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Psychologie

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Psychologie (aus griech. ψυχολογία, psychología wörtlich „Seelenkunde“; engl. „study of the mind“) bezeichnet die empirische Wissenschaft zur Beschreibung, Erklärung und Vorhersage des Erlebens und Verhaltens des Menschen, deren Entwicklung in der Lebensspanne, sowie deren inneren und äußeren Ursachen und Bedingungen. Die Psychologie ist eine bereichsübergreifende Wissenschaft. Sie lässt sich nicht allein den Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften oder den Geisteswissenschaften zuordnen. Eine moderne Einteilung begreift Psychologie allerdings eher gleichermaßen als Verhaltenswissenschaft (im Sinne der engl. Behavioural sciences), Kognitionswissenschaft und Neurowissenschaft.

Zu beachten ist, dass auch eine alltagsgebräuchliche Verwendung des Begriffes Psychologie existiert, die jedoch mit der akademischen Disziplin (die Gegenstand dieses Artikels ist) nur sehr wenig zu tun hat. Darüber hinaus gibt es auch ein akademisch weiter gefasstes Verständnis des Begriffes. So existieren zahlreiche, von der hier beschriebenen Psychologie unabhängige „Psychologien“ (z. B. innerhalb der Philosophie, der Theologie, der Soziologie und anderen akademischen Feldern).

Standortbestimmung

Entgegen ihrem Bild und dem Verständnis in der Öffentlichkeit, ist die in den akademischen Institutionen, seit Begründung der Psychologie als eigenständige akademische Disziplin in Leipzig im 19. Jahrhundert, betriebene und gelehrte Psychologie eine streng empirische Wissenschaft. Als empirische Wissenschaft vom Erleben und Verhalten obliegt es der Psychologie, Theorien und daraus abgeleitete Modelle, Hypothesen, Annahmen für die Beantwortung einer konkreten Fragestellung usw. mit geeigneten wissenschaftlichen Methoden empirisch zu prüfen. Die Methodik ist überwiegend naturwissenschaftlich, mithin quantitativ, in Verbindung mit experimentellem oder quasi-experimentellem Vorgehen. Daher stellt die Mathematik, insbesondere die Deskriptive Statistik, die Stochastik (v. a. die Induktive Statistik und die statistischen Testverfahren), sowie zunehmend auch Ansätze der Systemtheorie (insbesondere mathematische Systemanalyse) eines der wichtigsten Werkzeuge des Psychologen dar.

Als empirische Humanwissenschaft unterscheidet sich Psychologie von verwandten Forschungsgebieten anderer Fächer, die z. T. eigene „Psychologien“ inkorporieren, wie z. B. Philosophie, Soziologie, Pädagogik, Anthropologie, Ethnologie, Politikwissenschaft, Wirtschaftswissenschaften, Allgemeinen Linguistik, Medizin oder Biologie, durch naturwissenschaftlich-experimentelle Ausrichtung: Mentale Prozesse, konkrete Verhaltensmechanismen sowie Interaktionen von mentalen Prozessen und dem Verhalten von Menschen (allein oder als Individuum in Gruppen) werden beschrieben und erklärt, wobei Überschneidungen bis hin zur gegenseitigen Interdisziplinarität möglich sind. Diese Abgrenzung kann auch als eine erweiterte Definition der Psychologie gelesen werden.

Methodisch finden sich heute neben den naturwissenschaftlichen Ansätzen auch solche der empirischen Sozialwissenschaften (eine Schwerpunktsetzung schwankt auch je nach Ausrichtung eines psychologischen Fachbereiches). Vorherrschend sind auch hier quantitative Methoden, wiewohl auch qualitative Methoden zum Repertoire gehören (z. B. auch Grounded Theory oder Inhaltsanalyse). Die Trennung zwischen qualitativer und quantitativer Sozialforschung ist nicht immer eindeutig: Die Psychologie unterscheidet eher zwischen primär naturwissenschaftlichen und primär sozialwissenschaftlichen methodischen Ansätzen (die dann sehr oft neben den quantitativen in irgend einer Art und Weise auch qualitative Aspekte beinhalten). Eine Trennung zwischen natur- und sozialwissenschaftlichen Ansätzen ist allerdings nicht immer eindeutig möglich.

