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Schlacht von Stalingrad

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Die Schlacht von Stalingrad war eine der kriegsentscheidenden Schlachten des 2. Weltkrieges und fand in der Region des damaligen Stalingrad (heute Wolgograd) an der Wolga statt.

Die Symbolik

Durch die hohen Verluste und die Unerbittlichkeit, mit der die Kampfhandlungen von beiden Seiten geführt wurden, ist Stalingrad zum Sinnbild für die Schrecken des Krieges geworden. Sowohl von Stalin als auch von Hitler wurde Stalingrad als Symbol angesehen, woraus sich die enorme Erbitterung erklärt, mit der die Schlacht geführt wurde.

Der deutsche Angriff

Nach dem Angriff des Deutschen Reiches auf die Sowjetunion 1941 und der Gegenoffensive der Roten Armee im Winter wurde für den Sommer 1942 eine neue Offensive geplant, die zum Ziel hatte, die sowjetischen Ölfelder im Kaukasus einzunehmen. Ein weiteres wichtiges Ziel wurde die Stadt Stalingrad zum einen wegen ihrer industriellen und geografischen Bedeutung, da hier die Schifffahrt auf der Wolga verhindert werden konnte, zum anderen wegen ihrer symbolischen Bedeutung. Geführt wurde der Angriff vom deutschen Generaloberst Friedrich Paulus, der im Verlaufe der Schlacht zum Generalfeldmarschall befördert wurde, um ihn von der Kapitulation abzuhalten. Dieser befehligte die 296.000 Mann starke 6. Armee und Teile der 4. Panzerarmee sowie diverse verbündete rumänische, italienische, kroatische Divisionen. Nach anfänglichen Verzögerungen durch die Belagerung Sevastopols und Eingriffe Hitlers in die militärische Planung begann der Angriff am 28. Juni 1942. Eine weitere deutsche Armee der Armeegruppe Süd griff unterdessen Ziele im Kaukasus an. Ende August erreichte die 6. Armee die Wolga, am 23. August führte ein massiver Luftangriff zum Tod von tausenden Zivilisten in der Stadt. In der Stadt wurden unter hohen Verlusten bald nicht mehr um jede Straße, sondern um einzelne Häuser, Stockwerke und Zimmer gekämpft. Erst im November gelang es den deutschen Einheiten, die fast vollständig zerstörte Stadt unter ihre Kontrolle zu bringen. Allerdings begann schon wenig später eine sowjetische Gegenoffensive unter dem Decknamen "Operation Uranus".

Operation Uranus

Die deutschen Streitkräfte wurden am 19. November 1942 durch die Operation Uranus (eine Zangenbewegung) von sowjetischen Streitkräften, die durch die 3. rumänische Armee durchgebrochen waren, binnen 5 Tagen eingeschlossen. Die 3. rumänische Armee konnte sich nicht lange halten, da sie erstens eine überdehnte Flanke sichern sollte und zweitens ungenügend ausgerüstet war (3,7 cm Flak zum größten Teil von Pferdegespannen gezogen), um die sowjetischen Panzer zu stoppen. Der Vorstoß der Sowjets ging rasch voran, da zum Zeitpunkt des Unternehmens Uranus schlechtes Wetter herrschte und die deutsche Luftwaffe nicht eingreifen konnte. Hinter der 3. rumänischen Armee befand sich ein deutsches Panzerkorps. Dies wurde auf Befehl von Adolf Hitler den Sowjets entgegengeworfen, ohne die Lage richtig zu kennen und im Glauben, dass dieses Panzerkorps die Lage wiederherstellen könne. Der Kommandeur jenes Panzerkorps, Ferdinand Heim, wurde im Nachhinein zum Sündenbock gemacht und aus der Wehrmacht ausgestoßen. Die Sowjets griffen ebenfalls noch die 4. rumänische Armee und die 4. deutsche Panzerarmee an, bevor sich die beiden Speerspitzen der Zangenbewegung bei Sowjetskij trafen und den Ring um Stalingrad endgültig schlossen.

