Weihnachten
Weihnachten zählt zu den bedeutendsten Festen der westlichen Welt und wird heute oft als winterliches Fest der Familie gefeiert. Seine Ursprünge hat es inbesondere im Christentum, wo es auch heute eine wichtige Rolle einnimmt. Das Weihnachtsfest intergriert jedoch auch vorchristliche Bräuche.
Das Wort leitet sich ab von der mittelhochdeutschen Wendung (ze den) wîhen nahten ("(zu den) heiligen Nächten"), also von einem Dativ Plural, und ist erstmals aus dem Jahre 1170 literarisch belegt. Der Spruchdichter Spervogel erzählt, dass Christus ze wihen naht geborn wart.
Allgemeines
Die Geburt Christi gilt als Beginn der abendländischen Zeitrechnung. Allerdings liegt das tatsächliche Datum der Geburt Jesu wahrscheinlich früher, und dürfte zwischen 7 v. Chr. und 4 v. Chr. gelegen haben. Da der Stern von Betlehem eine spezielle Kombination aus Saturn und Jupiter im Sternzeichen der Fische ist, die alle 805 Jahre zu sehen ist, wie Johannes Kepler feststellte, ist davon auszugehen, dass Jesus im Jahr 7 v. Chr. geboren wurde, als der Stern von Betlehem zu sehen war.
Wie das Jahr der Geburt Christi lässt sich auch das Datum seiner Geburt nicht genau feststellen, es handelt sich also um eine symbolische Feier als Ausdruck der Freude über die Geburt des Heilands. Im Kirchenkalender gut gelegen im dunklen Dezember (am Ende des gregorianischen Kalenderjahres) und ein paar Monate vor Ostern, der Feier der Auferstehung Christi. Eine historisch sichere Datierung des Geburtstages Christi ist mit dem Weihnachtstermin nicht beabsichtigt.
Nach einigen Hinweisen des Lukasevangeliums lässt sich sogar, ausgehend vom Tempeldienst des Zacharias berechnen, dass die Jesu Geburt nicht an Weihnachten sondern etwa zur Zeit des Laubhüttenfests stattgefunden hat: Zacharias hat Tempeldienst, als ihm die Geburt eines Sohns angesagt wird, seine Frau Elisabeth wird darauf schwanger. Maria erfährt bei der Verkündigung, dass Elisabeth seit fünf Monate schwanger ist (Tempeldienst +150 Tage), Jesus kam 9 Monate später auf die Welt (Tempeldienst + 150 Tage + 270 Tage). Lukas erwähnt dass Zacharias zur Familie der Abija gehörte, und in Chronik 24,10 wird angegeben, dass die Familie Abija in der Amtsordnung das achte Los hatte, das heisst also, dass Zacharias 8 Wochen nach dem Passah Tempeldienst hatte, etwa Mitte Juni. Das bringt die Empfängnis von Jesus (+150 Tage) in den Dezember und seine Geburt gut 9 Monate später in die Zeit des Laubhüttenfests. Da eine solche Rechnung jedoch genaue Kenntnis des Alten Testaments und der jüdischen priesterlichen Tempelordnung braucht, entging der Hinweis den Christen, die ja schon nach wenigen Jahrzehnten keinen Kontakt mit dem Judentum mehr hatten.
Zunächst galt der 6. Januar, Epiphanias, als der Weihnachtstermin. Auch hat man in den Anfängen des Christentums verschiedene andere Tage wie den 20. April, den 20. Mai oder den 18. November als den Tag der Geburt des Herrn gefeiert.
In Anlehnung an die Feier des spätrömischen Sol Invictus bzw. Mithras am 25. Dezember hat die Kirche (zunächst in Rom) eine Ersetzung des römischen Sonnengottes durch Christus als dem "Licht der Welt" vollzogen. Die erste Kalendernotiz, die die Geburt Jesu auf den 25. Dezember festlegt, findet sich beim Kopisten Furius Dionysius Filocalus aus dem Jahre 354. Demnach hat man das erste Weihnachtsfest im Jahr 336 in Rom gefeiert. Die Christen waren davon überzeugt, dass Jesus Christus die wahre Sonne ist; deshalb haben sie wohl das Fest des Sol Invictus vom 25. Dezember schließlich für sich beansprucht.
Mit einer Weihnachtspredigt des Johannes Chrysostomos am 25. Dezember 386 beginnt dann die schriftliche Überlieferung des Datums als christliches Weihnachtsfest. Die etwas obskure offizielle Begründung für das Datum war, dass die Empfängnis exakt am Jahresanfang stattgefunden haben soll, damals also am 25. März. Addiert man 9 Monate ergibt sich der 25. Dezember.
Unumstößlich ist der Termin des Heiligabends erst seit unter dem heiligen Bonifatius das heidnische Germanien missioniert wurde. Weil der 24. Dezember der erste Tag ist, der wieder länger wird, feierten die Germanen das Fest der Sonnenwende (Solstitium). Bonifatius wollte diesen Umstand nutzen und an diesem Termin die Geburt Jesus´ feiern.
Westkirchen
Heute wird in fast allen westlichen Staaten, also in der EU und in USA, am 25. Dezember der Geburtstag von Jesus Christus gefeiert.
In einigen Ländern (so auch in den deutschsprachigen) feiert man das Fest bereits am 24. Dezember als Heiliger Abend, obwohl meist der offizielle Feiertag am 25. Dezember gesetzlich festgelegt ist. Der Grund hierfür liegt in der Begehung der Vigilien, die stets am Abend vor dem eigentlichen Fest beginnen (so z.B. auch an Ostern („Osternacht“).
Ostkirchen
Diejenigen orthodoxen Kirchen, die liturgisch am julianischen Kalender festhalten, feiern Weihnachten derzeit am 7. Januar (gregorianisch 25. Dezember) und Epiphanias am 19. Januar (gregorianisch 6. Januar). Die armenisch-orthodoxe Kirche feiert Epiphanias am 18. Januar.
Die übrigen orthodoxen Kirchen, die sich folglich liturgisch am gregorianischen bzw. weltlichen Kalender orientieren, feiern Weihnachten auch am 25. Dezember.
Nichtchristen
Die weihnachtlichen Bräuche werden oft auch von Angehörigen nichtchristlicher Religionen oder Atheisten begangen und sind auch in weitgehend unkirchlichen Regionen und Ländern Europas verbreitet. Weihnachten wird also oft primär als Folklore und nicht mehr als christliches Fest gefeiert. Insbesondere ist der Brauch, am Heiligabend in den Gottesdienst zu gehen, teilweise auch unter Atheisten verbreitet.
Islam
Jesus Christus wird im Islam als Prophet aber nicht als der Sohn Gottes anerkannt: "Gott hat nicht gezeugt und wurde nicht gezeugt"; Sure 112:3. Daher ist seine Bedeutung im Islam mit der im Christentum nicht vergleichbar; ein eigener islamischer Feiertag, der dem christlichen Weihnachtsfest gleichzusetzen wäre, ist daher nicht existent.
Gleichwohl kennt der Koran eine Weihnachtsgeschichte; sie wird in den Sure 3:45ff und 19:16-34 überliefert. Darin wird Jesus als Sohn des Engels Gabriels dargestellt (Ayat 19): Gabriel "sprach: 'Ich bin der Bote deines Herrn. (Er hat mich zu dir geschickt,) auf daß ich dir einen reinen Sohn beschere.'" (Text der Koranübersetzung auf islam.de)
Nahezu weihnachtlich mutet Sure 97, "Al-Qadr", an:
- Im Namen des barmherzigen und gnädigen Gottes.
- 1Wahrlich, Wir haben ihn (den Qur'an) herabgesandt in der Nacht von Al-Qadr.
2Und was lehrt dich wissen, was die Nacht von Al-Qadr ist?
3Die Nacht von Al-Qadr ist besser als tausend Monate.
4In ihr steigen die Engel und Gabriel herab mit der Erlaubnis ihres Herrn zu jeglichem Geheiß.
5Frieden ist sie bis zum Anbruch der Morgenröte. - (Übersetzung auf www.Islam.de vom Verlag Islamische Bibliothek, Köln)
Die Nähe zum Christus-Hymnus Johannes 1, der die Weihnachtsgeschichte ersetzt, fällt auf:
- 1Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
2Dasselbe war im Anfang bei Gott.
3Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.
4In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
5Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen. - 9Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.
14Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. - (Lutherübersetzung)
Gleichfalls zu Lukas 1:
- 26Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth,
27zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria.
28Der Engel kam zu ihr hinein und sprach: "Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! - 29Sie aber erschrak über die Rede und dachte: "Welch ein Gruß ist das?"
- 30Und der Engel sprach zu ihr: "Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden.
31Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben.
32Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben,
33und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben." - (Lutherübersetzung)
Die Herabsendung des Koran und die Sendung Christi in die Welt werden in vergleichbaren Bildern und Begriffen dargestellt. Es geht um das göttliche Licht in der Nacht. Von großer Bedeutung dabei ist der Engel Gabriel. Dem Koran kommt im Islam eine Stellung zu, die der Christi im Christentum nahe kommt. Er ist die Offenbarungsquelle, an der sich alles andere zu messen hat. Die von Relgionswissenschaftlerin zuweilen behauptete Parallelität von Koran zu Jesus Christus und Mohammed zur Bibel - beide geben Zeugnis vom "Wort Gottes" - lässt sich hier nachvollziehen.
Das Weihnachtsfest
Die Weihnachtsfeiertage gelten in den meisten abendländlich (christlich) geprägten Ländern als das wichtigste Fest im Jahr. Zu dem hat es sich seit dem 18. Jahrhundert entwickelt. Die Weihnachtsfeiertage sind eine Zeit, in der die Familien zusammenkommen. Dabei fällt dieses Fest gelegentlich auch mit dem Neujahrsfest zusammen, wie das russische Jiolka-Feste. Säkularisierung und Kommerzialisierung sorgen dafür, dass das Weihnachtsgeschäft die umsatzstärkste Zeit des Einzelhandels ist. In der Werbesprache wird seit einigen Jahren der Begriff Weihnachten manchmal durch den Anglizismus "Xmas", einer Verkürzung von "Christmas", ersetzt.
Heute wird Weihnachten meist als Fest der Familie gefeiert und gibt die Gelegenheit, den Verwandten und Freunden als Zeichen der Anerkennung Geschenke zu machen.
Weihnachtsmann und Christkind
Während vor allem in katholisch geprägten Regionen (z. B. in Süddeutschland) das Christkind den "artigen Kindern" die Geschenke bringt, geht der heutige Weihnachtsmann vor allem auf die europäischen Volkslegenden um den Heiligen Nikolaus zurück. Nikolaus von Myra war ein Bischof im 4. Jahrhundert, der Kern zahlreicher Legendenbildungen war. Unter anderem wird er als Schutzpatron der Kinder verehrt. In den 1920ern setzte sich mehr und mehr die rot-weiße Robe des Weihnachtsmanns durch. Dieses Bild wurde von dem Cartoonisten Haddon Sundblom aufgegriffen, der 1931 für die Coca-Cola Company im Rahmen einer Werbekampagne den Weihnachtsmann zeichnete. Diese Werbung war so erfolgreich, dass vielfach fälschlicherweise behauptet wird, Coca-Cola hätte den modernen Weihnachtsmann erfunden (siehe auch Hintergrund-Artikel in DIE ZEIT [1]).
Weihnachtsbräuche
Weihnachtsbräuche sind feste tradierte Bestandteile des Weihnachtsfestes, die sich um das Geschehen und die Geschichte von Weihnachten herausgebildet haben.
Zu den Weihnachtsbräuchen gehört z. B. der Weihnachtsbaum (Christbaum). Das Grün der immergrünen Tanne (in der Praxis oft eine Fichte) symbolisiert das erwachende Leben, die Kerzen die Wiederkehr des Lichtes und die Hoffnung auf die hellere Jahreszeit. Der ganze Baum kann auch als Symbol für den Baum des Lebens im Paradies verstanden werden. Die erste Tanne als Symbol für Weihnachten wird urkundlich erstmals Anfang des 17. Jahrhunderts in Straßburg erwähnt. Weitere weihnachtliche Symbole sind u. a. der Schwibbogen und der Adventsstern.
Weihnachtsmärkte
In viele Städten finden in der Adventszeit Weihnachtsmärkte mit dem Verkauf von Lichterschmuck, Christkind-, Nikolaus- bzw. Weihnachtsmann-Figuren, Lebkuchen, Glühwein etc. statt. Weitbekannt sind der Wiener Christkindlmarkt, der Nürnberger Christkindlesmarkt und der Dresdner Striezelmarkt.
Auch in Italien sind viele Weihnachtsmärkte (hauptsächlich in Südtirol) bekannt. Der Meraner Weihnachtsmarkt und der Bozner Weihnachtsmarkt sind die bekanntesten. Hinzu kommen noch die von Tirol wie der Innsbrucker Weihnachtsmarkt.
Literatur
- Cullmann, Oscar: Die Entstehung des Weihnachtsfestes und die Herkunft des Weihnachtsbaumes; Stuttgart: Quell-Verlag; 4. Auflage 1994; ISBN 3-79182326-4
- Usener, Hermann: Das Weihnachtsfest; Bonn: H. Bouvier Verlag, 3. Auflage, 1969