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Macbeth (Shakespeare)

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Daten
Titel: Macbeth
Gattung: Tragödie
Originalsprache: englisch
Autor: William Shakespeare
Uraufführung: um 1606
Ort der Uraufführung: London
Ort und Zeit der Handlung: Schottland im 11. Jahrhundert, England
Personen
  • Duncan König von Schottland
  • Malcolm, Donalbain seine Söhne
  • Macbeth, Banquo Anführer des königlichen Heeres
  • Macduff, Lennox, Rosse, Menteth, Angus, Cathness schottische Edelleute
  • Fleance Banquos Sohn
  • Siward Graf von Northumberland, Führer der englischen Truppen
  • Der Junge Siward sein Sohn
  • Seyton ein Offizier in Macbeths Gefolge
  • Macduffs kleiner Sohn
  • ein englischer Arzt, ein schottischer Arzt
  • ein Soldat, ein Pförtner, ein alter Mann
  • Lady Macbeth
  • Lady Macduff
  • eine Kammerfrau der Lady Macbeth
  • Hekate und drei Hexen
  • Banquos Geist und andere Erscheinungen
  • Lords, Edelleute, Anführer, Krieger, Mörder, Gefolge, Boten
Szene aus Macbeth, Gemälde von William Rimmer

Die Tragödie Macbeth (auch: The Scottish Play) wurde um 1606 von William Shakespeare geschrieben. Sie beschreibt den Aufstieg des königlichen Heerführers Macbeth zum König, seine Veränderung zum Tyrannen und seinen Fall. Das Stück handelt von der Entdeckung oder der Anatomie des Bösen.

Shakespeare verwob in diesem Drama geschichtliche Fakten (über den historischen König Macbeth und den zeitgenössischen James I) geschickt mit Aberglaube, Mythologie und Fiktion. Das Drama wird von vielen Schauspielern lieber als The Scottish Play bezeichnet. Den wirklichen Namen innerhalb eines Theaters auszusprechen soll die Aufführung des Stückes zum Scheitern verurteilen oder allgemein Unglück bringen.

Handlung

Die schottischen Feldherren Macbeth und Banquo durchqueren auf dem Rückmarsch von einer Schlacht die Heide. Hier wird Macbeth von Hexen als Than von Cawdor und zukünftiger König, Banquo als Ahn künftiger Könige begrüßt. Da Macbeth, kaum sind die Hexen verschwunden, erfährt, inzwischen wirklich den Titel Than von Cawdor bekommen zu haben, nimmt er die weiteren Andeutungen der Hexen als Prophezeiungen, die er trotz einiger Zweifel an seinem Tun, angetrieben von seiner ehrgeizigen Frau, wahrzumachen versucht: Als König Duncan mit seinen Söhnen bei ihm übernachtet, ermordet er ihn im Schlaf. Duncans Söhne allerdings können fliehen. Macbeth lenkt den Verdacht auf die Kammerdiener und lässt sich zum neuen König ausrufen.

Da Banquo von den Hexen als Vater neuer Könige angeredet wurde, lädt Macbeth zu einem Bankett ein und lässt Banquo auf dem Weg dorthin ermorden. Dessen Sohn aber kann entkommen. Auf dem Fest glaubt Macbeth den Geist Banquos zu sehen und verhält sich so auffällig, dass seine erschrockene Frau die Gäste nach Hause schicken muss.

Duncans Sohn Malcolm und der Schotte Macduff, dessen Frau und Kinder Macbeth töten ließ, verbünden sich gegen Macbeth, um den schottischen Thron zurückzugewinnen.

Macbeth befragt wieder die Hexen nach seiner Zukunft, die ihm verkünden, keiner, den eine Frau geboren habe, könne ihm schaden und er werde nie besiegt, bis sich der Wald von Birnam zu seinem Schloss hin bewege. Macbeth fühlt sich daraufhin sicher, während seine Frau, von ihrem Gewissen geplagt, schlaflos herumläuft, langsam dem Wahnsinn verfällt und versucht, unsichtbares Blut von sich abzuwaschen. Sie stürzt sich schließlich selbst in den Tod. Macbeth erkennt die Sinnlosigkeit seiner Taten, stellt sich aber dem Schicksal, das ihn erwartet.

Als die Engländer schließlich gegen Macbeths Schloss vorrücken, tragen sie zur Tarnung Zweige aus dem umliegenden Wald von Birnam vor sich her. Die erste Versicherung der Hexen erfüllt sich als bedrohliche Prophezeiung. So auch die zweite: Macduff, der nicht von einer Frau geboren wurde, sondern per "Kaiserschnitt" zur Welt kam, erschlägt Macbeth in der Schlacht. Malcolm wird zum neuen König Schottlands ausgerufen.