Insbesondere bei mathematischen und statistischen Modellierungen ist, wie sonst auch in der quantitativ geprägten psychologischen Arbeitsweise, das Vorgehen nicht zwingend deduktiv.

Wenig bekannt ist, dass in der Psychologie wie in anderen Naturwissenschaften und der Medizin auch Tierversuche durchgeführt werden - sowohl im Rahmen der psychologischen Grundlagenforschung, vornehmlich der Allgemeinen und der Biopsychologie als auch z. B. in der Klinischen Psychologie. Schon in den 1920er Jahren v. a. im Rahmen der Lernforschung durchgeführt, wurden sie grundlegender Bestandteil der Aggressions-, Stress- und Angstforschung, später auch der Depressionsforschung und der Wahrnehmungsforschung. Insbesondere bei neuropsychologischen Fragestellungen wurden sie dann nochmals verstärkt eingesetzt (v. a. in Form von Läsionsexperimenten). Heute werden sie vornehmlich in Forschungen zur Psychoneuroendokrinologie und -immunologie, zur Umweltpsychologie, zur Ernährungspsychologie und z. B. auch in der Erforschung selbstverletzenden Verhaltens, v. a. aber in der Suchtforschung eingesetzt. Auch psychologische Tierexperimente unterliegen weltweit strengen ethischen Standards.

Was Psychologie als moderne Wissenschaftsdisziplin nicht ist

Die Auffassung über Psychologie als Wissenschaft unterliegt einem historischen Wandlungsprozess - immer im Spannungsfeld zwischen Geistes- und Naturwissenschaften liegend. Eine rein „geisteswissenschaftlich“ verstandene Psychologie lässt sich am ehesten aus der deutschen Philosophie als „verstehenden Psychologie“ (Wilhelm Dilthey) ableiten. Die Psychologie ist nach moderner Auffassung nur insoweit eine „Geisteswissenschaft“ (zumindest bezogen auf die engl. Bedeutung der „Humanities“), als sie sich mit dem Menschen – genauer: ausgewählten Aspekten des Menschseins, eben dem Erleben und Verhalten – befasst.

Dabei darf freilich nicht übersehen werden, dass bis weit ins 19. Jahrhundert hinein die Psychologie ein Teil der Philosophie war und als „spekulative“ oder „rationale“ (d. h. nicht-empirische) Psychologie meist der Metaphysik zugeordnet wurde. Der deutsche Aufklärungsphilosoph Christian Wolff setzte dieser „rationalen“ Psychologie bereits eine „empirische“ entgegen, meinte damit aber eine introspektive, also nach heutigem Sprachgebrauch gerade nicht empirische Psychologie.[1] Wiewohl anfangs die Introspektion anerkannte Methode in den frühen psychologischen Experimenten war und erst später wegen erkannter methodischer Probleme und besserer (indirekter) Beobachtungsmethoden (v. a. dann durch die Gestaltpsychologie der Würzburger Schule) aus dem Repertoire der Psychologie weitgehend verschwand. Die Seele oder der Geist im metaphysischen oder theologischen Sinn ist nach der gegenwärtigen Auffassung nicht Gegenstand der Psychologie. Bei ihrer Begründung im 19. Jahrhundert wurden metaphysische Elemente explizit ausgeklammert, jedoch deren Gegenstände (natürlich mit Beschränkung auf im gewählten methodischen Zugang auch untersuchbare Bereiche) unter Kombination damals neuer Methoden der Biologie und Physik, später auch der Mathematik und Statistik, erforscht.

