Heilige Messe
Die Heilige Messe ist in der Römisch-Katholischen Kirche nicht nur eine Nachfeier des letzten Abendmahles Jesu Christi, sondern wird zugleich als die Vergegenwärtigung des Kreuzestodes (daher auch oft Messopfer genannt) und der Auferstehung Jesu für Gläubigen gefeiert. Sie ist bereits von ihrem Grundverständnis nicht mit dem Abendmahl der verschiedenen Evangelischen Kirchen identisch, wesshalb die Römisch-Katholische Kirche auch keine Interkommunion zulässt.
Die Messe in der lutherischen Kirche wird allgemein als Abendmahlsgottesdienst bezeichnet. Die Liturgie der Orthodoxen Kirche wird in einem eigenen Lemma beschrieben.
Geschichte
Der Überlieferung nach genügte den Jüngern schon kurz nach dem Tod und der Auferstehung Jesu der jüdische Gottesdienst nicht mehr, obwohl sie daran teilnahmen. Sie befolgten die Anweisung Jesu, der bei seinem letzten Mahl seinen Jüngern gesagt haben soll: "Tut dies zu meinem Gedächtnis!". Aus diesem Auftrag heraus bildete sich die Gottesdienstform der heiligen Messe (in der orthodoxen Kirche "Göttliche Liturgie" genannt).Justin der Märtyrer († 165) zum Beispiel beschreibt einen christlichen Gottesdienst mit Leseordnung, Predigt, Fürbittegebet und Abendmahlsfeier. Der Gegenpapst Hippolyt von Rom († 235) beschreibt ebenfalls eine frühe Heilige Messe.
Ablauf
Der Ablauf einer Heiligen Messe hat in allen Kirchen, die sie beibehielten, die zweiteilige Grundform aus Lehrgottesdienst und Canon. In allen Kirchen, soweit sie sich von der Katholischen Kirche seit dem 16. Jahrhundert abzweigten, ist darüberhinaus die Abfolge der regelmäßigen Gebete und Gesänge gleich geblieben. Trotz der weitgehend homogenen Grundform gibt es viele unterschiedliche Ausführungsformen.
Dieser Ablauf ist bereits durch die Schriften des heiligen Augustinus überliefert. Hierbei schaute das Volk stets nach Osten, so wie auch der Priester bei den verschiedenen Gebeten. Im ausgehenden Mittelalter begann man die Heilige Messe generell nach Osten und damit mit dem Rücken zu den Gläubigen zu feiern. Erst das 2. Vatikanische Konzil änderte dies durch die Einführung des sog. Volksalatars wieder ab und schaffte zugleich das seit der Spätantike vorgeschriebene Latein ab.
Heute wird die Heilige Messe in der Regel in der jeweiligen Volkssprache und mit dem Gesicht des Priesters zu den Gläubigen gefeiert. Hierbei besteht eine aktive Teilnahme der Gläubigen an der Liturgie, da diese an vielen Stellen Antworten. Nicht nur die Bekräftigung der priesterlichen Gebete durch das Amen, sondern auch eine regelrechte liturgische Kommunikation (Bsp. Priester: Erhebet die Herzen; Gemeinde: Wir haben sie beim Herrn.) sorgen für eine aktive Teilnahme aller Gläubigen. Der Messablauf gilt teilweise als schwerfällig weil viele Menschen unsicher sind, ob sie stehen, knien oder sitzen sollten während die verschiedenen Abschnitte der Messe. Dem wird teilweise mit Handzettel oder durch den Priester klar gegebnen Anweisungen versucht abzuhelfen.
Viele Teile der Heiligen Messe werden durch den Gesang der Gemeinde, Orgelspiel oder auch Chor und Orchester begleitet. Zumeist singt die Gemeinde ein Lied vor der Eröffnung. Nach einer Bußritus wird gegebenenfalls ein Kyrie, das Gloria (in der Regel nur Sonntags), folgt die Lesung aus dem Alten Testament, ein Antwortpsalm und die Lesung aus dem Neuen Testament die mit einer Halleluja schliesst. An Werktagen gibt es nur eine Lesung.
Das Evangelium bereitet den Predigt vor, der normalerweise nur an Sonn- und Feiertagen gehalten wird. Im Anschluß wird das Glaubensbekenntnis gemeinsam gepsrochen und Fürbitten gehalten. Die Gabenbereitung folgt ein Gabengebet und der Präfation. Abgeschlossen wird eine Messe mit dem Sanctus, ein Hochgebet, der Doxologie und das Vater unser. Die Kommunion wird durch ein Agnus Dei eingeleitet mit anschliessender Brotbrechung durch den Zelebrant. Nach Empfang der Kommunion wird ein Dankgebet gesprochen und zum Schluss wird ein Segen gesprochen.