Charaktere

  • Duncan Der König von Schottland. König Duncan ist ein guter und gütiger König, aber auch sehr naiv.
  • Macbeth Than von Glamis und später Than von Cawdor. Er und seine Frau, Lady Macbeth, wollen unbedingt Macht erlangen und töten Duncan deswegen.
  • Lady Macbeth Die Frau Macbeths. Sie drängt Macbeth, sein Schicksal auch mit unlauteren Mitteln zu befördern, zum Beispiel Duncan umzubringen.
  • Banquo Der Than von Lochaber und ein General der königlichen Armee. Er ist ein Freund Macbeths. Nach Duncans Ermordung wird er allerdings argwöhnisch gegenüber Macbeth.
  • Macduff Der Than von Fife und ein schottischer Adliger.
  • Malcolm Der älteste Sohn Duncans und rechtmäßiger Thronfolger.
  • Donalbain Der jüngere Sohn von Duncan.
  • Siward Er trägt den Titel Earl of Northumberland und ist ein General der englischen Streitkräfte.
  • Young Siward Siwards Sohn.
  • Seyton Ein Offizier aus Macbeths Gefolge.
  • Hecate Die Königin der Hexen.
  • Die drei Hexen Sie werden auch „Die unheimlichen Schwestern“ (weird sisters) genannt. Sie deuten Macbeth seine Zukunft an.
  • Ein Torwächter.
  • Fleance Banquos Sohn.
  • Lady Macduff Macduffs Frau.
  • Macduffs Sohn
  • Angus/Caithness/Lennox/Menteith/Ross Schottische Adlige.
  • Ein Doktor Er wurde gerufen um den Krankheitszustand von Lady Macbeth zu diagnostizieren, aber aus Angst vor Macbeths Zorn sagt er ihm nicht die Wahrheit darüber.
  • Ein alter Mann Der alte Mann berichtet vom Mord an Duncan. Er gibt Ross einen Einblick und warnt ihn.
  • Der Geist Banquos erscheint auf dem Bankett als personifiziertes schlechtes Gewissen Macbeths, bringt ihn fast dazu, sich zu verraten.
  • Drei Mörder im Dienste Macbeths.
  • Die Gesellschafterin von Lady Macbeth Sie eilt zum Doktor und zu Macbeth um schnellstens vom schlechten Gesundheitszustand der Lady Macbeth zu berichten.
  • Ein behelmter Kopf Ist eine der drei Erscheinungen, als Macbeth die Hexen zum zweiten Mal aufsucht. Warnt Macbeth vor Macduff.
  • Ein blutiges Kind Ist eine der drei Erscheinungen, als Macbeth die Hexen zum zweiten Mal aufsucht. Ermutigt ihn, denn niemand, der von einer Frau geboren wurde, könne ihm schaden. Das Blut weist hier auf den Kaiserschnitt hin.
  • Ein gekröntes Kind mit einem Baum in der Hand Ist eine der drei Erscheinungen, als Macbeth die Hexen zum zweiten Mal aufsucht. Ermutigt ihn, denn er werde erst besiegt, wenn der Wald von Birnam zu seiner Festung aufsteigt.
  • Erscheinungen von acht Königen Sie erscheinen zusammen mit dem blutigen Geist Banquos als dessen Nachfahren. Der letzte König hat einen Spiegel in der Hand in dem viele weitere zu sehen sind.

Interpretation

Die schlafwandelnde Lady Macbeth von Johann Heinrich Füssli (1741-1825)

Shakespeare bezieht sich lose auf historische Fakten, die er aus Gefälligkeit zu dem schottischen König interpretiert (Macbeth wird als sehr negativ dargestellt etc.). Übernatürliche Mächte tauchen nicht nur aus dramatischen Gründen auf, sondern auch, weil seine Zeitgenossen an die reale Existenz von Hexen glaubten. Die Beschwörungsszenen in Macbeth sind gute Quellen für die damaligen Hexenvorstellungen. Ein wichtiges Thema der Tragödie ist die Frage nach Schicksal und Vorbestimmung. Können Menschen durch ihre Taten ihr vorbestimmtes Schicksal ändern?

