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Berlin-Wedding

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wedding
Ortsteil von Berlin
Wedding auf der Karte von MitteMitteHansaviertelTiergartenMoabitWeddingGesundbrunnenBerlin
Wedding auf der Karte von Mitte
Koordinaten 52° 33′ 0″ N, 13° 22′ 0″ OKoordinaten: 52° 33′ 0″ N, 13° 22′ 0″ O
Höhe 52 m ü. NHN
Einwohner 74.582 (30. Juni 2007)
Eingemeindung  1861
Postleitzahlen 13347, 13349, 13351, 13353, 13355, 13357, 13359
Ortsteilnummer 0105
Bezirk Mitte
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg

Der Wedding ist ein Ortsteil im Bezirk Mitte von Berlin. Der heutige Ortsteil entstand 2001 durch Teilung des ehemaligen Bezirks Wedding.

Bis zur Verwaltungsreform am 1. Januar 2001 gab es den eigenständigen Bezirk Wedding, der die heutigen Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen, von den alteingesessenen Berlinern auch als „Plumpe“ benannt, umfasste. Der ehemalige Bezirk Wedding wurde mit den ehemaligen Bezirken Mitte und Tiergarten zum neuen Bezirk Mitte fusioniert. Viele Bewohner beziehen sich mit dem Begriff „Wedding“ noch auf das Gebiet des ehemaligen Bezirks Wedding, obwohl dies genau genommen nicht richtig ist. Sogar die Berliner Tagespresse bezeichnet Straßen im Ortsteil Gesundbrunnen oft fälschlicherweise als zum Wedding gehörig.

Der Wedding gehörte lange zu den wenigen Ortsnamen, die im Deutschen mit Artikel benutzt werden; der Wedding erinnert an den Ursprung als Gutshof und Vorwerk und folglich sagte man er wohnt auf dem Wedding (im Stadtdialekt er wohnt uff´m Wedding) bzw. „am Wedding“. Heute wird jedoch „im Wedding“ bevorzugt oder zunehmend von den Zugezogenen die Formulierung „in Wedding“ gebraucht.

Geografie

Wichtige Plätze im Wedding:

Grünanlagen im Wedding:

Geschichte

Historische Alte Nazarethkirche auf dem Leopoldplatz und Neue Nazarethkirche (Hintergrund)

Der Wedding wird bereits in zwei Urkunden aus dem 13. Jahrhundert erwähnt: 1251 handelte es sich um „eine Mühle im Gebiet des Dorfes, welches Weddinge hieß, am Flusse Namens Pankow erbaut“ und im Jahr 1289 um „das wirkliche Lehensgut und den mit dem Gehöfte Wedding verbundenen Titel eines Lehensgutes“ [1].

Im 13. Jahrhundert wurde das Dorf Wedding als Wüstung, also als verlassene Siedlung, erwähnt. Die Mühle des Ortes wurde an das Benediktinerinnenkloster in Spandau verkauft, das auf der Gemarkung des Dorfes liegende Lehngut wurde Besitz der Stadt Berlin. Im 14. Jahrhundert wurden die Flächen von Berliner Bürgern noch zum Ackerbau genutzt, danach überwuchs es vollständig mit Kiefern und Eichen und wurde als Berliner Stadtheide bezeichnet. Im 17. Jahrhundert wurde auf dem Gebiet des heutigen Nettelbeckplatzes ein Gutshof angelegt, der bereits 1603 an den brandenburgischen Kurfürsten übergeben wurde. Dieser ließ daraus ein Vorwerk errichten. Damit war der Gutshof kurfürstliche Domäne und rechtlich nicht mehr zur Stadt Berlin gehörig.

Panorama des Weddings, vom Bunkerberg im Volkspark Humboldthain gesehen
In der Mitte am unteren Bildrand die Brunnenstraße über der S-Bahn, dahinter das Gesundbrunnen-Center

Im Zusammenhang mit dem Ausbau Berlins und dem dafür benötigten Holz wurde die Stadtheide fast vollständig wieder gerodet, so dass das Land um den Wedding verödete. Im 18. Jahrhundert begann die umfangreiche Besiedlung des Gebiets nördlich Berlins, damit auch des Weddings. 1778 wurden die ersten Kolonistenhäuser im Bereich des heutigen Weddingplatzes errichtet. 1782 ließ Friedrich II. eine Kolonie gründen, die auf Grund ihrer Nähe zum Gutshof den Namen Wedding oder Neu-Wedding erhielt.

