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Burg Querfurt

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Burg Querfurt
Burg Querfurt in der Stadt Querfurt

Burg Querfurt in der Stadt Querfurt

Ort Querfurt
Burgentyp Höhenburg, Ortslage
Erhaltungszustand Erhalten oder wesentliche Teile erhalten

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Die Burg Querfurt liegt in der Stadt Querfurt im Saalekreis in Sachsen-Anhalt (Deutschland).

Geschichte

Vom Burggelände sind bereits frühbronzezeitliche Funde bekannt. Es handelt sich dabei um Gräber der Aunjetitzer Kultur und Lesefunde von einem Acker im Bereich des Vorburggeländes. Aus diesem Grund wurde durch den Bereich für Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Rahmen des Projekts „Die Höhensiedlungen der Mikro- und Makroregion - ökonomische, politisch-soziale, administrative und kultische Zentralorte“, Modul A3 „Der Aufbruch zu neuen Horizonten, Die [Fund]]e von Nebra, Sachsen-Anhalt, und ihre Bedeutung für die Bronzezeit Europas“ (gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft) auf dem Gelände der Burg eine geomagnetische Prospektion durchgeführt, bei der drei Gräben zu Tage traten, von denen zwei in der Grabung 2004/2005 dokumentiert werden konnten. Das Interesse an diesen Höhensiedlungen der Region Sachsen-Anhalt/Thüringen wurde durch die Entdeckung der Himmelsscheibe von Nebra ausgelöst, die die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf diese vorgeschichtliche Zivilisation mit hochstehender Kultur lenkte. Die politische, religiöse oder wirtschaftliche Bedeutung dieser Höhensiedlungen konnte noch nicht geklärt werden, ist aber Gegenstand intensiver Forschung. Für 2007 sind weitere Untersuchungen geplant, um die Datierung abschließend zu klären.


Die Burg Querfurt gehörte zu den größten mittelalterlichen Burgen in ganz Deutschland. Sie ist 7mal größer als die Wartburg und war eine der größten Feudalburgen.

In einem zwischen 881 und 899 entstandenen Verzeichnis des Zehnten des Klosters Hersfeld wird Querfurt als zehntpflichtiger Ort Curnfurt im Friesenfeld erstmals urkundlich erwähnt.[1]

In einer Urkunde Kaiser Otto II. von 979 wurde Querfurt erstmalig als castellum erwähnt. Die Burg ist seit dem 10. Jahrhundert Stammsitz der Edlen Herren von Querfurt. Älteste Spuren von Teilen der inneren Ringmauer und des Korn-/Rüsthauses aus dem 10.Jahrhundert. Die Steinbauten einschließlich einer ersten Ringmauer beschränkten sich auf den Bereich zwischen dem heutigen Kornhaus, dem "Dicken Heinrich" und der Burgkirche. Die zeitigen Massivbauten unterstreichen die Bedeutung der Querfurter Edelherren.

Gründung eines Chorherrenstifts und Stiftung der Burgkapelle im Jahr 1004. Nach 1162 wurde mitten auf dem Burghof eine neue Kirche errichtet.

Der Bergfried „Dicker Heinrich“ stammt aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts, in der 2. Hälfte 12. Jahrhunderts Bau der romanischen Burgkirche, Anfang des 13. Jahrhunderts Bau des Marterturms, Anfang des 14. Jahrhunderts Bau des Pariser Turms und um 1350 Bau der äußeren Ringmauer. Im 14. Jahrhundert wird an die Burgkirche ein Grabkapellenbau mit der Tumba für Gebhard XIV. von Querfurth angefügt.

Die Bastionen und das Westtor sind von 1460 bis 1490.

1496 wird als letzte Herr, Brun VIII. von Querfurth erwähnt. Querfurt wird als Lehen vom Erzbistum Magdeburg eingezogen.

1528 und 1535 Umbauten durch Albrecht von Brandenburg.

Von 1640 bis 1642 wechselte die als uneinnehmbar geltende Festung nach heftigen Belagerungen und Beschießungen mehrfach den Besitzer. Die anschließende Besatzung der Schweden dauerte von 1642 bis 1650.

Im Jahr 1663 wird Querfurt Residenz der reichsunmittelbaren Fürsten v. Sachsen-Querfurt. 1660 bis 1668 erbaute man das Fürstenhaus.

Um 1700 errichtete man neue Geschützstellungen auf der verbreiteten Berme oberhalb des Zwinger.

1746 kommt Querfurt wieder zum Haus Kursachsen.

