Südtirol
Autonome Provinz Bozen – Südtirol Provincia Autonoma di Bolzano – Alto Adige Provinzia Autonòma de Balsan – Südtirol | |
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Staat: | Italien |
Region: | Trentino-Südtirol |
Hauptstadt: | Bozen |
Fläche: | 7.399,97 km² |
Einwohner: | 488.877 (Fehler: Ungültige Zeitangabe) |
Bevölkerungsdichte: | 66,1 Einwohner/km² |
Anzahl Gemeinden: | 116 |
Kfz-Kennzeichen: | {{{KFZ}}} |
ISO-3166-2-Code: | {{{Provinz-ISO}}} |
Landeshauptmann: | Luis Durnwalder (SVP) |
Website: | provinz.bz.it |
Südtirol, amtlich: Autonome Provinz Bozen – Südtirol bildet zusammen mit der Provinz Trient die autonome Region Trentino-Südtirol im Norden Italiens. Seit Verabschiedung des Südtirol-Pakets genießt das Land (eigentlich eine italienische Provinz) Autonomierechte. Die Landeshauptstadt Südtirols ist Bozen.
Südtirol ist zudem Teilglied der Europaregion Tirol-Südtirol/Alto Adige-Trentino, die im Wesentlichen dem Gebiet des Kronlandes Tirol entspricht.
Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung sind deutschsprachig, über ein Viertel haben Italienisch als Muttersprache und ein kleinerer Bevölkerungsanteil im Dolomitengebiet sind Ladiner.
Der Name
Der Name Südtirol entstand Ende des 19. Jahrhunderts als Bezeichnung für den Südteil von Tirol südlich des Brennerpasses.[1] Zugleich wurde für den italienischsprachigen Landesteil (Bezirke Trient und Rovereto-Rofreit) auch der Begriff Welschtirol verwendet. Die amtliche Bezeichnung lautet nach dem Südtirol-Paket Autonome Provinz Bozen – Südtirol. Bis 1972 trug es die Bezeichnung Tiroler Etschland.
Der italienische Ortsname Alto Adige (zu deutsch „Hochetsch“,„Oberetschland“) wurde von Ettore Tolomei dem Französischen „Haut-Adige“ nachempfunden: Für kurze Zeit war Südtirol ein Département im napoleonischen Königreich Italien gewesen. Obwohl die amtliche Bezeichnung Provincia Autonoma di Bolzano – Alto Adige lautet, hat sich, auch in den italienischen Medien, der Ausdruck Sudtirolo (und die Bezeichnung der Bevölkerung als „Sudtirolesi“ statt „Altoatesini“) weitgehend verbreitet. Sehr selten aber doch vorhanden sind die Ortsnamen Tirolo del Sud oder Tirolo meridionale.
Die ladinische Bezeichnung ist Südtirol, amtlich Provinzia Autonòma de Balsan – Südtirol.
Bevölkerung
Sprachen und Dialekte

Offizielle Amtssprachen in Südtirol sind Deutsch, Italienisch und Ladinisch. Landesweit werden über 40 Dialekte des Südbairischen gesprochen, umgangssprachlich auch „Südtirolerisch“ genannt. Die Dialekte sind Bestandteil eines Dialektkontinuums und haben daher ihre eigenen speziellen Wörter und Satzverbindungen, die sich von den Dialekten auf österreichischer Seite in Nordtirol unterscheiden. Häufig werden auch eingedeutschte italienische Wörter sowie Lehnübersetzungen verwendet, die sich meist auf öffentliche Einrichtungen oder Berufe beziehen, wie Erste Hilfe für Notaufnahme und Hydrauliker für Installateur.
