Alm (Bergweide)


Eine Alm (bairisch-österreichisch), Matte (alemannisch) oder Schwaig (im Gebiet des Wechsels) ist eine während der Sommermonate benutzte Bergweide.
Alp oder Alpe bezeichnete im ganzen Alpenraum und darüber hinaus das gesamte Sömmerungsgebiet, die Bergweiden, Bergwiesen und Wirtschaftsgebäude mit eingeschlossen. In Bayern und Österreich ist Alp nicht gebräuchlich. Dort wird Alm synonym zu Alp benutzt. Im nichtallemanischen deutschen Sprachgebrauch hat der Tourismus dazu geführt, dass Alm und Alp gleichgesetzt werden. Dies führt in der Schweiz, Schwaben, Vorarlberg, Allgäu sowie Teilen von Tirol und Südtirol zu Verwechselungen, dort wird Alm mit Allmende in Beziehung gebracht und bezeichnet, falls überhaupt gebräuchlich, nur eine (gemeinschaflich genutzte) Bergweide, die auch außerhalb des Alpsömmerungsgebiets liegen kann.
Die Allmenden unterscheiden in:
- Weiden (Matten, Almen): Heimweiden, Maiensässweiden, Alpweiden, Auweiden
- Wiesen: Graslöser, Wildheu
- Ackerland: Reuten, Laiten (Läde, Lehde), Aulöser
Wortherkunft
Der Ausdruck Alm ist die verschliffene Form von Alben, dem ursprünglichen Dativ Singular des Wortes Alb(e)/Alp(e), das im Nominativ noch in den alemannischen Dialekten weiterlebt.
Alp(e) wiederum ist dasselbe Wort wie der Name der Alpen: Dieser vorrömische Begriff bezeichnete ursprünglich wohl einen „(hohen) Berg“ und dann insbesondere die für die Landwirtschaft treibende Bevölkerung der Alpentäler wichtige „Bergweide“. Dagegen sind die früher oft angenommenen Verknüpfungen mit dem indogermanischen Adjektiv *albhos „weiß“ als falsch zu beurteilen.[1]
Geschichte
Die Einrichtung von Almen ist seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. bekannt.
Archäologische Forschungen der ANISA[2] weisen auf dem Dachsteingebirge (Österreich) eine bronzezeitliche Almwirtschaft von 1700 bis 900 v. Chr. nach. Eine Reihe von Radiokohlenstoff- und AMS Datierungen belegen dieses Alter. Diese Almen wurden auf Urweiden in Gruben mit eigenem Kleinklima und über der Waldgrenze zwischen 1500 m und 2100 m gegründet. Die Hüttenreste erkennt man zum Teil heute noch an den Steinkränzen, die als Fundamente für Blockbauten dienten. Bisher konnten 28 Almen nachgewiesen werden. Diese Almen dienten der Nahrungsversorgung des bronzezeitlichen Salzbergbaues in Hallstatt. Ohne Almwirtschaft wäre der expandierende Bergbau nicht möglich gewesen. Dies gilt für alle prähistorischen Bergbaugebiete in den Alpen. Bereits aus der antiken Literatur ist die Existenz römerzeitlicher Almwirtschaft bekannt. Auch aus dieser Zeit konnten mehrere Almen auf dem Dachsteingebirge und den Steiner Alpen in Slowenien archäologisch erforscht werden. Zusammenfassend darf an dieser Stelle hingewiesen werden, dass eine nennenswerte inneralpine Besiedlung ab dem Neolithikum bis zu den wirtschaftlichen Umwälzungen des 19. Jahrhunderts ohne Almwirtschaft nicht stattgefunden hätte. „Die Almwirtschaft entlastete die Talweiden und ermöglichte eine Vorratswirtschaft für den Winter“[3]
Almwirtschaft
- siehe auch: Transhumanz.
Man unterscheidet Niederleger (die unteren Almen, Maiensäss) und Oberleger (Hochalm), die später im Jahr und oft nur kurze Zeit beweidet werden, ehe man nach dem Abweiden der Hochalm nochmal einige Wochen die Niederleger beweidet.
Der jährliche Beginn der Almbewirtschaftung ist abhängig von Witterung und Höhenlage, meist um Pfingsten, und wird Almauftrieb genannt, am Ende der Almzeit, meist im September, findet der Almabtrieb und anschließende Viehscheid statt.
