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Gupta-Reich

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Das Gupta-Reich am Ende des 5. Jh.

Die Gupta (Sanskrit, गुप्त, gupta) waren eine indische Herrscher-Dynastie. Ihr Name steht neben den Maurya und Kushana für das antike Indien.

Herkunft

Die Gupta-Könige kamen 330 n. Chr. an die Macht und beendeten die Kleinstaaterei auf dem indischen Subkontinent, die seit dem Untergang des Kushana-Reiches herrschte.

Stammvater der Gupta-Dynastie war Chandragupta I. (reg. ca. 320-335, nicht zu verwechseln mit dem Chandragupta Maurya, der rund 6 Jahrhunderte zuvor die Maurya-Dynastie begründet hatte), der wohl von einer Kshatriyafamilie abstammte. Zumindest fand man keine Münzen der Vorgänger, so dass die behauptete königliche Herkunft sehr vage ist. Doch durch Chandraguptas Hochzeit mit Kumaradevi, einer Prinzessin des Licchavi-Geschlechts war es ihm möglich, König in der Gangesregion, in unmittelbarer Nähe des Magadha-Reiches zu werden.

Herrschaft über Indien

Nur 15 Jahre später konnte der Sohn, Samudragupta (reg. 335-375), die Grenzen des Reiches ausdehnen. In die Anfangsphase seiner Eroberungen fällt die Einnahme von Pataliputra in Magadha, der späteren Hauptstadt. Damals betitelte er sich auch noch als "Tochtersohn des Licchavi" und nicht als "Gupta", was sich aber bald änderte. Der Eroberer hat eine Inschrift auf einer Säule Ashokas in Allahabad hinterlassen, so dass seine zahlreichen Kriegszüge gegen indische Kleinstaaten bekannt sind. Auf der Säule ist von den unterworfenen Königen und eroberten Gebieten im Norden, einem Militärschlag im Süden sowie von Tributen aus der westlichen Shakaregion, Sri Lanka und dem Nordiran die Rede.

Unter Samudragupta wurden in Indien Goldmünzen eingeführt, die diesen nicht nur als Eroberer, sondern auch als Musiker darstellen. Diese eindrucksvollen Münzen waren wie die Titel der Gupta (etwa: Maharajahiraja Paramabhattaraka, d.h. der "Große König der Könige, oberster Gebieter") ein wichtiges Propagandamittel und überdies ein Zeichen des Wohlstandes. Der König sah sich übrigens als erster Hindu als Chakravartin -Herrscher (wörtl.: "Radandreher") an, als idealen Herrscher, der am Rad des Lebens dreht und die Welt beherrscht.

Chandragupta II.

Eine Chandragupta II. zugeschriebene, nicht rostende Eiserne Säule in Delhi

Sein Sohn, Chandragupta II. (reg. 375-413/15), machte aus der Gupta-Dynastie eine Supermacht, indem er durch Heiratspolitik die Staaten einbinden konnte, mit denen sein Vater den Krieg wohlweislich vermieden hatte: Er sah seine Chance in der Allianz der Gupta mit der Vakataka-Dynastie Rudrasenas II. Südindiens. Durch die Heirat seiner Tochter Prabhavatigupta in dieses Herrscherhaus sicherte sich Chandragupta II. den Frieden mit dem Süden. Und so konnten sich seine Truppen auf den Kampf im Norden, d. h. auf die Unterwerfung der Shakas und den Rest Westindiens konzentrieren (ca. 397-409).

Das politische Geschick seiner Herrscher machte sich für die Gupta bezahlt: Lokale Beamte wurden aus ihren Anteilen der Landsteuer steinreich, Händler häuften ein Vermögen mit dem Handel zwischen China und dem Mittelmeer an, da sie die Handelsrouten kontrollierten. Die Regierungsgewalt in den Städten wurde oftmals in die Hände von Gilden der Handwerker, Händler und Bankiers gelegt und viele Stadträte bestanden aus Handwerkern, Künstlern und Händlern. Generell hatten die indischen Städte dieser Zeit einen höheren wirtschaftlichen und kulturellen Stellenwert als später im indischen Mittelalter.

