Mathilde Ludendorff
Mathilde Friederike Karoline Ludendorff, geborene Spieß (* 4. Oktober 1877 in Wiesbaden; † 24. Juni 1966 in Tutzing) war eine deutsche Schriftstellerin und Ärztin. Sie gilt als eine der ideologischen Vordenkerinnen des Nationalsozialismus und antisemitische Aktivistin.
Die Pfarrerstochter Mathilde Spieß nahm nach einer Ausbildung als Lehrerin ein Medizinstudium in in Freiburg und Berlin auf. 1904 heiratete sie den Zoologen und Anatom Gustav Adolf von Kemnitz. Nach ihrer Promotion im Jahre 1913 in München arbeitete sie als Assistenzärztin bis sie 1915 in Garmisch-Partenkirchen die Leitung des Offiziersgenesungsheimes übernahm und eine eigene Nervenarztpraxis eröffnete. Zu dieser Zeit war die Ehe mit von Kemnitz bereits zerbrochen, da dieser ein Verhältnis mit einer anderen Frau pflegte. Mathilde beschäftigte sich ab 1916 zunehmend mit philosophischen Fragen und entwickelte eine von Antisemitismus und Antichristlichkeit geprägte Glaubenstheorie.
1917 gründete Mathilde von Kemnitz eine private Kurklinik, im gleichen Jahr verstarb ihr Ehemann bei einem Bergunfall. Ihre 1919 mit Edmund Georg Kleine geschlossene zweite Ehe wurde bereits nach zwei Jahren wieder geschieden.
In den folgende Jahren engagiert sie sich stark für die Rechte der Frau, wobei sie die Ursachen für die Ungleichbehandlung der Geschlechter rassistisch unterlegt. Mathilde Kleine leistete in dieser Zeit auch wesentliche Vorarbeiten für die Gründung eines Weltbundes nationaler Frauen. Seitens der internationalen Frauenbewegung werden ihre Aktivitäten ignoriert und eine Zusammenarbeit mit ihr abgelehnt.
1923 lernte sie den General Erich Ludendorff kennen, der zu diesem Zeitpunkt vom nationalkonservativen in das nationalsozialistische Lager gewechselt war und mit dem sie eine ideologische Übereinstimmung verband. Nach dessen Scheidung im Jahre 1925 erfolgte 1926 die Eheschließung mit Erich Ludendorff, bei der auch Adolf Hitler anwesend war. Gemeinsam mit ihrem Mann hielt sie zahlreiche Vorträge auf Veranstaltungen der NSDAP und der Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung, sie publizierte in dieser Zeit große Mengen antisemitischer und chauvinistischer Schriften. 1930 gründete Mathilde Ludendorff den Verein Deutschvolk und war auch die eigentliche Initiatorin des von ihren Mann gegründeten radikalen Tannenbergbundes.
Bereits vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten kam es zwischen Mathilde Ludendorff und Hitler zum Bruch, der zum einen in ihren religiöser werdenen Vorstellungen begründet war, aber auch im zunehmenden Abbau der geistigen Fähigkeiten ihres Mannes begründet war. Am 22. September 1933 erfolgte dann das Verbot des Tannenbergbundes und des Deutschvolkes. Von Hitler erteilte Erich Ludendorff kurz vor dessen Tode die Erlaubnis zur Neugründung eines nationalreligiösen Vereines, der 1937 den Namen Bund für Deutsche Gotterkenntnis erhielt. Dieser Verein wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von ihr zunächst als Ludendorffbewegung (auch Ludendorffer genannt), im Jahre 1951 als Bund für Gotterkenntnis auch juristisch wieder gegründet.
1949 wurde gegen Mathilde Ludendorff ein Verfahren eröffnet, in dem sie sich zwar von den Verbrechen des Dritten Reiches distanzierte, aber gleichzeitig in ihrer Verteidungsschrift ihre antisemitische und nationalsozialistische Einstellung bekräftigte. In einem Revisionsverfahren in der Entnazifizierungsentscheidung erreichte die ursprünglich als Hauptschuldige bezeichnete Mathilde Ludendorff 1951 eine Abschwächung des Urteils zu einer Belasteten.
Sie blieb auch weiterhin ihrer Ideologie treu und gründete 1955 in Tutzing eine Schule der Gotterkenntnis.Im Jahre 1961 wurde der Bund für Gotterkenntnis als verfassungsfeindlich eingestuft und verboten. Im Jahre 1977 erfolgte die Aufhebungung des Verbots wegen Verfahrensfehlern. Der Bund und dessen Verlag Hohe Warte werden heute von ihrem Schwiegersohn Franz Karg von Bebenburg geleitet.
Werke
- Der Seele Ursprung und Wesen, Bd. 1-3; 1923-1927