Mitte des 18. Jahrhunderts, während der zum Wedding gehörende Gesundbrunnen zu einem Bade- und Kurort ausgebaut wurde, hielt das Glücksspiel und die Prostitution im Wedding Einzug. Er wandelte sich damit zu einem Vergnügungsviertel.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Wedding durch die anhaltende Landflucht in einen Arbeiterbezirk. Dicht gedrängt lebten die Arbeiter in so genannten Mietskasernen. Die schlimmsten Auswucherungen dieses städtischen Molochs entstanden in Meyers Hof. Diese Mietskaserne gilt immer noch als einzigartiges Beispiel für extrem komprimierte und spekulative Bebauung.

Zur Zeit der Weimarer Republik war der Wedding auch eine Hochburg der Arbeiterparteien und als Roter Wedding bekannt. Am 1. Mai 1929 kam es zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen Polizei und Demonstranten, der als Blutmai bekannt wurde. An der Wiesen- /Ecke Uferstraße kamen 29 Arbeiter und Arbeiterinnen ums Leben (siehe Gedenkstein an der Stelle).

Im politischen Schicksalsjahr 1933 (5. März 1933) kamen bei der Wahl zum 8. Deutschen Reichstag die wenigsten Stimmen für die NSDAP (25,9 %) zusammen kamen. Die KPD hingegen kam auf 39,2 % . Die SPD kam auf 22,8 % (Statistik-Berlin). An diesen Ergebnissen zeigt sich unter anderem, warum der damalige Arbeiterbezirk auch Roter Wedding genannt wurde.

Mit dem Bezirk Reinickendorf gehörte der Bezirk Wedding in den Jahren von 1945 bis 1990 zum französischen Sektor von Berlin.

Straßenbahnhaltestelle mit Kiosk in der Seestraße


Bevölkerung

Rathaus

Heute wird der Bezirk Mitte, zu dem der Ortsteil Wedding gehört, von vielen Migranten, sozial Schwächeren und Personen mit geringem Einkommen bewohnt. Der Ausländeranteil liegt im Wedding 2007 bei 31,8 %[2]. Der Ausländeranteil an den allgemein bildenden Schulen lag im Schuljahr 2006/07 bei 40 % (Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung).
Berliner Vergleichszahlen: Friedrichshain-Kreuzberg 31,7 %, Pankow 4,5 %, Charlottenburg-Wilmersdorf 20,1 %, Spandau 11,3 %, Steglitz-Zehlendorf 10,0 %, Tempelhof-Schöneberg 17,8 %, Neukölln 31,1 %, Treptow-Köpenick 3,3 %, Marzahn-Hellersdorf 3,5 %, Lichtenberg 10,5 %, Reinickendorf 11,4 %.

Aufgrund der günstigen Mieten und des urbanen Ambientes wird der Wedding zunehmend von Studenten und jungen Kreativen als Wohngegend entdeckt, wodurch sich die Gegend mehr und mehr zu einem Künstler- und Szenebezirk entwickelt.

Söhne und Töchter vom Wedding

Bürgermeister von Wedding

  • Carl Leid, (SPD) 1921 bis 1933
  • Rudolph Sutthof-Groß, (NSDAP) 1933 bis 1945
  • Schroeder 4/1945 bis 5/1945
  • Hans Scigalla, (KPD/SED) 5/1945 bis 10/1946
  • Walter Röber, (SPD) 12/1946 bis 1956
  • Helmut Mattis, (SPD) 1956 bis 1970
  • Horst Bowitz, (SPD) 1970 bis 1981
  • Erika Heß, (SPD) 1981 bis 1986
  • Jörg-Otto Spiller, (SPD) 1986 bis 1994
  • Hans Nisblé, (SPD) 1994 bis 2000

Am 1. Januar 2001 Bezirksfusion mit Tiergarten und Mitte zum Bezirk Mitte


Städtepartnerschaften

Bottrop, Nordrhein-Westfalen, seit 1980

Higashiōsaka, Japan, seit 1959

Lahn-Dill-Kreis, Hessen

Tourcoing, Frankreich

Holon, Israel, seit 1980

Bildergalerie

Die beiden linken Bilder zeigen Gebiete (Prinzenallee, Bornholmer Straße), die nicht zum Stadtteil Wedding, sondern zu Gesundbrunnen gehören. Da dieser allerdings mit zum ehemaligen Bezirk Wedding gehörte, beziehen sich viele Berliner mit dem Begriff „Wedding“ auch auf Gebiete, die faktisch nicht mehr als „Wedding“ bezeichnet werden dürften.


Literatur

Quellen

  1. G. Suchsdorf: Geschichte des Gesundbrunnens – Separat-Abdruck aus der Zeitung Die Quelle, Berlin 1891
  2. Pressemitteilung vom Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, 17. September 2007
Commons: Berlin-Wedding – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien