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Rahsegel

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Das Rahsegel ist ein zumeist rechteckiges oder trapezförmiges Segel, welches unter einer Rah genannten waagerechten Stange gefahren wird. Es dient dem Vortrieb auf großen Segelschiffen durch Windwiderstand oder Windströmung (siehe auch Segeln).

Der Vorteil des Rahsegels ist, dass es in nahezu beliebiger Anzahl auf einem Schiff gefahren werden kann, da es mehrfach übereinander an einem Mast und an vielen Masten hintereinander angebracht werden kann. Das erreichte Maximum ist das bisher nur in 2 Exemplaren gebaute Fünfmast-Vollschiff mit insgesamt 30 Rahsegeln (der berühmte Windjammer und Flying P-Liner PREUSSEN, 1902-1910) bzw. 26 Rahsegeln (das Luxus-Kreuzfahrtschiff ROYAL CLIPPER, seit 2000). Die Fläche des einzelnen Segels bleibt daher begrenzt und somit handhabbar.

Der größte Nachteil des Rahsegels ist, dass man damit nicht so hoch am Wind segeln kann wie mit Schratsegeln.

Ein weiterer Nachteil des Rahsegels ist der hohe Personalbedarf beim Setzen und Reffen. Deshalb werden auf modernen Segelyachten keine Rahsegel mehr verwendet. Moderne Nachbauten großer Segelschiffe verwenden aber immer noch Rahsegel. Bei der ROYAL CLIPPER lassen sich die Rahsegel von Deck aus in den Rahen (Hohlrahen) aufwickeln! Rahsegelschiffe haben auch einige Schratsegel: den Besan (auf Vollschiffen zusätzlich am Kreuzmast auf Barken am eigenen Besanmast und auf Briggs am Großmast) sowie die Stagsegel zwischen den Masten und als Vorsegel.

Das Rahsegel entstammt der nordeuropäischen Entwicklungslinie des Schiffbaus. Als erste verwendeten die Wikinger auf ihren Langbooten ein einzelnes Rahsegel, ebenso die Koggen der Hanse. Rahsegel verwendeten schon sehr früh die Ägypter und Phönizier, wie auf alten Abbildungen von Schiffen zu sehen ist. Im Mittelmeer setzte sich aber das Lateinersegel durch und das Rahsegel kam erst wieder in Gebrauch, als die nordeuropäische und mediterrane Entcklungslinie des Schiffbaus ab dem 13. Jahrhundert verschmolzen.

Benennung verschiedener Rahsegel

Rahsegel werden nach dem Mast und der Position an selbigem bezeichnet. Dabei trägt das jeweils unterste Segel (Untersegel) an jedem Mast den Namen des Mastes (Focksegel, Großsegel, Kreuzsegel (Bagien)). Die Namen darüber sind, von unten nach oben:

  • Marssegel (engl. topsail)
  • Bramsegel (engl. topgallantsail)
  • Royalsegel (engl. royalsail)
  • Skysegel (dt. = Himmelssegel; engl. skysail)
  • Mondsegel (engl. moonsail, überaus selten)

Die Mars- und manchmal auch die Bramsegel wurden in Unter- und Ober- geteilt, um die Handhabung zu erleichtern. Die europäischen Windjammer des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts fuhren überwiegend geteilte Mars- und Bramsegel plus Royalsegel, selten Skysegel (wie die Fünfmast-Auxiliar-Bark MARIA RICKMERS und das Viermastvollschiff PETER RICKMERS, einziges, je für eine deutsche Reederei gebaute Schiff dieses Typs mit sieben Rahen an jedem der vier Masten).

Bei vielen Rahseglern sind die Obermars- und die Oberbramrah sowie die darüber liegenden Rahen geleitend am Mast gelagert und werden bei Nichtbenutzung abgesenkt. Die Obermarsrah und die Oberbrahmrah kommen dabei sehr dicht an die jeweils zugehörige Unterrah heran. Das verschiebt den Schwerpunkt des Schiffes bei geborgenen oberen Segeln deutlich in Richtung Schiffsrumpf und verbessert so das Verhalten bei Sturm. Siehe dazu das Bild der Kusenstern. Hochgezogen (geholt) werden die Rahen beim Setzen der Segel und abgesenkt (gefiert), beim Bergen.

Damit sind mit geteilter Mars und Bram bis zu acht Rahsegel übereinander möglich gewesen, jedoch waren Schiffe mit diesem Rigg extrem selten. Manche Klipper fuhren Mondsegel, hatten aber dafür meist einfache Bramsegel, so daß selbst sieben Segel am Mast nur während der Klipperära häufiger anzutreffen waren. US-amerikanische Rahschiffe bevorzugten sechs Rahen am Mast mit einfachen Bram- und geteilten Marssegeln, dazu Royals und Skysegel (sog. three-skysailyarder).


siehe auch: Rah, Rigg, Segel, Segeln, Takelage