Industrielle Revolution
Begriff „Industrielle Revolution“
Der Begriff industrielle Revolution, welcher in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand, bezeichnet eine Periode sozialer und technologischer Veränderungen, in der die Dampfenergie als Grundlage der Energieerzeugung an Stelle von Wasser- und Windenergie Einzug hielt. Sie ermöglichten den Übergang vom Manufaktur- zum Fabriksystem als neuer Produktionsweise zuerst in der englischen Baumwollverarbeitung und dann in weiteren Industriezweigen. Sie wird oft mit der Neolithischen Revolution verglichen, da diese eine ebenso drastische Veränderung mitsichbrachte. Es entstanden aber ebenso große Probleme – wie zum Beispiel Massenarmut und Massenarbeitslosigkeit.
Die industrielle Revolution begann in England und verbreitete sich von dort im 19. Jahrhundert nach Europa und die USA. Nachdem alle Energie von Wind- oder Wassermühlen oder durch Muskelenergie von Tier bzw. Mensch erzeugt wurde, wurden durch Verbesserungen der Dampfmaschine von James Watt neue Möglichkeiten geschaffen. Die Übersetzbarkeit potenzieller Dampfenergie in mechanische Kraft ermöglichte den Bau von Fabriken weit entfernt von Wasserläufen, Hand- und Manufakturarbeiten konnten mechanisiert werden.
So beseitigte die Dampfmaschine etwa die saisonale Abhängigkeit von wetterbedingten Schwankungen der Energiequellen. Wind- und wassergetriebene Mühlen oder Pumpen wurden durch Dampfgetriebe ersetzt.
Kurz nach der Entwicklung der Dampfmaschine, wurde die Dampflokomotive "Rocket" von George Stephenson erfunden, sowie das erste Dampfschiff von Robert Fulton. Diese Erfindungen zeitigten große soziale Umwälzungen. Die Energiekapazitäten der kleinen Mühlen und Manufakturen vermochten nicht mit der Dampfenergie zu konkurrieren. Mit Lokomotiven und Dampfern konnten Waren über Land und Meer sehr schnell und innerhalb einer berechenbaren Zeit transportiert werden, da die Dampfaggregate gleichbleibende Energie lieferten. Allgemein ließ sich eine starke Entwicklung neuer Erfindungen feststellen, diese waren insbesondere bei der neuartigen Nutzung nicht-menschlicher Energie und im Textilgewerbe auszumachen.
Allgemeines
Dabei wurden vorhandene Prinzipien der Herstellung durch neue ersetzt (Landes, Wohlstand, S. 205):
- "menschliche Fertigkeit und Anstrengung durch die - ebenso schnell wie gleichmäßig, präzise und unermüdlich arbeitende - (Arbeits-Maschine)";
- "belebter durch unbelebte Kraftquellen, insbesondere durch die Erfindung von (Kraft-)Maschinen, die Wärme in Arbeit umwandeln und damit eine nahezu unerschöpfliche Energie eröffnen";
- "Verwendung neuer Rohmaterialien in größeren Mengen, vor allem die Ersetzung pflanzlicher und tierischer Substanzen durch anorganische und schließlich synthetisch hergestellte Materialien".
Gründe, Entstehung und Folgen der industriellen Revolution
Bis heute gibt es keine definitive Erklärung dafür, wieso es überhaupt zur Industriellen Revolution kam. Es steht lediglich fest, dass eine Vielzahl an miteinander verstrickten Ursachen wohl der Ursprung waren – welcher in England lag. Erst im 19. Jahrhundert breitete sich sie über West- und Mitteleuropa und den USA aus. Gegen Ende dieses Jahrhunderts wurde auch Russland und Japan erfasst. Manche Länder der „Dritten“ und „Vierten“ Welt durchschreiten erst heute (gegen Ende des 20. Jahrhunderts – Beginn des 21. Jahrhunderts) diesen Prozess. Die Ursachen der industriellen Revolution werden in den durch die Aufklärung bewirkten sozialen Veränderungen gesehen sowie der kolonialen Expansion des 17. Jahrhunderts.
Gründe für den Beginn der Industriellen Revolution in Europa
Warum trat die industrielle Revolution in Europa und nicht in anderen Teilen der Welt auf, z. B. in China? Es gibt zahlreiche Erklärungsversuche bis hin zu Ökologie, Politik und Kultur.
Benjamin Elman argumentiert, dass sich China in einer Gleichgewichtssituation auf hohem Niveau befand, in der die nichtindustriellen Methoden leistungsfähig genug waren, den Einzug von industriellen Methoden mit hohen Hauptkosten zu verhindern.
Anders argumentiert Kenneth Pommeranz, dass Europa und China 1700 schon bemerkenswert ähnlich waren, aber dass die entscheidende Ursache für die industrielle Revolution in Europa in den nahe der Industriegebiete gelegenen Kohle- und Rohstoffvorräten zu suchen sei. Zudem erweiterten Importe von Kolonialwaren u.a. Europas industrielle Möglichkeiten in einem für China nicht vorstellbarem Maß.
