Geschichte Kroatiens
Vorlage:Geschichte Kroatiens Kroatien setzt sich größtenteils aus historischen Teilen der Habsburger Donaumonarchie zusammen. Trotz relativer Autonomie bestimmte jahrhundertelange Fremdherrschaft der seinerzeit mächtigen Nachbarstaaten – Venedig, Donaumonarchie und das Osmanische Reich – die wechselvolle Geschichte des Landes.
Vorgeschichte und slawische Besiedlung
- siehe Hauptartikel Frühe Geschichte Kroatiens
Die ältesten archäologischen Fundstücke in Kroatien stammen aus der Altsteinzeit und der Jungsteinzeit.
Die ersten namentlich bekannten Siedler im Gebiet des heutigen Kroatien waren Kelten und Illyrer. An der Adriaküste entstanden griechische Kolonien, zum Beispiel Pharos auf Hvar) und Issa. Im 3. Jh. v. Chr. gründeten die Illyrer unter König Agron ein eigenes Staatswesen. Illyrien wurde im Jahre 168 v.Chr. von den Römern unterworfen. Zahlreiche Illyrer traten in römische Dienste, Diokletian brachte es sogar bis zum römischen Kaiser.
Später zogen im Laufe der Völkerwanderung unter anderem Sarmaten, Goten, Alanen, Vandalen und Gepiden durch das Gebiet und ließen sich hier teilweise auch nieder. Nach dem Untergang des weströmischen Reiches fielen Istrien und Dalmatien an Ostrom.
Im 6. und 7. Jahrhundert nach Christus siedelten sich slawische Stämme in den ehemals römischen Provinzen Dalmatien und Pannonien an. Dem legendenhaften Bericht zufolge, wurden die Kroaten im 7. Jahrhundert von dem byzantinischen Kaiser Herakleios aus ihrer Heimat im heutigen Galizien als Schutz gegen die Awaren ins Land gerufen. Nach heutigem Forschungsstand vollzog sich die Ethnogenese der Kroaten jedoch erst nach der slawischen Besiedlung des Landes.
Zu Beginn des 9. Jahrhunderts wurde Pannonien nach dem Sieg Karl des Großen über die Awaren Teil des Frankenreiches, Dalmatien Teil des Byzantinischen Reich.
Während die Vorbevölkerung, so sie nicht geflohen war, im Landesinneren schnell slawisiert wurde, konnte sich besonders auf den Inseln und in den Küstenstädten die romanische Bevölkerung halten.
Aus dem 8. Jahrhundert stammen die ersten sicheren Nachrichten über ein kroatisches Fürstentum im Bereich des heutigen Norddalmatien. Der erste von einem Papst anerkannte Kroatische Herrscher war Fürst Branimir, den Papst Johannes VIII im Jahr 879 mit "dux Croatorum" ansprach. Die Christianisierung der Kroaten erfolgte wahrscheinlich schon im 7. Jahrhundert.
Kroatisches Königreich (923–1102)
- siehe Hauptartikel Kroatien im Mittelalter
Trpimir (845–864) war ein kroatischer Fürst. Sein Enkel, Tomislav, sollte 924 zum ersten kroatischen König werden. Während seiner Regierungszeit fielen die Magyaren im pannonischen Becken ein. König Tomislav konnte sein Land – bestehend aus Zentralkroatien, Slawonien und Teilen Dalmatiens sowie Bosniens – erfolgreich gegen die Ungarn verteidigen. Durch ein Bündnis mit Byzanz bekam Kroatien auch die Adriainseln und die Städte Spalato/Split, Traù/Trogir und Zara/Zadar zugesprochen, welche bis dahin formell unter byzantinischer Herrschaft gestanden hatten. Dieser Staat umfasste somit bis auf Istrien alle heutigen kroatischen Gebiete. 928 verschwand König Tomislav spurlos.
Unter seinen Nachfolgern wurde Kroatiens Machtstellung geschwächt. Durch innere Streitigkeiten begünstigt, machten sich die durch die Völkerwanderungszeit hindurch romanisch gebliebenen Küstenstädte selbstständig und suchten Kontakt zu Venedig, einzig Ragusa (Dubrovnik) blieb unabhängig und konnte durch geschicktes Tarieren bis in die napoleonische Zeit als Stadtrepublik bestehenbleiben. Unter König Stefan Držislav (969–997) sprach Byzanz Kroatien die Hoheit über Dalmatien wieder zu.
In der folgenden Zeit geriet Kroatien durch Venedig und Ungarn in Bedrängnis. Im Mai 1000 besiegte eine venezianische Kriegsflotte Kroatien; Zadar, Trogir und Split wurden unter venezianische Verwaltung gestellt, und mit Dubrovnik ein Vertrag geschlossen. König Krešimir III. hob die ohnehin nur noch formell bestehende Tributpflicht Venedigs auf und erkannte den venezianischen Dogen Peter Orseolo als Fürsten von Dalmatien an.
Nachdem König Zvonimir I. (1075-1089), der mit einer ungarischen Prinzessin verheiratet war, kinderlos starb, stellte Ungarn Erbansprüche auf Kroatien, die in der "pacta conventa" statt als eine Personalunion besiegelt wurde. Die Verwaltung übernahm der Ban, ein einheimischer Vertreter.
Siehe auch: Liste der kroatischen Könige
Personalunion mit Ungarn
- siehe Hauptartikel Kroatien in Personalunion mit Ungarn
Die Vereinigung mit Ungarn blieb, mit Ausnahme der Türkenkriege im 16, 17 und früheren 18. Jh. und einiger anderer Unterbrechungen, in verschiedener Form bis zum Jahre 1918 bestehen. In dieser Zeit war Kroatien aber nie wirklich ein gleichgestellter Verbündeter, es war immer von Ungarn abhängig.
