Flugschau





Eine Flugschau ist eine
Freiluftveranstaltung, bei der Piloten mit ihren Flugzeugen Kunststücke vorführen, um das Publikum zu unterhalten. Dabei werden bei militärischen Flugschauen Flugfiguren gezeigt, wie z.B. Turns oder Loopings, die zu dem normalen Übungsbereich der Piloten zählen, da sie für einen Luftkampf geübt werden. Durch das schnell aufeinanderfolgene Abfliegen dieser Figuren, entsteht bei dem Publikum ein spektakulärer Eindruck dieses Kunstflugs.
Flugschauen gibt es aber nicht nur im großen Rahmen, sondern es finden jedes jahr viele Flugtage statt, die von Vereinen organisiert werden. Auch hier werden beachtliche fliegerische Leistungen gezeigt, vorwiegend mit kleineren Kunstflugmaschinen. Terminkalender findet man auf Internetseiten der Fliegerzeitungen.
Allgemeines
Als sogenannte Wiege des Kunstflugs gilt England. Dort begann in den 1920er Jahren der Flugsport einzeln, sowie in Teams perfektioniert zu werden. Auch wurden in dieser Zeit die ersten öffentlichen Veranstaltungen auf Flugplätzen abgehalten, die damals schon ein Publikum in den Tausernderzahlen anzogen. Die Form der Veranstaltungen auf Flugplätzen ist bis heute weltweit nahezu gleich geblieben: Ein speziell vorgesehener, geeigneter Flugplatz, welcher eine ausreichende Rollbahn und Platz zur Unterbringung der Showflugzeuge bietet, wird für den/die Veranstaltungstag(e) im streng abgegrenzten Zuschauerbereich mit Toiletten und Ständen für das leibliche Wohl sowie Souvenierständen bestückt. Die Grenze des Zuschauerbereichs, der immer parallel zur Rollbahn liegt, ist mit einem bestimmten Abstand angelegt. Auch dürfen sich die Flugzeuge während ihrer Vorführung vor dem Publikumsbereich nicht näher als bis zu einer vorher festgelegten Abstand nähern (siehe Punkt "Sicherheit"). Über Lautsprecher im Zuschauerbereich wird der Flugtag von einem sogenannten Platzsprecher laufend kommentiert. Treten Kunstflugstaffeln auf, wird dieses Amt für die Vorführung vom Public Relations Officer des jeweiligen Teams übernommen. Das Besucherpublkum kann darüber hinaus ein Programmheft der Veranstaltung käuflich erwerben, in welchem alle wichtigen Informationen in Schriftform zu finden sind.
Eine Flugschau wird zudem fachmännisch in ein Staticdisplay und ein Flyingdisplay unterteilt. Das heißt, daß Flugzeuge während der Veranstaltung am Boden zu bewundern sind, und nicht geflogen werden = Staticdisplay, und Maschinen in der Luft vorgeführt werden = Flyingdisplay. Höhepunkt eines jeden Flugtags sind die Kunstflugstaffeln, die im Verband ihr Können zeigen.
Für die Sicherheit der Besucher sorgt zusätzlich eine speziell für die Veranstaltung abgerichtete Sanitätsstaffel, sowie die Flughafenfeuerwehr und patrouillierendes Sicherheitspersonal, meist unterstützt von der regionalen Polizei. Auf Militärflugplätzen sichern zusätzlich die eigenen Soldaten das Flugfeld, sowie die Gebäude.
Einen Flugplatz als Veranstaltungsort für eine Flugschau zu nehmen, ist nicht zwingend erforderlich. Auch Küstengebiete am Meer oder großen Seen sind beliebte Austragungsorte, wie beispielsweise in Lugano (CH) oder in Bari (I). Als Orientierungspunkt über Wasser dienen den Piloten extra befestigte Bojen. Flugshows über dicht besiedeltem Gebiet sind fast nicht mehr vertretbar und toleriert. Von daher wird zu den großen Paraden an Feiertagen in den Metropolen fast nur noch ein einfacher Überflug ohne Kunstflugsequenzen gezeigt. So z.B. jährlich in London, Paris, Moskau oder Rom.