Die Ausgestaltung der Psychologie als eine eigene akademische Disziplin geht nämlich einher mit der (durchaus kompromisshaften) Lösung methodologischer Probleme, die schon innerhalb der Philosophie lange Zeit heftig diskutiert wurden (z. B. auch von Immanuel Kant). Möglich wurde dies durch neue Erkenntnisse der Experimentalphysik und Neuerungen insbes. der Biologie, genauer: der Sinnesphysiologie des 19. Jahrhunderts. Dadurch bedingt, beschränkt sich die Psychologie in ihrer Arbeitsweise wie auch in ihrem Anspruch (Psychologie ist keine Universalwissenschaft der „menschlichen Seele“ oder „des Menschlichen“); wesentlich ist also auch ein vornehmlich der Physik und v. a. Biologie entlehnter Reduktionismus. Außerhalb dieses Vorgehens bleiben die methodologischen Probleme bestehen, sodass auch nach heute gültigen (mehrheitlich vertretenen) wissenschaftstheoretischen Ansichten Psychologie als eine eigene Wissenschaftsdisziplin nur unter diesen Prämissen (analog inbesondere zu den Naturwissenschaften) möglich ist.

Insofern bestehen Gebiete einer mit (stärker) „spekulativen“ oder „methaphysisch“ geprägten „psychologischen Ansätzen“ (oder Seelenlehren) z. B. eingebettet innerhalb der Philosophie und Theologie, teilweise auch in den Kulturwissenschaften und vereinzelt in der Soziologie weitgehend unabhängig von der „akademischen“ Psychologie fort.

Psychologie ist auch nicht – insbesondere im Hinblick auf die Darstellung ihrer Geschichte – mit dem Gebiet der Philosophie des Geistes zu verwechseln. Nach einem weiteren populären Irrtum beschäftigt sich die Psychologie hauptsächlich mit gestörtem Verhalten und vorwiegend „psychischen Problemen“. Tatsächlich stellt die Klinische Psychologie aber nur einen Teilbereich der Angewandten Psychologie dar.

Siehe auch

Geschichte der Psychologie

Verhältnis zur Psychotherapie und Psychoanalyse

Bei der in der Öffentlichkeit häufig anzutreffenden Gleichsetzung von Psychologie und Psychoanalyse handelt es sich um einen populären Irrtum. Jedoch spielen psychoanalytische Konzepte in der Entwicklungspsychologie, pädagogischen Psychologie sowie der klinischen Psychologie eine Rolle. Die Trennung von Psychologie und Psychoanalyse schließt natürlich nicht aus, dass Psychologen nach dem Psychologie-Studium noch eine psychoanalytische/tiefenpsychologische Ausbildung an einem entsprechenden Institut absolvieren können (entsprechende berufliche „Zwänge“ existieren zudem aufgrund der tiefenpsychologischen Ausrichtung der Psychosomatischen Medizin und vielfach noch der Psychiatrie und damit auch entsprechender Kliniken).

Die Psychoanalyse nach Sigmund Freud sowie die Theorien anderer Vertreter einer Tiefenpsychologie wie Carl Gustav Jung oder Alfred Adler spielen in der heutigen Psychologie nur eine Nebenrolle, an vielen Fakultäten wird Psychoanalyse praktisch ausgeklammert (häufig wissenschaftshistorisch nur als Stunde in der „Geschichte der Psychologie“ vermittelt bzw. wissenschaftstheoretisch kritisiert). Schon zu Zeiten Freuds verlief die Entwicklung unabhängig voneinander. Erst viel später avancierten tiefenpsychologische Ansätze innerhalb der Psychologie kurzzeitig zum Forschungsparadigma. Insbesondere in den Bereichen Motivation und Kognition gab es Versuche, tiefenpsychologische Annahmen in der Modellbildung zu berücksichtigen. Einiges konnte nach den vorherrschenden wissenschaftstheoretischen Vorstellungen in weiterführende Modelle integriert und weiter differenziert werden und einiges konnte anders oder zumindest sparsamer erklärt werden (siehe Ockhams Rasiermesser).