Bis zum Ende des 15 Jahrhunderts hatten die Osmanen ganz Serbien, Bosnien, die Herzegowina, Zeta, Morea und Albanien erobert. Das in Eile aufgestellte Kreuzzugsheer des ungarischen Königs Sigismund wurde 1396 bei Nikopolis von der Türken vernichtend geschlagen. Zwischen den Osmanen und dem christlichen Abendland lag als einziger Puffer nur noch das kaum verteidigte kroatische Territorium. Bosnien geriet 1463 unter osmanische Herrschaft und auf dem Krbavsko Polje 1493 brach der Widerstand des kroatischen Adels. Die Türken eroberten die Gebiete südlich von Gvozd sowie das östliche Slawonien. Kroatien schrumpfte auf einen engen Streifen zwischen der Donau und der Adria zusammen.
Die Türkischen Einheiten stießen bis kurz vor Karlovac vor, und nachdem das christliche Heer von den Türken auf dem Mohacs im Jahre 1526 gänzlich aufgerieben worden war, spitzte sich die Lage auch für das übrige Europa zu. Das Ergebnis der Verteidigungsbemühungen im 15 Jh. waren 30 Kriegszüge und siebzig zerstörte Städte. Auch fast das ganze 16. Jahrhundert kennzeichneten die kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Türken
Im Laufe des 17 Jahrhunderts steckten die Türken Niederlagen ein, so daß der Frieden von Karlovitz 1699 für Ungarn und Westslawonien die Freiheit von den Türken brachte. Die Niederlage der Tüken 1683 vor Wien und die darauf einsetzende Befreiung der kroatischen Gebiete aus der türkischen Gewalt brachte Kroatien schließlich Frieden nach dem endlosen, jahrhundertelang fast ununterbrochen geführten Türkenkriegen.
Ladislaus von Anjou verkaufte im Jahr 1409 Dalmatien an Venedig für 100.000 Dukaten. Die Venezianer konnten darauf hin ihr Einflussgebiet noch weiter ausdehnen und herrschten neben Dalmatien auch noch über den größten Teil Istriens bis zum Jahr 1797. Die Venezianer überließen in den besetzten kroatischen Städten zwar eine gewisse Autonomie, jedoch dürften Oberhäupter der Städte nur venezianische Adelige stellen. Die Oligarchiesche und kolonialistische Politik Venedigs führte zu Widerstand und Aufständen.
Allein Dubrovnik (Ragusa) hat im Verlauf der Jahrhunderte dank seiner unangetasteten Autonomie, seiner Politik und Diplomatie, seinem Handel, seiner Seefahrt und seiner Kultur nichts von seinem Glanz eingebüßt. Im 16. Jahrhundert war die Handelsflotte Dubrovniks die drittgrößte im Mittelmeer und bestand aus über 300 Schiffen. Erst die Truppen von Napoleon Bonaparte beendeten während seiner kurzen Regierungszeit die Herrschaft Venedigs über den Großteil des Kroatischen Küstenlandes.
Kroatien im 17 - 19 Jahrhundert
- siehe Hauptartikel Kroatien im K.u.K.
Im 18. Jahrhundert wurden keine größeren Kriege gegen die Osmanen geführt, jedoch gehörten ständige Grenzüberfälle in das Erscheinungsbild jener Epoche. Durch die „pragmatische kroatische Sanktion“ des Kroatischen Sabor im Jahre 1712 wurde von Kroatien ebenfalls das Erbrecht der weiblichen Linie der Habsburger anerkannt. Doch mit Rücksicht auf den ungarischen Adel wurde dieser Beschluss von Wien nie bestätigt, sondern 1723 eigenwillig Kroatien zu einem unauflösbaren Bestandteil der ungarischen Stephanskrone erklärt.
Ab 1756 stieg Varaždin, eine Stadt nördlich von Zagreb, zur faktischen Hauptstadt des Königreiches Kroatien, Slawonien und Dalmatien auf. 1776 wurden große Teile der Stadt durch einen Brand Zerstört und der kroatische königliche Rat zog nach Zagreb.
Kaiser Joseph II. (HRR) hob die Konstitution Ungarns auf und führte eine Zentralisierung in seinem Reich durch. Als Joseph II. unter dem Druck der inländischen Opposition die konstitutionellen Rechte an Ungarn und Kroatien zurückgeben musste, fällte der kroatische Landtag 1790 in Zagreb den Beschluss, dass die kroatischen Gespannschaften sich so lange unter die Gewalt der ungarischen Regierung begeben würden, bis das kroatische Territorium auch jene Teile miteinschliesst, die sich in Osmanischer und in Venezianischer Gewalt befinden.
Noch in der franzisko- josephinische Epoche erlebte die kroatische Historiographie ihre Grundlegung als wissenschaftliche Disziplin. Die vielbändigen Quelleneditionen und Gesamtdarstellung vollbrachten eine umfassende Aufarbeitung der nationalen Vergangenheit und fanden zunehmend breite Resonanz in der Öffentlichkeit. Damit wurde ein Mobilisierungsmittel für die künftigen nationalen Auseinandersetzungen geliefert, dessen unmittelbare Folge die Forderung einer politischen Aktion für ein freies politisches Leben der Kroaten war.
Den Namen Illyrien für die südslawischen Gebiete holte Napoleon I in den Jahren von 1805 beziehungsweise 1809 bis 1813 aus der Vergessenheit zurück, indem er seine „Provinces Illyriennes“ errichtete. Nach seinem Dekret von 1811 standen zum ersten Mal slowenische und kroatische Gebiete: Krain, Kärnten, Istrien, Zivilkroatien, Dalmatien, Dubrovnik und Militärgrenze unter einer Verwaltung. Der Gouverneurmarschall Marmont setzte sich für die Einführung der Volkssprache, die er illyrisch nannte, im öffentlichen Dienst und anderen Domänen ein.
Nach der großen, wenn auch nur vorübergehenden Veränderungen der napoleonischer Zeit waren die kroatisch-magyarischen Beziehungen durch einen ständig wachsendem Konflikt gekennzeichnet. Die Kroaten ließen sich gegen durch "nationalen Egoismus" geprägte ungarische Nationalitätenpolitik und gegen das "chauvinistische Großmachstreben" Ungarns vom Kaiser 1848 leicht gewinnen, da sie eben in diesem Kampf einen Kampf gegen die Magyarisierungspolitik sahen.