Im Jahr 1815 fallen Stadt und Burg an Preußen. Danach wurde die Burganlage zur Domäne umgewandelt, die erst 1936 aufgelöst wurde.

Die Burg gehört heute dem Saalekreis.

1972-1978 Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen mit umfangreicher Bauforschung, welche im Jahr 2000 fortgeführt wurden.

Heutige Nutzung

Seit 1952 gibt es wieder das Burgmuseum im Kornhaus mit Dauerausstellungen zur Geschichte der Burg und der Stadt sowie zur Ur- und Frühgeschichte. Seit 2007 besteht auf einer benachbarten Freifläche ein Bauernmuseum mit Wohnhaus und Landtechnik.

Im Fürstenhaus war von 1950-1983 eine Poliklinik untergebracht, seit 1987 diente es als Gästehaus und Hotel. Das Fürstenhaus mit Fürstensaal, Cafésalon, Kaminfoyer und Fürstenkeller wird nach umfassender Renovierung seit 2000 gastronomisch betrieben (Dienstag bis Sonntag von 11.30 Uhr bis 18.00 Uhr).

Eine Trauung auf der Burg ist sowohl standesamtlich (Standesamt Querfurth) als auch kirchlich möglich. Sowohl der Trausaal im Korn- und Rüsthaus als auch die wiedereröffnete Burgkirche bieten ein einzigartiges Ambiente.

Der Pariser Turm dient heute als Aussichtsturm. Es werden auch Burgführungen angeboten.

Jährlich am Ostersamstag wird das „Osterfeuer in Querfurt“ vor der Burg veranstaltet. Jeweils am 3. Sonntag im Juni findet das Motto-Burgfest statt. Am 2. Wochenende im Dezember gibt es die „Burgweihnacht“ (kleiner, spezifischer Weihnachtsmarkt).

Die Burg wird künftig das Zentrum des neu geschaffenen Archäologieparks Querfurt sein, in dem sich u. a. auch der Fundort der Himmelsscheibe von Nebra befindet.

Anlage

Die Türme

Der "Dicke Heinrich", ein Rundturm ohne Fenster, Kamin und Abort (Toilette) aus dem 12. Jahrhundert, ist der einzige romanische Bergfried (Wehrturm) auf der Burg. Die Turmhöhe beträgt 27,50 m, der Durchmesser unten 14 m und die untere Mauerstärke 4,35 m. Der Kranz mit den Schießscharten kam im 15. Jahrhundert dazu. Ein unter dem heutigen Bergfried "Dicker Heinrich" befindliches Gebäude wird um 1000 eingeordnet.

Der untere Teil des Anfangs des 13. Jahrhunderts errichteten sogenannten Marterturms entstand in Form eines Wohnturmes. Im 14. Jahrhundert wurde er aufgestockt. Er diente nach dem Dreißigjärigen Krieg nur noch als Kornboden.

Im Pariser Turm aus dem späten 14. Jahrhundert, dessen Spitze 57 m hoch ist, befindet sich ein Turmverlies. Seine Barockhaube erhielt er im 17. Jahrhundert. Der Pariser Turm ist heute begehbar und dient als Aussichtsturm.

Das Mauer- und Grabensystem, die Westtoranlage

Um 1350 Bau der äußeren Ringmauer. Die zweite Ringmauer mit einer Stärke von fast 2 Metern und einer Höhe von 10 Metern weist eine starke Bewehrung mit Schießscharten auf. Eine zusätzliche Sicherung der Burganlage ist durch einen 11 Meter breiten und 5 Meter tiefen Trockengraben - der wasserdurchlässige Muschelkalkfelsen lässt keinen Wassergraben zu - gegeben.

Die Entwicklung der Artillerie machte die Anlage neuer Befestigungen erforderlich. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden daher Bastionen. Die so genannten Rondelle oder Bastionen sind im heutigen Sprachgebrauch nicht als solche zu bezeichnen. Sie sind eher monumentalisierte Schalentürme. Sie eignen sich kaum zu Aufstellen von Geschützen und sind noch stark vom mittelalterlichen Burgenbau geprägt. Durch Bauinschriften lässt sich ihre Erbauungszeit zwischen 1461 und 1479 einordnen, wobei das Südrondell etwas älter und auf ca. 1450 zu datieren ist. In denen unteren Geschossen befinden sich Maul- und Hosenscharten für Hakenbüchsen. Es haben sich so genannte Kugelschutzbohlen erhalten. Nach den verheerenden Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg wurden die Bastionen aufwändig restauriert. 1665 wurde die Einwölbung der Rondelle angeordnet.