An den steilen Hängen wird das Gras auch heute noch großteils von Hand und kaum mit Maschinen geschnitten. Das Heu wurde früher in den Heuhütten gelagert und nach Bedarf ins Tal transportiert.
Bei Almenwirtschaften können verschiedene Besitzverhältnisse auftreten.
- Privatalm
- Genossenschaftsalm (z.b. Bergschaft)
- Gemeinschaftsalmen (Allmende) mit Eigentums- und Nutzungsrechten z.B. eines gesamten Dorfes oder mehrerer Einzelpersonen. Das Personal wird hier von den einzelnen Eigentümern getrennt gestellt, lediglich Käser und Putzer werden gemeinschaftlich engagiert. Anhand einer Einung werden die Rechte und Pflichten festgelegt.
- Die Servitutsalm, im Eigentum des Staates oder Herrschers, mit Nutzungsrechten einer umgrenzten Nutzergruppe.
Die Almwirtschaft prägt das Landschaftsbild großer Teile der Hochgebirge in Europa, der Alpen und Pyrenäen: der überwiegende Teil der Nordalpen und westlichen französischen Pyrenäen wäre ohne Almwirtschaft bis auf ca. 1500 Meter durchgehend bewaldet. Während früher für die Schaffung neuer Weidefläche viel und unkontrolliert gerodet wurde, ist die Pflege vorhandener Almflächen wie auch die Rodung von Bergwald in den gesamten Alpen heute streng reglementiert.
Dennoch werden Almen teils sehr kritisch betrachtet. Vor allem in Nationalparks oder Schutzgebieten kommt es zum Konflikt zwischen Naturschutz auf der einen, und Viehwirtschaft auf der anderen Seite. Allerdings gehen mit den auf Grund einer Unwirtschaftlichkeit aufgelassene Almen wertvolle Kulturlandschaften verloren und drohen zu verwildern.
Statistik
1997 bestanden in Österreich mehr als 12.000 bewirtschaftete Almen, auf denen von rund 70.000 Almbauern zirka 500.000 Stück Almvieh gehalten wurden. Auf Almen und Bergmähder entfiel in Österreich 1997 eine Fläche von 851.128 ha (rund ein Viertel der landwirtschaftlichen Nutzfläche). Das größte zusammenhängende Almgebiet der österreichischen Alpen ist die Region Teichalm-Sommeralm im Grazer Bergland.
In Bayern bestanden 1384 bewirtschaftete Alpen und Almen mit einer Lichtweidefläche von 40.329 ha, jeweils die Hälfte davon in Oberbayern und im Allgäu. Dazu kommen noch rund 54.000 ha Waldweiderechte. Insgesamt wurden die bayrischen Alpen und Almen mit 47.840 Rindern, davon 4445 Kühe, 640 Pferden und 4470 Ziegen und Schafen bestoßen[4].
In der Schweiz werden rund 380.000 Stück Rinder, davon 130.000 Kühe auf Alpen gesömmert, dazu rund 200.000 Schafe. Die Alpfläche beträgt rund 35 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche, die größten Alpflächen gibt es in den Kantonen Graubünden (170.000 ha) und Bern (85.000 ha).
In Südtirol befindet sich die größte Hochalm Europas: die Seiser Alm.
Siehe auch
Quellen
- ↑ W. Pfeifer, Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, München 2005, ISBN: 3-423-32511, Seite 30
- ↑ http://www.anisa.at
- ↑ Alpen, Archäologie, Geschichte, Gletscherforschung. Haus i. E. 2006, S. 149 ff.
- ↑ http://www.bund-naturschutz.de/fileadmin/download/alpen/BN-Alpenstudie.pdf
Literatur
- Neues Handbuch Alp, Handfestes für, Erstaunliches für Alpgäste, zalp-Verlag
- Ernst Roth und Straubhaar: Wege zum Alpkäse, 5 Bände - Detaillierte Beschreibungen von Berner Alpen und ihren Produkten
- Glatz, Egger, Bogner, Aigner und Ressi: Almen erleben - Wert und Vielfalt der österreichischen Almwirtschaft. ISBN 3-85391-240-0.
- zalp, die Zeitung der Älplerinnen und Älpler. Erscheint einmal jährlich zum Alpsommer. www.zalp.ch
Weblinks
- Commons: Alpwirtschaft – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Internetseite der Schweizer Älplerinnen und Älpler
- Schweizerischer Alpkataster
- Österreichische Almwirtschaft