Elternkurs
Ein Elternführerschein (Führerschein für Eltern) ist eine hypothetische Qualifikation für Eltern. Durch den Begriff Führerschein wird oft eine obligatorische Qualifikation impliziert, es werden aber auch gelegentlich andere Bildungsangebote für Eltern mit einem Führerschein für Eltern in Verbindung gebracht.
Elternkurse
Elternkurse werden oft mit einem Elternführerschein in Verbindung gebracht und einzelne Angebote tragen auch die Bezeichnung Elternführerschein, ohne dass damit eine einheitliche Qualifikation bezeichnet wird. Elternkurse haben unterschiedliche Ansätze und wissenschaftliche Hintergründe. Die Zielgruppe variiert zwischen Eltern von Kleinkindern und Eltern von Jugendlichen und Eltern mit oder ohne spezifische Probleme.
Die Nikolaus-August-Otto-Hauptschule in Berlin-Lichterfelde fordert als erste und bisher einzige Schule in Deutschland verbindliche STEP-Elternkurse, die von der Schule selbst veranstaltet werden.[1]
Einige der bekannteren Elternkurse sind:
- Gordon-Familientraining orientiert sich an der klientenzentrierten Psychotherapie.
- Das Triple P Programm beruht auf kognitiv-behavioralen Ansätzen, wie z.B. der sozialen Lerntheorie von Albert Bandura und dem Selbstmanagement-Ansatz von Kanfer.
- Encouraging-Elterntraining (Schoenaker-Konzept) [2]
- FamilienTeam-Elterntraining [3]
- Familienprogramm FuN [4]
- Eltern Stärken – Dialogische Elternseminare [5]
Systematic Training for Effective Parenting
Systematic Training for Effective Parenting (Systematisches Elterntraining) wurde von den Psychologen Don Dinkmeyer Sr., Gary D. McKay und Don Dinkmeyer Jr. entwickelt und publiziert. [6] Die Publikation wurde durch ein ausführliches Konzept zur Schulung und Verbreitung ergänzt.
STEP basiert auf Alfred Adlers Individualpsychologie und der Arbeit der Psychologen Rudolf Dreikurs und Thomas Gordon. Adlers Anliegen war die Entwicklung kooperationsfähiger Menschen, die das Ideal sozialer Gerechtigkeit und demokratischer Lebensführung verwirklichen können.
Die Evaluation des STEP Programms in Deutschland übernahm Professor Klaus Hurrelmann.
Starke Eltern – Starke Kinder
Starke Eltern – Starke Kinder ist das Elternkursprogramm des Deutschen Kinderschutzbundes. Das Programm orientiert sich an humanistischer Psychologie. [7]
Die Zielgruppe der Kurse sind alle Eltern, eine Ausrichtung auf spezielle Zielgruppen, wie Alleinerzieher, Stieffamilien, bestimmte Altersstufen oder Erzieher ist aber möglich.
Das Kursprogramm basiert auf einem Modell der anleitenden Erziehung, das den Eltern ermöglicht Erlerntes als Hausaufgabe zu erproben. Die Teilnehmer werden angeleitet die Kommunikation zwischen Eltern und Kind zu verbessern, kindliches Selbstvertrauen zu stärken, sich über Erziehungsziele und Werte klar zu werden und Probleme zu erkennen und zu lösen.
kess-erziehen
Alfred Adlers Individualpsychologie und ihre Anwendung durch Rudolf Dreikurs bilden die wissenschaftliche Grundlage für Kess-erziehen. [8] „Kess“ ist die Abkürzung für kooperativ, ermutigend, sozial und situationsorientiert.
Ziel des Kurses ist es einen kooperativen, demokratischen Erziehungsstil zu fördern, dazu werden gemeinsame Regeln für das Familienleben aufgestellt und Beschlüsse werden von Allen in einem Familienrat gefasst.
Der Kurs fördert die Fähigkeit der Teilnehmer die sozialen Grundbedürfnisse eines Kindes zu verstehen, deren Missachtung zu unerwünschtem Verhalten führt. Erwachsene und Kinder werden als gleichwertig angesehen und die gegenseitige Anerkennung von Bedürfnissen wird hervorgehoben.
Die Eltern oder Erzieher lernen Entwickeln von Kooperation, Konfliktmanagement und den Kindern Grenzen durch logische Konsequenzen zu vermitteln. Konsequentes, ermutigendes Handeln soll Selbstständigkeit fördern und Kindern erlauben möglichst viel Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.
Die Teilnehmer werden angeleitet situationsorientiert zu handeln, Kindern Wahlmöglichkeiten anzubieten und positives Verhalten zu beachten, anstatt primär auf negatives Verhalten zu reagieren. Dadurch werden Selbstwertgefühl und partnerschaftlich verantwortungsvolles Verhalten gefördert. Zeiträume mit einer besonderen Qualität von Zuwendung in denen Eltern ihren Kindern ungeteilte Aufmerksamkeit schenken und aktiv zuhören werden als Edelsteinmomente bezeichnet. Edelsteinmomente sollen den Kindern besondere Wertschätzung vermitteln.
Der Kurs besteht aus fünf Einheiten, die mit jeweils drei Unterrichtseinheiten (3 * 45 Minuten) angesetzt sind. Die Themen der Kurseinheiten sind:
- Das Kind sehen - soziale Grundbedürfnisse achten
- Verhaltensweisen verstehen - angemessen reagieren
- Kinder ermutigen - die Folgen des eigenen Handelns zumuten
- Konflikte entschärfen - Probleme lösen
- Selbständigkeit fördern - Kooperation entwickeln
Kess-erziehen-Elternkurse werden u.a. von katholischen Familienbildungsstätten und Bildungswerken, von Kindertagesstätten, Erziehungsberatungsstellen und über regionale wie diözesane Familienreferate in Deutschland angeboten. Die Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung hat außerdem Kooperationspartner, die als Multiplikatoren Dritte bei der Planung und Durchführung von Kursen unterstützen.
Quellen
- ↑ Berliner Hauptschule verlangt Teilnahme an Erziehungskurs
- ↑ adler dreikurs Institut: Encouraging-Elterntraining
- ↑ familienhandbuch.de: „FamilienTeam“-Elterntraining: Mehr Freud' und weniger Leid in der Familie
- ↑ Institut für präventive Pädagogik: Die FuN-Idee
- ↑ familienbildung-in-nrw.de: Eltern-staerken – Dialogische Elternseminare (PDF)
- ↑ S T E P: Ein System zum Erlernen von Erziehungsfertigkeiten für Eltern
- ↑ Katrin Zimmermann-Kogel: Kundenorientierte Elternarbeit. In: Praxisbuch Sozialpädagogik – Arbeitsmaterialien und Methoden. 1. Auflage. Bildungsverlag EINS, Troisdorf 2006, ISBN 3-427-75410-3.
- ↑ Christof Horst, Erika Maaß-Keibel, Rudolf Mazzolla, Regina Raulfs: Erziehen mit Kess – Der Elternkurs. 1. Auflage. Droemer/Knaur, München 2005, ISBN 3-426-66768-1.
Literatur
- Sigrid Tschöpe-Scheffler: Konzepte der Elternbildung – eine kritische Übersicht. 1. Auflage. Budrich, Opladen 2005, ISBN 3-938094-21-4.
- Paula Honkanen-Schoberth: Starke Kinder brauchen starke Eltern: der Elternkurs des Deutschen Kinderschutzbundes. 2. Auflage. Urania, Freiburg 2003, ISBN 3-332-01346-7.