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Abraham

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Rembrandt: „Der Engel verhindert die Opferung Isaaks“

Abraham (hebr. אַבְרָהָם, im Islam arabisch ابرَاهِيم, Ibrahim), der Hirte und Herdenbesitzer, ist als Prophet eine zentrale Figur des Tanachs (Altes Testament) der ihn als Stammvater Israels sieht. Abrahams Geschichte wird in der Genesis bzw. Bereschit (1. Buch Mose) erzählt. Danach gehört er zusammen mit Isaak und Jakob zu den Erzvätern, aus denen laut biblischer Überlieferung der Zwölfstämmebund des Volkes Israel hervorging. Nach jüdischem und islamischem Glauben befindet sich sein Grab in Hebron. Ob Abraham jedoch tatsächlich eine historische Figur war, ist nicht bewiesen; außerbiblische und außerkoranische Zeugnisse über ihn gibt es nicht.

Abraham gilt in der biblischen jüdischen Überlieferung als „Stammvater des Volkes Israel“. Neben dem Judentum berufen sich auch der Islam und das Christentum auf Abraham als Stammvater. Darum bezeichnet man alle drei auch als abrahamitische Religionen. In ihrem Trialog spielt die Figur des Stammvaters eine große Rolle. Die Abrahamserzählung ist im ersten Buch Mose (Genesis) 12 - 25 zu finden.

Biblischer Abraham

1. Buch Mose/Genesis 11/27 - 25/11 Lebensgeschichte des Mose in der Bibel

Abraham hieß ursprünglich Abram, hebr. Avram. Er ist als legendärer Stammvater der Semiten (Juden und Araber) bekannt.

Zusammen mit seinem Vater Terach und Lot, dem Sohn seines verstorbenen älteren Bruders Haran, war der chaldäische Hirte Abram aus seiner Heimat der sumerischen Stadt Ur in Chaldäa (dem Süden des heutigen Irak) nach Harran (bei Şanlıurfa, Türkei) gewandert, weil die Stadt Ur von Feinden besetzt worden war. Es war die Zeit des Endes der Jungsteinzeit und des Beginns der Bronzezeit um 1900 vor Beginn der heutigen Zeitrechnung, eine Zeit, in der die Nomaden mehr und mehr sesshaft wurden und sich bereits auf den Anbau von Getreide sowie die daraus resultierende Vorratshaltung verstanden. Auch erste Keramiken und Handwerke entstanden. Ein Hirte verlor daher in dieser Zeit sein Ansehen und so gehörte Abram vermutlich eher einer niedrigen Schicht an, was sein späteres Leben sicher beeinflusste.

In Harran wurde er von Gott aufgefordert, in das Land Kanaan zu ziehen. Und so schließt Gott mit Abraham einen „neuen“ Bund und gab Abram und seiner Frau Sarai neue Namen: Abra(h)am und Sara(h). Das Land Kanaan will er der Überlieferung zufolge ihm und seinen Nachkommen geben.

Seine 70-jährige Frau glaubte jedoch nicht dem Bericht ihres Mannes, dass sie ein Kind gebären wird und forderte ihn gemäß dem auch anderwärts bezeugten Rechtsbrauch auf, ihre junge Sklavin Hagar zu nehmen, mit der Abram seinen erstgeborenen Sohn Ismael zeugte. In einer weiteren Erscheinung forderte Gott von Abraham und seinen Nachkommen fortan die Beschneidung als Bundeszeichen. Später sendet er erneut Engel zu Abraham, die ihm die Geburt eines Sohnes mit Sara ankündigen. Tatsächlich wird Sara schwanger und gebiert ein Jahr später Isaak, als Abraham hundert Jahre alt ist. (Dass Abraham wirklich so alt war und nicht das Alter etwa nach der Zahl der Ernten gezählt wurde, soll aus dem Bericht über die Sintflut in Genesis Kapitel 7 und 8 hervorgehen, wonach die Zeit vom 600. bis 601. Geburtstag von Noah 360 Tage betrug). Im Anschluss daran forderte Sara von Abraham die Verstoßung Hagars und Ismaels, weil sie in ihnen eine Gefahr für ihren Sohn sah. Hagar und Ismael werden in die Wüste geschickt. Mit ihm und der Familie seines Neffen Lot, der von den Engeln als einzig Gerechter der Zerstörung Sodoms im Tal des Jordans am Toten Meer entging, flohen sie nach Zoar, wo die Frau Lots zur Salzsäule erstarrte. Dort wurde Lot Stammvater aller Ammoniter und Moabiter; seine beiden Töchter schwängerten sich - laut Aussage der Bibel - selbst an ihm, weil kein Mann den Untergang überlebt hatte. Das Tote Meer wird von Arabern daher auch Lotsee genannt. Lot selbst wird als Prophet im Koran aufgeführt. Abraham jedoch zog mit seiner Familie weiter in die Berge von Kanaan.

Sowohl in seiner Heimatstadt Ur (im Süden des heutigem Irak) als auch in Harran, welches heute in der Türkei liegt, wurden damals die fast identischen Mondgötter Nanna (Stadtgott von Ur) und Sin (Orakel verkündender Mondgott von Harran) verehrt. Sein Symbol, der Stier, taucht später in der Geschichte Moses beim Empfang der Gesetzestafeln wieder auf, als sich das Volk wieder den alten Göttern zuwandte und ein goldenes Kalb (als Symbol des Mondgottes) schufen und anbeteten. Die biblische Erzählung der Akedah, nach der Gott Abrahams Glauben auf die Probe stellt, indem er ihm befiehlt, seinen Sohn Isaak zu opfern (Opferung Isaaks), spiegelt nach moderner Auslegung die Abkehr vom Menschenopfer wider. Menschenopfer waren in den Kulten der Bronzezeit häufige Praxis.