Showtruppen Europas
Militärische Nationalstaffeln auf Düsenjets mit regelmässigen Auftritten:
- die Red Arrows aus Großbritannien
- die Patrouille de France aus Frankreich
- die Frecce Tricolori aus Italien (größter Verband weltweit)
- die Patrouille Suisse aus der Schweiz
- die Patrulla Águila aus Spanien
Sicherheit
Bis zur Flugtagkatastrophe von Ramstein 1988 galten weltweit keine besonders ernst zu nehmenden Sicherheitsstandards auf Flugtagen. Selbst die Showpiloten betonten in zahlreichen Interviews immer wieder, wie vermeintlich sicher Kunstflugvorführungen seien. Je enger der Abstand während der Vorfühung zum Publikum war, je tiefer geflogen wurde und je waghalsiger die Begegnungsmanöver ausfielen, desto beliebter und besser besucht waren die Veranstaltungen. Mit dem Desaster vom 28.08.1988 fand dieses Treiben ein jähes Ende, und wurden
- der Sicherheitsabstand vom Publikum zur Rollbahn auf Minimum 150 m gesetzt
- der Abstand während der Flugvorführung auf Minimum 250 m gesetzt
- eine Mindestflughöhe von 30 m im Geradeausflug bei Einzelmaschinen, im Verband auf 100 m festgelegt
- beschlossen, daß Begegnungsflüge nicht mehr gegen das Publikum ausgeführt werden dürfen
- das Publikum nicht niedriger als 300 m überflogen werden darf
Diese geltenden Sicherheitsstandards können selbstverständlich von Ländern und Veranstalter individuell nach oben geschraubt werden. So gelten beispielsweise in Belgien und in Großbritannien bei Flugtagen noch weit höhere Standards, gerade was den Abstand zum Publikum während der Flugvorführungen angeht.
Sonderstatus Deutschland
In Deutschland gelten seit dem Unglück von Ramstein im Jahre 1988 (siehe auch "Unfälle") im einzigen Land der Erde sehr strenge Vorschriften. So finden Flugschauen hierzulande nur noch in einem beschränkten Maße statt; insbesondere ohne militärische Kunstflugstaffeln. Die ILA Berlin ist bis zum heutigen Tag die einzige deutsche Veranstaltung, wo militärische Kunstflugstaffeln auf Düsenjets seit dem Jahr 2000 mit Sonderauflagen wieder auftreten dürfen. Selbst dort sind besonders spektakuläre und gefährliche Flugmanöver, so auch sämtliche Begegnungsmanöver, untersagt.
Showeffekte
Bei Einzelmaschinen, im Speziellen aber gerade bei Kunstflugstaffeln werden zur Verstärkung der Flugfiguren Raucheffekte eingesetzt. Hierfür befindet sich ein spezieller Tank an den Maschinen. Auf Knopfdruck des Piloten im Cockpit wird entweder Dieseltreibstoff (so z.B. bei den Red Arrows) oder aber auch ein Ölkonzentrat (bei den Frecce Tricolori) über eine Leitung in den heissen Abgasstrahl eingespritzt. Der Dieseltreibstoff oder das Ölkonzentrat verdampft darauf hin sofort, und ist für den Zuschauer als weisser Rauch hinter der Maschine sichtbar.
Diese Effekte kennzeichnen zum einen die Flugbahnen der Maschinen und stellen zum anderen aber auch eine höhere Sicherheit für die Piloten untereinander dar, da man sich von weitem - bei Begegnungsmanöver - besser und schneller sieht.
Die großen militärischen Kunstflugstaffeln benutzen fast alle zusätzlich zum weissen Raucheffekt noch ein Farbpulver in den Nationalfarben ihrer Länder, das wahlweise zum Dieseltreibstoff oder Ölkonzentrat gemischt wird. Fliegen die Red Arrows, die Patrouille de France oder die Frecce Tricolori schon zu Beginn der Vorführung mit den Nationalfarben im Rauch, setzt beispielsweise die spanische Patrulla Águila erst zum Finale den farbigen Rauch ein.
Im Durchschnitt sind die Sondertanks an den Maschinen für eine Kapazität von rund 5 Minuten Raucheffekt angelegt. Trotzdem kommt es immer wieder vor, daß einzelne Maschinen der Kunstflugstaffeln zum Ende der Vorführung keine Rauchfahne mehr hinter sich ziehen können. Dies kann an der Befüllung des Tanks, aber auch an der Einstellung der Einspritzdüse liegen.