Der Kroatische Ban Josip Jelačić kämpfte geleitet von der Idee eines Kaiserreiches, in dem alle Völker gleichberechtigt leben sollten, und erklärte am 19. April 1848 alle Beziehungen zu Ungarn für beendet.
Das erste Jugoslawien
- siehe Hauptartikel Kroatien im ersten Jugoslawien
Bereits 1917 vereinbarten das von aus Österreich-Ungarn emigrierten südlawischen Politikern gegründete Südslawische Komitee und die Exilregierung des Königreiches Serbien in der Erklärung von Korfu die Errichtung eines gemeinsamen Staates der Serben, Kroaten und Slowenen.
Nach der Niederlage der Mittelmächte erklärte der neugebildete Nationalrat der Slowenen, Kroaten und Serben Österreich-Ungarns, dem auch der letzte kroatische Sabor seine Befugnisse übertragen hatte, am 29. Oktober 1918 in Zagreb die Loslösung der südslawischen Länder der Monarchie. Dem Nationalrat gelang es jedoch nicht, seine Autorität durchzusetzen. Im Vorgriff auf die Italien im Londoner Vertrag von 1915 von den Alliierten zugesagte Annexion großer Teile Dalmatiens begannen zudem italienische Truppen mit der Besetzung von Gebieten längs der Ostküste der Adria. Angesichts dessen beschloss der Nationalrat Ende November 1918 die sofortige Vereinigung mit dem Königreich Serbien.
Aleksandar I. Karađorđević, Thronfolger und Prinzregent von Serbien, proklamierte daraufhin am 1. Dezember 1918 das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (Kraljevina Srba, Hrvata i Slovenaca, abgekürzt auch SHS-Staat).
In den Friedenverhandlungen gelang es einen Anschluss Dalmatiens an Italien zu verhindern. Lediglich die Stadt Zadar und das ehemaligen österreichischen Küstenland (das auch Istrien umfasste) kamen zu Italien. Rijeka wurde zunächst zur Freistadt erklärt, dann jedoch von irregulären italienischen Truppen besetzt.
In den Wahlen zur Verfassungsgebenden Versammlung gewann in Kroatien-Slawonien die 1904 gegründete Kroatische Bauernpartei unter Stjepan Radić die absolute Mehrheit der Stimmen. Viele Kroaten lehnten die Gründung des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen ab. Die Kroatische Bauernpartei beispielsweise verlangte unter Berufung auf das von Woodrow Wilson proklamierte Selbstbestimmungsrecht der Völker die Anerkennung eines Selbstbestimmungsrechtes für Kroatien und die anderen südslawischen Völker. Zudem lehnte sie die Monarchie ab und verlangte die Gründung einer Republik, was jedoch folgenlos blieb. Stattdessen wurde eine zentralistische Monarchie konstituiert.
Die Kroatische Bauernpartei verzeichnetete in der Folge weiteren Zulauf und wurde auch in Dalmatien und unter den Kroaten Bosnien-Herzegowinas zur stärksten Partei. Nachdem sie mit reiner Boykottpolitik keinen Erfolg gehabt hatte, gab sie den Boykott des Zentralparlamentes und die Ablehnung der Monarchie auf und beteiligte sich zeitweise auch an der Zentralregierung. Am 20. Juni 1928 erschoss ein montenegrinischer Abgeordneter in der laufenden Parlamentssitzung vier Abgeordnete der kroatischen Bauernpartei, darunter deren Führer Stjepan Radić.
Zweiter Weltkrieg
- siehe Hauptartikel Kroatien im ersten Jugoslawien
Nach Jugoslawiens Beitritt zum Dreimächtepakt kam es zu einem von Großbritannien unterstützten Putsch serbischer Offiziere gegen Prinzregent Paul. Obwohl auch die neue jugoslawische Regierung versuchte, sich mit dem Deutschen Reich zu verständigen, antwortete Deutschland darauf am 6. April 1941 mit Überfall auf Jugoslawien. Binnen zwei Wochen musste die jugoslawische Regierung kapitulieren. Nachdem die Kroatische Bauernpartei die Kollaboration mit der deutschen Besatzungsmacht abgelehnt hatte, übergab diese die Macht in Kroatien der faschistische Ustaša-Bewegung unter Führung von Ante Pavelić. Diese proklamierte am 10. April 1941 den Unabhängigen Staat Kroatien (Nezavisna Država Hrvatska). Dieser formal unabhängige Staat wurde aber sowohl politisch als auch militärisch von Deutschland gestützt, insbesondere bei den ab 1942/43 aufkommenden Kämpfen gegen die jugoslawischen Partisanen unter Führung des Kroaten Josip Broz Tito und gegen die serbisch-nationalistischen Tschetniks. Sowohl Istrien als auch die dalmatinische Küste mit ihr vorgelagerten Inseln mussten an Italien abtreten werden.
Das am 29. November 1943 im bosnischen Jajce als provisorische Regierung gegründete Nationalkomitee des Antifaschistischen Rates des Volksbefreiung Jugoslawiens (AVNOJ) erhob folglich auch den Anspruch, für das vom Faschismus befreite Kroatien zu sprechen. Die Partisanen schafften es, durch breite Unterstützung in der Bevölkerung, aber auch durch geschicktes Taktieren mit den Alliierten, große Teile Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas ohne direkte ausländische Unterstützung in ihre Hand zu bringen.
Siehe auch: Ustascha, Jugoslawische Partisanen
Zweites Jugoslawien
- siehe Hauptartikel Kroatien im zweiten Jugoslawien
Kroatien wurde nach Kriegsende entsprechend den Ergebnissen der zweiten AVNOJ-Konferenz eine von sechs Teilrepubliken der neugegründeten Föderativen Volksrepublik Jugoslawien (Federativna Narodna Republika Jugoslavija, ab 1963 Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien / Socijalistička Federativna Republika Jugoslavija). Ebenso wie in den anderen Republiken wurde in Kroatien der Sozialismus eingeführt. Politische Gegner und besonders ehemalige Anhänger der Ustascha wurden in den ersten Jahren erbarmungslos verfolgt. Die ehemals große deutsche Minderheit im Osten des Landes, das heißt in Slawonien, der Baranja und Syrmien, wurde unter dem Vorwurf der kollektiven Kollaboration mit den faschistischen Besatzern fast vollständig enteignet und ausgesiedelt. Ebenso wurde die Mehrzahl der Italiener in Istrien und in Küstenstädten wie Rijeka, Zadar und Split ausgesiedelt. Im Gegensatz zu den Deutschen wurden die im Lande verbliebenen Italiener jedoch als Nationalität anerkannt und erhielten Minderheitenrechte, die im Rahmen der Verträge zwischen Jugoslawien und Italien zur Regelung der Triest-Frage auch international garantiert wurden.