Wolfgang König von der Universität Berlin behauptet, dass die vielen einzelnen Staaten in Europa zu einem gegenseitigen Wettbewerb führten und somit den technischen Fortschritt voran trieben. China war dagegen ein zentral regiertes Riesenreich. Dieser Sachverhalt gilt als eine von mehreren Ursachen.
Im Gegensatz zu Europa verfolgte China lange Zeit eine Politik der Isolation. Ziel war es, das eigene Land vor Barbaren zu schützen.
Besonders günstige Voraussetzungen für den Beginn der Industrielle Revolution in England:
Gründe der industriellen Revolution anhand des Beispiel Englands
Die Hauptgründe nach Ansichten der Historiker sind:
- eine bereits hochentwickelte Wirtschaft
- die bereits erfolgte politische Emanzipation des Bürgertums
- ein für Wissenschaft und Technik günstiges Klima in den Städten
- Stellung als Handels- und Kolonialmacht (England hatte sich im Dreißigjährigen, im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und den Kriegen zuvor diese Position erkämpft),
- das Empire als Rohstofflieferant und Markt
- genügend Rohstoffe (Kohle, Erze, Baumwolle),
- ein Holzmangel, der zur Umstellung auf Steinkohle zwang
- günstige Verkehrswege (Meer und Flüsse, Kanäle und Straßen),
- große Kapitalreserven (Gewinne aus den Kolonien, Sklavenhandel),
- eine Wirtschaftsgesinnung, die Sparsamkeit und Profitdenken förderte => (Calvinismus),
- genügend Arbeitskräfte (=> Bevölkerungswachstum) und investitionsfreudige Unternehmer,
- billige Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft
- das politische System Englands (Parlamentarismus).
Manche Gründe werden im Anschluss näher erläutert:
Bevölkerungswachstum und Arbeitskräfteüberschuss
Während die Bevölkerung im 18. Jahrhundert die Sterberate etwa so hoch war wie die Geburtenrate, erhöhte sich die Zahl der Bevölkerung explosionsartig. Gründe dafür waren:
- die Fortschritte in der Medizin und besseren hygienischen Standards (=> Rückgang der Kindersterblichkeit)
- der Rückgang der Epidemien,
- die bessere Nahrungsversorgung (Umstellung auf Fruchtwechselwirtschaft),
Die Agrarrevolution
Schon in der frühen Neuzeit vergrößerten in England Großgrundbesitzer auf Kosten der Kleinbauern. Es wurden dazu die weit verstreuten Anbauflächen zusammengelegt und die Allmende (die gemeinsame Nutzfläche an Weide und Wald) aufgeteilt und, als Zeichen der Privatisierung, auch eingezäunt (besonders im 18. Jahrhundert wurden diese Einhegungen immer häufiger). Die Folge war, dass die Bauern immer weniger Holz und Weidefläche für ihr Vieh hatten. Die meisten verkauften nun ihren bescheiden Besitz, ließen sich bei den Großgrundbesitzern als Landarbeiter anstellen oder wanderten in die Städte ab, um als Lohnarbeiter eine neue Beschäftigung zu finden. Ebenso war der zunehmende Einsatz von Maschinen ein Grund für die Arbeitslosigkeit und Abwanderung der Bauern. In den so vergrößerten Besitzungen wurde auch die landwirtschaftliche Produktion durch verschiedene neue Neuerungen gesteigert.
- Fruchtwechselwirtschaft anstatt der Dreifelderwirtschaft
- Verschiedene natürliche Düngemittel (Stalldung, Knochenmehl, Kohlenasche, städtischer Abfall, Sand) erhöhten die Erträge beträchtlich
- Ausländische Rinder wurden importiert, um durch Kreuzungen möglichst fleischreiche Tiere züchten zu können.
- Landwirtschaftliche Geräte (Dresch- und Sämaschinen) wurden ständig weiterentwickelt, 1785 wurde der erste gusseiserne Pflug patentiert
Um 1800 waren noch etwa 75% aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft tätig. Die ständigen Neuerungen machten es möglich, auch die rasch zunehmende Stadtbevölkerung ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen. So wuchs der Markt, obwohl die Masse der Bevölkerung weiter in bitterer Armut lebte.