Abraham nahm also an, dass Gott, das Ewige Wesen, ein ihm geziemendes Opfer fordere. Der Widder, der jedoch anstatt Isaak geopfert wird, wird künftig bei allen Hirtennomaden geopfert (Schächten). Evangelikale Christen bringen diesen biblischen Mythos, in dem Gott lehrt, dass er keine Menschenopfer mag, mit dem Opfertod des christlichen Menschen-Gottes Jesus Christus in Verbindung.


Abraham wird des Weiteren auch im Stammbaum Jesu aufgeführt.

Die Erzählung vom „Beinahe“-Opfer des Isaak spielt nach dem biblischen Zeugnis auf einem Berg im Land Morija. Nach jüdischer Überlieferung handelt es sich hier um den Tempelberg in Jerusalem.

Abraham-Apokalypse

Die aus dem 2. Jahrhundert stammende Apokalypse beschreibt die Himmelfahrt Abrahams. Der ursprünglich aramäische oder hebräische Stoff ist jüdisch mit christlicher Überarbeitung, und zählt zu den ausserkanonischen jüdisch-christlichen Schriften.

Abraham im Islam

Im Islam gilt Abraham (Ibrahim) als Prophet, welcher erkannte dass es nur einen einzigen Gott gibt, wodurch er als Hanif und erster Gerechter angesehen wird. Die Wallfahrt nach Mekka (Hadsch) geht nach islamischer Auffassung auf Ibrahim zurück. Er habe dort wo heute die Kaaba steht, eine Gedenkstätte an Gott wiedererrichtet, welche ursprünglich der Legende nach, von Adam gebaut worden sein soll.

Ebenso hoch gepriesen wird seine Opferbereitschaft, seinen Sohn Isaak (nach islamischer Auffassung Ismael) für den einzigen Gott zu opfern, wobei ihm ein Engel dieses aber verwehrte. Der Ort dieses Geschehens nach islamischer Auffassung war angeblich ein Felsen, ein Platz um den herum später Jerusalem erbaut und dann der salomonische Tempel welcher von den Römern zerstört und nach Beendigung der (Kreuzzüge) und der Inbesitznahme der Stadt Jerusalem durch die Muslime, hier der Felsendom errichtet wurde.

Sein Sohn Isma'il (Ismael), den ihm Hadschar (Hagar) gebar, gilt als Stammvater der Araber, Abraham selbst als Stammvater der Semiten allgemein. Die Muslime und Juden ehren sein Grab in Hebron (al-Chalîl).

Zitate

  • „Und Abram sprach weiter: Mir hast du keinen Samen gegeben; und siehe, einer von meinem Gesinde soll mein Erbe sein. Und siehe, der Herr sprach zu ihm: Er soll nicht dein Erbe sein; sondern der von deinem Leib kommen wird, der soll dein Erbe sein. Und er hieß ihn hinausgehen und sprach: Siehe gen Himmel und zähle die Sterne; kannst du sie zählen? und sprach zu ihm: Also soll dein Same werden. Abram glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.“ (1. Mose 15,3-6 wiedergegeben nach der Lutherbibel Ausgabe 1912)
  • „Da sprach er zu Abram: Das sollst du wissen, dass dein Same wird fremd sein in einem Lande, das nicht sein ist; und da wird man sie zu dienen zwingen und plagen vierhundert Jahre. Aber ich will richten das Volk, dem sie dienen müssen. Danach sollen sie ausziehen mit großem Gut. Und du sollst fahren zu deinen Vätern mit Frieden und in gutem Alter begraben werden. Sie aber sollen nach vier Mannesaltern wieder hierher kommen; denn die Missetat der Amoriter ist noch nicht voll. ... An dem Tage machte der Herr einen Bund mit Abram und sprach: Deinem Samen will ich dies Land geben, von dem Wasser Ägyptens an bis an das große Wasser Euphrat.“ (1. Mose 15,13-16,18 wiedergegeben nach der Elberfelder Bibel Ausgabe 1905)

Siehe auch

Literatur

  • Robert Martin-Achard, Chris-Andre-Tomb, Klaus Berger, Rolf P. Schmitz, Jan Hjärpe: Abraham I. Im Alten Testament II. Im Frühjudentum und Neuen Testament III. Im Judentum IV. Religionsgeschichtlich. In: Theologische Realenzyklopädie 1 (1977), S. 364-387
  • Hartmut Gese: Die Komposition der Abrahamserzählung, in: Alttestamentliche Studien, Tübingen 1991, S. 29-51
  • Thomas Hieke: Abram/Abraham. In: BBKL 24 (2005), Sp. 1-49 Online
  • Thomas Hieke: Abraham. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen (Hrsg.): Wissenschaftliches Internet-Lexikon zum Alten Testament 2004 www.wilat.de
  • Marion Keuchen, Helga Kuhlmann, Harald Schroeter-Wittke (Hrsg.): Die besten Nebenrollen. 50 Porträts biblischer Randfiguren. Leipzig 2006. (Artikel zu Ketura, Abrahams zweiter Ehefrau)
  • Israel Finkelstein, Neil A. Silbermann, Keine Posaunen vor Jericho, Verlag C.H.Beck, ISBN 3-406-49321-1
  • Abraham Segal: Abraham, enquête sur un Patriarche, Plon, 1995 ISBN 2-259-02664-8
  • Soren Kierkegaard: Crainte et tremblement, Rivages
  • Raphaël Draï : Abraham, ou la recréation du monde, Fayard, 2006