Erwähnenswert sind auch noch einige Informationen des chinesischen Pilgermönches Faxian (Dongjin, reiste 399-412), der das Reich Chandraguptas II. besuchte. Er schrieb: "Das Volk ist reich und glücklich, unbelästigt von jeglicher Kopfsteuer oder staatlichen Beschränkungen. Nur die, die das Land des Königs bebauen, zahlen eine Landsteuer. Sie sind frei zu gehen oder zu bleiben. Der König regiert das Land ohne die Todesstrafe anzuwenden. Sogar Hochverräter erhalten nur ihre rechte Hand abgeschlagen."

Zu Zeit der Gupta erfolgte auch die Erneuerung des Hinduismus: Die alten Schriften wurden wieder gelesen und der bis dahin ausgeführte Buddhismus wurde wieder aufgegeben. Auch die Ideologie des Kastenwesens, das bis heute in Indien Gültigkeit hat, wurde wieder gepflegt.

Nieder- und Untergang

Im 5. Jahrhundert ging das Indien der Gupta-Dynastie unter. Inzwischen herrschte ein friedlicher Kaiser -Kumara Gupta I. (reg. 415-455)- über das Land, Religion und Klosterbesitz wurden gefördert. Die Verwaltung wurde stark unterteilt: in Provinzen, Distrikte, Städte und Dörfer. Der König kontrollierte nur einen Teil davon direkt, es gab Kompetenzüberschneidungen und die Herrschaft ging schleichend wieder auf die lokalen Fürsten über. Auch wurden die Steuereinnahmen nicht mehr an den Gupta-Herrscher abgeführt, sondern die Steuerbeamten behielten diese für ihre eigenen Interessen.

Unter Skandagupta (reg. 455-67) und seinem Neffen Budhagupta (reg. 467/76-497,- setzte sich erst in einem langjährigen Nachfolgekrieg durch) blieb die Ausdehnung des Reiches zwar noch bestehen, aber danach traten um 500 mehrere Könige gleichzeitig auf.

Aus dem Norden kam eine neue Bedrohung: Ein den Hunnen verwandtes Volk ließ sich in Baktrien nieder und zog nun langsam über das Gebirge Nordwestindiens. Bereits 458 kam es zum Kampf zwischen den Gupta und den "Hunas" -hier unklar ob Kidaraniten oder schon Hephthaliten-, aber Skandagupta konnte den Einfall noch einmal zurückhalten.

Im frühen 6. Jahrhundert fielen erneut Eindringlinge in Indien ein, die Hephthaliten. Sie wurden auch als "Weiße Hunnen" bezeichnet und die Gupta verloren Kaschmir und den Punjab an deren Herrscher, Toramana und Mihirakula. Der letzte ernstzunehmende Gupta-Thronanwärter Bhanugupta Baladitya II. (reg. 503-30) verlor 510 eine Schlacht gegen Toramana und musste nach Bengalen fliehen. Dieser Verlust der wichtigsten Gebiete des Nordens leiteten schließlich das Ende des Gupta-Reiches ein: Indien wurde erneut unter den Lokalfürstentümern aufgeteilt.

Teilfürsten und Generäle wie die Jüngeren Gupta in (Ost-)Malwa, die Vardhanas (vgl. Harsha) in Thanesar und die Maukharis in Kannauj übernahmen die Nachfolge.

Liste der Herrscher des Gupta Reiches

Die Regierungen ab ca. 500 sind konfus.

  • Gupta (ca. 275-300)
  • Ghatotkacha (ca. 300-320)
  • Chandragupta I. (320-335)
  • Samudragupta (335-375)
  • Ramagupta um 375 (?)
  • Chandragupta II. (375-413/5)
  • Kumaragupta I. (415-455)
  • Skandagupta (455 -467)
  • Purugupta (ca. 467-472)
  • Narasimhagupta Baladitya (ca. 472/73)
  • Kumaragupta II. (ca. 473-476)
  • Budhagupta (ca. 476-495)
  • mehrere Thronanwärter um 500 ff.
    • Chandragupta III. um 500
    • Prakâshâdityagupta um 500
    • Vainyagupta um 500
    • Narasimhagupta II. um 500 ff.
  • Bhanugupta Baladitya II. (ca. 50?-530)
  • Kumaragupta III. (ca. 530-540)
  • Vishnugupta (ca. 540-550)

Literatur

  • Hermann Kulke, Dietmar Rothermund: Geschichte Indiens, C.H.Beck, München 1998, ISBN 3406433383