Die italienische Bevölkerung wohnt größtenteils in den Städten Bozen, Leifers, Meran und Brixen (je zu 73 %, 70 %, 48 %, bzw. 26 % italienischsprachig) und in den Gemeinden Branzoll, Pfatten, Neumarkt und Salurn. Sämtliche Orts- und Straßenschilder, sowie ein Großteil aller öffentlichen Beschilderungen, insbesondere in Bozen, Leifers und Meran, haben zweisprachige Aufschriften, wobei die deutschen Aufschriften – mit Ausnahme dieser drei Städte – zumeist vor bzw. über den italienischen Aufschriften stehen (nicht so bei Straßenschildern an [ehemaligen] Staatstraßen). Neuere Bahnhofsschilder der Vinschgerbahn zeigen oft nur noch die deutschen Ortsnamen an, auch wenn ihre (aus Verschleißgründen) ausgewechselten Vorgänger zweisprachige Aufschriften trugen. Alle Mitarbeiter von öffentlichen Ämter sind gesetzlich zur Zweisprachigkeit verpflichtet bzw. zur Dreisprachigkeit in den Gemeinden mit einer ladinischen Bevölkerung.
Bevölkerungsanteile
In Südtirol wird im allgemeinen von Sprachgruppen (der deutschen, der italienischen und der ladinischen) gesprochen, anstatt von Bevölkerungsgruppen, zumal allesamt Bürger Italiens sind. Die beiden Volkszählungen von 1991 und 2001 haben für die „Sprachgruppen“ ergeben, dass die der deutschen und ladinischen Sprachgruppen leicht gewachsen sind, die italienische dagegen etwas zurückgeht.
Die größte Sprachverschiebung fand in der Gemeinde Brenner statt. Hier nahm der Anteil der italienischen Sprachgruppe um 8,94 % ab, während der deutschsprachige Anteil um 8,90 % zunahm. Der Grund liegt vermutlich im Wegfall der Grenzkontrollen an der italienisch-österreichischen Grenze und dem damit verbundenen Wegzug der italienischen Grenzbeamten. In den drei größten Städten Südtirols, Bozen, Meran, Brixen, kam es nur zu geringfügigen Veränderungen.
Von den 116 Gemeinden, haben 103 eine mehrheitlich deutschsprachige Bevölkerung. In 81 Gemeinden liegt diese Mehrheit über 90 %: von diesen haben 69 eine deutschsprachigen Anteil von mehr als 95 %; unter letzteren wiederum haben 25 Gemeinden eine über 98prozentig deutsche Bevölkerung: in Sankt Pankraz liegt ihr Anteil sogar bei 99,81 %.
8 Gemeinden, nämlich Wengen, Abtei, Corvara, Enneberg, St. Martin in Thurn, St. Christina in Gröden, Wolkenstein in Gröden und St. Ulrich in Gröden, haben eine ladinische Mehrheit. Bozen, Leifers, Salurn, Branzoll und Pfatten sind mehrheitlich italienischsprachig.
Nach den letzten beiden Volkszählungen ergibt sich also folgendes Bild:
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Anhand der Bevölkerungsentwicklung seit 1910 zeigt sich, dass die italienische Sprachgruppe, die 1910 noch unter 3 % lag, als Resultat der Italienisierungsbemühungen im Jahr 1961 auf fast 35 % gewachsen war, seitdem aber kontinuierlich abnimmt und heute bei ca. 25 % liegt. Die Daten aus der Grafik unterscheiden sich leicht von den Ergebnissen der Volkszählung, die erst seit 1981 von der Sprachruppenzugehörigkeitserklärung begleitet wird, weil bei letzterer nicht die gesamte ansässige Bevölkerung berücksichtigt wird („andere“).
Auch die Immigration prägt neuerdings das Bevölkerungsbild des Landes. Die mehr als 22.000 Nicht-Einheimischen stellen bereits 4,7 Prozent der ansässigen Südtiroler Bevölkerung dar. Die Kinder der Ausländer besuchen vorzugsweise italienischsprachige Schulen, so dass ihr Anteil dort bei gut 15,2 % liegt. Der Ausländeranteil an deutschen Schulen ist hingegen schwindend gering, gerade mal 3,8 %. [2]
Siehe auch:
- Rechtliche Stellung der deutschen Sprache in Südtirol
- Ethnischer Proporz (Südtirol)
- Südtiroler Familiennamen
Konfessionen
Die Südtiroler aller Sprachgruppen sind mehrheitlich römisch-katholisch. In der Diözese Bozen-Brixen zählte man Ende 2004 461.184 getaufte Personen. 1964 wurde der Bischofssitz nach Bozen verlegt: Amtsinhaber ist Bischof Wilhelm Egger.