Weihrauch, feierliche Gewänder, kunstvolle Gegenstände des liturgischen Gebrauches, Musik und Gesang werden zur Untermalung der Feierlichkeit der Kommunion eingesetzt.
Riten
In der katholischen Kirche dominierte bis zur Liturgiereform im Jahr 1975 der römische Ritus - ausgehend von den Anfängen der Kirche in Rom. Daneben entwickelten sich im Altertum bis ins Mittelalter regional unterschiedlich auch andere Meßriten, die jeweils Derivate des römischen Ritus sind, so der gallikanische Ritus in Frankreich und der ambrosianische Ritus in Mailand. Der mozarabische oder altspanische Ritus entwickelte sich unter nordafrikanischem Einfluss auf der iberischen Halbinsel im Laufe des 6. Jahrhunders und blieb dort dominierend während der islamischen Herrschaft. Lokal begrenzt lebte der Ritus weiter, insbesondere in Toledo, wo er zeitweise verbindliche Liturgie in der Sakramentskapelle der Kathedrale war. Daneben gab es noch andere sehr lokal begrenzte Riten, so zeitweise einen "Kölner Ritus".
Römischer Ritus
Um die Variantenvielfalt zu reduzieren und vor allem um die katholischen Riten von anderen, nicht-katholischen Riten abzugrenzen, gab es mehrmals Reformen. Überliefert ist die Reform Papst Gregor des Großen und - auch bedingt durch die Reformation - die Liturgiereform durch Papst Pius V. Diese Reform basierte auf dem Konzil von Trient, seit der der Römische Ritus auch als Tridentinische Messe bezeichnet wird. Die Weiterentwicklung der Riten erfolgte jeweils mit dem Ziel, die Meßordnung auf die alte Überlieferung zurückzuführen, was aus den jeweiligen Dokumenten hervorgeht. Trotzdem wurde eine gewisse Vielfalt erlaubt, so blieben nach dem Tridentinischen Konzil alle Riten erlaubt, die damals älter als 200 Jahre waren.
Novus Ordo Missae
Seit der Liturgiereform ist der Novus Ordo Missae (deut. Neue Messordnung) die in der katholischen Kirche gebräuchliche Messform. Der Novus Ordo Missae steht in vielen liturgischen Einzelheiten dem Abendmahlsgottesdienst nahe, einer Form des evangelischen Gottesdienstes die in manchen lutherischen Kirchen gefeiert wird. Während der Römische Ritus zwingend in lateinischer Sprache zelebriert wird, erlaubt der NOM die Feier in Landessprache, auch wenn eine lateinische Fassung existiert.
Liturgisches Personal
Die Feier einer Heiligen Messe in ihrer Hochform ist sehr personalaufwändig. Wenigstens 1 Priester, 1 Diakon, 1 Lektor, 1 Kantor und 5 Messdiener sind vorgesehen. Allerdings ist zur gültigen Feier nur der Prieser selbst notwendig.
- Bischof: Er ist der eigentliche Leiter einer Liturgie und steht, wenn er anwesend ist, der Messe vor. Der Priester wird als sein Stellvertreter angesehen.
- Priester: Er steht der Messe vor. Um sich selbst und den Gläubigen vor Augen zuhalten, dass nicht er in seiner Person die Hauptrolle spielt, sondern er nur Repräsentant Jesu ist, trägt er liturgische Kleidung.
- Messdiener: Er oder sie ist Zubringer für den reibungslosen Ablauf der Liturgie. Hierbei handelt es sich für gewöhnlich um Kinder und Jugendliche, die selten alleine und meistens zu zweit oder mehreren ihren Dienst versehen.
- Diakon: Er ist die rechte Hand des Bischofs oder Priesters in der Messe und hat dort fest umschriebene Aufgaben.
- Lektor: Die Aufgabe des Lektors/ der Lektorin ist das Verlesen der Schriftstellen aus dem Alten und Neuen Testament (nicht aber des Evangeliums) sowie der Fürbitten.
- Kommunionhelfer: Die Aufgabe des Kommuninhelfers/ der Kommunionhelferin ist die Unterstützung des Priesters bei der Austeilung der Kommunion.
- Kantor: Die Aufgabe des Kantors/ der Kantorin ist das Vortragen bestimmter Gesänge.
- Konzelebrant: Der Konzelebrant ist ein Priester, der neben dem priesterlichen Leiter der Messe teilnimmt und liturgische Aufgaben wahrnimmt. Zahlreiche Priester lehnen die Konzelebration ab, da immer nur einer die Stelle Jesu repräsentieren kann und mehrere Priester bei einer Messe dieses nur verundeutlichen würden.