden, da es attraktiv an das Neue Museum, das Bodemuseum, die Alte Nationalgalerie und das neue Eingangsbauwerk angebunden werden kann.

Im Jahr 2000 wurde für die Umbauarbeiten ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, den der Kölner Architekt Oswald Mathias Ungers gewann. Nach seinen Plänen soll der Bau saniert werden. Wegen der schweren Eingriffe, die Ungers in die weitgehend seit 1930 unverändert erhaltene Originalsubstanz des Pergamonmuseums plant, sind die Pläne von Ungers sehr umstritten. Das bestehende Zugangsgebäude im Ehrenhof aus den 1980er Jahren soll durch einen abstrahierten Portikus ersetzt werden und der bislang nach Süden offene Hof durch einen vierten, aufgeständerten Flügel geschlossen werden.

Datei:Detail des Ischtar-Tors von Babylon.jpg
Detail des Ischtar-Tors

Die Verbindung zu den anderen Museumsbauten soll über eine weitgehend in den Sockelgeschossen verlaufende Archäologische Promenade erfolgen. Auch diese ist wegen der Kosten und des pädagogischen Konzepts sehr umstritten. Der Beginn der Sanierung ist für 2005 vorgesehen und soll bis 2010 abgeschlossen werden. Die Finanzierung ist derzeit nicht gesichert.