Calvinismus
Der Calvinismus war vor allem in England weit verbreitet. Sparsamkeit, Fleiß und jeglichen Luxus verbietende Askese waren die Leitmotive jener, die den wirtschaftlichen Liberalismus gegen jeden Versuch der staatlichen Bevormundung durchsetzten. Max Weber, deutscher Soziologe, interpretierte die calvinistische Ethik so: „[…] Verwerfliche ist nämlich das Ausruhen auf dem Besitz, der Genuss des Reichtums mit seiner Konsequenz von Müßigkeit […]“ „Zeitvergeudung ist […] die schwerste aller Sünden“ „Wer nicht arbeitet, soll nicht essen“ Weber vertritt die calvinistische Wirtschaftsethik: - Faulheit ist die größte Sünde - man soll sich nicht auf dem erwirtschafteten Kapital ausruhen – man muss ihn vermehren - Reichtum ist nichts verwerfliches
Es gibt/gab aber auch Gegner des Calvinismus – zum Beispiel der englische Philosoph Bertrand Russell: „[…] in der heutigen Welt sehr viel Unheil […] aus dem Glauben an den überragenden Wert der Arbeit an sich.“ „[…] Klasse der Müßigen genoss Vorteile, die auf sozialer Ungerechtigkeit beruhten“ „Wenn […] niemand mehr gezwungen wäre, mehr als vier Stunden täglich zu arbeiten, würde jeder Wissbegierige seinen wissenschaftlichen Neigungen nachgehen können […]“ Russel spricht sich gegen die calvinistische Wirtschaftsauffassung aus: - viele Menschen würden zum Arbeiten gezwungen werden - zu viel Arbeit wäre ein Hemmstein für die Wissenschaften
Der Wirtschaftsliberalismus
Änderungen im Bürgertum und Adel
Schon im 17. Jahrhundert lockerte sich das ständige Gesellschaftssystem in England: Kleinadel und besitzendes Bürgertum waren durch Heiraten miteinander verbunden – die entstandenen Eigentümer von Kapital und Großgrundbesitzen waren auch in der Politik – vor allem im Parlament, welche seit der Glorreichen Revolution entscheidend bei der Gesetzesgebung mitwirkte – bestimmend. Die Folge war, dass das Bürgertum und der Adel ihre persönlichen und politischen Freiheiten auch auf das Wirtschaftleben übertrugen. Es gab keine Wirtschaftsmonopole, keine wettbewerbsschädigenden Zunftschranken => der Staat überließ die Wirtschaft zunehmend dem Individuum. Der Grund besitzende Hochadel investierte ohne Standesdünkel sein Kapital ebenso in Produktion, Handel und Gewerbe wie die Unternehmer aus dem Groß- und Kleinbürgertum oder aus dem Bauernstand. In Kontinentaleuropa hingegen herrschte nach wie vor der Absolutismus und der Merkantilismus (Wirtschaft war dem Staatsinteresse völlig untergeordnet).
Adam Smith – von der freien Wirtschaft
Der schottische Nationalökonom, der die liberale Wirtschaftsauffassung vertrat, forderte einen freien Markt und einen freien Wettbewerb (Konkurrenzprinzip), denn nach seiner Ansicht nach, würde sich eine freie Wirtschaft (nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage) selbst regulieren – ähnlich der Natur. Eingriffe seitens des Staates würden die Initiative der Unternehmer und damit auch die Produktion, den Handel und den Wohlstand des Landes gefährden. Denn er vertrat die Meinung, dass wenn Kapitalisten ihre eigenen Ziele (Eigeninteresse) verfolgten sich auch das Allgemeinwohl steigere. („Smith, Untersuchungen über Natur und Ursprung des Volkswohlstandes“)
Kapitalanhäufungen, Wirtschaftswachstum
Smith unterteilte die Gesellschaft in verschiedene ökonomische Klassen. Er unterschied dabei zwischen Produzenten und Verbraucher. Für Smith ist Arbeit nur produktiv, wenn das Endprodukt etwas „Greifbares“ ist – Dienstleistungen und Grundbesitz zählten also nicht dazu. Für ihn war ebenso die Vermehrung des Wohlstandes im sparsamen Umgang der Unternehmer (Kapitalist), der seine finanziellen Mittel möglichst Gewinn bringend investierte, begründet. Denn der jährliche Ertrag aus Land und Arbeit konnte, seiner Meinung nach, nur durch die Zahl der Arbeitskräfte oder Produktivkraft der Arbeitenden erhöht werden – und für beide Fälle ist Kapital von Nöten (Einsatz von Maschinen, Arbeitsteilung,…)(„Smith, Der Reichtum der Nationen“) Die neuen Industrieanlagen verlange Kapital welches von verschiedenen Seiten kam: Adelige investierten ihre Kapital aus Grundpacht und Landwirtschaft; Großkaufleute ihr Vermögen aus dem (Kolonial)Handel; Handwerker ihren Produktionsgewinn. Es wurden außerdem Partnerschaften gegründet: Unternehmungswillige Freunde