Nach dem Bruch zwischen Stalin und Tito 1948 und besonders nach den Reformen der 1960er Jahre nahm die Entwicklung der politischen Praxis in Jugoslawien ihren eigenen Lauf. Besonders hervorzuheben sind eine zunehmende Öffnung zum Westen hin, die Duldung privater Familienbetriebe und landwirtschaftlicher Güter bis zu einer Höchstgröße von 20 Hektar und eine relative Nicht-Einmischung des Staates in private Angelegenheiten. Öffentlich auftretende politische Gegner mussten aber weiterhin mit Repressionen bis hin zu lebenslänglicher Haft auf der Gefängnisinsel Goli otok rechnen.
Durch die weitgehende Öffnung des Landes auch zum Westen hin konnte sich der Tourismus an der Adriaküste entfalten. Bis zum Zusammenbruch Jugoslawiens war der Tourismus eine der wichtigsten Devisenquellen. Eine andere wichtige Geldquelle waren Sendungen von Gastarbeitern (kroat. gastarbajteri). Vor allem im Großraum Zagreb und in Slawonien konnte sich auch die Industrie entfalten, während Dalmatien in dieser Hinsicht rückständig blieb.
Kroatien war vor allem durch den Tourismus insgesamt eine der wohlhabendsten Republiken im damaligen Jugoslawien, auch wenn etwa die Lika und Teile der Krajina stark zurückblieben und durch massive Landflucht gekennzeichnet waren. Die Tatsache, dass Kroatien ärmere Regionen finanziell unterstützen musste, führte zu Spannungen mit der Zentralregierung.
Als Kroatischer Frühling wird eine Reformbewegung bezeichnet, zuerst unter Intellektuellen, die aber bald auch die Zagreber Parteispitze erreichte. Die Vertreter machten durch eine Reihe ökonomischer, pro-demokratischer aber auch nationalistischer Forderungen auf sich aufmerksam: Einstellung von Zahlungen an ärmere Republiken, stärkere Autonomie der Republiken, Forderung nach dem Bau wichtigen Autobahn von Zagreb nach Split und Rijeka ...
Weil ihre Republik während der zurückliegenden 45 Jahre in die Belgrader Zentralbank stets ein vielfaches mehr abgeben musste, als es aus dem gemeinsamen Topf wieder zurückerhielt, fühlten sich die Kroaten um die Ergebnisse Ihrer wirtschaftlichen Erfolge betrogen und ausgenutzt. Während Kroatien über 50% der Deviseneinnahmen Jugoslawiens erwirtschaftete, erhielt es über über die Jahrhzehnte hinweg etwa 7% für sich zurück.
Am Beginn des Kroatischen Frühlings stand unter anderem der Sprachenstreit um die Stellung der kroatischen Sprache in Jugoslawien. Offiziell war diese als westliche Variante der serbokroatischen Sprache mit der östlichen Variante (dem Serbischen) gleichgestellt, de facto überwog jedoch vor allem im staatlichen Sprachgebrauch und in der Öffentlichkeit die serbischen Variante, während die Verwendung spezifisch kroatischer Formen als nationalistische Abweichung angesehen wurde. Als Reaktion darauf unterzeichneten zahlreiche kroatische Intellektuelle, darunter wichtige Wissenschaftler und Schriftsteller wie Miroslav Krleža, am 17. März 1967 eine Deklaration über die Bezeichnung und Stellung der kroatischen Literatursprache, in der sie die offizielle Anerkennung der Eigenständigkeit der kroatischen Sprache forderten und 1971 durchsetzten.
Begünstigt durch die Liberalisierung der politischen Öffentlichkeit in Jugoslawien nach dem Sturz des Innenministers Aleksandar Ranković wurden erstmals seit der Machtübernahem der Kommunisten auch andere Themen wirtschaftlicher und politischer Art zunehmend kritisch öffentlich diskutiert. Die Führung des Bundes der Kommunisten Kroatiens unter Savka Dabčević-Kučar unterstützte diese Liberalisierung und machte sich Teile der öffentlich erhobenen Forderungen zu eigen. Zwar wurde die Führungsrolle der Partei als solche nicht in Frage gestellt, jedoch lösten sich gesellschaftliche Organisationen wie der traditionelle Kulturverband Matica Hrvatska und der von Dražen Budiša geleitete Studentenverband der Zagreber Universität aus der Einflusssphäre der Partei und begannen selbständig aufzutreten.
Die Parteiführung auf Bundesebene stand der Entwicklung in Kroatien zunächst abwartend gegenüber, zumal die Person Titos in der kroatischen Öffentlichkeit nicht direkt kritisiert, sondern vielmehr um seine Unterstützung geworben wurde. In den Kreisen der Jugoslawischen Armee und des Geheimdienstes wurde jedoch zunehmend ein Eingreifen gegen die angeblich die Einheit Jugoslawiens bedrohende Entwicklung in Kroatien gefordert. Schließlich zwang Tito am 29. November 1971 die gesamte Führung des Bundes der Kommunisten Kroatiens zum Rücktritt. Sie wurde durch eine Linientreue neue Parteiführung ersetzt, die der politischen Liberalisierung sofort ein Ende setzte. Bis Mitte 1972 wurden 550 Personen festgenommen, insgesamt 2000 Menschen verurteilt.
Die Forderungen nach einer größeren wirtschaftlichen Selbständigkeit der Teilrepubliken Jugoslawiens wurden durch die neue Verfassung von 1974 teilweise erfüllt, eine politische Liberalisierung hingegen bis in die zweite Hälfte der 1980er Jahre nicht zugelassen. Die Zeit von 1972 bis Mitte der 1980er Jahre wird daher auch als Zeit des kroatischen Schweigens (hrvatska šutnja) bezeichnet.
