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André Gorz

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André Gorz (* Februar 1923 in Wien; † 24. September 2007 in Vosnon, Département Aube, Frankreich; eigentlich Gerhard Hirsch) war ein französischer Sozialphilosoph österreichisch-jüdischer Herkunft. Seit den fünfziger Jahren lebte er als Publizist in Frankreich und war Mitbegründer des Nachrichtenmagazins Le Nouvel Observateur und redaktioneller Mitarbeiter der Zeitschriften Les Temps Modernes (Paris) und Technologie und Politik (Reinbek).

In den sechziger Jahren war Gorz ein Theoretiker der Arbeiterselbstverwaltung und beschäftigte sich danach auch mit der politischen Ökologie. Zentrales Thema bei Gorz war die Frage der Arbeit – Befreiung von der Arbeit, gerechte Verteilung der Arbeit, Entfremdung in der Arbeit.

Biografie

André Gorz, Sohn eines Wiener Holzhändlers, lebte als Philosoph und Publizist in Frankreich. Im Laufe seines Lebens gebrauchte Gorz verschiedene Namen. Die nationalsozialistische Verfolgung – sein Vater war Jude und erst 1930 zum Katholizismus übergetreten – überlebte er auf Betreiben seiner katholischen Mutter ab 1939 in einem Schweizer Internat in Lausanne unter dem Namen Gérard Horst. Er begann anschließend ein Chemiestudium an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne, während er gleichzeitig bereits philosophische Essays und politische Artikel für eine Schweizer Genossenschaftszeitschrift verfasste. In der Schweiz lernte er auch seine aus Schottland stammende spätere Frau Dorine kennen.

Bei einer Vortragsreise Sartres durch die Schweiz kam es zu einer ersten Begegnung zwischen beiden, aus der sich eine literarisch-philosophische Zusammenarbeit entwickelte. 1949 zog es Gorz nach Frankreich, wo er zunächst unter anderem als Pressereferent und Militärattaché tätig war, aber bald Redakteur bei der Zeitung Paris Presse wurde; zu dieser Zeit taucht auch erstmals der Name Gorz auf, denn von nun an veröffentlichte er als Journalist unter dem Namen Michel Bosquet und seine sozialphilosophischen Arbeiten unter André Gorz (Gorz war der Name der Stadt, in der die Militärbrille seines Vaters hergestellt worden war).

1956 nahm Gorz die französische Staatsbürgerschaft an. 1960 wurde er Redaktionsmitglied der von Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir gegründeten Zeitschrift Les Temps Modernes und 1964 Mitbegründer und stellvertretender Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Le Nouvel Observateur. In den 1960er Jahren war Gorz politisch besonders aktiv und schuf sich einen Ruf als Theoretiker der Arbeiterselbstverwaltung und galt seit den 1970er Jahren als Befürworter der politischen Ökologie. Im Mittelpunkt aktuellerer Publikationen stand Gorz’ Begriff der Emanzipation als einer Befreiung, die die industrialistische Tradition der Linken zugunsten einer politischen Moral von Autonomie und Gemeinsinn hinter sich ließ. Zentrale Themen blieben aber distributive Überlegungen über Wissen und Arbeit.

André Gorz nahm sich am 24. September 2007 gemeinsam mit seiner schwer kranken Frau Dorine, die 83 Jahre alt wurde, in ihrem gemeinsamen Haus in Vosnon (Aube) das Leben.[1]

Zitat

„Das Ziel einer Gesellschaft, in der ein(e) jede(r) weniger arbeitet, damit alle Arbeit finden und besser leben können, wird somit heute zu einem der wichtigsten Faktoren des Zusammenhalts der Gewerkschaft und der Erneuerung sozialer Freiheitsbewegungen.“

Kritik der ökonomischen Vernunft: [2]

Fußnoten

  1. Am Morgen des 24. September 2007 fand eine Freundin des Paares an der Eingangstür des Hauses die Nachricht, Besucher sollten „die Polizei verständigen“.
  2. Kritik der ökonomischen Vernunft; Berlin, 1989; S. 318

Werke (Auswahl)

  • Strategy for labor: a radical proposal. Beacon Press (1968)
  • Die Aktualität der Revolution. Nachtrag zur Strategie der Arbeiterbewegung (1970)
  • Zur Strategie der Arbeiterbewegung im Neokapitalismus (1974)
  • Kritik der Arbeitsteilung (1974)
  • Ökologie und Politik. Beiträge zur Wachstumskrise (1977), (1980)
  • Socialism and revolution. Allen Lane (1975)
  • Der Verräter (1980, Ü. Eva Moldenhauer)
  • Abschied vom Proletariat (1980, Ü. Heinz Abosch)
  • Wege ins Paradies (1983, Ü. Eva Moldenhauer)
  • Kritik der ökonomischen Vernunft (1989, Otto Kallscheuer)
  • Arbeit zwischen Misere und Utopie (1999, Ü. Julia Wolf)
  • Wissen, Wert und Kapital (2004, Ü. Jadja Wolf)
  • Brief an D. – Geschichte einer Liebe (2007, Ü. Eva Moldenhauer)

Literatur