Hanomag-Henschel
Die Hanomag-Henschel-Fahrzeugwerke GmbH (kurz: HHF) war ein LKW-Hersteller mit Sitz in Hannover, der 1969 durch einen Zusammenschluss der traditionsreichen deutschen LKW-Hersteller Hanomag und Henschel entstand. Nach Übernahme aller Anteile an HHF durch Daimler-Benz verschwand die Marke Hanomag-Henschel 1974 vom Markt, einzelne Baumuster von Hanomag-Henschel wurden noch bis Ende der 1970er-Jahre unter dem Markennamen Mercedes-Benz weitergebaut.
Geschichte







Entstehung des Unternehmens
Der Maschinenbau- und Fahrzeughersteller Hanomag (aus Hannover) wurde 1952 von der Rheinischen Stahlwerke AG (aus Essen) übernommen, der Lokomotiven- und LKW-Produzent Henschel (aus Kassel) 1964. Zum Produktprogramm von Hanomag gehörten neben Baumaschinen und Traktoren auch Kleintransporter und leichte LKW, während die Henschel-Werke neben Lokomotiven mittelschwere bis schwerere LKW im Programm hatten. Da Rheinstahl die Nutzfahrzeugproduktion nur als Nebentätigkeit ansah (was sich auch darin äußerte, dass die beiden Teilunternehmen Hanomag und Henschel, obwohl sie sich in ihren Produkten ideal ergänzten, nicht schon längst zuvor zusammengefasst worden waren), war man auf der Suche nach einem finanzkräftigen Partner aus der Nutzfahrzeugbranche, der sich an den LKW-Sparten der beiden Firmen beteiligen und diese eventuell übernehmen sollte.
Rheinstahl nahm daher zunächst Verhandlungen mit Magirus-Deutz und später mit British Leyland auf. Die Verhandlungen mit Leyland zogen die Aufmerksamkeit der Daimler-Benz AG auf sich, welche in den Briten eine ernstzunehmende Konkurrenz sah. Um zu verhindern, dass Leyland auf dem deutschen Markt Fuß fassen konnte, verhandelte Daimler-Benz ebenfalls mit Rheinstahl und hatte Erfolg. Zum 1. April 1969 gliederte Rheinstahl die Nutzfahrzeugsparten aus den beiden Unternehmen Hanomag und Henschel aus und fasste sie in der neu gegründeten Hanomag-Henschel-Fahrzeugwerke GmbH mit Sitz in Hannover zusammen. Daimler-Benz beteiligte sich daran mit 51 %. Zusätzlich beteiligte sich Daimler-Benz mit 25 % an der verbliebenen Rheinstahl Hanomag. Seit dieser Zeit bekamen die ansonsten unverändert weiterproduzierten Fahrzeuge der Hersteller Hanomag und Henschel den neuen Firmenschriftzug „Hanomag-Henschel“. Während in der deutschen LKW-Industrie bis dahin eine gewisse „Arbeitsteilung“ herrschte (Unternehmen wie Borgward, Opel und Hanomag stellten Transporter und leichte LKW her, Unternehmen wie MAN, Büssing und Henschel mittelschwere bis schwere LKW), entstand durch den Zusammenschluß von Hanomag und Henschel zu Hanomag-Henschel der erste „Vollsortimenter“, der vom leichten Transporter (Harburger Transporter) über mittelschwere Modelle bis hin zum 26-Tonner für den Fernverkehr ein komplettes Programm an Nutzfahrzeugen anbot. Die Werksanlagen von Hanomag-Henschel befanden sich in Hannover-Linden (Stammwerk von Hanomag, lieferte Motoren für die Hanomag-Henschel-Fahrzeuge), Hamburg-Harburg (ehemaliges Tempo-Werk, war von Hanomag übernommen worden), Bremen-Sebaldsbrück (ehemaliges Borgward-Werk, war von Hanomag übernommen worden) und Kassel-Nord-Holland (Stammwerk von Henschel).
