Hagengebirge

Das Hagengebirge ist ein Gebirgsstock der Berchtesgadener Alpen. Es liegt überwiegend im Salzburg im übrigen im bayerischen Landkreis Berchtesgadener Land und hat die Form eines Hufeisens, das sich nach Osten zum Salzachtal öffnet. Die steile Westflanke liegt in Bayern und fällt 1700 Höhenmeter zum Kessel des Berchtesgadener Königssees ab.
Geografie
Das Gebirge hat eine Ausdehnung von etwa 12 mal 10 Kilometern. Seine höchsten Gipfel befinden sich an den Rändern, während die inneren Gipfel etwas niedriger sind. Die zwei höchsten Gipfel sind das Große Teufelshorn (2.362 m) südlich der Röth und der Kahlersberg (2.350 m). Das Hagengebirge ist über die Teufelshörner mit dem Steinernen Meer verbunden, über das Torrener Joch mit dem Göllmassiv (Hoher Göll). Im Norden wird es durch das Bluntautal begrenzt, im Osten bildet das Salzachtal eine tiefreichende Trennlinie zum Tennengebirge. Im Süden - zum Hochkönig-Massiv zu - wird die Abgrenzung vom Blühnbachtal gebildet, einem Seitental der Salzach. Etwa 25 Quadratkilometer des Hagengebirges und etwa ein Dutzend Gipfel liegen über 2000 Meter Meereshöhe, weitere große Flächen etwas tiefer.
Wanderwege, Schutz- und Jagdhütten
Der westliche Teil des Hagengebirges, die Gotzenberge und die Röth, ist gut mit Wegen erschlossen. Der Gipfel des 2.275 m hohen Schneibsteins, der den nördlichen Eckpfeiler des Gebirgsstocks darstellt, ist von der Bergstation der Jenner-Seilbahn schnell und leicht zugänglich. Auch der unterhalb des Kahlersberges gelegene Seeleinsee ist ein beliebtes Wanderziel. In der Röth wurden in den 1930ern Steinböcke ausgewildert, die mittlerweile in den gesamten südlichen Berchtesgadener Alpen vorkommen.
Als alpine Stützpunkte bieten sich am Torrener Joch unterhalb des Schneibsteins das Carl-von-Stahl-Haus und das Schneibsteinhaus an. Hoch über dem Ostufer des Königssees bietet die im Sommer bewirtschaftete Gotzenalm (Aussichtspunkt Feuerpalfen in wenigen Minuten erreichbar) Berggehern Nachtquartiere an. In der Röth befindet sich die Wasseralm, eine Selbstversorgerhütte der DAV-Sektion Berchtesgaden.
Die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Österreich verläuft von Nord nach Süd über die höchsten Gipfel des Gebirgsstocks. Der östliche österreichische Teil, der von einer 220 kV Überlandleitung überquert wird, ist wesentlich einsamer als der bayerische Teil. Früher gab es hier zahlreiche Almen, die miteinander durch ein gut ausgebautes Wegenetz verbunden waren. Fast alle Almen sind mittlerweile verfallen, die Wege sind verwachsen und nur dem geübten Auge noch als solche erkennbar. Schuld daran ist die Tatsache, dass das Hagengebirge seit langem als Jagdgebiet genutzt wird. Früher waren es der Adel, später der Geldadel (Krupp von Bohlen-Halbach), der im Schloss Blühnbach im Blühnbachtal residierten, heute gehört das Hagengebirge den Österreichischen Bundesforsten. Zahlreiche gut versteckte Jagdhütten sind über das gesamte Plateau verstreut und werden von einheimischen Jägern aber auch fremden und zahlungskräftigen Jagdgästen, welche sich die langen und schweißtreibenden Aufstiege ersparen und sich mit dem Hubschrauber hinauffliegen lassen, genutzt. Vor allem während der Jagdsaison sind Wanderer und Bergsteiger nicht gerne gesehen und wurden noch vor wenigen Jahrzehnten, wenn sie sich „abseits von markierten Wegen“ bewegten, wie Einbrecher behandelt und gelegentlich auch mit vorgehaltener Waffe zur Umkehr gezwungen.
Lediglich auf den im Nordosten gelegen Almen, der Kratz- und Angeralm werden im Sommer noch Jungvieh (Rinder) und Pferde aufgetrieben. Der nördliche, überwiegend deutlich unter 2000 m hohe Teil des Hagengebirges ist mit üppiger Vegetation gesegnet. Jahrhundertealte Bäume, seltene Blumen, Gämsen, Rotwild, Steinböcke, Murmeltiere, diverse Raubvögel, Alpenmolche und auch Kreuzottern erfreuen den Naturfreund.
Geologie
Das Hagengebirge ist aus Dachsteinkalk aufgebaut. Während im nördlichen Teil Bankkalk vorherrscht, dominiert Riffkalk den südlichen Teil. Die Trennlinie beider geologischer Bereiche verläuft auf der Line Bärensunk - Kragenköpfe - Längtalschneid - Stangenkopf - Krasttalung - Bitz'n - Schönbichlalm - obereres Tristkar.
Verstreut über das Hagengebirge sind Megalodonten, Muschelfossilien aus dem Trias, in großer Zahl sichtbar.
