Alexander Romanowitsch Lurija
Russischer Psychologe. Geboren 1902 in Kasan, wo er bis 1921 Gesellschaftswissenschaften und Psychologie studiert. Ab 1925 Tätigkeit am Institut für Psychologie der Universität Moskau, zunächst als Assistent und dann als Leiter des Labors für allgemeine Psychologie. Zusammen mit Lew S. Wygotski (1896-1934) und Alexej N. Leontjew (1903-1979) begründet Luria die kulturhistorische Schule der russischen Psychologie. Anfang der dreißiger Jahre wird Luria aus ideologischen Gründen gezwungen, seine Dozentenstelle für Psychologie aufzugeben und wendet sich dem Studium der Medizin zu. Während des Krieges Sanitätsoffizier, spezialisiert er sich auf die Rehabilitation von Hirnverletzten. Ab 1944 arbeitet Luria am Institut für Neurochirurgie in Moskau, wo er beginnt, das Wissenschaftsgebiet der Neuropsychologie auszubauen. Als eigenständiger Wissenschaftszweig befasst diese sich mit der Rolle individueller zerebraler Systeme für komplexe Formen geistiger Tätigkeit. Unter politischem Druck (u.a. wird er des »Anti-Pawlowismus« bezichtigt) muss Luria auch diese Stelle aufgeben, kann einige Zeit später, nachdem sich mit dem Tode Stalins (1953) die politischen Verhältnisse in der Sowjetunion deutlich gelockert haben, seine wissenschaftliche Tätigkeit wieder aufnehmen.
Luria gilt als einer der Begründer der Neuropsychologie. Mit seinen bahnbrechenden Arbeiten zur Aphasie und zur Rolle der Sprache in der geistigen Entwicklung des Kindes wächst Lurias Ansehen im Ausland, was schließlich auch im eigenen Land zu seiner beruflichen Rehabilitation führt. Er steht in freundschaftlichem Kontakt zu Wissenschaftlern wie Kurt Lewin, Jean Piaget und Jerome Bruner. Bis zu seinem Tod 1977 arbeitet Luria seine Methode der Syndromanalyse weiter aus. Ihren konkretesten Ausdruck findet diese in den beiden neurologischen Geschichten »Kleines Porträt eines großen Gedächtnisses« (1968) und »Der Mann, dessen Welt in Scherben ging« (1971).
Seit 1987 besteht in Deutschland die von Wolfgang Jantzen (Professor für Behindertenpädagogik an der Universität Bremen) gegündete Luria Gesellschaft - Verein zur Förderung der wissenschaftlichen Grundlegung der Rehabilitation hirngeschädigter Menschen e. V.
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