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Posen

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Poznań / Posen
Wappen von Posen Koordinaten fehlen
Koordinaten fehlen
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Großpolen
Powiat: Kreisfreie Stadt
Fläche: 261,85 km²
Geographische Lage: Koordinaten fehlen! Hilf mit.Koordinaten fehlen! Hilf mit.

Höhe: 60 m n.p.m.
Einwohner:
Postleitzahl: 60-010 bis 61-890
Telefonvorwahl: (+48) 61
Kfz-Kennzeichen: PO
Verwaltung (Stand: 2007)
Stadtpräsident: Ryszard Grobelny
Adresse: pl. Kolegiacki 17
61-841 Poznań
Webpräsenz: www.poznan.pl

Posen (polnisch Poznań [ˈpɔznaɲ]), im westlichen Teil Polens an der Warthe gelegen, ist die historische Hauptstadt der Provinz Großpolen und der gleichnamigen Woiwodschaft. Sie ist Zentrum von Industrie, Handel und Forschung und gehört zu den kulturellen Mittelpunkten des Landes. Die Universitätsstadt ist zudem größter Verkehrsknotenpunkt zwischen Berlin und Warschau.

Geschichte

Postjesuiten-Kirche

Antike und Mittelalter

Posen ist eine der ältesten Städte im heutigen Polen. Es ist nicht klar, wann die Stadt entstanden ist. Bereits vor 12.000 Jahren lassen sich die ersten Siedler nachweisen. Die Lage beidseits der Warthe, an den uralten Handelspfaden zwischen Ost- und Westeuropa, ermöglichte der Stadt Posen eine stetige Entwicklung.

Die erste Nennung Posens fällt mit der Erwähnung der Stadt als erstem polnischen Bischofssitz im Jahre 968 zusammen. Eine weitere Erwähnung erfolgt in der Thietmarchronik im Jahre 1005. Daraus sowie aus Grabungsfunden geht hervor, dass Posen eine der am stärksten ausgebauten Festungen in Polen war, als dieses unter Boleslaus dem Kühnen (Boleslaw Chrobry) zum Königreich wurde, mit dem Herrschergeschlecht der Piasten.

1038 überfiel Böhmen das Piastenland, entführte die kostbaren Reliquien des heiligen Adalbert und besetzte Schlesien. Der Einfall des böhmischen Fürsten Břetislav I. konnte aber die wirtschaftliche Entwicklung Posens ebenso wenig aufhalten wie die Verlegung der polnischen Hauptstadt von Posen nach Krakau durch Kasimir I. den Erneuerer. An der Wende des 12. zum 13. Jahrhundert wandelte sich Posen von einer Wehrburg und einem Fürstensitz in eine Stadt nach westeuropäischem Vorbild. 1253 erhielt Posen von Przemysław I. das Magdeburger Stadtrecht verliehen und wurde mit Stadtmauern umgeben. Ebenfalls existierte seit dem 13. Jhd. neben der polnischen Siedlung eine große deutsche Siedlung. Das Posen links der Warthe erhielt einen Marktplatz.

Posen vom 16. Jahrhundert bis zur Zweiten Polnischen Teilung 1793

Im 16. Jahrhundert blühte die Stadt auf und wurde eines der wichtigsten Handelszentren des damaligen polnischen Staates. 1519 stiftete Bischof Jan VII. Lubrański ein Kollegium, das mit der Zeit den Namen Lubrański-Akademie bekam. In den Jahren 1550 bis 1560 baute der italienische Baumeister Gianbattista Quadro, der später auch das Warschauer Königsschloss neu entwarf, das Rathaus um. 1571 wurde das Jesuitenkolleg Posen gegründet.

Im 17. und 18. Jahrhundert hemmten Feuersbrünste, Überschwemmungen und Kriege sowie veränderte Handelsrouten den Aufstieg der Stadt. Die Situation änderte sich erst mit König Stanisław August in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Die vom König zur grundlegenden Reform des polnischen Staates eingesetzte Kommission der Guten Ordnung erreichte gemeinsam mit den städtischen Behörden den Wiederaufbau Posens, die Wiederbelebung von Handel und Handwerk. Zum Ende des 18. Jahrhunderts zählte die Stadt Posen bereits 15.000 Einwohner.

Posen unter den Preußen 1793/1815 bis 1919

Im Zuge der Zweiten Polnischen Teilung marschierten preußische Truppen am 30. Januar 1793 in Posen ein. Die Stadt gehörte danach zum Gebiet der neuen Provinz Südpreußen. Nach der Niederlage Preußens gegen das napoleonische Frankreich wurde Großpolen im Jahr 1807 Bestandteil des kurzlebigen Herzogtums Warschau. Auf dem Wiener Kongress wurde Posen schließlich wieder Preußen zugeschlagen (und nicht dem mit Russland verbundenen Kongresspolen).