Das schnelle Ende der neuen Marke
Finanzielle Probleme bei Rheinstahl führten dazu, dass das Unternehmen zum Jahresende 1970 die verbliebenen Anteile an Hanomag-Henschel für 140 Mio. DM an die Daimler-Benz AG veräußerte. Daimler-Benz gab im Gegenzug die Beteiligung an Hanomag an Rheinstahl zurück.
Wie sich bald erweisen sollte, bedeutete dieser Handel faktisch den Anfang vom Ende der Markennamen Hanomag und Henschel bzw. des gerade erst gegründeten Gemeinschaftsunternehmens in der Nutzfahrzeugbranche. Daimler-Benz sicherte zwar zu, Hanomag-Henschel als zweiten Vertriebskanal (also als eigenständige Marke neben seiner Stammmarke Mercedes-Benz) zu erhalten, zeigte sich diesbezüglich jedoch nicht sonderlich konsequent: Zunächst wurden die schweren Hanomag-Henschel-Lastwagen sukzessive auf Mercedes-Technik umgestellt, obwohl bei Hanomag-Henschel zu dieser Zeit eine neue Motorengeneration marktreif gewesen war, und deren Produktion dann nach und nach eingestellt. Sofern die Hanomag-Henschel-Fahrzeuge Lücken im bestehenden Mercedes-Benz-Programm zu füllen vermochten, wurden sie noch eine Zeit lang weiter produziert. Mehrere Modelle wurden für eine Übergangszeit parallel sowohl unter dem bisherigen Namen Hanomag-Henschel wie auch unter der Marke Mercedes-Benz verkauft. Dies galt vor allem für die leichten Harburger Transporter von Hanomag, die (zuletzt ausschließlich als Mercedes-Fabrikate) noch bis 1977 gebaut wurden (und somit das letzte Überbleibsel von Hanomag-Henschel waren) sowie für die aus dem Henschel-Programm stammenden schweren Baufahrzeuge. Diese erhielten noch eine Gnadenfrist, da sie einen sehr guten Ruf bei den Kunden genossen und weil Mercedes-Benz in diesem Bereich seinerzeit noch eher schwach aufgestellt war (dort gab es noch keine Frontlenker-Fahrzeuge mit Allradantrieb). So wurden in der Übergangszeit wie beim Harburger Transporter sogar ursprünglich von Henschel entwickelte Baufahrzeuge mit dem Mercedes-Stern und Mercedes-Baumusterbezeichnungen angeboten.
Nach dem Modellwechsel der schweren Fahrzeuge bei Mercedes-Benz ab 1973 war diese Lücke im Programm geschlossen. Folgerichtig verschwanden die letzten mit dem Markennamen Hanomag-Henschel versehenen Fahrzeuge 1974 vom Markt. Rheinstahl Hanomag verkaufte die in Hannover-Linden verbliebene Motorenfertigung an Volvo. Die Anlagen wurden 1973 demontiert und nach Schweden verbracht. Im ehemaligen Henschel-Lastwagenwerk in Kassel wurden noch bis 1980 Mercedes-Lastwagen produziert. Seitdem werden dort nur noch Achsen für Nutzfahrzeuge der inzwischen unter DaimlerChrysler firmierenden Daimler-Benz, Trailer und Transporter sowie Nutzfahrzeug-Gelenkwellen und Ausgleichgetriebe für Pkw des DaimlerChrysler-Konzerns gebaut.
Produzierte Fahrzeuge
Die von Hanomag-Henschel gebauten und angebotenen Fahrzeuge waren im wesentlichen die selben Typen, die es zuvor schon von den Einzelmarken Hanomag und Henschel gegeben hatte. Konkret handelte es sich um folgende Modelle:
Harburger Transporter
Der Harburger Transporter war ein Fahrzeug im leichten Nutzlastbereich, das in den Grundzügen seiner Konstruktion auf die von Hanomag übernommene Marke Tempo zurück ging, konkret auf das Modell Tempo Matador, das 1963 auf dem Markt erschienen war. 1967 wurde der Tempo Matador einer optischen Überarbeitung unterzogen und fortan unter dem Markennamen Hanomag und den Modellbezeichnungen F 20, F 25, F 30 und F 35 angeboten. Ab 1969 lautete die Markenbezeichnung auf den Fahrzeugen Hanomag-Henschel. Das Fahrzeug wurde auch nach dem Ende von Hanomag-Henschel von Mercedes-Benz weiter gebaut und zwar bis 1977.