und Familien legten ihr Erspartes zusammen um in zukunftsträchtige Betriebe, risikoreiche Unternehmen oder in Spekulationsgeschäfte zu investieren. Nordenglische Grubenbesitzer verbanden sich mit Londoner Kohlenhändler; Brauereibesitzer mit Malzlieferanten und Erfindet mit Kapitalgebern. Es wurden auch kleine Fabriken gegründet: zum Beispiel zwischen Maschinenbauer und Spinner. Denn im 18. Jahrhundert war der Kapitalbedarf noch relativ gering, sodass auch einzelne Arbeiter oder kleine Angestellte mit eigenem und geborgtem Geld den sozialen Aufstieg zum Unternehmer schaffen. Jede technische Erfindung wurde genutzt und verbessert, die Arbeitsteilung vorangetrieben und die Betriebe vergrößert. Zudem nahm die Pro-Kopf-Erzeugung in der englischen Industrie stetig zu. Auch der Absatz der Massengüter war gesichert: In England, in den Kolonien und in Kontinentaleuropa(wo englische Produkte bis in das 19. Jahrhundert den Markt beherrschten)
Hochkapitalismus und Weltwirtschaft
Diese Wirtschaftsform des industriellen Kapitalismus hatte die ständige Steigerung des Kapitals und möglichst hohe Gewinne zum Ziel. Vorraussetzungen dafür waren:
- gut ausgebaute Verkehrswege (vor allem zwischen Rohstoffbasen, Produktionsstätten und Verbrauchermärkten)
- Abbau der Zollgrenzen (um Massengüter billig einem möglichst großem Käuferkreis anbieten zu können)
- immer mehr Kapital (vor allem durch den Übergang von Klein- zur Großproduktion)
Das Kapital für neue Industrieanlagen, Bergwerke, Ausbau des Eisenbahnnetzes,… konnte oft selbst nicht von den Unternehmern aufgebracht werden. Deshalb schlossen sich Unternehmungen zu großen Gesellschaften zusammen, gingen an die Börse oder zogen Banken als Financiers heran. So entstanden seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine Vielzahl von Aktiengesellschaften und große Bankinstitute in jungen Industrieländern. Die Industrie und die Finanzwelt förderten einander und es entstand ein großer wirtschaftspolitischer Machtfaktor (politische Macht der Europäerberuhte unter anderem auf industrieller Überlegenheit) Dieses starke Wirtschaftswachstum zwang die Industriebetriebe zu internationalem Güterverkehr. Der Ausbau eines weltumspannenden Wirtschafts- und Handelsraumes wurde durch den von England ausgehenden Freihandel und der Einführung von Gold als internationaler Währung gefördert. Dieser Aufschwung konnte auch durch einen Börsenkrach und der daraus resultierenden Wirtschaftskrise nicht gestoppt werden: 1873 gingen zahlreiche Firmen bankrott, verloren Aktionäre ihr Geld und hunderttausende ihren Arbeitsplatz. Der Grund war Überproduktion und die folgendlichen Absatzschwierigkeiten. Es folgte nun nach Jahrzehnten außerordentlichen Produktionswachstums nun zwei Jahrzehnte der Stockung (ganz geringe Wachstumsraten). Gegenmaßnahmen auf Seiten der Industrienationen waren
- Erhöhung der Schutzzölle (Schutz vor ausländischen Waren),
- Ausbau der Monopole und
- Errichtungen von autarken Wirtschaftseinheiten mit Hilfe der Kolonien)
Erfindungen
Zahl der gültigen Patente 1750-1850 in England:
- 1750 - 102 Patente
- 1760 - 138 Patente
- 1770 - 268 Patente
- 1780 - 409 Patente
- 1790 - 645 Patente
- 1800 - 883 Patente
- 1810 - 1245 Patente
- 1820 - 1511 Patente
- 1830 - 1978 Patente
- 1840 - 3327 Patente
- 1850 - 6155 Patente
Patente nach Industriesektoren (England 1750-1851, Top 10)
- 1. Dampf - 984 Patente
- 2. Hydraulik - 750 Patente
- 3. Spinnmaschinen - 715 Patente
- 4. Energieträger - 984 Patente
- 5. Fahrzeuge - 586 Patente
- 6. Webmaschinen - 502 Patente
- 7. Bleiche (Textilindustrie) - 479 Patente
- 8. Metalle (nicht-eisenhaltig) - 474 Patente
- 9. Fortbewegung von Schiffen - 461 Patente
- 10. Säuren, Oxide - 434 Patente
„Spinning Jenny“ und der mechanische Webstuhl