Nach 1815 wurde Posen Hauptstadt der Provinz Posen (zunächst Großherzogtum Posen). Die Stadtregierung wurde von preußischen Beamten übernommen und die polnische Amtssprache durch die deutsche ersetzt. In der folgenden Zeit wurden einige bedeutsame Bauten errichtet, so die Raczyński-Bibliothek (1829), das Hotel „Bazar“ (1841), die „Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften“ (1857) und das Stadttheater (1875). Maßgeblich für die Industrialisierung wurde insbesondere die Maschinenfabrik Hipolyt Cegielskis.

Das Rathaus

Die Erhebung Sachsens zum Königreich erfolgte am 11. Dezember 1806 mit der Unterzeichnung eines Friedensvertrages in Posen zwischen Frankreich und Sachsen.

Nachdem 1902 die ein Jahrhundert zuvor errichteten preußischen Befestigungen abgerissen wurden, konnte Joseph Stübben, einer der bekanntesten deutschen Stadtplaner seiner Zeit, ein repräsentatives Stadtviertel entwerfen. In den folgenden Jahren wurde eine Reihe öffentlicher Gebäude in verschiedenen Baustilen realisiert: die Königliche Akademie (1905-10 von Eduard Fürstenau, heute Collegium Minus), das Residenzschloss (1905-10 von Franz Schwechten) mit vollständiger neobyzantinischer Goldmosaizierung der Schlosskapelle von August Oetken und die Oper (1910 von Max Littmann).

Posen zwischen 1918/19 und 1945

Am Ende des Ersten Weltkrieges treten starke ethnische Spannungen in der Stadt auf. Gemäß der Volkszählung von 1910 stand das Verhältnis von Polen und Deutschen bei 55:45 %. Viele polnischsprachige Posener sahen in der sich abzeichnenden militärischen Niederlage des deutschen Kaiserreiches eine politische Möglichkeit für eine Eingliederung der Stadt in den wiedergegründeten polnischen Staat. Der Aufstand polnischer Nationalisten vom 27. Dezember 1918, der sich von der Stadt Posen aus auf die Provinz ausdehnte, erreichte sein Ziel: Posen und weite Teile der preußischen Provinz Posen wurden im Zuge des Versailler Vertrages dem neu errichteten polnischen Staat ohne vorherige Volksabstimmung angegliedert. Im Jahre 1919 wurde die Posener Universität ins Leben gerufen. Ab dem Jahre 1921 fanden die Posener Handelsmessen statt, die ab 1925 auch internationale Beachtung fanden. Die industrielle Entwicklung in den Zwanzigerjahren erreichte mit der Allgemeinen Landesausstellung von 1929 einen Höhepunkt. In den Jahren 1919–1923 verließen 50.000 von den etwa 60.000 Deutschen Posen oder wurden durch Maßnahmen der polnischen Lokalbehörden zur Abwanderung gezwungen (Antoni Zubinski, Poznań w latach 1919–1939, Poznań 2000).

Die Ziegenböcke auf dem Posener Rathaus

Die weitere Entwicklung der Stadt wurde durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Im Polenfeldzug besetzte die Wehrmacht Posen, und die Stadt wurde zur Hauptstadt des neugeschaffenen „Reichsgaus Wartheland“ gemacht. Ein großer Teil der polnischen Bevölkerung wurde vertrieben, statt ihrer wurden vor allem Deutschbalten angesiedelt.

Unter dem Oberbürgermeister Gerhard Scheffler und dem Planer Walther Bangert wurden Entwürfe für eine weitreichende Umgestaltung und Erweiterung Posens fertiggestellt, die aber kriegsbedingt nicht ausgeführt wurden. Unter dem NS-Gauleiter Arthur Greiser wurde lediglich das Schloss umgestaltet und die Schlosskapelle, wie erwähnt eines der größten neobyzantinischen Mosaik-Gesamtkunstwerke Europas, abgerissen.

Die polnische Universität wurde geschlossen und an ihrer Stelle im Jahr 1941 die Reichsuniversität Posen eröffnet.

Am 4. Oktober 1943 fand in Posen ein Treffen von SS-Kommandeuren, am 6. von Reichs- und Gauleitern statt, bei dem der Reichsführer SS Heinrich Himmler seine zwei Posener Reden hielt. Darin sprach er die geheimen Vernichtungsaktionen des damaligen Regimes offen aus.

Am 29. Mai 1944 war die damals überwiegend deutsch besiedelte Stadt Ziel eines alliierten Luftangriffs. Am 23. Februar 1945 wurde Posen, nach schweren Kämpfen, durch sowjetische Truppen des Generals Schukow erobert.