Gipfel im Hagengebirge
Im Westen sind es der Schneibstein (2276m), Reinersberg (2171), Windschartenkopf (2211m), Schlumkopf (2206m), Hochseeleinkopf (2109m), Kahlersberg (2350m), Kragenköpfe (höchster 2178m), Hochsäul (2073m) und der Schossenkopf (2107m).
Im Osten und Süden sind es die Kratzspitze (1759m), Steinwändhorn (1863m), Tristkopf (2110m), Rifflkopf (2254m), Hochgschirr (2255m), Tanntalköpfe (höchster 2271m), Raucheckkopf (2215m), Jägerbrunntrog (2247m) und Wildalmriedel (2269m).
Im Südwesten die Teufelshörner. Das Große Teufelshorn (2362m) und Kleine Teufelshorn (2283m).
Im Inneren des Hochplateaus vor allem Lengtalschneid (2227m) und Hochwieskopf (2189m).
Höhlen im Hagengebirge
Im Hagengebirge gibt es zahlreiche Höhlen. Altbekannt - früher oft von Schatzgräbern besucht - ist der Scheukofen, eine talnahe Höhle nahe von Sulzau im Salzachtal. Nicht weit davon entfernt ist das Brunnloch bei Stegenwald, eine Höhle, die man schon vom Tal aus gut sieht. Auch die Bärenhöhle am Torrenerfall (Bluntautal) zählt zu den weitum bekannten Höhlen. In ihrem Eingangsbereich wurden zahlreiche Skelette vom Höhlenbären (Ursus speläus) gefunden, welche sich heute im Depot des Museums "Haus der Natur" in der Stadt Salzburg befinden.
Berühmteste Höhle des Hagengebirges ist die Tantalhöhle, deren Eingang sich hoch über dem Blühnbachtal befindet. Sie ist derzeit über 34 km lang und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg vom Salzburger Juwelier und Höhlenforscher Alfred Koppenwallner durch systematisches Suchen entlang der Schichtgrenze von Dolomit und Dachsteinkalk, den zwei Gesteinsarten, aus denen das Hagengebirge größtenteils besteht, gefunden. Auch der Eingang des Scheukofens liegt an dieser Schichtgrenze.
Insgesamt sind im Hagengebirge zur Zeit knapp 500 Höhlen bekannt. Weitere bekannte und bedeutende Höhlen sind der Gamsbockschacht, das Hagenloch, das Kälbergrubenwindloch, das Höllriedllabyrinth, die Hochwandlhöhle, die Zentrumshöhle, die Jagerbrunntroghöhle, der Ochsenkarschacht und die Lindwurmhöhle.
Die Forschungsergebnisse werden vom Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg gesammelt und publiziert.
Geschichte
Eine erste ausführliche Beschreibung des Gebietes machte der Bergpionier Hermann von Barth, der das Hagengebirge 1873 mehrmals bewanderte. Seitdem hat sich das Hagengebirge von einem intensiv almwirtschaftlich genutzten Gebiet zu einem weitgehend menschenleeren Gebiet gewandelt. Fast alle der einst 27 Almen, außer der Graz- und Angeralm, werden nicht mehr genutzt, die Gebäude sind meist nur noch Ruinen. Teilweise wurden die Almen aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben, teils wurden sie durch Jäger und Jagdgesellschaften aufgekauft, welche dort oben möglichst ungestört ihrer Leidenschaft zu frönen gedachten.
Die verlassenen Almen im bayerischen Teil waren die Soienalm, Kahlersbergalm, Mitterhüttenalm, Landtalalm, Bärensunkalm, Hanauerlablalm, Untere Rötalm und Neuhüttalm. Im österreichischen Teil die leer Wildalm, Graflschlümlalm, Hinterschlumalm, Vorderschlumalm, Rotwandalm, Seealm, Hieflalm, Längtalalm, Schönbichlalm, Neukaseralm, Krinnalm, Biedereralm, Fillingalm, Höllriedlalm, Aualm, Brunnalm, Bergeralm und Karalm. [1]
Von 1916 an gehörte das Hagengebirge und das Blühnbachtal der deutschen Industriellenfamilie Krupp. Seit 1973 ist es im Besitz der Österreichischen Bundesforste.
1959 bis 1961 wurde im österreichischen Teil eine Hochspannungsleitung quer über das Hagengebirge gebaut, 1983 wurde es zum Landschaftsschutzgebiet erklärt.
Heute befinden sich im österreichischen Teil noch 12 genutzte Jagdhütten. Diese sind Hochwies, Hochwandl, Alblhöh, Vorderschlum, Brent, Fillingalm, Grazalm, Jochalm, Mitterkar, Brunnalm, Bergkrauteben und Schoberkopfalm. [2]
Quellenangaben
- ↑ Österreichischer Alpenverein (Hg.): Alpenvereinsjahrbuch. 97. Jahrgang, 1972. S. 19.
- ↑ Österreichischer Alpenverein (Hg.): Alpenvereinsjahrbuch. 97. Jahrgang, 1972. S. 20.
Literatur
- Hermann von Barth: Aus den Nördlichen Kalkalpen. München, 1874.
- Österreichischer Alpenverein (Hg.): Alpenvereinsjahrbuch. 97. Jahrgang, 1972.
- Klappacher, Walter; Mais, Karl: Salzburger Höhlenbuch. Band 3, 1979.