„Die“ Psychoanalyse wird oft als unwissenschaftlich abgelehnt, z. B. durch Karl Popper, der sie als Pseudowissenschaft klassifizierte. Wolfgang Prinz, Direktor am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig kritisiert die Freud'sche Psychoanalyse und sagt: „Die Psychoanalyse ist keine Wissenschaft. Die Psychoanalyse Freudscher Prägung ist ein quasi-literarisches Selbst-Deutungssystem, das sich der empirischen Prüfung weitgehend entzieht. Eines, das nicht nur wissenschaftstheoretischen Grundprinzipien zuwiderläuft, sondern auch noch auf teilweise frisierten, teilweise frei erfundenen ‚Beobachtungen‘ basiert.“ [2] Gleichwohl gibt es heutzutage auch Bestrebungen seitens der Psychoanalyse, sich der Forderung nach wissenschaftlicher Überprüfbarkeit zu stellen. Der Mediziner Otto F. Kernberg, der zur Zeit wohl bedeutendste Vertreter der Objektbeziehungstheorie, propagiert die Integration von Erkenntnissen und Vorstellungen verschiedener neurowissenschaftlicher Disziplinen mit psychoanalytischen Erklärungsmodellen. Auch in erkenntnistheoretischer Hinsicht wird der kritisch-rationalistische Standpunkt Poppers nicht unwidersprochen rezipiert.[3]

Auf der Anwendungsseite konkurrieren aus der psychologischen Forschung stammende Ansätze, wie die Gesprächspsychotherapie und die Verhaltenstherapie mit psychoanalytischen Konzepten als Grundlage für psychotherapeutische Interventionen in der Klinischen Psychologie. Die Kombination von klientenzentrierten und verhaltensanalytischen Ansätzen, ergänzt durch moderne kognitive Strategien, bildet heute darüber hinaus im Rahmen der Diagnostik und Intervention und nahezu in jedem Anwendungsfach (auch jenseits eines klinischen Ansatzes, z. B. durch Verhaltensanalysen in der Organisations- oder Kognitiv-Behaviorale Trainings in der Arbeitspsychologie usw.) einen grundlegenden praktischen Methoden- und Kompetenzbereich von Psychologen.

Wissenschaftliche Paradigmen

Es gab und gibt innerhalb der Psychologie viele Ansätze (Paradigmen). Die wichtigsten sind das Behavioristische Paradigma, das Informationsverarbeitende Paradigma und eben (historisch) auch das psychoanalytische/psychodynamische Paradigma. Ebenfalls wichtig sind das Phänomenologische/Humanistische Paradigma, das Eigenschaftsparadigma, das dynamisch-interaktionistische Paradigma und das Soziobiologische Paradigma/die Evolutionäre Psychologie (EP).

Diese Paradigmen sind keine Teildisziplinen der Psychologie (wie etwa die Allgemeine Psychologie), sondern jedes ist ein theoretisches Konzept für die verschiedenen Teildisziplinen und Forschungsprogramme der Psychologie. Diese Ansätze, die sich in Grundannahmen und in der Methodologie unterscheiden, werden in der Regel nicht explizit erwähnt, bilden aber eine sehr wichtige Grundlage für das (korrekte) Verständnis der Psychologie, ihrer Theorien und v. a. der psychologischen Forschungsergebnisse. Heute sind innerhalb eines psychologischen Faches (einer Disziplin) in der Regel verschiedene Paradigmen gleichberechtigt (so z. B. in der aktuellen persönlichkeitspsychologischen Forschung das Informationsverarbeitende Paradigma, das Eigenschaftsparadigma und das dynamisch-interaktionistische Paradigma). Diese Komplexität der Psychologie sollte man vor allem auch in Bezug auf die einzelnen Disziplinen berücksichtigen: es gibt eben innerhalb einer Disziplin immer verschiedene Ansätze, unter denen ein Gegenstandsbereich betrachtet werden muss, bzw. eben eine hohe methodologische Flexibilität, unter der eine Fragestellung bestmöglich wissenschaftlich-methodisch beantwortet werden kann.