Macbeth versus Lady Macbeth

Das Verhältnis zwischen Macbeth und seiner Frau ist von einer Gegensätzlichkeit gezeichnet, deren Pole sich während des Stückes umkehren. Einer der beiden ist immer der Überlegene, der andere der Unterlegene (beim Theater als high status und low status bekannt). Zu Anfang ist Macbeth unsicher, von Gewissensbissen geplagt und vollkommen der Überredungskunst und Skrupellosigkeit von Lady Macbeth ausgesetzt, die ihn zu seinen Taten antreibt. Ohne sie hätte er geduldig abgewartet, ob das Schicksal sich erfülle, vielleicht mit einigen Gedanken, dass er es beschleunigen könne, aber ohne die Entschlusskraft, die zur Tat führt. Nach dem Mord an seinem besten Freund Banquo, den er zu befehlen sich gezwungen sah, hat er Halluzinationen; doch dies ist der Höhepunkt einer Krise. Daraufhin verliert Macbeth seine Hemmungen, und mordet zu seinem Schutz, ohne Gewissensbisse zu erleiden. Lady Macbeth unterdessen macht eine Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung durch. Die Ermordung des Königs nagt an ihrem Gewissen. Hatte sie erst noch Macbeths Entgleisungen, z.B. die Halluzinationen bei einem Bankett, aufgefangen, so wandelt sie sich. Lady Macbeth wird im weiteren Stück nur in wenigen Szenen erwähnt, doch kann man die unmittelbaren Szenen nach diesem schicksalhaften Bankett als Treffpunkt der beiden Gemüter sehen, die sich daraufhin in verschiedene Richtungen entfernen. Lady Macbeths nächster großer Auftritt ist eine Schlafwandelszene, die von ihren Leibdienerinnen und einem Arzt beobachtet wird. Der Mord an dem König lässt ihr keine Ruhe; dies ist jedoch nur auf ihre direkte Beteiligung zurückzuführen. Da Macbeth sich weigerte, den toten König erneut aufzusuchen, musste sie die betäubten Kämmerer mit Blut beschmieren, um den Verdacht auf sie zu lenken. Hatte sie erst eine Beteiligung an der Tat selber vehement abgelehnt, weil das Opfer im Schlafe ihrem Vater ähnele, so ist diese Ähnlichkeit wahrscheinlich der Auslöser für ihre Krise. Im weiteren Verlauf des Stückes tritt Lady Macbeth nicht mehr auf; es wird jedoch berichtet, dass sie dem Wahnsinn verfällt und Selbstmord begeht. Macbeth unterdessen hat alle Skrupel und Angst verloren und befindet sich in einem Zustand wahnhafter Unverletzlichkeit.

Macbeths Untergang

Zu seinem Untergang führt maßgeblich die Enthüllung Macduffs, dass er nicht normal geboren, sondern vor der Zeit aus dem Mutterleibe geschnitten wurde. Somit erfüllt er die Bedingung der Hexen und ist nach der Prophezeiung befähigt, Macbeth zu töten. Dieser Schock lähmt Macbeth für einen verhängnisvollen Moment, den Macduff nutzt, um den Zweikampf für sich zu entscheiden. Besonders diese Stelle gibt Spielraum in der Frage, ob das Schicksal vorherbestimmt ist oder die eigenen Taten es ändern können - eine Frage, die Shakespeare wahrscheinlich zugunsten des ersteren entscheiden würde.

Deutsche Übersetzungen

Macbeth wurde mehrfach ins Deutsche übersetzt, u. a. von Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland, Dorothea Tieck und Thomas Brasch.

Vertonungen

Dimitri Schostakowitschs Oper Lady Macbeth von Mzensk (1934) beruht auf der gleichnamigen Erzählung von Nikolai Leskow.

Filme

Literatur

  • Iris Bünsch und Michael Hanke: William Shakespeare, Macbeth. Reclam-Verlag, Stuttgart 2004. ISBN 3-15-016043-X

Sekundärliteratur

  • Herforth, Maria-Felicitas: William Shakespeare: Macbeth. Königs Erläuterungen und Materialien (Bd. 117). Hollfeld: Bange Verlag 2005. ISBN 978-3-8044-1771-7

Bezugnahmen in anderen Werken

  • Paul Watzlawick benutzt seine Analyse von Shakespeares Drama in seinem Buch „Hekates Lösungen“ als Aufhänger, um die Gefahr des Glaubens an totale Sicherheit deutlich zu machen.
  • Theodor Fontane bezieht in seinem Gedicht Die Brück' am Tay die drei Hexen aus Macbeth mit ein. Zu Beginn des Gedichtes verschwören sich diese gegen das Bauwerk und bringen es am Ende zum Einsturz.
  • Die Choreographin Irina Pauls hat 2005 ein Tanztheater-Stück geschaffen: Die Geschichte von Macbeth (Theater der Stadt Heidelberg), das eine eigenständige Auseinandersetzung mit dem Shakespeareschen Drama um Macht und Tod darstellt. Es wird mit einem Mix aus barocker und experimenteller Musik unterlegt. Es ist technisch und in der Aussage vollkommen verschieden zum Stück von Johann Kresnik der 1988 am gleichen Ort ein Stück über Gewalt und Politik veröffentlichte, das seinerzeit Furore machte.
  • In Friedrich Schillers Kabale und Liebe greift der Präsident die Symbolik des Skorpions für Gewissenbisse auf („Lohnst du mir [...] Also für den ewigen Skorpion meines Gewissens?“, 1. Akt, 7. Szene). Vergleiche „O, full of scorpions is my mind, dear wife!“, Act 3 Scene 2, Macbeth
  • Macbett von Eugène Ionesco ist eine Bearbeitung von Shakespeares Drama.
  • Macbest von Terry Pratchett ist eine Adaption des Stückes in die Scheibenwelt. Doch es wird auch durch Zitate auf Shakespeares Gesamtwerk (Die ganze Welt ist eine Bühne, und alle Männer und Frauen bloße Spieler) und sein Leben (den Bau eines Theaters, des Globe, bei Pratchett die Scheibe) Bezug genommen.
  • Nah Inverness (2004) von Michael Roes ist der Roman über eine Macbeth-Verfilmung im jemenitischen Hochland (Someone is Sleeping in my Pain)