Mercedes-Benz T2
Der T2, ein Großtransporter bzw. Leichtlastwagen aus dem Hause Mercedes-Benz, war von 1971 bis 1974 mit modifizierten Scheinwerfern und anderem Kühlergrill als bei Mercedes-Benz üblich auch unter dem Namen Hanomag-Henschel erhältlich. Das Fahrzeug wurde von Daimler-Benz im Werk Düsseldorf hergestellt; die Typbezeichnungen dieser Fahrzeuge lauteten F 40, F 46, F 55 und F 65 als Lkw sowie F 40 B, F 45 B und F 45-O B als Kleinbus.
F-Reihe
Die leichten bis mittelschweren Lkw der sogenannten F-Reihe von Hanomag-Henschel waren in kurzhaubiger Bauweise ausgeführt und stammten von Hanomag. Sie waren dort 1967 als völlige Neuentwicklung nach Design-Entwürfen von Louis Lucien Lepoix auf den Markt gekommen. Bei Hanomag-Henschel liefen sie mit den Typbezeichnungen F 45, F 46, F 55, F 65, F 66, F 75, F 76 und F 86 vom Band und stellten eine unveränderte Fortführung der entsprechenden Hanomag-Modelle dar. Ihre Produktion in Bremen-Sebaldsbrück wurde nach nur 6 Produktionsjahren 1973 eingestellt, obwohl sich diese Baureihe sehr erfolgreich verkaufte. Der österreichische LKW-Hersteller Steyr übernahm die Konstruktion unter leichten Retuschen im Frontbereich in sein eigenes Nutzfahrzeugprogramm und führte den Bau der Fahrzeuge noch eine Weile fort.
Mittelschwere LKW
Die mittelschweren LKW von Hanomag-Henschel mit einer modernen Frontlenker-Kabine wurden ursprünglich bei Hanomag entwickelt, dann aber innerhalb des Rheinstahl-Konzerns „verschoben“ und 1969 als Henschel auf den Markt gebracht. Noch im gleichen Jahr wechselte der Markenname der Fahrzeuge auf Hanomag-Henschel. Gebaut wurden diese Typen, die die Lücke zwischen dem bisherigen Modellprogramm von Hanomag und dem von Henschel schlossen, bis 1974, ausgeliefert wurden sie sogar noch bis ins Folgejahr 1975. Damit handelt es sich bei diesen Typen um die letzten Fahrzeuge, die mit dem Namen Hanomag-Henschel verkauft wurden.
Schwere Frontlenker und Hauber
Die schweren LKW von Hanomag-Henschel waren als Frontlenker und als klassischer Langhauber erhältlich. Hier handelte es sich jeweils um Fortführungen von Henschel-Baureihen, die beide 1961 auf dem Markt erschienen waren und in einer Art Baukastensystem aus weitgehend identischen Teilen gebaut wurden. Nach der Übernahme von Hanomag-Henschel durch Daimler-Benz erfolgte rasch eine Umstellung auf Mercedes-Technik, zunächst nur unter dem Blech z. B. in Form von Mercedes-Benz-Motoren. Später erfolgte bei den Frontlenkern eine Umstellung auf die Marke Mercedes-Benz mit Mercedes-Stern am Kühlergrill. Die übrige Optik blieb bis zur Produktionseinstellung 1974 weitgehend unverändert.
Weitere Bilder
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F55
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F201S1
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F201S1
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So sah der Harburger Transporter als Mercedes-Benz aus - hier als Umbau zum Wohnmobil
Siehe auch
Weblinks
- Hanomag-Henschel-Seite aus den Niederlanden, z. T. mit deutschen Texten
- Informationen zu Hanomag-Henschel Lkw
- Fotos von Hanomag-Henschel Lkw
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