Zuordnung zu den unterschiedlichen Fakultäten

Die Anbindung eines psychologischen Fachbereichs an eine Fakultät (in der Regel naturwissenschaftliche, sozialwissenschaftliche oder philosophische) sagt nicht immer etwas über dessen Ausrichtung (eher naturwissenschaftlich oder eher sozialwissenschaftlich) aus. Diese Anbindungen sind in der Regel historisch und/oder verwaltungstechnisch begründet. Insofern kann man z. B. auch keine analogen Rückschlüsse über den Doktorgrad eines promovierten Psychologen ziehen; anders ausgedrückt: man kann als Psychologe im Extrem einen Dr. phil. mit einer Dissertation in Mathematischer Psychologie erlangen und genauso im Extrem einen Dr. rer. nat. mit einer qualitativ-sozialwissenschaftlichen Arbeit.

Disziplinen

Vielfach wird innerhalb der Psychologie zwischen Grundlagen-, Anwendungs- und Methodenfächern unterschieden.

Grundlagenfächer

Innerhalb dieser Disziplinen kann man noch zwischen solchen unterscheiden, die auch Bestandteil anderer Grundlagenfächer sind, und solchen, die grundlegende Erkenntnisse in spezifischen Kontexten liefern. Zu den ersteren gehören die Psychologische Methodenlehre, sowie die Allgemeine Psychologie und die Biopsychologie (die wiederum untereinander stark vernetzt sind), zu den letztgenannten die Sozialpsychologie, die Entwicklungspsychologie sowie die Persönlichkeits- und Differenzielle Psychologie. Die neuere Einteilung (z. B. für die Bachelor-of-Science-Studiengänge) fasst die Allgemeine und die Biologische Psychologie unter „Kognitive und biologische Grundlagen des Verhaltens und Erlebens“ zusammen, die Persönlichkeits-, Differenzielle, Sozial- und Entwicklungspsychologie unter „Grundlagen intra- und interpersoneller Prozesse“.

  • Die Differentielle und Persönlichkeitspsychologie beschäftigt sich im Unterschied dazu mit den individuellen Unterschieden in den o. g. Bereichen. Solche Unterschiede werden in Konzepten wie Persönlichkeitsmodellen, der Intelligenz u. a. erarbeitet. Sie ist wichtige Grundlage für die Psychologische Diagnostik. Diese Unterschiede können interindividuell (Unterschiede zwischen Menschen) oder intraindividuell (Unterschiede, die bei einem Individuum über die Zeit auftreten) sein. Die Operationalisierung und Messung solcher Unterschiede wird der Differentiellen Psychologie zugerechnet.
  • Die Entwicklungspsychologie untersucht die psychische Wandlung des Menschen von der Empfängnis bis zum Tod (intraindividuelle Veränderungen, Ontogenese). Gegenstandsbereiche sind z. B. Faktoren der Entwicklung (Anlage, Umwelt), Entwicklungsstufen, Entwicklung der Wahrnehmung, der Psychomotorik, der kognitiven Kompetenzen, des Gedächtnisses, der Sprache, der Persönlichkeit etc.
  • Die Sozialpsychologie erforscht im weitesten Sinne die Auswirkungen sozialer Interaktionen auf Gedanken, Gefühle und Verhalten des Individuums („an attempt to understand and explain how the thought, feeling and behavior of individuals are influenced by the actual, imagined, or implied presence of others“, Allport 1968). Gegenstandsbereiche sind z. B. soziale Aspekte der Wahrnehmung (wie die Wahrnehmung von Personen und Situationen, Vorurteile, Stereotype, Annahmen und Schlussfolgerungen über das Verhalten von Menschen u. a.), soziale Aspekte der Emotion (z. B. Aggression), interpersonale Attraktion, pro-soziales Verhalten, Einstellungen, Kommunikation oder auch Gruppenprozesse (Minoritäteneinfluss, Entscheidungsprozesse in Gruppen, Gruppendenken, Gehorsam (vgl. dazu z. B. das Milgram-Experiment oder das Stanford Prison Experiment), Gruppenleistung, Intergruppenbeziehungen etc.).

