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Ich

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Ich ist die Bezeichnung einer ersten Person in der Einzahl, zurückweisend auf das Selbst des Aussagenden. Beispiel: "Ich denke, also bin ich (aus d. lat.: Cogito, ergo sum)".

Das Ich in Wissenschaft und Psychologie

Die Kategorie des Ich findet besondere Berücksichtigung im philosophischen System Johann Gottlieb Fichtes, wissenschaftlich angegangen wurde es erstmals in der Psychoanalyse Sigmund Freuds.

Das Ich in der Psychoanalyse Freuds

Sigmund Freud war der erste, der sich mit dem Ich psychologisch ausführlich befasste. Seiner Meinung nach ist die menschliche Psyche in drei Teile geteilt:

  • Das Es, der vegetative Teil der Psyche, der meist im Unbewussten verbleibt und die grundlegenden Instinkte des Menschen umfassst.
  • das Über-Ich, das die Funktion des Gewissens einnimmt, und das Ich leitet. Es wird von Freud als das Überbleibsel der elterlichen Autorität in der Kindheit angesehen.
  • das Ich, mit dem Freud das bewusst Erfahrene bezeichnet. Dieses Ich wird sowohl vom Über-Ich als auch von Es beeinflusst und nähert sich demnach einem dieser beiden an.

Das Ich im Symbolischen Interaktionismus

Einen großen Stellenwert nahm das Ich in der in den USA entwickelten mikrosoziologischen Theorie des Symbolischen Interaktionismus ein. Diese Theorie ging von der philosophischen Richtung des Pragmatismus aus, die den Menschen als ein aktives Wesen bezeichnet, das sich seine Welt mittels Interaktion mit ihr selbst konstruiert. Mit anderen Worten: Ohne das Individuum existiert die Welt nicht.

Im Symbolischen Interaktionismus sind die Theorien von Charles Cooley, George Herbert Mead und Erving Goffman richtungsweisend.

Charles Cooley war der erste, der sich mit dem Ich im Rahmen dieser Theorie beschäftigte. Für ihn entsteht das Selbst bzw. das Ich einzig und allein in der Interaktion des Individuums mit seiner Umwelt. Sein Modell wird auch Spiegel-Ich genannt, da sich das Individuum seiner Theorie zufolge nach der Weise definiert, wie es von anderen Menschen wahrgenommen wird.

George Herbert Mead ging von einer ähnlichen Theorie aus, nach ihm gibt es jedoch zwei Dimensionen des Ich, das I und das ME. Das ME entspricht in etwa dem Spiegel-Ich Cooleys, es besteht aus der Reflexion mit dem Umweg über die Gesellschaft in Form von Normen und Regeln. Das I jedoch ist eine autonome, unvorhersehbare, individuelle Dimension des Ich. Hier befindet sich laut Mead die menschliche Kreativität. I und ME befinden sich in einer permanenten Interaktion untereinander.

Erving Goffman sieht das Ich dagegen in seinem sogenannten Dramaturgischen Modell als eine Art Schauspieler an, das in verschiedenen Situationen verschiedene Formen annimmt. Laut Goffmann ist es unmöglich, das Ich einer Person wirklich zu definieren, da dieses Ich auch in der Selbstreflexion verschiedene Rollen annehmen kann.

Physikalische Theorien über das Ich

Derzeit steht die Physik noch mit der Frage, ob und wie es ein Ich im Menschen auch physikalisch gibt, vor einem großen Rätsel. Es gibt zwar mehrere Theorien, von denen aber der Großteil als reine Spekulationen abgetan werden müssen. Es gibt sogar Wissenschaftler, die behaupten, das menschliche Gehirn sei nicht fähig, sich selbst zu erkennen, also zu definieren, was das Ich ist.

Früher dachte man, das Ich sei auf ein bestimmtes Areal des Gehirns beschränkt. Als heute einigermaßen anerkannte Theorie kann man dagegen die Theorie des Bindungprinzips ansehen. Diese Theorie geht davon aus, das sich das Ich auf das gesamte Gehirn (eventuell auch auf das gesamte Nervensystem) ausdehnt, wobei die Nervenzellen über einen noch nicht verstandenen Mechanismus miteinander interagieren und sich so als Ganzheit vereinigen.

Werke mit dem Titel "Ich"

"Ich" ist der Titel des 34. Bandes von Karl Mays gesammelten Werken, erschienen im Karl May Verlag. Der Band enthält zum Teil von fremder Hand bearbeitete autobiographische Schriften, u. a. die 1910 erschienene Autobiographie Mein Leben und Streben.

"Ich" als Wort

Als Wort spielt "Ich" in der Kommunikation eine spezielle Rolle, wo es in Beziehung zu einem "Du" tritt oder "etwas" über eine Sache oder 3. Person mitteilt. Für Psychologie oder Soziologie und in Gesprächen ist es interessant, ob und wann das "Ich" umschrieben wird (etwa durch "man" oder "wir"), und wieweit dies mit Unsicherheit und Selbstwertgefühl zu tun hat. Siehe auch Grammatik, Singular.

Siehe auch: Autismus, autonom, Egoismus, Ich-Botschaft, Philosophie, Selbstbewusstsein, Subjekt (Philosophie)

Zitat

Ich, als denkend, bin ein Gegenstand des innern Sinnes und heiße Seele. Dasjenige, was ein Gegenstand äußerer Sinne ist, heißt Körper. - Immanuel Kant (Kritik der reinen Vernunft, B 400)