Zum Inhalt springen

Náchod

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. November 2004 um 22:59 Uhr durch Lawa (Diskussion | Beiträge) (Das Schloss). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Náchod (deutsch: Nachod) ist eine Industriestadt im Norden Tschechiens mit ca. 20.000 Einwohnern. Die Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks gehört zum Královéhradecký kraj und liegt an der Grenze zu Polen am Fluss Metuje (Mettau), einem Nebenfluss der Elbe. Náchod ist eine Nachbarstadt von Broumov. Bekannt ist Náchod vor allem durch das große Renaissance-Schloss, das von einem Hügel aus die Stadt dominiert.

Geschichte der Stadt

Erstmals erwähnt wurde die Náchod in der Chronik des Cosmas von Prag, der es als das "Tor zu Polen" bezeichnete.

Im 15. Jahrhundert erhielten die Bürger neben einer Bibliothek und dem Marktrecht auch das Recht, auf der Brücke über die Metuje Zoll und Maut einzuheben. In der Folge erlebte die Stadt einen Aufschwung und wurde zum wichtigen Handelszentrum.

1570 vernichtete ein Brand die Stadt fast völlig.

1620 kam der "Winterkönig" Friedrich von der Pfalz, nachdem er in der Schlacht am Weißen Berge vernichtend geschlagen worden war, auf seiner Flucht durch Náchod. Am Karlsplatz befindet sich heute noch ein Hufeisen, das er auf der Flucht verloren haben soll und das angeblich Glück bringt, wenn man sich daraufstellt.

1663 wurde die Stadt neuerlich durch einen Brand fast zur Gänze zerstört.

Im Preußisch-Österreichischen Krieg von 1866 hatte die Bevölkerung große Verluste zu beklagen.

Im 19. Jahrhundert erlebt die Stadt vor allem dank der sich entwickelnden Textilindustrie einen neuerlichen Aufschwung, dem die Wirtschaftskrise der 1930er Jahre, spätestens aber der Zweite Weltkrieg ein Ende setzten.

Das Schloss

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich aus der vom Hron von Náchod 1254 gegründeten gotischen Burg eine weitläufige Festungsanlage entwickelt, an der neben dem dominierenden Stil der Renaissance auch andere Stile und Architekten ihre Spuren hinterlassen haben. Unter den berühmtesten der häufig wechselnden Schlossherren waren Johann von Luxemburg (1316), dem das Schloss nach einem Aufstand des vorherigen Besitzers zufiel oder der Hussiten-König Georg von Podiebrad. In den Jahren 1544-1621 gehörte die Herrschaft der Familie Smiřický, die die Burg in ein Renaissanceschloss umbaute. Nach 1634 bekam Octavio Piccolomini, der an der Verschwörung gegen Wallenstein beteiligt war, das Schloss von Ferdinand II. als Dank für seine Verdienste geschenkt. Er begründete dort eine Sammlung von kostbaren Gobelins und Gemälden, die Herzog Peter von Kurland später erweitern sollte. Dieser kaufte das Schloss 1792 und ließ sich nach dem Verlust seiner Provinz im Baltikum als verständiger Kunst-Mäzen in Böhmen nieder. Seine Tochter, die Katharina Wilhelmine von Sagan, die das Schloss später erbte, war das Vorbild für die Fürstin im Roman "Die Großmutter" (Babička) von Božena Němcová. Diesen Roman, der im nahe gelegenen Ratibořice spielt, kennt in Tschechien jedes Kind. Die letzten Schlossherren stammten aus dem deutschen Geschlecht Schaumburg-Lippe. Ihnen gehörte das Schloss bis zu ihrer Enteignung im Jahr 1945. Heute ist es Eigentum der Tschechischen Republik und kann von Touristen besichtigt werden. Es enthält eine Gobelinsammlung.