Bekannte regelmäßige Flugschauen
Deutschland | Schweiz | Frankreich | Großbritannien | Österreich | Russland |
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Hamburg Airport Classics | International Bodensee Airshow (IBAS) | Flugschau während der Paris Air Show | Flying Legends Duxford | AirPower (Zeltweg) | MAKS (Moskau) |
Flugschau während der ILA (Berlin) | Farnborough International Airshow | ||||
AERO Friedrichshafen | Royal International Air Tattoo Fairford | ||||
Airbourne |
Unfälle
Auf Flugschauen kommt es auf Grund der komplizierten und schwer zu fliegenden Figuren, der engen Abstände zwischen den Maschinen, der hohen Geschwindigkeiten und Sekundenbruchteile des Reaktionsvermögens manchmal zu schweren Unfällen - insbesondere mit Düsenjägern. Meistens gehen die Unglücke für Piloten sowie Zuschauer glimpflich aus, da sich die Piloten selbst hohe Sicherheitsstandards auferlegt haben. Trotzdem kam es in der Geschichte auch zu katastrophalen Abstürzen. Nachfolgend einige Beispiele die durch die Medien gingen:
- Beim Flugtagunglück von Ramstein kollidierten am 28. August 1988 drei Jets der Frecce Tricolori. Ein Flugzeug stürzte in die Zuschauermenge, die beiden anderen auf das Flugfeld. 70 Menschen - einschließlich aller drei Piloten - verloren ihr Leben und über 1.000 wurden verletzt. Diese Katastrophe löste sofort und beispiellos eine internationale Debatte über "Sinn und Unsinn", sowie Sicherheiten von Flugshows aus.
- Im Jahr 1989 stürzten zwei Maschinen der kanadischen Kunstflugstaffel Snowbirds während der Vorführung in Kanada ab. Die Piloten kamen ums Leben.
- Am 8. Juni 1989 fällt durch Vogeleinflug das rechte Triebwerk einer MiG-29 bei der Paris Air Show auf dem Flughafen Le Bourget während eines extrem niedrigen und langsamen Vorbeifluges aus. Die Maschine stürzt ab. Der Pilot Anatoly Kwotschur überlebt leicht verletzt Dank des Rettungsgerätes K-36D. Es gibt keine weiteren Verletzten.
- Während der Flying Legends Duxford stürzte im Juli 1996 eine Lockheed P-38J abseits der Zuschauer ab und ging in Flammen auf. Der Pilot starb.
- Im Jahre 1999 verunglückte eine russische SU-30 MKI bei der Paris Air Show. Nach einer geflogenen Figur flog der Jet zu tief und streifte das Flugfeld. Daraufhin schossen Flammen aus dem Heck, das Flugzeug bäumte sich auf und stieg senkrecht in die Höhe. Diesen Augenblick nutzten die Piloten um sich mit ihren K-36D Schleudersitzen zu retten. Wenig später stürzte der Düsenjäger aus einer Höhe von etwa 35 Metern auf den Boden und brannte aus.
- Am 20. April 2002 fielen die Triebwerke einer F4 auf der Point Mugu Airshow aus. Der Jet stürzte ab. Beide Piloten kamen ums Leben, obwohl einer von ihnen zuvor noch den Schleudersitz gezündet hatte. Dieser war jedoch defekt. Der Fallschirm öffnete sich nicht und der Mann fiel in die Feuerwolke des explodierenden Flugzeuges.
- Beim Flugtagunglück von Lwiw in der Ukraine raste am 27. Juli 2002 ein Düsenjäger vom Typ Suchoi Su-27 auf Grund eines Pilotenfehlers ins Publikum. 84 Personen wurden getötet und 110 zum Teil schwer verletzt. Die Piloten konnten sich noch rechtzeitig mit ihren Schleudersitzen retten.
- Am 14. September 2003 kam es während einer Flugschau auf der Mountain Home Air Force Base im US-Bundesstaat Idaho zu einem Unglück. Der Pilot eines Jets vom Typ F-16C Fighting Falcon der Kunstflugstaffel USAF Thunderbirds ging einen Looping zu steil an und schaffte es nicht, das Flugzeug rechtzeitig wieder hochzuziehen. Kurz bevor es explodierte löste der Pilot den Schleudersitz aus und rettete sich so.
- 22. April 2007: Eine Maschine der amerikanischen Kunstflugstaffel Blue Angels ist am Ende ihrer Vorführung in Beaufort (US-Bundesstaat South Carolina) abgestürzt und explodiert. Der Pilot kam in den Trümmern seines Flugzeuges ums Leben. Wrackteile des Jagdfliegers vom Typ F/A-18 Hornet beschädigten mehrere Häuser. Verletzt wurde dabei niemand.
- Auf der Airshow in Radom in Polen kollidierten am 1. September 2007 bei einem Begegnungsflug zwei Propellermaschinen der Kunstflugstaffel Zelanzy. Die beiden Piloten Lech Marchlewski und Piotr Banachowicz kamen ums Leben.