Linnich
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Linnich ist die nördlichste und drittgrößte Stadt im Kreis Düren in Nordrhein-Westfalen. Sie liegt genau in der Mitte zwischen den Städten Mönchengladbach im Nordosten und Aachen im Südwesten, an der Rur.
Geografie
Geografische Lage
Linnich und sein Umland sind im Norden der Jülicher Börde gelegen, am Übergang von der Kölner Bucht zum niederrheinischen Tiefland. Der Stadkern von Linnich liegt im Rurtal links der Rur. Die zugehörigen Ortsteile gruppieren sich herum, wobei Körrenzig und Tetz ebenfalls im Rurtal liegen.
Gewässer
- Rur
- Merzbach
- Malefinkbach
- Linnicher Mühlenteich
Nachbargemeinden
Hückelhoven | ||||||
Geilenkirchen | Erkelenz | |||||
Baesweiler | ![]() |
Titz | ||||
Aldenhoven | Jülich |
Stadt Hückelhoven (9 km), Kreis Heinsberg
Stadt Erkelenz (11 km), Kreis Heinsberg
Gemeinde Titz (10 km), Kreis Düren
Stadt Jülich (11 km), Kreis Düren
Gemeinde Aldenhoven (10 km), Kreis Düren
Stadt Baesweiler (15 km), Kreis Aachen
Stadt Geilenkirchen (14 km), Kreis Heinsberg
Stadtgliederung
Die heutige Stadt Linnich entstand 1969 im Rahmen der kommunalen Neugliederung aus den ehemals selbständigen Gemeinden: Linnich (Stadt), Boslar, Ederen, Gereonsweiler, Gevenich, Glimbach, Kofferen, Hottorf, Körrenzig, Rurdorf, Tetz und Welz; 1972 kam noch Floßdorf hinzu.
Geschichte
Die "Stad van Lynneke" wurde am 27. April 1392 erstmalig durch Herzog Wilhelm von Geldern urkundlich genannt. Die erste urkundliche Erwähnung überhaupt datiert auf das Jahr 888 und bezeugt die Schenkung des Königsgutes "Linnica" von König Lothar II. an das Marienstift Aachen im Jahr 851. Der Name Linnich geht auf seinen vermutlichen Gründer, einen Kelten namens Linus, zurück.
Geschichtlich verbindet Linnich viel mit der südlich angrenzenden Herzogstadt Jülich, so auch die über 90-prozentige Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Dies war nach den Zerstörungen in den Jahren 1393, 1397 und 1794 die vierte und schrecklichste. Das Hubertuskreuz bei Linnich erinnert an die historische Hubertusschlacht von 1444 zwischen den Herzogtümern Geldern und Jülich sowie an eine der blutigsten Panzerschlachten an der Rurfront im Jahr 1944, es ist ein Mahnmal für den Frieden.
Nach der Zerstörung vom 2. Oktober 1794 während der Schlacht im ersten Koalitionskrieg zwischen den französischen Revolutionstruppen und den preußisch/österreichischen Truppen gehörte Linnich zu Frankreich und war von 1798 bis 1814 Hauptort eines Kantons (der die links der Rur liegenden Orte des Jülicher-Landes umfasste) im Département de la Roer.
Am 3. Dezember 1944 wurde Linnich nach einer mehrtägigen, blutigen Schlacht von amerikanischen Truppen eingenommen, erst am 23. Februar 1945 erfolgte südlich von Linnich der Übergang über die Rur.
In den Jahren 1992 und 2002 wurde Linnich von den Erdbeben in der rheinischen Tiefebene erschüttert. Davon war am meisten die kath. Pfarrkirche St. Martinus betroffen. Der Hang, an dem sie steht, könnte bei einem weiteren Beben abrutschen. Siehe dazu auch: Erdbebengebiet Kölner Bucht.
Bevölkerungsentwicklung
Am Beginn des 20. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung des stetig.[1]
Jahr | 1890 | 1925 | 1933 | 1939 |
Ew | 2062 | 2184 | 2248 | 2337 |
Zahlen für den Stadtkern nicht für die heutige, gesamte Stadt Linnich.
Religionen

Neben der katholischen und evangelischen Gemeinde existierte in Linnich bis 1938 eine jüdische Gemeinde. Nachdem im Mittelalter Juden in Linnich ansässig gewesen waren, ließen sich in der Neuzeit wiederum Juden in der Stadt nieder. 1861 lebten hier 123 Personen. Es existierte ein jüdischer Friedhof, eine jüdische Schule und eine Synagoge, die 1913 erbaut wurde. Im Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge an der Nordpromenade geschändet und angezündet.[2] Heute erinnert ein Denkmal an die Geschichte des Standorts.