Geschichte der Stadt seit 1945

Nach der Einnahme der Stadt wurde in den Jahren 1945 bis 1947 nahezu die gesamte deutschsprachige Bevölkerung Posens vertrieben. Ihren Besitz mussten sie zurücklassen. Die Folgezeit war durch den Wiederaufbau der kriegsbedingt zerstörten Stadt geprägt. Insbesondere das im Krieg bis auf die Grundmauern zerstörte Rathaus und der historische Marktplatz werden mit großer Liebe zum Detail wieder aufgebaut und stellen heute eine bedeutende Touristenattraktion dar.

1956 kam es in der Stadt zum Posener Aufstand welcher sich aus Streiks der Arbeiter entwickelte. Er wurde am 28./29. Juni des Jahres von der Armee blutig niedergeschlagen, hatte aber trotzdem weitreichende Folgen.

Weiterhin waren für die Stadt die Besuche des polnischen Papstes Johannes Paul II. 1983 und 1997 von großer Bedeutung.

1998 trafen sich im Rahmen des Weimarer Dreiecks der damaligen Bundeskanzlers Kohl mit den Präsidenten Frankreichs und Polens, Chirac und Kwaśniewski in Posen

Im Jahre 2003 jährte sich zum 750. Mal die Verleihung der Stadtrechte an Posen durch die Piastenfürsten Przemysł I. und Boleslaw den Frommen. Die Stadtverwaltung und die Stiftung „750 Jahre Stadtrechte Posens“ haben aus diesem Anlass ein große Reihe von Ereignissen und Veranstaltungen aus Politik und Kultur durchgeführt, das unter der Schirmherrschaft von Aleksander Kwaśniewski stand.

Religion

Das Bistum Posen wurde von Kaiser Otto eingerichtet und unterstand dem Erzbistum Magdeburg. Nach der Reformation hatte Posen vorwiegend evangelische, heute überwiegend katholische Einwohner.

Stadtteile

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Stadtteile Posens

Posen ist in fünf große Stadtteile aufgeteilt:

Name deutscher Name (1815-1918 und 1939-45) Einwohner Fläche in km²
Grunwald Sankt Lazarus (1940-45 Hermannstadt) 125 500 36,2
Jeżyce Jersitz 81 300 57,9
Nowe Miasto Neustadt 142 200 105,1
Stare Miasto Altstadt 161 200 47,1
Wilda Wilda (1940-45 Wilde) 63 800 15,0

Sehenswürdigkeiten

Der Posener Dom
Östlicher Marktplatz

Sehenswert sind die Altstadt und die Kathedrale, die sich auf der Dominsel befindet. In der Altstadt besonders wichtig sind das Alte Rathaus und der Alte Markt. Herausragend ist das Nationalmuseum (Muzeum Narodowe) mit Außenstellen auch außerhalb der Stadt, unter anderem in den großpolnischen Schlössern Rogalin, Gołuchów und Śmiełów. Im Zentrum der Stadt befindet sich das Stary Browar, ein 2003 eröffnetes Kultur- und Geschäftszentrum, das im Gebäude einer ehemaligen Brauerei eingerichtet wurde. Das bekannteste Charakteristikum der Stadt ist die Messe.

Wirtschaft

Posen ist einer der wichtigsten Standorte für Industrie, Dienstleistungen und Handel in Polen. Daneben ist es bedeutender Messestandort.

Verkehr

Posen ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt im Westen Polens. Hier verlaufen die Autobahn A2 und Fernstraße DK92 von der deutschen an die weißrussische Grenze über Warschau. Weitere wichtige Straßen sind die DK5 und die DK11.

Ferner befindet sich hier ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt mit Verbindungen nach Berlin, Warschau-Minsk-Moskau, Breslau und Stettin.

Im Stadtteil Ławica in Posen befindet sich ein internationaler Flughafen und ein Luftwaffenstützpunkt.

Im Nahverkehr betreiben die Posener Verkehrsbetriebe (MPK) 56 Buslinien und 18 Straßenbahnlinien im Tagnetz und 21 Buslinien und eine Straßenbahnlinie im Nachtnetz.

Die nahe gelegene Motorsport-Rennstrecke ist FIA-zugelassen, es werden aber auch Amateurrennen ausgetragen, teilweise ist auch Training für PKW und Motorräder ohne Anmeldung möglich (Website).

Universitäten

Die Stadt Posen beherbergt folgende Universitäten:

Partnerschaften

Die Stadt Posen unterhält eine Städtepartnerschaft mit der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover.

Sport

Fußball (KKS Lech Posen und Warta Posen)

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Wilfried Gerke: Posener biographisches Lexikon. Lüneburg 1975, 72 S.
  • Wilfried Gerke: Die St.-Pauli-Kirchengemeinde in Posen. Lüneburg 1999, 72 S. m. Abb.

Siehe auch

Commons: Poznan – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien