Zum Inhalt springen

Burns London

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. September 2007 um 14:05 Uhr durch Jubasoft (Diskussion | Beiträge) (Hayman 1969-1973). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Burns ist eine englische Gitarrenmarke, die seit 1959 unter verschiedenen Handelsmarken u.ä. auf dem Markt vertreten ist. Der Hersteller hatte seine Glanzzeit in den sechziger Jahren, als insbesondere die Instrumentalband The Shadows mit ihrem Frontmann Hank Marvin mit vielen Hits die Charts eroberten. Erst in den letzten Jahren erlebte die Marke wieder einen deutlichen Aufschwung, insbesondere durch die neu aufgelegte Zusammenarbeit mit Hank Marvin und der Kooperation mit Brian May (Gitarrist der Band Queen).


Firmengeschichte

Hinter dem unscheinbaren Namen Burns verbirgt sich eine Gitarrenmarke aus England mit Firmensitz in London. Der Markenname an sich wurde im Jahre 1959 von Jim Burns (geboren 1925 in Count Durham als James Ormston Burns) gegründet.

Jim Burns war selbst begeisterter Musiker, schon in jungen Jahren erlernte er das Gitarrenspiel, jedoch erfüllten die damals erhältlichen Instrumente nicht seine Vorstellungen und Ansprüche einer Gitarre. Sein erlernter Beruf als Feinmechaniker und Metallbauer im Rahmen seines Militärdienstes bei der Royal Air Force (1943-1946) kam ihm daher sehr zu Gute. Er entschied sich - entgegen seiner ursprünglichen Neigung für das Flugwesen - für den Dienst beim Bodenpersonal, da ihm seine Luftkrankheit und auch Flugangst eine Karriere als Pilot bei der RAF verwehrte. 1959 gründete er dann die Firma Burns-Weill in London und begann mit der Produktion von Gitarren, die durch z.T. sehr extravagantes Design von allen anderen auf dem Markt unterscheiden sollten. Diese Firmenphilosophie wird auch heute noch aufrechterhalten, das besondere Zertifikat jeder Burnsgitarre ist das "HANDMADE", worauf größter Wert gelegt wird. Dies spiegelt sich natürlich auch im Preis der Instrumente wider. Jim Burns verstarb im Jahre 1999.

Die einzelnen Marken

Burns-Weill 1959-1960

Diese erste Firma, in Zusammenarbeit mit Henry Weill entstanden, beschränkte sich auf die Herstellung eines einzigen Modells, der sogenannten Fenton Guitar, die der Guyatone Antoria sehr ähnlich sah. Henry Weill entwickelte hierbei das bis heute noch gebräuchliche Elektroniksystem der Burnsgitarre, Jim Burns beschränkte sich auf die Herstellung der Holzteile. Die Fenton erlangte nur sehr geringe Stückzahlen, nachdem sie preislich mit der Antoria nicht einmal ansatzweise mithalten konnte.

Burns London Ltd 1960-1965

Burns Vista Sonic, 1962

Das Aufkommen der so genannten Skiffle-Musik in Großbritannien und die Erfolge des Rock'n'Roll erforderte eine massive Erweiterung von Sortiment und Produktarten. Nachdem Fender in Europa Fuß fassen konnte (Import der ersten Fender Stratocaster nach Europa durch Harry Webb, besser bekannt als Cliff Richard, im Jahre 1959 zum damaligen Preis von 140 Guineen, was in etwa 80 englischen Pfund entspricht. Diese Aussage hat übrigens Bruce Welch, der Rhythmusgitarrist der Shadows, im Rahmen der Abschiedstournee 2004 beim Tourinterview getroffen), war seitens der Firma Burns Handlungsbedarf gegeben. Man orientierte sich primär am Design der Stratocaster und entwickelte einige hervorragende Gitarrentypen, die in Sammlerkreisen Höchstpreise erzielen. Die Modelle Artist, Vibra Artist, Vibra Artist De Luxe erinnern an die Stratocaster, jedoch weisen sie „verstümmelte“ Hörner und nur zwei Pickups auf. Hier gelangte das in einem separaten Kasten eingebaute Walzentremolo erstmalig zum Einsatz. Ferner kamen insgesamt sechs verschiedene Modelle der Bisonreihe zum Verkauf (Black Bison, Bison Guitar und Bison Models 2 bis 5). Charakteristisch für die Bisonreihe ist der nahezu symmetrische Korpus mit zwei reichlich langen Hörnern. Vorlage für die Bison (wie könnte es auch anders sein) war der Schattenriss eines Büffelschädels. Daher auch der Name des Modells. Um einen Gegenpart zur Gibson Les Paul zu schaffen, entwickelte Jim Burns die Sonic-Reihe, bestehend aus Sonic, Split Sonic, Vista-Sonic und NuSonic. Der Korpus dieser Gitarren erinnert an die Les Paul, jedoch wurden diese Gitarren auch mit Tremolo ausgestattet. Besonders für den amerikanischen Markt wurden die Jazz-Modelle produziert. Die Short Scale Jazz Guitar und die Jazz Split Sound Guitar erinnern zwar von der Form her an eine Stratocaster, jedoch weisen diese Gitarren lediglich zwei Pickups (TriSonic) auf. Bezeichnend für die beiden Jazzmodelle ist die stark verkürzte Mensur und das Kuriosum von 25 Bünden. Lediglich der hohe Preis der Jazzmodelle verhinderte höhere Auflagen dieser beiden Gitarren. Um mit Framus oder Gretsch mithalten zu können, kamen gegen 1963 auch Semiakustikgitarren auf den Markt, hierunter zählen insbesondere die TR2, Vibraslim, GB65, GB66 und die GB66 De Luxe Virginian (Semiakustikgitarren). Nachdem in England seit 1959 Cliff Richard und die Shadows Hit um Hit landeten, war es für Burns natürlich Ehre und Verpflichtung, für diese Formation die entsprechenden Instrumente herzustellen. Kein Geringerer als Hank B. Marvin, der Leadgitarrist der Formation, sollte bei der Entwicklung dieser Modelle mitwirken. Er forderte die perfekte elektrische Gitarre, an der alles stimmen musste, von Ausführung bis hin zum Design, das er mit seiner Idee des Violinenkopfes krönte. Die Kopfplatte der Marvin-Serie (für die Hank Marvin seinen Namen zur Verfügung stellte, was dann später mit Fender für Ärger sorgte) zierte fortan eine Schnecke wie bei Streichinstrumenten. Entwickelt wurden die Marvin Range, die Marvin, die Marvin "S" (Luxusausführung der Marvin), die 12-saitige Double-Six (Marvin mit 12 Saiten, ohne Tremolo mit TriSonic-Pickups) sowie den Shadows Bass für John Rostill, der lustigerweise auch die Bezeichnung "Marvin" trug.