1760 wurden in England 2,5 Millionen Pfund Baumwolle verarbeitet; 1860 waren es 366 Millionen Pfund => eine Steigerung um das 146-fache. Im 18. Jahrhundert waren zwei Kleidergarnituren ein Luxus => das bot den Textilproduzenten die Möglichkeit zur Absatzsteigerung bei preiswerteren Produkten. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der größte Teil der aus den Kolonien importierten Baumwolle in Heimarbeit verarbeitet: die ganze Familie war beschäftigt (die Kinder mit dem Reinigen und Auskämmen der Baumwolle, die Frauen mit dem Spinnen des Garns, die Männer mit dem Weben). Doch die Weber konnten mehr Garn verarbeiten als vier Spinner(innen) in der selben Zeit händisch produzieren konnten. Die Nachfrage an Garn führte dazu, dass der Preis enorm anstieg und sogar Preise für Erfindungen ausgesetzt wurden, die Garnproduktion und Qualität steigern konnten. James Hargreaves entwickelte 1764 eine Spinnmaschine, die nach seiner Tochter „Spinning Jenny“ genannt wurde. Zuerst konnten acht, danach sogar achtzig und mehr Spindeln nebeneinander Garn erzeugen, welche dann auch schon mit Wasserkraft betrieben wurden. Durch diese Kombination konnte der Techniker Samuel Crompton 1779 noch viel feineres Garn herstellen. Die Produktion wurde nochmals enorm gesteigert als die Dampfmaschine die Wasserkraft ablöste. Das Ergebnis war, dass ein Spinner zu Beginn des 19. Jahrhunderts soviel Garn erzeugen konnte, wie 200 vor der Erfindung der „Jenny“. Das bedeutete aber gleichzeitig das Ende der Heimindustrie – sie konnte nicht mehr mit den größeren, dampfbetriebenen Maschinen Schritt halten. Anfang des 19. Jahrhunderts abreiten etwa 100.000 in den entstandenen Spinnfabriken. Der Preis des Garns sank enorm. Ergebnis: Die billig gewordenen Baumwolltextilien ließen Absatz in England steigen und machten 1830 mehr als die Hälfte des Exports Englands aus. Die Weberei blieb der Modernisierung in der Spinnerei lange zurück – bis der Londoner Pfarrer Edmund Cartwright 1784 den mechanischen Webstuhl erfand, aber er benötigte etwa 50 Jahre, bis er sich endgültig durchsetzen konnte. Der Grund war, dass gut 250.000 Handweber erbitterten und brutalen Widerstand leisteten und sogar Fabriken niederbrannten, aus Angst um ihren Berufsstand und der Modernisierung. Der Aufstand blieb aber erfolglos, denn die Idee der unbeschränkt freien Wirtschaft hatte sich durchgesetzt.
Die Dampfmaschine – James Watt
Vor der Industrialisierung waren die Menschen beim Produzieren auf die eigene Kraft und auf die von Wasser, Wind und Tieren angewiesen. Es gab aber schon Menschen, die sich mit dem Bau von Kraftmaschinen beschäftigten – es fehlte aber oft an technischen Möglichkeiten um ihre Ideen (welche in erster Linie praktischen Bedürfnissen entsprangen) in der Praxis umzusetzen. Sie wurden kaum wissenschaftlich-experimentell erprobt und weiterentwickelt. Erst James Watt verband Wissenschaft und Praxis: Als Mechaniker an der Universität Glasgow sollte der gelernte Uhrmacher ein kleines Modell der Newcomenmaschine reparieren und wurde dabei auf die Schwächen dieser Dampfmaschine aufmerksam. Von da an teste er in jahrelangen Versuchsreihen die Eigenschaften des Dampfes un die Verwendbarkeit verschiedener Metalle. Trotzdem lag zwischen seiner neuen Dampfmaschine als Modell /1765) und einer kaufmännsich verwertbaren, wesentlich leistungsfähigeren Arbeitsmaschine mehr als ein Jahrzehnt. Watt wollte schon aufgrund seiner Schulden aufgeben und des Bankrotts seines ersten Financiers, doch sein zweiter, der Fabrikant Mattheu Boulton, war von seinem Erfolg überzeugt. Diese Dampfmaschine wurde innerhalb kurzer Zeit zur wichtigsten Arbeitsmaschine in den verschiedensten Bereichen (Pumpen, Hämmer, Gebläse und Walzen wurden dadurch angetrieben). Ein Grund wieso Boulton soviel Geld in dieses Projekt steckte war wohl der, dass Watt seine Erfindung hat patentieren lassen – somit war jegliche Konkurrenz ausgeschaltet. Mit dem königlichen Patent durfte man schon seit dem 17. Jahrhundert Erfindungen auf begrenzte Zeit alleine nutzen. Das Patent wurde sogar vom Parlament verlängert.
Kohleabbau und Schwerindustrie
Seit dem 16. Jahrhundert wurde in England Kohle für den Hausbrand und herkömmliche Industrie verwendet. 1700 nahm der Bedarf noch mal zu, als Holzkohle durch das Roden der Wälder knapper und teurer wurde. Anfangs wurde nur im Tagbau abgebaut – aufgrund der fehlenden Pumpen für den Untertagbau (Wasserpumpen für das Grundwasser). Seit der Dampfmaschine (als Antrieb für Wasserpumpen) konnte Kohle aus immer größeren Tiefen abgebaut werden. Sie wurde auch zum Befördern von Menschen und Material in den Schächten genutzt., Sie wurde auch als Zugmaschine für beladene Karren auf Holz-, später dann Eisenschienen eingesetzt (gegen Ende des 18. Jahrhunderts).
Für die Eisenerzeugung wurde (bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts) Holzkohle verwendet – obwohl Abraham Darby schon 1709 aus Steinkohle Koks herstellte und damit Eisen zum Schmelzen brachte. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts konnte gutes Eisen billig und in großen Mengen erzeugt werden, welche anfänglich vor allem als Kriegsgerät verarbeitet werden sollten. Es wurden aber auch auf Gegenstände des Hausgebrauchs und für die Industrie hergestellt. Trotzdem brauchte man mehrere Tage um 10 Tonne Stahl zu erzeugen. Henry Bessemer erfang 1855 die „Bessemerbrine“ und brauchte für diese Menge nur noch 15 Minuten. Aber schon zuvor hatte Eisen Holz und Stein als Werkstoff abgelöst (große Gebäude, Brücken, Schiffe und Eisenbahn aus Eisen).
Die Eisenbahn
1804 baute der Waliser Bergbauingenieur Richard Trevithik die erste Hochdruckdampflokomotive, die von George Stephenson (vom Kuhwirt zum Ingenieur) weiterentwickelt wurde. Er verwirklichte so das ersten Eisenbahnprojekt, welche 15 Kilometer zwischen Stockton und Darlington (England) überbrückte (1825) – die Eisenbahnen konnten mit etwa 50 km/h fahren. Ein Jahr später wurde die Strecke Manchester – Liverpool in Betrieb genommen, für die Stephenson 63 Brücken und erstmals einen Tunnel bauen ließ. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war da Eisenbahnnetz beinahe komplett ausbaut. 250000 Männer waren im Eisenbahnsektor beschäftig und etwa 25% der Aktien an der Londoner Börse waren Eisenbahnaktien. Die erste öffentliche Bahnlinie in Kontinentaleuropa war die Pferdeeisenbahn zwischen Linz und Budweis. Die erste Dampfeisenbahn wurde 1835 in Deutschland zwischen Nürnberg und Fürth in Betrieb genommen, im Habsburgerreich war es die „Kaiser-Ferdinand-Nord-Bahn“ zwischen Wien-Floridsdorf und Deutsch Wagram (1837). Die Lokomotiven und das nötige technische Know-How kamen aus England. Die erste gut funktionierende Gebirgsbahn wurde in Östrreich von Wilhelm Engerth (1854) entwickelt. Sie war für die Gebirgsbahn über den Semmering dringend nötig. Karl Ritter von Ghega war der Planer der Strecke Wien – Graz über den Semmering. Zu Fuß brauchte man für die diese Strecke vier Tage und mit der Postkutsche etwa 29 Stunden. Der Üersonenzug schaffe die Strecke inw eniger als zehn Stunden. Durch diese neuen Verkehrsmittel nahm der Massengüterverkehr durch Europa um ein Vielfaches zu und kurbelte die Wirtschaft weiter an. Die Eisenbahn war aber auch strategisch wichtig: Heere konnten wesentlich schneller zum Einsatz gebracht und Kanonen auf Gleisen transportiert werden. Auch in anderen Kontinenten wurden riesige Bahnprojekte abgeschlossen: Pazifikbahn in den USA (1869, verband Ost- und Westküste); Transsibirische Eisenbahn in Russland (1916 – reichte bis zum Pazifik).
Transport auf dem Wasser wird schneller
Wassertransport war im Vergleich zur Straße unsicherer und langsamer, doch wesentlich billiger. England verfügte schon zu Beginn der Industrialisierung ein gut ausgebautes Kanalsystem auf dem der Großteil der Güter transportiert wurde. Schon seit Leonardo da Vinci wollten Europäer Schiffe mit Schaufelräder antreiben – doch erst durch die Nutzung der Dampfkraft gelang es mit solchen Radantrieben größere Geschwindigkeiten zu erreichen. Das erste brauchbare Dampfboot des Amerikaners John Fitch erreichte 1786 schon 25 km/h. Richard Fultons 43m langes Schiff Clermont (mit vier Schaufelrädern) brauchte 1807 für die 120 Seemeilen zwischen New York und Albany 32 Stunden (ein Segelschiff brauchte dreimal so lang). Bald darauf kamen Dampfschiffe auch auf der Donau und anderen europäischen Flüssen zum Einsatz. 1819 überquerte bereits ein mit Schaufelrädern ausgestatteter Dreimaser in 27 Tagen den Atlantik. Die entscheidende Verbesserung im Schiffantrieb gelang dem österreichischen Forstmeister Johann Ressel: Er erfand 1829 die Propellerschraube, die eine viel höhere Fahrgeschwindigkeit ermöglichte.
Die soziale Frage
Die Städte wuchsen und wuchsen
Das Bevölkerungswachstum wurde durch die industrielle Revolution noch zusätzlich zu der raschen Zunahme der Bevölkerung des 18. Jahrhunderts beschleunigt. Gründe waren neben Fortschritte in der Medizin und Hygiene, besser Nahrungsmittelversorgung, Bauernbefreiung und Gewerbefreiheit (freie Wahl von Wohnsitz und Beruf, keine Erlaubnis um Heiraten zu dürfen). Viele Bauern verkauften ihr kleines, oft unrentables Stück Boden. Die vorwiegend ländlichen Heimarbeiten konnten mit der wachsenden und billigeren Konkurrenz der Fabrikerzeugnissen ebenso nicht mehr mithalten. => Hunger und wachsende Armut trieb ländliche Bevölkerung in die (neu gegründeten und) schnell wachsenden Industriestädte (Landflucht). Millionen von Menschen wanderten auch in die USA (generell nach „Übersee“) aus, weil sie keine Zukunft in den Städten sahen.