In der tiefen politischen und wirtschaflichen Krise, in welcher sich Jugoslawien in den späten 1980er Jahren befand, wuchs ein immer stärkerer Gegensatz zwischen zentralistischen und großserbischen Tendenzen einerseits und einem wiedererwachenden kroatischen Nationalbewußtsein andererseits. Nach dem Tod Titos 1980 war ein wichtiger Stabilisierungsfaktor weggefallen.
Als an Mitte der achziger Jahre Glasnost in der Sowjetunion das Ende der sozialistischen Ära in Europa einläutete, forderten verstärkt allem Slowenien und Kroatien einen Umbau Jugoslawiens zu einer Konföderation und eine Umorientierung hin zur parlamentarische Demokratie und Marktwirtschaft.
Dabei spielte neben der nationalen Frage vor allem die Wirtschaft eine große Rolle: Die verhältnismäßig wohlhabenden Republiken wollten nicht mehr ärmere und weniger entwickelte Regionen subventionieren.
Slobodan Milosevic setzte sich für einen zentralisierten jugoslawischen Gesamtstaat unter kommunistischer Herrschaft ein. Milosevic propagierte gegen Albaner, Kroaten und Slowenen um deren Unabhängikeitsbetsrebungen zu verhindern.
In der zunehmend vergifteten Atmosphäre waren Angstpropaganda und gegenseitige Verleumdungen an der Tagesordnung.
Siehe auch: Titoismus
Kroatien und der kroatische Unabhängigkeitskrieg
- siehe Hauptartikel Geschichte des modernen Kroatiens
Die ersten freien Wahlen seit 1945
Als nach den ersten freien Wahlen 1990 die HDZ unter Franjo Tuđjman in Kroatien mit Abstand gewann, und der Trend zur Unabhängigkeit, aber auch steigender Nationalismus offensichtlich wurden, war es leicht, den in Kroatien lebenden Serben einzureden, sie seien in einem solchen Staat in ihrer Existenz gefährdet. Dabei spielten vor allem die von der Belgrader Regierung kontrollierten serbischen Medien eine große Rolle. Belgrad versorgte die serbischen Extremisten in Kroatien mit Waffen und Geld, damit sie sich gegen die Kroaten „verteidigen“ konnten, von denen man sie glauben machte, sie wollten das Ustascha-Regime wiederauferstehen lassen. Straßensperren wurden errichtet, um Nicht-Serben davon abzuhalten, in das als serbisch proklamierte Gebiet der Krajina zu gelangen. Als die kroatische Regierung Polizisten sandte, kam es zu ersten Kämpfen. Der Krieg in Kroatien war ausgebrochen.
Der Krieg in Kroatien aus der Sicht des Abschlussberichtes der UNO-Expertenkommission 1992
Quelle: [1]
„Eine Reihe von Anzeichen deutet darauf hin, dass die politische und militärische Führung des ehemaligen Jugoslawien die Vorbereitungen für ein militärisches Eingreifen in Kroatien im Jahr 1990, möglicherweise auch davor getroffen hatte.
Weiter steht im Bericht der UNO-Expertenkomission, dass „die jugoslawische Bundesarmee JNA bei den sich abzeichnenden Unabhängigkeitsbestrebungen ihre Truppenstärke in Kroatien erhöhte. Sowohl in taktischer Hinsicht als auch in ihrer Intensität unterschied sich die Rolle der JNA dramatisch von der Rolle, die sie zuvor bei den Auseinandersetzungen in Slowenien gespielt hatte. Lokale serbische Aufständische wurden direkt mit Waffen und Ausrüstung aus den Beständen der JNA versorgt. Eine spezielle Einheit für psychologische Kriegsführung begann, Pläne für Provokationen und ethnische Säuberungen auf lokaler Ebene durch Sondereinheiten auszuführen.“
Die Maximalzielsetzung der JNA war, die kroatischen Unabhängigkeitsbestrebungen militärisch niederzuwerfen oder zumindest (als Minimalziel) Teile Kroatiens zu amputieren, um diese an ein Restjugoslawien bzw. Großserbien einzugliedern.
Gemäß dem Absatz D diese Dokumentes [2] griffen zwischen August 1990 und April 1991 serbische paramilitärische Einheiten kroatische Polizisten durch Bombenanschläge und Feuerüberfälle an.
Bis Mitte Juli 1991 verlegte die JNA schätzungsweise 70.000 Soldaten nach Kroatien. Der Vorwand war, einen Puffer zwischen den Fraktionen bilden zu wollen.
Die Kämpfe eskalierten und umfassten hunderte von Quadratkilometern in Slawonien, der Banija und Norddalmatien. Die lokalen JNA-Führer waren laut diesem Expertenbericht in Gebieten, die wenig von Serben besiedelt waren, mehrheitlich nicht gewaltorientiert. Die JNA und die serbischen Paramilitärs schworen die serbischen Aufständischen auf die Schaffung eines Großserbien ein.
Kriegstaktik der JNA gemäß Abschlussbericht der UNO-Expertenkommission
Quelle: UNO 1992
Die JNA-Einsätze in Kroaten verliefen in drei Phasen: In der ersten Phase wurden Brücken über größere Flüsse eingenommen und kroatische Polizeieinheiten „neutralisiert“. In der zweiten Phase versuchte die JNA, die Verkehrsverbindungen zwischen der Hauptstadt Zagreb und den Kriegsgebieten zu unterbrechen. In der dritten Phase wurden in den Gebieten, die unter serbischer Kontrolle standen, ethnische Säuberungen an Nicht-Serben durchgeführt.
Während des Krieges in Kroatien kämpften schätzungsweise 12.000 serbische Freischärler in Kroatien. Im Oktober 1991 wurden annähernd 200.000 Gebäude, 50 Brücken, 100 Flussboote, tausende Privat-PKWs, über 200 katholische Kirchen, 500 Kulturdenkmäler, 20 Schulen und 250 Postämter zerstört.