Ampeg 1963-1964

Für den amerikanischen Markt suchte man die Zusammenarbeit mit dem gleichnamigen Verstärkerhersteller, um Burns-Gitarren auch in den USA vertreiben zu können. Da ihnen kein sonderlicher Erfolg beschieden war, blieben die Verkaufszahlen sehr gering. Ampeg-Gitarren sind heute eine ziemliche Rarität. Es gelangten vier Gitarrenmodelle und eine Baßgitarrenausführung ins Sortiment. Die ursprünglichen englischen Bezeichnungen sind in Klammern dahintergesetzt: Wild Dog (Split Sonic), Wild Dog De Luxe (Jazz Split Sound), Thinline (TR2), Sonic Six (NuSonic) und als Baßgitarre Wild Dog Bass (Vista Sonic Bass).


Baldwin 1965-1970

Das Erstarken der "jungen Rebellen" in der Rockmusik (Beatles, Rolling Stones, The Who u.v.a.) bedeuteten für Burns massive Umsatzeinbrüche. Die Zeit des großen Booms war jedenfalls vorbei, offene Zulieferrechnungen und hohe Herstellungskosten führten zum Zusammenbruch von Burns London Ltd. Für einen Spottpreis von unter 400.000 Pfund erwirbt der amerikanische Tasteninstrumentenhersteller Baldwin das englische Unternehmen. Der Kaufpreis reichte gerademal zur deckung der offenen Lieferantenrechnungen aus. Das ursprünglich recht ausgefallene Design der Gitarren (insbesondere der Hälse und der Kopfplatten) wird in eine abgespeckte Light-Version übergeführt. Diese Facelifts (wahrscheinlich aus Kostengründen) haben aber auch nicht unbedingt zu Erhöhung der Verkaufszahlen geführt. Jim Burns durfte zwar in der neuen Firma als Entwickler und Berater weiterhin mitwirken, jedoch musste er sein Namensrecht an Baldwin abtreten. Anstelle von BURNS LONDON prangte nunmehr BALDWIN auf den Gitarren.

Ormston 1966-1968

Hayman 1010 mit SuperFlux Single Coils

Wegen der vertraglichen Namensbindung (s.o.) entwickelte Jim Burns unter seinem zweiten Namen Ormston diverse zum Teil wirklich sehr ausgefallene Modelle, die jedoch nicht über den Status eines Prototypen hinausgelangen sollten. Zumindest für kurze Zeit konnte er sich durch Vermarktung von Steel-Gitarren der Firma Denley unter dem Handelsnamen „Ormston Steel Guitars“ einigermaßen über Wasser halten und auch seine Projekte weiterhin finanzieren.

Hayman 1969-1973

Hayman ist ein Kunstname, unter dem Jim Burns in Zusammenarbeit mit Lieferanten (Jack Golder, später Shergold) aus früheren Tagen und ehemaligen Mitarbeitern der Firma VOX (Verstärker) weiterentwickelte Gitarrenmodelle aus der Burns-London-Ltd-Zeit vermarktete. Nachdem auch die Gitarrennamen vertraglich geschützt waren, wählte Jim Burns Zahlenbezeichnungen für seine Instrumente. 1010, 2020, 3030, 1010H, 2020H, 3030H, White Cloud, Modular, Comet, Perspex Hayman (an Semiakustikgitarren von Höfner bzw. Framus erinnernde Form) Auf vielfachen Kundenwunsch kehrte Burns zum klassischen Hals-Design aus erfolgreicheren Zeiten zurück.

