Rüdt von Collenberg
Die Herren Rüdt von Collenberg waren ein reichsunmittelbares fränkisches Adelsgeschlecht, das ab dem 13. Jahrhundert zunächst in Collenberg seinen Sitz hatte. Die Familie besteht bis heute fort.
Abstammung
Nach der Familienchronik der Herren Rüdt von Collenberg lebten deren Vorfahren, nach allem was darüber bekannt ist, als steuerbefreite freie Landwirte im Gau Wingarteiba und leisteten in kaiserlichen Heeren Reiterdienste. Die hierdurch erworbenen Verdienste wurden belohnt durch zusätzlichen Landbesitz sowie die Verleihung verschiedener Rechte und Einnahmequellen. Ein 793 erwähnter Gaugraf des Wingarteiba, Ruodi, soll möglicherweise der Familie zugerechnet werden können. Er stiftete dem heiligen Nazarius von Lorch einen Byfang (durch Rodung gewonnen Felder) auf Gemarkung Dallaheim. In der Folgezeit erscheint der Name Rüd mit zunehmender Häufigkeit als Teilnehmer von Turnieren und als Zeuge auf Urkunden.
Geschichte
Um 1250 siedeln sich die Rüdt in Collenberg an und erhielten dort die Collenburg zu Lehen. Zur gleichen Zeit hatten die Rüden ihren Stammsitz in Amorbach. Ein Wipertus Rude de Rudenau (Weiprecht Rüd von Rüdenau) hatte umfangreiche Besitzungen am Main zwischen Miltenberg und Wertheim sowie im Bereich Walldürn, Buchen und Amorbach. 1285 schenkte Weiprecht dem Kloster Amorbach einen Teil des Zehnten von Gönz. Im Gegenzug erlaubten ihm der Abt des Klosters in Bödigheim und der Bischof von Würzburg, eine Burg mit Kapelle in Bödigheim zu bauen (auf dem Areal des heutigen Schlosses). Diese Erlaubnis wurde von den Beteiligten und einigen Zeugen beurkundet. Die aus Geldmangel verfallene Bödigheimer Dorfkirche wurde von Weiprecht ebenfalls wieder instand gesetzt. Daneben erwarb er vom Kloster Amorbach einen Fronhof mit Vogtei in Bödigheim, im Tausch gegen Besitzungen in Gönz und Weckbach. Die neu erbaute Burg verfügte über zwei Wohnhäuser, die jeweils von einem Zweig der Familie bewohnt wurden, die fortan den Name "Rüdt von Bödigheim" führten.
Erst 1595 ist ein Ausbau um eine Scheune im Vorhof durch Hans Rüdt bekannt. Drei Jahre später ergänzte er die Burg um ein weiteres Wohnhaus. Hans verstarb 1601 mit 36 Jahren an einer Verwundung. Sein Sohn Wolf Albrecht musste während des Dreißigjährigen Krieges nach Frankfurt flüchten. Nach seiner Rückkehr fand er seine Burg samt Vorhof ausgeplündert und größtenteils zerstört vor. Bei einem Besuch in Adelsheim 1644 verstarb er und wurde dort auch beigesetzt. Sein erst vierjähriger und einziger Sohn Johann Ernst wurde von seiner Mutter Ann Maria, geborene von der Haydt, zum Grafen nach Wertheim geschickt, den er nach Holland begleitete, während die Mutter die Besitzungen mit Geschick verwaltete.
Die Linie der Rüdt von Collenberg auf der Collenburg starb 1635 aus.
Nach beendetem Studium kehrte Johann Ernst 1662 zurück und übernahm mit 22 Jahren die Verwaltung und den Wiederaufbau seiner Besitzungen. Er ist auch der Stammvater aller heute lebenden Rüden und konnte trotz der schwierigen Verhältnisse seinen Besitz noch erweitern. Später wurde er Ritterhauptmann des Ritterkantons Odenwald. Mit seiner Frau Anna Christine, geborene von Adelsheim, hatte er 13 Kinder. Allerdings erreichten nur zwei Söhne und zwei Töchter das Erwachsenenalter. Zwei weitere Töchter ertranken zusammen mit seiner Frau während einer Reise nach Adelsheim in den Fluten der durch starke Regenfälle angeschwollenen Seckach und wurden in Adelsheim beigesetzt. Sein ältester Sohn, Wolf Ernst, übernahm 1712 die Geschäfte.
Seither befinden sich Burg, Schloss und Park Bödigheim unverändert im Besitz der Freiherrlichen Familie Rüdt von Collenberg.
Namen
Über Rüd, Rüde, Rüdin, Rüden, lateinisch: Rud, Rude, Rudo, Rudi, Ruden, entwickelte sich der Name später zum heutigen Rüdt.
Wappen
Frühes Wappen des Wipertus sen. Rüdt: Querbalken auf einem mit Kreuzen bedeckten Schild.
Später bis heute: Ein weißer, heraldisch nach rechts blickender Rüdenkopf mit schwarzem Stachelhalsband auf rotem Schild.
Sagen
Zur Entstehung von Namen und Wappen gibt es zwei Sagen, deren Aussagen darin übereinstimmen, dass neugeborene Knaben des Ritters von Collenberg als Rüden im Main ertränkt werden sollten, jedoch vom heimkehrenden Vater gerettet wurden und seitdem den Namen Rüd von Collenberg und den Rüdenkopf im Wappen führten.
Literatur
- Adolf Freiherr Rüdt von Collenberg: Die Familie Rüdt von Collenberg. Selbstverlag, Buchen 1985
Links
Schloss Bödigheim