Nahezu 30 Prozent Kroatiens geriet unter die Kontrolle extremistischer serbischer Aufständischer. Aufgrund der für die JNA unerwartet heftigen Gegenwehr der Kroaten verlor die JNA bis Oktober 1991 über 600 Panzer, 395 andere Militätfahrzeuge und 100 Kampfflugzeuge. Nach dem Waffenstillstand im November 1991 zog die JNA mit einen Teil ihrer Waffen aus Kroatien ab und verlegte ihre Einheiten nach Bosnien-Herzegowina.
Der kroatische Unabhängigkeitskrieg
Während die Kriegshandlungen in Slowenien binnen kurzer Zeit zugunsten Sloweniens eingestellt wurden, entbrannte in Kroatien (und auch Bosnien-Herzegowina) ein viele Jahre dauernder Bürgerkrieg.
Bald griff die jugoslawische Volksarmee, die nach der De-facto-Auflösung des Bundesparlaments ausschließlich unter serbischer Kontrolle stand, auf Seiten der aufständischen Serben in den Konflikt ein, während aus Einheiten der Polizei die kroatische Armee zusammengestellt wurde.
Der HDZ-Regierung gelang es, mit Hilfe von Kriegsgesetzen bei Wahrung einer äußerlichen Demokratie autoritäre Maßnahmen gegen Minderheiten und Regimekritiker durchzuführen. Die katholische Kirche bekam großen Einfluss auf das politische Geschehen.
Im Dezember 1991 errichteten die Serben in der Krajina die sogenannte Republik Serbische Krajina, die etwa 30% der Staatsfläche Kroatiens umfasste. Sie wollten den Anschluss an die Republika Srpska in Bosnien-Herzegowina und an Rest-Jugoslawien erzwingen.
Es kam es zu Massenvertreibungen (ethnischen Säuberungen) von Kroaten und anderen Nicht-Serben. Allerdings kam es auch im kroatischen Kernland, vor allem in Slawonien und Dalmatien, zur Inhaftierung und Ausweisung serbischer Zivilisten.
Zu schwereren Kämpfen kam es im Herbst 1991 in Vukovar im Osten Slawoniens. Dabei kam es zu den ersten großen Massakern an Zivilisten im Laufe des Balkankriegs. Näheres unter Vukovar.
Das Waffenembargo
Gegen die serbische Kriegsmaschine wehrten sich die Kroaten mit erstaunlicher Ausdauer. Im Jahr 1991 hatten sie eine militärische Niederlage nach der anderen erlitten, aber sie ließen sich nicht entmutigen.Kroatien hätte gute Erfolgsaussichten gehabt, sich gegen den serbischen Eroberungsansturm zu behaupten, wenn es an moderne Waffensysteme gekommen wäre. Die jetzt serbische Armee ( JNA ) hat alle ihre Erfolge mit waffentechnischer Überlegenheit erreicht. Die Waffenfabriken im ehemaligen Jugoslawien lagen vor allem auf serbisch kontrolliertem Boden, so hat es die „Jugoslawische Volksarmee“ immer gewollt
Die Lieferung von Panzern, Geschützen, Flugzeugen, Luftabwehrraketen aus dem Ausland aber verhinderten die westlichen Staaten. Nicht einmal Munition wollten sie den bedrängten Kroaten zukommen lassen. Jedesmal, wenn sie wiederum das Waffenembargo gegen Jugoslawien bekräftigten, taten sie, als hätten sie eine große moralische Leistung erbracht. Die Moral bestand indessen darin, dass der Westen es dem kroatischen Volk unmöglich machte, sich wirksam gegen die Serbische Armee zu wehren, die Waffen aller Art im Überfluss besaß.
So standen die Kroaten im Jahr 1991 den Serben sozusagen mit leeren Händen gegenüber. Insoweit lässt sich auch erklären, dass über 30 % Kroatiens von Serbischen Extremisten erobert wurde.
Bürgerkrieg oder serbische militärische Aggression?
Häufig wird der auch Begriff Bürgerkrieg für die Geschehnisse im ehemaligen Jugoslawien verwendet. Aus kroatischer Sicht handelte es sich um eine serbische militärische Aggression auf völkerrechtlich anerkannte Staaten.
Während es den Kroaten um den Erhalt ihres Staates in den bestehenden Staatsgrenzen ging, die zuletzt nach dem zweiten Weltkrieg als Grenzen der „sozialistischen Teilrepubliken“ festgelegt wurden, war das Ziel Serbiens eine Gebietserweiterung.
Obwohl Serbien politisch, materiell , militärisch und personell (serbische Freiwilligenverbände + JNA) die selbsternannte Republik Serbische Krajina unterstützte, lehnte es formell einen Anschluß der „RSK“ an Serbien ab.
Der Hintergrund für diese Haltung lag vor allem darin, die These zu stützen „Serbien befinde sich mit keinem Staat im Kriegszustand“ und es sei allein der „Kampf des bedrohten serbischen Volkes“ und allein deren bewaffneter Aufstand“.
Unabhängigkeit und vorläufiger Waffenstillstand
Im Dezember 1991 / Januar 1992 wurde Kroatien international als unabhängiger Staat anerkannt.
Unter internationaler Vermittlung wurde Anfang 1992 ein Waffenstillstand geschlossen. Demnach verpflichtete sich die jugoslawische Armee, ihre Truppen aus Kroatien abzuziehen. In die umkämpften Gebiete wurde eine Friedenstruppe der Vereinten Nationen entsandt (Unprofor), die jedoch kein militärisches Mandat hatte, sondern lediglich beobachtende Funktionen wahrnehmen durfte. Die serbisch kontrollierten Teile Kroatiens blieben völkerrechtlich Teil Kroatiens. Über ihren endgültigen Status sollte in Verhandlungen zwischen der kroatischen Regierung und den örtlichen Serben entschieden werden.