Politik
Wappen
Das Stadtwappen geht auf ein Schöffensiegel von 1392 zurück. Es zeigt im oberen Teil einen ungekrönten Löwen der Herzöge von Jülich und im unteren Teil ein Geschacht aus Rot und Gold in drei Reihen, dies erinnert an die ältere Herrschaft des Hauses Randerath.
Stadtrat
Die 32 Sitze des Stadtrates verteilen sich wie folgt:
- CDU 16 Sitze (Vorsitzender: Hans-Willi Dohmen; Stellvertreter: Wilfried Meisen; Geschäftsführer: Konrad Philippen)
- SPD 10 Sitze (Vorsitzender: Hans-Friedrich Oetjen, Stellvertreter: Helmuth Geisler)
- Grüne 3 Sitze (Vorsitzender: Karl-Heinz Hilfert; Stellvertreter und Geschäftsführer: Christoph Barzen)
- FDP 2 Sitze (Vorsitzender: Dr. Christoph Gerlach; Stellvertreter: Dr. Klaus Selter; Geschäftsführer: Patrick Schunn)
- Freier Bewerber (Hartmut Mandelartz) 1 Sitz (Hospitant der SPD-Fraktion)
(Stand: Kommunalwahl am 26. September 2004)
Städtepartnerschaften
Linnich pflegt seit 1974 eine Partnerschaft mit der nordfranzösischen Stadt Lesquin nahe Lille.
Kultur und Sehenswürdigkeiten

unbenannte Parameter 1:50_58_44.50_N_06_16_11_E_type:landmark_region:DE-NW, 2:50°58'44,50" n.Br. 6°16'11" ö.L.
Museen
Bauwerke
- Evangelische Kirche von 1717 und historisches Häuserensemble am Altermarkt
- Katholische Pfarrkirche St. Martinus
- St. Josef Krankenhaus der Caritas Trägergesellschaft West (ctw)
- NATO-Bunker "Castle Gate"
Denkmäler
- Hubertuskreuz
- Mahnmal für die beim Novemberpogrom 1938 zerstörte Synagoge
- Pagode auf dem Friedensacker (von einem buddhistischen Mönch errichtet) und ein Bildstock (Jesus zerbricht das Schwert)
Sehenswürdigkeit
- Wehr an der Rur
Regelmäßige Veranstaltungen
- Andreasmarkt - Der Andreasmarkt findet jährlich am 1. Montag nach Andreas (meist der 1. Montag im Dezember) statt. Es ist der letzte traditionelle Bauernmarkt in weitem Umkreis und zieht somit viele Leute an. Im Jahr 2007 findet der Andreasmarkt am 03. Dezember statt.
- Schützenfest - Das große Schützenfest aller drei Schützengesellschaften, der Hubertus-Schützen, der Sebastianus-Schützen und der Schützengilde, genannt die "Linnicher Bronk", findet alljährlich von Freitag nach Pfingsten bis Fronleichnam statt.
Kulinarische Spezialitäten
- Im Ortsteil Welz führt die Familie Rainer eine kleine Privatbrauerei und Kornbrennerei.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr

Linnich verfügte seit 1911 mit dem rechtsrurisch gelegenem Bahnhof Linnich über einen Zugang zur Bahnstrecke Jülich–Dalheim. Auf jener Strecke wurde im Abschnitt Jülich–Baal der Personenverkehr in den 1960er Jahren stark ausgedünnt, erschwerend hinzu kam der anwachsende Individualverkehr. Die in Folge dessen nachlassenden Fahrgastzahlen veranlassten die Bundesbahn dazu, den Personenverkehr zwischen Jülich und Baal zum 29.09.1968 einzustellen. Die DKB/Rurtalbahn entschloss sich 2002, den Streckenabschnitt zwischen Linnich und Jülich (nun als Weiterführung der Bahnstrecke Jülich–Düren–Heimbach) zu reaktivieren. Linnich hatte so seit 34 Jahren erstmals wieder Zugang zum Bahnverkehr (in Richtung Jülich/Düren und Linnich) über den neu errichteten Haltepunkt Linnich SIG Combibloc.
Linnich ist über die nachfolgend aufgeführten Anschlussstellen an das Autobahnnetz angebunden. Durch das Stadtgebiet Linnichs selber führt keine Autobahn, aber die Bundesstraße 57.