Anwendungsfächer

Siehe Hauptartikel: Angewandte Psychologie

Weitere Anwendungsbereiche der Psychologie bilden u. a. die Verkehrs-, Medien-, Rechts-, Kultur-, Geronto-, Sport-, Umwelt-, politische Psychologie, Führungspsychologie etc.

Methodenfächer

  • Die Psychologische Methodenlehre befasst sich mit der gesamten Bandbreite des Instrumentariums („Handwerkszeug“) psychologischen Erkenntnisgewinns. Sie stellt den existierenden Verfahrensfundus für andere Disziplinen der Psychologie bereit und ist gleichermaßen ein eigenständiges Forschungsgebiet mit dem Ziel, den Methodenbestand zu verbessern und zu ergänzen, etwa durch Eigenentwicklungen (wie z. B. der Metaanalyse) oder auch durch Adaption von Verfahren aus den Katalogen anderer Wissenschaften. Dabei reicht ihr inhaltliches Spektrum von Wissenschaftstheorie und Ethik über Experimentalmethodik, Evaluationsforschung bis hin zu Hilfswissenschaften mit hohem Stellenwert, v. a. Mathematik (hauptsächlich Stochastik) sowie Informatik oder Spezialfällen der Psychologischen Methodenlehre wie der Mathematischen Psychologie).
  • Ein weiteres Methodenfach ist die Psychologische Diagnostik (diagnostische Entscheidungsfindung) mit Verbindungen zur Methodik (z. B. Testtheorie, -konstruktion und -analyse). Die Diagnostik ist die Grundlage jeglicher Intervention und somit für alle Bereiche der Psychologie relevant.

Grundsätzlich sind auch andere Klassifikationen psychologischer Teildisziplinen möglich, z. B. solche, die einen Forschungsgegenstand benennen und als Untergebiet oder Arbeitsschwerpunkt ausweisen oder diesen über alle ihn betreffende Disziplinen hinweg und zusammenfassend beschreiben (z. B. Wahrnehmungspsychologie, Emotionspsychologie u. a.), oder auch solche, die zugrunde liegende Ansätze oder besondere Aspekte von Paradigmen betonen (z. B. Verhaltenspsychologie, Evolutionäre Psychologie u. a.). Diese eher bereichsspezifischen Bezeichnungen (mit entsprechender thematischer Bündelung von verschiedenen Inhalten) finden sich auch häufig dann, wenn es um eine umfassende Vermittlung von spezifischen Inhalten und weniger um Forschung und methodische Zusammenhänge geht, also insbesondere wenn psychologisches Wissen im Rahmen von Neben- oder Hilfsfächern (z. B. an nicht-psychologischen Fachbereichen, in Fachhochschulstudiengängen usw.) vermittelt wird. Hier werden auch zum Teil Bezeichnungen o. g. Grundlagendisziplinen anders inhaltlich ausgefüllt, wie z. B. Allgemeine Psychologie als eine den allgemeinen (ersten) Überblick gebende Einführung in die Psychologie (wie in den sprichwörtlichen 101 Kursen in den USA) oder Pädagogische Psychologie als Psychologie für Pädagogen.

