Sivas
Sivas | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | ![]() | ||
Provinz (il): | Sivas | ||
Koordinaten: | |||
Höhe: | 1285 m | ||
Telefonvorwahl: | (+90) 346 | ||
Postleitzahl: | 58 000 | ||
Kfz-Kennzeichen: | 58 | ||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2007) | |||
Bürgermeister: | Sami Aydın (AKP) | ||
Website: |
Sivas ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der Türkei. Sie liegt in Zentralanatolien, etwa 450 km östlich von Ankara. Die Einwohnerzahl beträgt 306.473. Sivas ist von der Fläche her die zweitgrößte Stadt der Türkei.
Namensherkunft
Über den Ursprung des Namen gibt es verschiedene Theorien:
- Der Name Subasa wird für die Stadt im Osten, wo der Fluss Maraschantia (Halys) seinen Ursprung hat, erstmals in den hethitischen Quellen erwähnt und bedeutet in Nesili, der Sprache der Hethiter und Luwier, "gesegneter Fluss".
- Nach der römischen Eroberung Anatoliens wurde die Stadt in Sebaste umbenannt. Sebaste stammt dann von der griechischen Form Σεβαστή, was dem lateinischen Augustus entspricht, ab. So wurde die Verehrung für den Cäsar Augustus bekundigt. Der antike griechische Name lautet Sebasteia, byznatinische und fränkische Quellen haben auch Sebaste.
Nach mehreren Volkssagen könnte der Name so entstanden sein:
- Bevor die Stadt gegründet wurde, gab es hier drei Quellen, die man Sipas suyu nannte. Nach dem eine kleine Siedlung rund um diese Quellen entstanden ist, wurde ihr der Name Sipas gegeben.
- Der Name soll von einem alten Volk mit dem Namen Sibasip abstammen.
- Der Name soll von dem persischen Ausdruck Se-bast abstammen. Se-bast bedeutet Drei Mühlen.
Neben dem Namen Sivas war der Ort unter mehreren anderen Namen bekannt, wie Talavra, Megalapolis, Karana und Diyapolis.
Bevölkerung
Heutzutage besteht die Bevölkerung überwiegend aus Türken und zu einem geringen Teil aus Kurden. Früher gab es in Sivas große christliche Minderheiten der Armenier und Griechen, von denen heute nur noch sehr wenige in der Stadt leben.
1914 hatte Sivas rund 45.000 Einwohner, mehr als ein Drittel waren Armenier, der Rest Griechen und Türken. Die Armenier hatten dort sechs Kirchen, ein Waisenhaus, ein Krankenhaus und mehrere Schulen. Die Katholiken hatten eine Kirche, die Protestanten verfügten über zwei Kirchen und acht Schulen.
Religion
Sivas ist einer der Städte, in der im Gegensatz zum Durchschnittswert der Türkei viele Aleviten leben. Ca. 75% der Bevölkerung der Türkei sind Sunniten, ca. 25% Aleviten und andere Minderheiten (Christen, etc.)
Geschichte
Sivas Erstbesiedlung reicht bis 7000 bis 5000 v.Chr. zurück. Die Hethiter, deren Siedlungsreste bei Topraktepe nahe Sivas zu finden sind, herrschten hier von 1600 - 884 v.Chr., kurz danach die Phryger, die hier etwa 100 Jahre herrschten (800-695 v.Chr.). Die Phryger ihrerseits wurden später durch die Lyder abgelöst. Die Lyder verloren das Gebiet im Jahre 546 an die Perser. Das persische Reich wurde dann später von Alexander dem Großen unterworfen, so dass Sivas bis etwa 17 n.Chr. von den Diadochen bzw. den Griechen beherrscht wurde. Bis 395 war Sivas Teil des römischen Imperiums, danach bis 1075 byzantinisch. Nachdem Basileios II. 1021 das Territorium von Sennecherim Johannes, König von Vaspurakan in Armenien annektiert hatte, entschädigte er den König mit dem Territorium von Sebaste in Kappadokien. Sennecherim Johnannes zog mit seinem Hof nach Sivas und verwaltete es als byzantinischer Vassall.
Im 11. Jahrhundert tauchten die ersten türkischen Stämme in Anatolien auf. Von 1142 bis 1171 herrschte die Danischmenden-Dynastie über Sivas. 1174 eroberten die Seldschuken unter Kılıç Arslan II. die Stadt und ließen unter anderem 1197 die Ulu Cami (große Moschee) errichten. Sivas diente neben Konya zeitweise als Hauptstadt der Seldschuken. 1232 wird Sivas, wie weite Teile Eurasiens, von den Mongolen überfallen. 1398 eroberte Sultan Bayezid I. die Stadt, nur um sie 1400 an Timur Lenk zu verlieren. 1408 können die Osmanen sie aber zurück erobern. Sivas war bis zum späten 19. Jahrhundert Hauptstadt der osmanischen Provinz Rum.
Die Osmanen regierten die Stadt bis zum ersten Weltkrieg. 1915 wird Sivas einer der Schauplätze der Deportation der armenischen Bevölkerung. Nach der Niederlage des osmanischen Reiches im ersten Weltkrieg formiert sich unter Mustafa Kemal eine Widerstandsbewegung. Diese Gruppe hielt vom 4. bis 12. September 1919 in Sivas den Kongress Heyet-i Temiliye ab und besprach wichtige Maßnahmen für die Widerstand gegen die alliierten Besatzer. Seit 1923 ist Sivas Teil der türkischen Republik. 1993 ereignete sich der Anschlag auf das Madimak-Hotel.
Anschlag auf das Madımak-Hotel
Am 2. Juli 1993 versammelten sich islamische Fundamentalisten nach dem Freitagsgebet vor dem Madımak-Hotel, das direkt gegenüber einer Moschee lag, in dem im Rahmen eines alevitischen Kultur-Festivals zum größten Teil alevitische Musiker, Schriftsteller, Dichter und Verleger logierten, darunter Kinder und Jugendliche. Das Hotel wurde schließlich in Brand gesetzt, während auf den Straßen die Massen mit Pflastersteinen bereit standen. Wegen der aufgebrachten, wütenden Menschenmenge vor dem Hotel konnten die Menschen im Gebäude nicht ins Freie: Über 30 Menschen verbrannten im Hotel; wenige überlebten, so auch der Autor Aziz Nesin, dem laut einigen Angaben der Anschlag in erster Linie gegolten hatte. Obwohl Polizei und Feuerwehr frühzeitig alarmiert waren, griffen sie erst nach acht Stunden ein. Das Staatsicherheitsgericht in Ankara kam zu dem Urteil, daß die große Menschenmenge die Einsatzkräfte bei den Rettungsarbeiten behindert hatte.
Die Aleviten nennen diesen Anschlag das „Sivas-Massaker“. Auch wenn bei diesem Vorfall ebenso Sunniten und Angehörige anderer Nationen ums Leben kamen, sehen die Aleviten dieses Ereignis als einen Schlag gegen die alevitische Bevölkerung. Das Ereignis spielte eine wichtige Rolle bei ihrer Bewusstseins- sowie auch Organisationsbildung. Seit 2003 wird diesem Vorfall im Rahmen von Demonstrationen gedacht - zugleich wird gefordert, im Hotel eine Gedenkstätte errichten zu dürfen. 2003 marschierten ca. 500 Leute mit, im Jahr 2007 waren es schon schätzungsweise 20.000 mit hoher Medien-Präsenz und einem Einsatz von rund 3.000 Polizisten.
Sehenswürdigkeiten
Sivas bietet viele Bauwerke der Seldschuken aus dem 13. Jahrhundert. Darunter fallen die Mavi Medrese von 1271, die Sifaiye Medresesi von 1218 und die Çifte Minare Medresesi von 1271. Die älteste Moschee der Stadt ist die Ulu Cami von 1196. In der Nähe von Sivas liegt die Ruine der alten armenischen Kirche des Heiligen Kreuzes. Sie enthielt wichtige Relikte wie einen Thron.
Osmanische Bauwerke sind das Bad Kurşunlu Hamamı von 1576 und das Kervansaray Behrampaşa Hanı von 1573.
Das Kongressgebäude von 1919 ist das heutige Sivas-Museum, das über diesem Kongress, Atatürk und die ethnogeographischen Besonderheiten der Region informiert.
Sivas ist auch für seine Thermalbäder berühmt. Bekannte Thermalbäder sind Sıcak Çermik, Soğuk Çermik und Kangal Balıklı Kaplıca.
Sivas ist eine schöne Kulturstadt, die auch sehr viele Sehenswürdigkeiten hat, wie das Cifte Minare. Das Cifte Minare wurde vor knapp 800 jahren gebaut und ist heute noch stabil. Es ist jetzt für viele Touristen ein Einkaufszentrum.
Veranstaltungen
- Asik-Veysel-Kultur- und Kunstfestival in Sarkisla: Am ersten Wochenende im Juli jeden Jahres. Gedenkveranstaltung für die Sivas-Opfer jeden 2. Juli vor dem Madimak Hotel.
- Cogi Baba Alevi Kultur Festival, jedes Jahr im Juli
Söhne und Töchter der Stadt
- Asik Veysel
- Ödül Armagan
Literatur
- Richard G. Hovannisian (Hrsg.): Armenian Sebastia/Sivas and Lesser Armenia. Costa Mesa, CA 2004. ISBN 1568591527
Weblinks
- http://www.sivas.gov.tr/ Offizielle Webseite der Provinz Sivas