- A 44: Aachen–Mönchengladbach (Anschlussstelle 6 Aldenhoven, Anschlussstelle 9 Titz)
- A 46 Heinsberg–Neuss (Anschlussstelle 8 Erkelenz Süd)
Ansässige Unternehmen
- Linnich ist die Heimat des Getränkekartons. (Schauen Sie doch mal unter Ihre Saft- oder Milchtüte - steht dort combibloc, so halten Sie ein Stück Linnich in der Hand.)
- In Linnich arbeitet die älteste Glasmalerei Deutschlands, die Firma Oidtmann. Seit einigen Jahren gibt es daher das Deutsche Glasmalerei-Museum in der historischen Wassermühle der Familie Weitz im Stadtkern.
Öffentliche Einrichtungen
Gut ein Viertel der Kernstadt besteht aus dem Areal des Landesamtes für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW - Bildungszentrum Linnich (LAFP - BZ Linnich). Diese Bezeichnung trägt die im Volksmund genannte "Polizeischule" seit dem 01. Juli 2007. Die vorherige Bezeichnung lautete zwischen 2004 und 2007 "Institut für Aus- und Fortbildung der Polizei NRW - Bildungszentrum Linnich". Dieses Gelände diente seit dem Einzug der ersten Polizisten am 29. Februar 1952 zuerst der Bereitschaftspolizei Abt. IV Linnich mit ihren Lehrgruppen und Hundertschaften als Unterkunft. Im Jahre 1996 wurden die Hundertschaften der Bereitschaftspolizei den Großbehörden bzw. den Bezirksregierungen angegliedert. Der neue Name der Polizeieinrichtung war dann Polizeiausbildungsinstitut Linnich. Hier wurden junge Männer und Frauen zu Polizeibeamten und Polizeibeamtinnen ausgebildet. Neben der Ausbildung zum mittleren Polizeidienst, deren Ausbildung 2 1/2 Jahre dauerte, wurden in Linnich auch Teile der Ausbildung für den gehobenen Dienst (Polizeikommissaranwärter/innen) durchgeführt. Heute werden in den Trainingsstätten und Hörsälen IAF - BZ Linnich diverse Fortbildungen der Polizei NRW durchgeführt.
Nach einem Beschluss des NRW-Innenministers Dr. Ingo Wolf vom 10. Mai 2007 soll die "Polizeischule" ab dem 1. Januar 2008 in der Planung der zentralen Aus- und Fortbildung der Polizei NRW keine Rolle mehr spielen.
In der Zeit vom 30. August 2004 bis zum 30. Juni 2006 wurden einige Gebäude von der Fachhochschule für Finanzen NRW genutzt. Zur Zeit dient das Gebäude des ehemaligen Lehrerseminars an der Rurdorfer Straße als Wohnheim für ausländische Studenten der Fachhochschule Aachen, Abteilung Jülich.

Am Ende des 19. Jahrhunderts besaß Linnich ein königliches Lehrerseminar, das ab 1952 von den Hundertschaften der Bereitschaftspolizei genutzt wurde.
Bildung
Im Schulzentrum am Bendenweg sind folgende Schulen und Einrichtungen angesiedelt:
- Katholische Grundschule
- Gemeinschaftsgrundschule
- Offene Ganztagsschule an den Grundschulen
- Gemeinschaftshauptschule
- Städtische Realschule
- Rheinische Förderschule, Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung des Landschaftsverband Rheinland
- Hallenbad, Sporthallen und div. Sportplätze
Persönlichkeiten
- Christian Joseph Matzerath, (* 28. Januar 1815 in Linnich; † 21. März 1876) Jurist und Dichter, Mitglied im Maikäferbund
- Heinrich Oidtmann (* 1838; † 1890), Arzt und Begründer der Linnicher Glasmalerei-Werkstatt
- Heinrich Weitz, Dr. jur. (* 11. August 1890 in Linnich; † 30. Oktober 1962 in Duisburg), Politiker, 1947-1952 Finanzminister von NRW, nach dem die im Ort über die Rur führende Brücke benannt wurde
- Elke Winkens, (* 25. März 1970 in Linnich), Schauspielerin
Söhne und Töchter der Stadt
- Graf Johann von Werth, genannt Jan von Werth (1591–1652), General im 30-jährigen Krieg
- Wilhelm Korfmacher (1787–1860), Orgelbauer
- Wilhelm Willms (1930–2002), Pfarrer und Verfasser geistlicher Lieder und Lyrik
Quellen und Literatur
- ↑ http://www.verwaltungsgeschichte.de/juelich.html
- ↑ Loosen, Irmgard: Erinnerungen an die jüdische Gemeinde in Linnich, hg. vom Linnicher Geschichtsverein, Jülich 1994
Weblinks
Linkkatalog zum Thema Linnich bei curlie.org (ehemals DMOZ)