Der Übergang zur Industrialisierung verlief durchaus widersprüchlich, so kam es in England zur Erhebung der Maschinenstürmer. Arbeiter sahen ihren Lebensunterhalt bedroht und protestierten gegen diese Entwicklung teilweise mit Gewalt und Sabotage von Fabriken.
Die Industrialisierung führte zur Entstehung moderner Fabriken und bewirkte durch die Landflucht der Arbeiter das Wachstum großer Städte.
Die industrielle Reservearmee
Durch das Überangebot an Arbeitskräften (die „industrielle Reservearmee“) konnten Unternehmer, die Löhne bis unter das Existenzminimum drücken. Der Grund der Unternehmer war auch die große Konkurrenz, der Preiskampf und Investition in technische Erneuerungen. Arbeiter die murrten oder arbeitsunfähig waren, wurden sofort durch andere ersetzt, die oft schon vor den Fabrikstore um Arbeit bettelten. In englischen Industriestädten betrug die durchschnittliche Arbeitsfähigkeit etwa 15 Jahre. In Manchester lag die durchschnittliche Lebenserwartung gar nur bei 18 Jahren. Es herrschte ebenso strenge Arbeitsdisziplin – zum Beispiel wurde Lohn um einen halben Tageslohn gekürzt bei zehnminütigem Zuspätkommens. Ebenso musste bei fehlerhafter Ware strafe gezahlt werden. Es gab auch keine Altersversorgung, Unfallversicherung, Schutz gegen Willkür der Unternehmer. Die staatliche Obrigkeit griff in die „freie Wirtschaft“ nicht ein – un wenn, dann kamen Polizei und Militär nur dann zum Einsatz, wenn es Arbeiterunruhen und Hungerdemonstrationen niederzuschlagen galt. Die Arbeitsbedingungen waren gleich schlecht: Verlängerung der täglichen Arbeitszeit (bis zu 18 Stunden), keine Sonntagsruhe, katastrophale hygienische Zustände, unzureichende oder fehlende Sicherheitsvorkehrungen (Transmissionsbänder der Dampfmaschinen waren eine große Gefahrenquelle). Schuld an diesem Elend waren aus der Sicht der Arbeiter die neuen Maschinen, die vor allem in der Textilindustrie hunderttausende Arbeiter arbeitslos machten. Deshalb kam es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu Aufständen, die von der Obrigkeit brutal niedergeschlagen worden sind. Die Folgen waren Tote, Verletzte und Inhaftierte und Hinrichtungen der Anführer
Auch Frauen müssen in die Fabrik
Die Arbeiter verdienten oftmals zu wenig um ihre Familie zu ernähren – es mussten auch Frauen und Kinder Lohnarbeiten annehmen. Vor allem in kinderreichen Familien war die notwendig. Doch als Mutter von kleinen Kindern konnten Frauen nur schlecht bezahlte Heimarbeiten annehmen. Doch auch in Fabriken (Frauen arbeiteten überwiegend in der Textilindustrie) lag der Lohn weit unter dem der Männer, die die Frauen noch als zusätzliche Billikonkurrentinnen am Arbeitsplatz ansahen. Viele Arbeiter wollten ihre Frauen auch viel lieber zu Hause haben. Auch viele Frauen waren dieser Ansicht, dennoch setzte sich in der proletarischen Frauenbewegung gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine andere Auffassung durch („Clara Zetkin, Für die Befreiung der Frau“)
Die Ausbeutung der Kinder
Kinderarbeit war schon der industriellen Revolution üblich – doch sie nahm schreckliche Ausmaße an. Beispiel:
- Kinder (jüngste waren vier Jahre) mussten in Kohlen- und Eisenbergwerken losgebrochenes Material (kriechend) nach außen transportieren, kleine Zugtüren öffnen und schließen. Die Arbeitszeit betrug in diesen dunklen und feuchten Bergwerken bis zu 14 Stunden und da oft doppelte Zeit gearbeitet wurde, waren mehr als 24 Stunden auch nicht selten.