Begriffe der Psychologie

Einzelnachweise

  1. Vgl. zu diesem (historischen) Psychologieverständnis den Artikel Psychologie in Friedrich Kirchners Wörterbuch der philosophischen Grundbegriffe (1907).
  2. Artikel „Der Überschätzte“ aus SpiegelOnline, 5. Mai 2006
  3. Eberhard Döring: Immanuel Kant. Einführung in sein Werk. Marix Verlag, Wiesbaden 2004, ISBN 3-937715-00-2, Seite 122 zur Falsifikation; Seite 236 ff. zum Kritischen Rationalismus.

Quellen

Einführungen und Lehrbücher zur Psychologie (Auswahl)

  • Dietrich Dörner, Herbert Selg (Hrsg.): Psychologie - Eine Einführung in ihre Grundlagen und Anwendungsfelder. 2. Auflage. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, Berlin, Köln 1996, ISBN 3-17-012266-5.
  • Norbert Groeben: Handeln, Tun, Verhalten als Einheiten einer verstehend-erklärenden Psychologie. Wissenschaftstheoretischer Überblick und Programmablaufentwurf zur Integration von Hermeneutik und Empirismus. Francke, Tübingen 1986, ISBN 3772017932.
  • Norbert Groeben (Hrsg.): Zur Programmatik einer sozialwissenschaftlichen Psychologie. Aschendorff, Münster 1997/1999.
  • Joachim Grabowski, Elke van der Meer (Hrsg.): Hilgards Einführung in die Psychologie. Von Rita L. Atkinson, Richard C. Atkinson, Edward E. Smith u. a. Spektrum Lehrbuch, 2001, ISBN 3-8274-0489-4.
  • Wolfgang Metzger: Psychologie - Die Entwicklung ihrer Grundannahmen seit Einführung des Experiments. 6. Auflage. Krammer, Wien 2001 (Erstauflage 1941).
  • Myers, David G. Psychologie. Heidelberg, Berlin: Springer, 2005. 1029 S. ISBN 3-540-21358-9
  • Lyle E. Bourne, Bruce R. Ekstrand: Einführung in die Psychologie. 4. Auflage (Nachdruck). Verlag Dietmar Klotz, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-88074-500-5.

Auswahl an Lehrbüchern zu Teilbereichen der Psychologie

Hier werden Standardwerke primär aus dem deutschsprachigen Bereich aufgeführt. Weitere Literaturhinweise gibt es bei den jeweiligen Disziplinen.

  • M. Amelang, D. Bartussek: Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung. Kohlhammer, 2001, ISBN 3170166417.
  • E. Aronson, et al.: Sozialpsychologie. Pearson Studium, 2003, ISBN 3827370841.
  • J. Bortz: Statistik für Human- und Sozialwissenschaftler. Springer, 2004, ISBN 354021271X.
  • G. C. Davison, J. M. Neale: Klinische Psychologie. PVU, Weinheim 2002, ISBN 3621274588.
  • G. Felser: Werbe- und Konsumentenpsychologie. 2.Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2001, ISBN 3791019449.
  • K. D. Kubinger: Psychologische Diagnostik - Theorie und Praxis psychologischen Diagnostizierens. Hogrefe, Göttingen 2006, ISBN 3801716937,
  • G. Lienert, U. Raatz: Testaufbau und Testanalyse. PVU, Weinheim 1998, ISBN 3621274243.
  • R. Oerter, L. Montada: Entwicklungspsychologie. PVU, Weinheim 2002, ISBN 3621274790.
  • H. Schuler: Lehrbuch Organisationspsychologie. Huber, Bern 2003, ISBN 3456840195.
  • C. Wickens, S. Gordon: An Introduction to Human Factors Engineering. Prentice Hall, 1997, ISBN 0321012291.

Sonstige Literatur

  • Dietrich Dörner: Die Logik des Mißlingens. Strategisches Denken in komplexen Situationen. Rowohlt, 1989, ISBN 3-499-19314-0.

Fachzeitschriften


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