Frankfurter Buchmesse

Die Frankfurter Buchmesse, 1949 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels gegründet, findet jedes Jahr im Oktober an fünf Tagen auf dem Messegelände in Frankfurt am Main statt (2007: 10.-14.). Sie ist mit über 7.000 Ausstellern und mehr als 280.000 Besuchern die größte und bedeutendste Buchmesse der Welt. Jährlich stellt sie die Buchproduktion und Kultur eines Gastlandes besonders heraus. Im Verlauf der Buchmesse findet die Verleihung des Deutschen Jugendliteraturpreises statt. Am Buchmessen-Sonntag wird in der Frankfurter Paulskirche der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen (2007 an Saul Friedländer).
Geschichte

Die Frankfurter Buchmesse hat eine mehr als 500-jährige Tradition. Eine Buchmesse in Frankfurt gab es schon in der frühen Neuzeit, nachdem Johannes Gutenberg in Mainz, nur wenige Kilometer von Frankfurt entfernt, den Buchdruck revolutioniert hatte und die Buchdrucker Johannes Fust, Peter Schöffer und Konrad Henckis die Frankfurter Messe zum Umschlagsort des den Handschriftenhandel ablösenden Verlagsbuchhandels machten.
Bis in die Zeit des späten 17. Jahrhunderts blieb Frankfurt am Main die zentrale Buchmesse-Stadt Europas. Als Folge politischer und kultureller Umwälzungen übernahm die Leipziger Buchmesse in der Zeit der Aufklärung die Rolle Frankfurts. Erst zwei Jahrhunderte später in Folge der Teilung Deutschlands lebte die Buchmesse in Frankfurt wieder auf: 205 deutsche Aussteller versammelten sich vom 18. bis 23. September 1949 in der Frankfurter Paulskirche zur ersten Buchmesse der Nachkriegszeit.
Aus Protest gegen die Terminierung der Buchmesse vom 1. bis 6. Oktober 1986, die mit dem jüdischen Neujahrsfest (Jom Kippur) zusammenfiel, hat einer der größten US-amerikanischen Verlage, die Putnam Publishing Group (heute Penguin Group) und die Agentur Scott Meredith die Teilnahme abgesagt.
Funktion der Messe
Die Buchmesse dient als Fachmesse in erster Linie Verlegern, Agenten, Buchhändlern, Bibliothekaren, Wissenschaftlern, Illustratoren, Dienstleistern, Filmproduzenten, Übersetzern, Druckern, Verbänden, Künstlern, Autoren, Antiquaren, Software- und Multimedia-Anbietern zur Vorstellung ihres Angebots und dem Abschluss von Geschäften. Erstmals gab es 2004 das Forum Film & TV. Vortragsveranstaltungen finden unter anderem über Hörbücher und das Moderne Antiquariat auch im Übersetzer- und Bibliothekars-Zentrum statt. Seit 2005 ist die erste Frankfurter Antiquariatsmesse angeschlossen, die ebenfalls weltweit größte. Auch erstmals 2005 wurden eine gemeinsame Branchendarstellung für Zeitschriftenverlage der Fach-, Publikums- und Internationalen Presse, sowie eine Gemeinschaftsausstellung Spiele & Spielen mit der Spielwarenmesse Nürnberg eingerichtet und ein mit 37.500 Euro dotierter deutscher Roman-Preis an Arno Geiger verliehen. Der Handel mit Buchlizenzen/-rechten findet in einem eigenen Agentencenter statt.
Die Buchmesse ist erst in zweiter Linie eine Messe für das nur an zwei Tagen zugelassene Publikum. Mehr als 12.000 Journalisten aus knapp hundert Ländern berichten von der Buchmesse. Die Frankfurter Buchmesse wirkt auch über die Messezeit hinaus - sie stellt etwa die umfassendsten Online-Datenbanken der Branche bereit und vermittelt in Zusammenarbeit unter anderem mit dem Auswärtigen Amt, der Stiftung Pro Helvetia und den Goetheinstituten deutsche Literatur im Ausland. Darüber hinaus existieren besondere Stipendienprogramme.
Im Juni 2006 fand als Joint Venture die erste Buchmesse Kapstadt, die Cape Town Bookfair, statt.
Die Buchmesse gründete den "Schwerpunkt Bildung" mit Litcam, einer Literarisierungs-Campagne, u.a. gegen Analphabetismus. 2007 ist in dem Zusammenhang ein Kurzgeschichten-Projekt von und über Menschen mit Migrationshintergrund.
Leitung der Buchmesse
Seit 1. April 2005 ist Juergen Boos Direktor der Frankfurter Buchmesse. Er leitete davor das Marketing im Verlag Wiley-VCH Weinheim. Er knüpft an seine Vorgänger Volker Neumann und Lorenzo Rudolf sowie deren jahrzehntelang tätigen Vorgänger Peter Weidhaas an, der eine Geschichte der Buchmesse verfasste (s.u.), an. - Ebenso gründete sich ein internationaler kleiner Beirat der Buchmesse.
Gastländer
Einen besonderen Schwerpunkt bietet seit 1988 ein jährlich wechselndes Gastland. Vor 1988 hatten Buchmessen auch thematische Schwerpunkte. Es kann ebenso ein Kulturraum sein (wie 2007). Im Jahr 2004 kam die "Arabische Welt" als Ehrengast. Südkorea war Gastland der Frankfurter Buchmesse 2005.
2006 (4. bis 8. Oktober 2006) war Indien (als erstes Land nach 1986 zum zweiten Mal) Gastland. Dies wurde mit einem überaus agilen indischen Buchmarkt begründet (wissenschaftliche Verlage haben ausnahmslos die Herstellung dorthin verlagert).
2007 steht die Katalanische Kultur im Mittelpunkt.
2008: Türkei; 2009: China; 2010: Argentinien (s.u.).
Das Gastland bringt ein kulturelles Rahmenprogramm mit (Lesungen, Literaturförderung, ..., auch Preisverleihungen): Im Jahr 2004 hatten ca. 500 von etwa 3.000 Veranstaltungen einen Gastlandbezug. Ausstellungen und Lesereisen des Gastlands beginnen vor der Buchmesse und gehen weit darüber hinaus.
Auch organisiert die Frankfurter Buchmesse als Dachorganisation für deutsche Verlage die Präsentation Deutschlands bei ausländischen Buchmessen: beispielsweise noch im Rahmen des deutsch-polnischen Jahres auf der Buchmesse Warschau, einem entscheidenden Ort zur Buchvermittlung zwischen westlichen und östlichen Länder (mit 300 Quadratmetern vom 18. - 21. Mai; Polen selbst liegt als Abnehmer deutscher Lizenzen auf Platz drei).
Thematische Schwerpunkte und Gastländer
Literatur
- Peter Weidhaas: Zur Geschichte der Frankfurter Buchmesse. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-518-45538-9
- Monika Toeller: Die Buchmesse in Frankfurt am Main vor 1560: ihre kommunikative Bedeutung in der Frühdruckzeit, Dissertation München 1983.
Weblinks
- Website der Frankfurter Buchmesse
- Börsenblatt
- Börsenverein des deutschen Buchhandels
- [1] Materialien zu Lesen und Bildung u.a. für Lehrer, Alphabetisierung, von: LitCam (Literarisierungs Kampagne der Buchmesse seit 2006), Google, UNESCOs Institut für Lebenslanges Lernen.