Tatsächlich änderte sich durch die Präsenz der UN-Truppen an der Lage vor Ort wenig. Die jugoslawische Armee übergab bei ihrem Abzug ihre Waffen an die örtlichen serbischen Milizen. Die Republik Serbische Krajina betrachtete die Waffenstillstandslinie als ihre Staatsgrenze und bildete aus den örtlichen Milizen eine eigenen Armee. Die Führung der Republik Serbische Krajina sah in der Kontrolle der wichtigsten Verkehrsverbindungen vom nördlichen Kroatien nach Dalmatien durch die von ihr kontrollierten Gebiete in der Lika und Norddalmatien und nach Slawonien durch das von ihr kontrollierte Gebiet in Westslawonien ihr Hauptdruckmittel gegenüber der kroatischen Regierung. Die Verhandlungen über die Öffnung der Verkehrwege und eine Rückkehr von Flüchtlingen und Vertriebenen kamen nicht voran, da die serbische Seite als Vorbedingung die Anerkennung der Unabhängigkeit der Republik Serbische Krajina durch Kroatien verlangte, wozu dieses niemals bereit war. Die von internationalen Vermittlern vorgelegten Friedenspläne, die eine weitgehende Autonomie der Serben innerhalb Kroatiens vorsahen, konnten unter diesen Umständen keinen Erfolg haben.
Im Mai 1992 wurde Kroatien Vollmitglied der Vereinten Nationen.
1993 waren Teile der kroatischen Armee im Krieg in Bosnien-Herzegowina involviert.
Rückeroberung Westslawoniens und der Krajina
Nach vielen erfolglosen Versuchen der Schlichtung des Konfliktes, die am Widerstand der Serbischen Führung scheiterten, wurden die besetzten Gebiete Kroatiens in zwei kombinierten Aktionen 1995 von der Kroatischen Armee und Polizei zurückerobert.
Der Ausbau der kroatischen Armee ermöglichte 1995 die Militäraktionen Blitz (Blijesak) und Gewittersturm (Oluja), durch die Westslawonien in zwei Tagen und die Krajina (im engeren Sinne) in 5 Tagen zurückerobert wurden. In einer dritten Militäraktion drängte die Kroatische Armee zusammen mit bosniakischen Kräften die Armee der Republika Srpska in Westbosnien weit zurück. Die Angriffe verliefen sehr schnell und erfolgreich. Hätten die USA die Kroaten bei ihrer letzten Offensive nicht gestoppt, hätten diese möglicherweise den Westteil der heutigen Republika Srpska in zwei bis drei Tagen erobert. Es ist bekannt, dass die Aktionen von langer Hand und mit amerikanischer Unterstützung geplant waren.
Am 2 und 3 Mai 1995 feuerten die Serben als Vergeltung für die Offensive der kroatischen Armee Raketen auf die Innenstadt von Zagreb ab. Die Bombardements - angeordnet vom Polizeichef Knins, Milan Martić - waren militärisch sinnlos, forderten aber zahlreiche Opfer unter der Zivilbevölkerung. (Martić stellte sich im Mai 2002 dem Haager Kriegsverbrechertribunal.)
Nach diesen Militäraktionen wurde der Krieg in Bosnien-Herzegowina durch das Abkommen von Dayton beendet. Die serbisch kontrollierten Gebiete an der Grenze zur Vojvodina, Ostslawonien um Vukovar und die Baranja kamen unter eine provisorische UN-Verwaltung (UNTAES - United Nations Transitional Administration of Eastern Slavonia, Baranja and Western Syrmia) und wurden erst 1998 auf friedliche Weise in Kroatien wiedereingegliedert. In diesen Gebieten kam es nach 1995 zu keinen ethnischen Säuberungen mehr, so dass hier, anders als in der Krajina, auch heute eine bedeutende serbische Minderheit lebt.
Während und nach diesen Aktionen flohen die weitaus meisten der in der Krajina ansässigen Serben, großteils in die Republika Srpska in Bosnien-Herzegowina und nach Serbien und Montenegro, aber auch in die UNTAES-Zone. Dabei ist bis heute umstritten, ob es sich um geplante Vertreibungen von Seiten der kroatischen Streitkräfte gehandelt hat. Die politische Führung der Krajina-Serben hatte angesichts der sich abzeichnenden Niederlage die Evakuierung angeordnet. Danach wurden jedoch etwa 80 - 90 % der verlassenen serbischen Häuser vernichtet oder es wurden dort kroatische Flüchtlinge aus Bosnien angesiedelt, was die Rückkehr der serbischen Bevölkerung bis heute sehr schwierig macht. Doch auch hier ist umstritten, welche Rolle die Streitkräfte hatten und inwiefern es sich um Zerstörungen von rückkehrenden kroatischen Zivilisten handelt.
Von den ursprünglich mehr als 220.000 geflohenen Serben sind mindestens ca. 140.000 bis heute nicht zurückgekehrt. Dazu tragen auch weiterhin hohe ethnische Spannungen in diesen Regionen bei. In der Krajina gibt es heute keine größeren geschlossenen serbischen Siedlungsgebiete mehr.
Wegen Verbrechen an der Menschlichkeit, die sie im Zuge von Oluja und Blijesak angeordnet oder zumindest bewusst zugelassen haben sollen, sind mehrere hohe kroatische Offiziere vor dem internationalen Gerichtshof in Den Haag angeklagt, so unter anderem der seit 2001 flüchtige General Ante Gotovina, damals Kommandant der in Zadar stationierten Einsatztruppe West.
Der einstige Führer der Krajina-Serben, Milan Babić, wurde im Jahr 2004 vom Tribunal in Den Haag für die Verbrechen in Kroatien zu 13 Jahren Haft verurteilt. Bereits im Januar 2004 hatte sich Babić vor dem Tribunal für schuldig bekannt und von "tiefer Scham und Reue" über seine Taten gesprochen. Er entschuldigte sich bei der kroatischen Nation und bot seine Mitarbeit bei anderen Kriegsverbrecherprozessen an, vor allem bei dem gegen den ehemaligen serbischen Präsidenten Slobodan Milošević. Der jetzt 48-jährige Babić hatte schon nach der kroatischen Gegenoffensive 1995 und der daraus resultierenden Flucht des Großteils seiner Krajina-Serben Zweifel an seiner eigenen Politik geäußert. Er erklärte in Interviews, Milošević und andere serbische Führer hätten die Krajina-Serben mit ihren Versprechungen und großserbischen Plänen 1991 in eine Falle gelockt. 1991 wäre es noch möglich gewesen, mit Kroatien über ein Autonomiestatut für die Serben der Krajina zu verhandeln. Stattdessen habe Belgrad auf die ethnische Säuberung des Gebiets, das immerhin ein Drittel Kroatiens umfasste, gedrängt. Dieses Verbrechen hätten die Krajina-Serben später teuer bezahlen müssen.