Kinder waren ihren Arbeitgebern schutzlos ausgeliefert und auch der Öffentlichkeit fehlte es dem Bewusstsein um das Leid der Kinder. Zum Beispiel wurde 1837 ein Arzt gefragt, ob es für Kinder von Nachteil wäre, täglich 23 Stunden zu stehen. Seine Antwort war, dass er sich nicht trauen würde die Frage ohne vorangegangen Untersuchungen zu beantworten. Der Bürgermeister eines deutschen Industrieortes antwortete 1822 seinem Landrat zu Fragen der Kinderarbeit in Fabriken, dass die arbeitenden Kinder nicht betteln müssen und gesünder sein wenn sie in „luftigen Gebäuden“ arbeiten würden – folgendlich sollen nicht arbeitende Kinder krank vom Elend und Betteln sein. Und deshalb würden keine Gesetze gegen Kinderarbeit erlassen werden. In einem bericht eines deutschen Gesundheitsministers 1818 stand dagegen, dass die Kinder „bleiche Gesichter, matte, entzündete Augen, aufgeschwollene Leiber, aufgedunsene Backen, geschwollene Lippen und Nasenflügel, Drüsenschwellungen am Halse, böse Hautausschläge und asthmatische Anfälle hätten“ und ihrer Jugendzeit in Kummer und Elend verbringen müssten.
Kinderarbeitsverbote?
Einsichtige Politiker versuchten die Kinderarbeit gesetzlich einzuschränken – gegen den Widerstand der Fabrikbesitzer, die sich als Wohltäter fühlten, wenn sie Kinder ab dem 5. Lebensjahr beschäftigten. 1833 wurde das erste Kindergesetz in Endland erlassen: Arbeitsverbot von Kinder unter 9 Jahren in Textilfabriken, Nachtarbeitsverbot und maximal 12-Stundentag für Jugendliche unter 18 Jahren. Fabrikinspektoren sollten die Einhaltung der Gesetze überwachen. Etwa zehn Jahre später folgte ein Verbot der Untertagarbeit für Kinder (Mindestalter: 10 Jahre) und Frauen. Ähnliche Gesetze wurden bald darauf in Deutschland und Österreich (Arbeitsverbot für Kinder unter 12) erlassen. Diese Regelungen verbesserten zwar die Situation der Kinder, trotzdem konnte die Kinderarbeit bis in das 20. Jahrhundert nicht beseitigt werden. Die erlassenen Kindergesetze wurden oft umgangen: Zum Beispiel wurde angegeben, dass kein förmliches Arbeitsverhältnis mit den Kindern bestand und bloß die Eltern die Kinder als eigene Aushilfe verwendeten. In Fabriken mangelte es noch lange an wirksamer Kontrolle der Gesetze; in Handwerk, Gewerbe und vor allem in der Landwirtschaft gab es weiterhin keinen gesetzlichen Schutz für Kinder.
Die Wohnungssituation
Durch das Wachstum der Städte wuchs auch die Wohnungsnot. Es wurden in der Nähe der Fabriken oft Holzbaracken errichtet, in denen Arbeiter eng zusammengepfercht Unterschlupf fanden – sie mussten froh sein, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben – egal ob in alten, verfallen Häusern, Kellern oder Dachböden. Zum Beispiel sollte es laut einem Prediger in Ostlondon nicht ungewöhnlich gewesen sein, dass zu 10 Personen auf 14m² wohnten. Es fehlten in diesen Elendsquartieren auch an Wasser- und Abwasserleitungen (für mehr als hundert Menschen gab es nur ein Klo). Später wurden für die Arbeiter massiver gebaute, mehrgeschossige Zinskasernen errichten – zu hohen Mieten und mit schlechtem Komfort: Wasser Und Klosett gab es für alle gemeinsam am Gang ; die feuchten Räume hatten nur kleine Fenster und selten eine Heizung, aber besaßen schon Gasbeleuchtungen. Die Wohnungsknappheit verursachte in übermäßiges Ansteigen der Mietzinse, die bis zu ¾ des Lohns ausmachten. Deshalb wurden Betten oft mit einer zweiten Person geteilt – außerdem wurden diese mit anderen abwechselnd benutzt – wie in der Fabrik im Schichtbetrieb. Erst um die Jahrhundertwende wurde das Wohnungselend von Politikern und Zeitungen öffentlich angeprangert.
Lösungsversuche die Lage der Arbeiter zu verbessern
- Selbsthilfe:
- treten als Gemeinschaft auf.
- Hilfefonds für Bedürftige werden eingerichtet.
- Gewerkschaften organisieren sich.
- Streiks (kollektive Arbeitsniederlegung).
- Maschinensturm
- neue Ideologien + Organisationsformen
- z.B. Marxismus
- Christliche Soziallehre entsteht
- Arbeiterbewegungen mit folgenden Zielen:
- Teilnahem an der Gesetzgebung
- Soziale Verbesserungen
- höhere Bildungschancen
- Politische Parteien entstehen (kommunistische Parteien. SPÖ)
- 1848 – Kaiser Franz Josef II kommt an die Macht
Siehe auch: Industrialisierung, Revolution; Urbanisierung, Kapitalismus; Automatisierung, Technischer Fortschritt
Literatur
- David Landes: Wohlstand und Armut der Nationen. Warum die einen reich und die anderen arm sind, Berlin (Siedler Verlag) 1999 - ISBN 3-88680-525-5
- Scheucher-Wald-Lein-Staudinger: „Zeitbilder – Geschichte und Sozialkunde“, Schulbuch – ISBN 3-215-10078-9