Spektakulär ist ebenfalls die sogenannte “Westtoranlage”, mit ihren massiven Fortifikationen. Allein dieses Festungswerk ist etwa so groß wie die Wartburg bei Eisenach. Die Anlage der Schießscharten ließ besondere Schußwinkel zu. Die Geschützstellungen auf der verbreiteten Berme oberhalb des Zwinger wurden um 1700 angelegt.

Die Burgkapelle

Die Burgkapelle auf der Burg war Stiftskirche seit 1004 und "Unsere(r) liebe(n) Frau off der Burg Quernford" geweiht. Sie war seit 1323 Grablege des Hauses der Grafen von Querfurt. Bau der Burgkirche 1162, ein an südosteuropäische Vorbilder erinnernder kreuzförmiger Kirchenbau. Der achteckige Vierungsturm stammt aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Die Tumba des Graf Gebhard XIV. von Querfurt († 1383) wurde in der Grabkapelle, einer im 14. Jahrhundert angebauten Seitenkapelle der Burgkirche, aufgestellt, ein Meisterwerk der böhmisch geprägten Skulptur des späten 14. Jahrhunderts. Im 17. und 18. Jahrhundert wird die Burgkirche barock umgestaltet und von 1846 bis 1850 und 1903 restauriert. Durch die politische Wende konnte 1992 die Kirche nach 20jähriger Schließung wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Der Brunnen

Mitten auf der Burg befindet sich der Burgbrunnen, welcher zeitweise die einzige Wasserquelle auf der Burg war. Er wurde 1945 verfüllt und von 1973 und 2000 auf die heutige Tiefe von ca. 33 m ausgehoben. Der jetzige Wasserstand beträgt 2,50 m.

Fürstenhaus, Kornhaus, Amtshaus und Pächterhaus

Das Fürstenhaus hatte ehemals einen repräsentativen Charakter, wenngleich zahlreiche Umbauten verschiedener Epochen ihre Spuren hinterlassen haben. Es basiert auf Teilen eines ehemaligen zweiten romanischen Pallas (sogenannter Ottonenkeller). 1528 wurde es im Stil der Renaissance umgebaut, 1660 bis 1668 barock umgestaltet.

Die Baugesschichte des Kornhauses reicht zurück bis ins 10. Jahrhundert. Es basiert im wesentlichen auf einem an der Nordseite errichteten ersten romanischen Pallas. Seine heutige Gestalt erhielt es aber erst am Ende des 17. Jahrhunderts.

Amts- und Pächterhaus haben spätestens mit der Nutzung der Burg als Verwaltungssitz ihre ursprüngliche Gestalt verloren.

Einzelnachweise

  1. Reg. Thur. Nr. 287

Literatur

  • Helga Wäß: "Burg Querfurt", "Burgkapelle" u. Grabkapelle mit Tumba f. Graf Gebhard XIV. von Querfurt. in: Form und Wahrnehmung mitteldeutscher Gedächtnisskulptur im 14. Jahrhundert. Zwei Bände. Band 2: Katalog ausgewählter Objekte vom Hohen Mittelalter bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts, Bristol u.a. 2006, S. 517-521 mit Abb. ISBN 3-86504-159-0
  • Bau- und Kunstdenkmale Sachsen-Anhalts und angrenzender Gebiete (Bd. 27), 1909, S. 218 f. u. 225 f.
  • Grundriß der Burg Querfurt in: Eisold, Norbert und Lautsch, Edeltraud, Sachsen-Anhalt. Zwischen Harz und Fläming, Altmark und Unstrut-Tal-Kultur, Geschichte und Landschaft an Elbe und Saale, Köln 1991, s. 421, Grundriß der Burgkapelle ebd., Nr. 7.
  • Hermann Wäscher - Die Baugeschichte der Burg Querfurt. Halle, 1956.
  • Michael Wende - Burgenführer Deutschland: I. Östliche Bundesländer. Stahnsdorf, 2002.
  • Reinhart Schmitt (Red.) - Burg Querfurt. Querfurt, 2002.
  • Reinhard Schmitt - Querfurt. In: historische Festungen im Mittelosten der Bundesrepublik Deutschland. 2000.
  • Reinhard Schmitt: Burg Querfurt - Beiträge zur Baugeschichte, Baubefunde und archivalische Quellen. Sonderheft (2003) der Schriftenreihe Museum Burg Querfurt

Siehe auch