Operation Kolzo

Nach dem Abschluss der Operation Uranus folgte die Operation Kolzo (russ.: Ring). Sie hatte zum Ziel, den Kessel von Stalingrad zu zerschmettern und die Invasoren zu vernichten. Dabei wurden die sowjetischen Truppen von ihren Offizieren regelrecht "verheizt". Es wurden kleinere Trupps gebildet, die bestimmte Stockwerke und ganze Häuser erstürmen mussten. Die Ausfälle dieser Trupps lagen bei mehr als 90%. Die Sowjets setzten auch viele Scharfschützenteams ein, die die Aufgabe hatten, die 6. Armee "kopflos" zu machen, indem sie die deutschen Offiziere erschossen (Vermutlich über 1.000 Soldaten und Offiziere insgesamt).

Der Kessel

Seit dem 22. November war die 6. Armee völlig von sowjetischen Truppen eingekesselt. Paulus und sein Stab planten zunächst, die Fronten zu stabilisieren und dann nach Westen auszubrechen. Schon zu diesem Zeitpunkt aber mangelte es an der notwendigen Ausrüstung für ein solches Unternehmen.

Am 23. November entschloss sich Hitler, den Kessel aus der Luft zu versorgen, weil Göring ihm wider besseres Wissen versichert hatte, die Luftwaffe sei in der Lage, die benötigten 550 Tonnen täglich einzufliegen. Am 24. November erging dann der endgültige Befehl, die Armee sollte sich einigeln und das weitere Abwarten. Am gleichen Tag wurden die Rationen der Soldaten halbiert und die Brotzuteilung auf täglich 300 g festgelegt.

Der Entlastungsversuch

Ein Entlastungsangriff der 4. Panzerarmee unter Generaloberst Hermann Hoth zur Befreiung der 6. Armee (Operation Wintergewitter) scheiterte 48 km vor Erreichen des Kessels aufgrund starker sowjetischer Gegenwehr, wohl auch daran, dass von der 6. Armee nur geringe Initiative ausging, sich aus dem Kessel zu befreien, und dementsprechend keine Angriffe "von innen" geführt wurden. Dennoch hörten die eingeschlossenen Landser das Geschützdonner und sie waren voller Hoffnung, dass sie nun befreit würden. Die Parole dieser Tage lautete: Haltet aus, der Führer haut euch raus. Die Hoffnungen der Landser wurden aber bald zunichte gemacht, als sich das Geschützfeuer wieder entfernte.

Das Ende

Nach langen für beide Seiten extrem verlustreichen Kämpfen wurde die 6. Armee zur Kapitulation gezwungen. Am 31. Januar 1943 kapitulierten die Einheiten im Südkessel, am 2. Februar 1943 die verbleibenden Verbände im Nordkessel. Paulus, der die sich mehrfach gebotene Gelegenheit zum Ausbruch nicht oder nur halbherzig ergriff, ging mit seinem Stab in Gefangenschaft, mit ihm 30 weitere Generäle. Von den anfänglich ca. 300.000 Soldaten gingen ca. 91.000 in sowjetische Kriegsgefangenschaft und nur 6.000 kehrten wieder nach Deutschland zurück, die restlichen fielen (wenige wurden ausgeflogen) oder starben in der Gefangenschaft. Paulus selbst, von den Sowjets gegen seine ehemaligen Vorgesetzten der Wehrmacht während der Nürnberger Prozesse als Zeuge aufgerufen, kehrte erst nach dem Tod Stalins 1953 in die DDR zurück. Die Verluste auf sowjetischer Seite in Stalingrad werden auf etwa 1 Million Zivilisten und Soldaten geschätzt.

Tabellen und Statistiken

Verluste der deutschen Luftwaffe für die Versorgung der 6. Armee in Stalingrad und dem Ausfliegen von Verwundeten vom 24. November 1942 bis 31. Januar 1943.

Maschinen Maschinentyp
266 Junkers Ju 52/3m
165 Heinkel He 111
42 Junkers Ju 86
9 Focke-Wulf Fw 200
5 Heinkel He 177
1 Junkers Ju 290
Insgesamt 488 Maschinen = 5 Geschwader = Mehr als 1 Fliegerkorps

Siehe auch: Liste von Schlachten


Literatur

  • Stalingrad - Mythos und Wirklichkeit einer Schlacht, hrsg. von Wolfram Wette und Gerd Ueberschär, 1992
  • Stalingrad - Ereignis, Wirkung, Symbol, hrsg. von Jürgen Förster, 1992


Fiktionale Darstellungen in Romanform

  • Theodor Plivier: Stalingrad, 1945
  • Heinrich Gerlach: Die verratene Armee, 1957
  • William Craig: Die Schlacht um Stalingrad, 1973
  • Antony Beevor: Stalingrad, 1998