Kroatien hat mit der Vertreibung der Krajina-Serben die gleichen Probleme wie Serbien und Montenegro mit den ethnischen Säuberungen in Kosovo oder Bosnien: Man ist anscheinend noch nicht bereit die eigene Verantwortung abzuarbeiten.
Von Dayton bis heute
Am 21. Dezember 1995 unterzeichnete der kroatische Präsident Franjo Tudjman zusammen mit dem serbischen präsidenten Slobodan Milošević und dem bosnischen Präsident Alija Izetbegovic den Vertrag von Dayton.
Von 1995 bis Anfang 1998 bereitete die UNTAES die endgültige Eingliederung der Gebiete um Vukovar und in der Baranja vor.
Am 6. November 1996 wurde Kroatien in den Europarat aufgenommen.
Bei der Fußball-Weltmeisterschaft von 1998 erreichte die kroatische Nationalmanschaft den dritten Platz. Kroatiens Stürmer Davor Šuker gewann den Goldenen Schuh als erfolgreichster Torjäger des Turniers.
Nach dem Tod Tuđmans am 11. Dezember 1999 und den Parlamentswahlen am 3. Januar 2000 kam es zum ersten Regierungswechsel in 10 Jahren. Eine breite Koalition aus sechs bisherigen Oppositionsparteien unter Führung der SDP übernahm die Regierung. Präsident wurde nun Stipe Mesić und Ministerpräsident Ivica Račan. Die anfängliche Euphorie bei vielen Gegnern der HDZ legte sich schnell, als offensichtlich wurde, dass die erhofften Veränderungen nicht über Nacht stattfinden konnten.
2001 kam es zu ersten internen Konflikten um die Zusammenarbeit mit dem internationalen Gerichtshof in Den Haag, und die HSLS unter Dražen Budiša verließ die Regierung. Der Koalitionsregierung wurde oft vorgeworfen, sie sei zu zögerlich mit der Aufarbeitung von 10 Jahren HDZ-Regierung vorgegangen und habe vor wichtigen Reformen zurückgeschreckt.
Bei den Wahlen im November 2003 wurde die HDZ wieder stimmenstärkste Partei. Sie bildete im Dezember eine Minderheitsregierung mit Unterstützung durch die Pensionistenpartei HSU und weiterer Kleinparteien sowie die meisten Vertreter der nationalen Minderheiten. Neuer Ministerpräsident wurde Ivo Sanader.
2003 strichen die USA ihre Militärhilfe an Kroatien, da dieses das Statut des Internationalen Strafgerichtshofs ratifiziert hatte.
Am 18. Juni 2004 verliehen die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union Kroatien den Status eines offiziellen Beitrittskandidaten. Im April 2005 sollen die Beitrittsverhandlungen beginnen. Bis dahin müsse jedoch bestätigt sein, dass Zagreb uneingeschränkt mit dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zusammenarbeit. Kroatien möchte bereits 2007 Mitglied in der Union werden, gemeinsam mit Rumänien und Bulgarien. Doch Analysten vermuten, dass ein Beitritt zwei Jahre später wahrscheinlicher sein dürfte. Bei einem Beitritt wäre Kroatien der zweite Nachfolgestaat des ehemaligen Jugoslawien, der Mitglied der Union würde.
Siehe auch
- Liste der Kroatischen Könige
- Liste der Bane von Kroatien
- Liste der Präsidenten und Ministerpräsidenten von Kroatien
- Geschichte Jugoslawiens
- Balkankonflikt
- weitere Artikel zum Thema Südosteuropa unter Portal Südosteuropa
Literatur
- Gesamtdarstellungen
- Budak, Neven : Kroatien. Landeskunde - Geschichte - Kultur - Politik - Wirtschaft - Recht. Wien, Köln & Weimar 1995. (= Österreichische Osthefte, Sonderband 13). ISBN 3-205-98496-X
- Ur- und Frühgeschichte, Römische Kaiserzeit
- Mittelalter
- Guldescu, Stanko : History of medieval Croatia. The Hague 1964.
- Frühe Neuzeit (1526-1830)
- Guldescu, Stanko : The Croatian-Slavonian Kingdom. 1526 - 1792. The Hague 1970.
- Nationalbewegung und Erster Weltkrieg
- Haselsteiner, Horst: Zur südslawischen Problematik des österreichisch- ungarischen Ausgleiches, in: Wandruszka, Adam (Hg.): Die Donaumonarchie und die südslawische Frage von 1848 bis 1918, Wien 1978, S. 48-56.
- Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg
- Broszat, Martin / Hory, Ladislaus: Der kroatische Ustascha-Staat. Stuttgart 1964. (=Schriftenreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte; 8)
- Jakir, Aleksandar: Dalmatien zwischen den Weltkriegen. Agrarische und urbane Lebenswelt und das Scheitern der jugoslawischen Integration. Phil. Diss. Univ. Erlangen 1997. München 1999. (=Südosteuropäische Arbeiten; 104).
- Im Zweiten Jugoslawien bis zur Unabhängigkeit
- Hilfsmittel
- Crampton, Richard and Ben: Atlas of Eastern Europe in the Twentieth Century. London/New York 1996.
Weblinks
- Kroatische Geschichte - Serie der Tageszeitung der Standard (I-VI):
- Übersicht über die kroatische Geschichte (Auswärtiges Amt)
- Übersicht über die kroatische Geschichte (engl.)
- Geschichte des mittelalterlichen Kroatiens von Stanko Guldescu (engl.)
- Kroatien: Mythus und Realität (engl.) (Online-Version eines Buches von C. Michael McAdams, einem Kroatien-Spezialisten und Direktor an der University of San Francisco)
- Interessanter Bericht über den Persien-Kroatien-Konnex (engl.)