Burns UK 1974-1977/78

Burns Flyte
LJ24

Erneut versuchte Jim Burns, sich seinen alten Rang und Namen auf dem Sektor der E-Gitarren zurückzuerobern. Diesmal versuchte er es mit äußerst ausgefallenen Modellen, die zum Teil an Raumschiffe oder Streitäxten von Fantasygestalten erinnerten. Obwohl wieder zur alten, unschlagbaren Burns-Qualität zurückgelangt, ging das Unternehmen 1977 bankrott, da Instrumente einfach zu teuer waren. Nachdem Gibson die Flying-V auf den Markt gebracht hatte, konterte Burns mit der Flyte und der Concorde. Beide Gitarren waren auch als Bassgitarre erhältlich. Außerdem umfasste das Sortiment die Artist, die Mirage, LJ24, und den Mark Griffiths Bass.

Jim Burns Ltd 1979-1983

Von den Misserfolgen des letzten Jahrzehnts geprägt wollte Jim Burns sich eigentlich vom Markt vollständig zurückziehen, jedoch konnte er von einigen Freunden und Sponsoren zu einem Neuanfang überredet werden. Frühere Modelle wurden in alter Bauweise neu aufgelegt, jedoch insbesondere bei der Marvin sollte es mit Fender Probleme geben, wonach Fender das Namensrecht von Hank Marvin beanspruchen sollte. So musste das Erfolgsmodell „The Marvin“ in "The Legend" umbenannt werden, was den Verkaufszahlen einen empfindlichen Dämpfer versetzte. Noch bevor das Unternehmen abermals bankrott ging, verließ Jim Burns die Firma. Fast zehn Jahre sollten vergehen, bis wieder Burnsgitarren hergestellt werden sollten. Lediglich sieben verschiedene Instrumente umfasste das Sortiment, und zwar Steer, Magpie, Marvin (Legend), Bison, Bandit X, Black Scorpion, und den Black Scorpion Bass.

Burns London Ltd 1992-heute

Barry Gibson, selbst namhafter Musiker aus England, reaktivierte die lange Jahre verschwundene Marke und setze alles auf Tradition, ließ sich aber auch zu einigen (gewagten) Neuentwicklungen hinreißen. Ein ganz besonderer Coup war die Entwicklung der Brian May Signature Guitar des gleichnamigen Gitarristen der Band Queen. Brian May, der sich in jungen Jahren aus wertvollem Holz und einigen Burns-Original-Teilen (Tri-Sonic-Pickups) sein legendäres Instrument „Red Special“ mit dem unverwechselbaren Sound selber baute, stimmte der Vermarktung zu. Ebenso wurde die Marvin und der Shadows-Bass wieder neu aufgelegt. Das Sortiment umfasst zur Zeit 27 verschiedene Gitarren- und Bassmodelle. Die Custom Elite Guitar Serie beinhaltet die Shadows Custom Signature, die Hank Marvin Signature Anniversary Guitar, den Shadows Bass John Rostill, die Jet Sonic, und die Sonic Guitar. Die Brian May Signature gibt es in unterschiedlichsten Ausführungen, auch als Linkshändermodell. Unter der Custom Guitar Serie versteht man die Apache, die Apache Special, die Legend, die Legend Dream und den Shadows Bass. Im Rahmen der Club Series sind die folgenden Gitarren erhältlich: Barracuda, Batwing, Bison 62, Bison 64, Bison Bass, Cobra, Double Six, Marquee, Marquee Bass Guitar, NuSonic, NuSonic Black, Scorpion, Scorpion Bass, Shadow, Shadow Special, Steer und Steer Cutaway (beides Halbakustikmodelle).

Charakteristika aller Burns-Modelle

  • Tri-Sonic-Pickups (z.B. Sonic, Shortscale, Double Six und Brian May u.v.a)
  • REZ-O-MATIK Pickups (z.B. Shadows Custom Signature, The Marvin, Marvin Anniversary u.v.a.)
  • Rezo-Tube: Im Tremolo eingebautes Sustainsystem mit langen Röhren, durch die die Saiten gezo-gen werden
  • Gear Box: In den Hals eingebaute Mechanik, die mittels Königsgewinde äußerst präzises Verstellen des Halses erlaubt
  • Form der Kopfplatte: Oft an die Form von Streichinstrumenten erinnernd (Shadows-Bass, Legend, Marvin)

Besonders interessant sind die verschiedenen Tremoloarten (z.B. Walze mit freischwingendem Sustainblock bei Shortscale, Marvin-Tremolo bei Marvin bzw. Legend u.v.a.).

Namhafte Musiker und Bands

Elvis Presley, The Beatles, Billy Bragg, The Scorpions, Hank B. Marvin, Bruce Welch, The Shadows , Paul Day, Edwin Collins, Menswear, The Searchers, Status Quo, The Tremeloes, The Troggs, Eric Clapton, The Elton John Band, Honeybombs, Led Zeppelin, Mark Knopfler, Slade, The Tornadoes u.v.m.