Die evangelisch-lutherische Gemeinde ist in Bozen mit 600 Gläubigen, eigener Kirche und Pastor, am stärksten vertreten. Ihr steht auch ein Platz im Programm des Rai Senders Bozen zu.
In Meran befindet sich eine Synagoge, während in Bozen der größte jüdische Friedhof beherbergt ist.
Durch die Immigration sind auch Menschen zahlreicher anderer Konfessionen, v.a. des Islam, in Südtirol vertreten.
Berühmte Südtiroler
Geographie
Mit fast 7.400 km² ist Südtirol die flächenmäßig größte Provinz Italiens.
Angrenzende Gebietskörperschaften
Im Norden und Osten grenzt Südtirol an die österreichischen Bundesländer Tirol und Osttirol, im Westen an den Kanton Graubünden (Schweiz). Im Südosten verläuft die Grenze zur Provinz Belluno (Venetien), im Süden zum Trentino, im Südwesten zur Provinz Sondrio (Lombardei).
Die Grenze zum österreichischen Bundesland Tirol verläuft seit der Teilung Tirols nach Ende des Ersten Weltkrieges am Alpenhauptkamm. Der bekannteste Übergang ist der Brennerpass, über den, mit Brenner-Autobahn und -Eisenbahn, eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen über die Alpen führt. Etwa 2020 soll dort der Brennerbasistunnel fertiggestellt sein.
Tirol (Österreich) | Osttirol (Österreich) | |
Kanton Graubünden (Schweiz) | ![]() |
Tirol (Österreich) |
Provinz Sondrio | Trentino | Provinz Belluno |
Verwaltungsgliederung
Die 116 Südtiroler Gemeinden sind in 8 Bezirksgemeinschaften aufgeteilt. Die Landeshauptstadt Bozen ist gleichzeitig auch Bezirksgemeinschaft. Aufgabe einer Bezirksgemeinschaft ist die Koordination der kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Entwicklung der Mitgliedsgemeinden. Darüber hinaus werden den Bezirksgemeinschaften viele Aufgaben des Landes (Provinz) oder der Gemeinden übertragen. Dazu zählen z.B. die Sozialdienste sowie viele Aufgaben im Umweltbereich.
Bezirksgemeinschaften

Bezirksgemeinschaft | Hauptort | Fläche | Bevölkerung |
---|---|---|---|
Bozen | Bozen | 52,34 km² | 100.179 |
Burggrafenamt | Meran | 1.101 km² | 88.300 |
Überetsch-Unterland | Neumarkt | 424 km² | 63.000 |
Salten-Schlern | Bozen | 1.037 km² | 44.400 |
Eisacktal | Brixen | 624 km² | 44.500 |
Pustertal | Bruneck | 2.071 km² | 73.000 |
Vinschgau | Schlanders | 1.441,68 km² | 34.307 |
Wipptal | Sterzing | 650 km² | 18.220 |
Größte Gemeinden (Stand: 31. Dezember 2005)


Gemeinde | Italienischer Name | Einwohner |
---|---|---|
Bozen | Bolzano | 100.179 |
Meran | Merano | 35.602 |
Brixen | Bressanone | 19.504 |
Leifers | Laives | 15.962 |
Bruneck | Brunico | 14.148 |
Eppan an der Weinstraße | Appiano sulla Strada del Vino | 13.325 |
Lana | Lana | 10.458 |
Kaltern an der Weinstraße | Caldaro sulla strada del vino | 7.307 |
Ritten | Renon | 7.147 |
Sarnthein | Sarentino | 6.669 |
Kastelruth | Castelrotto | 6.247 |
Sterzing | Vipiteno | 5.947 |
Schlanders | Silandro | 5.908 |
Ahrntal | Valle Aurina | 5.641 |
Naturns | Naturno | 5.201 |
Latsch | Laces | 5.050 |
- Siehe auch: Liste der Gemeinden in Südtirol

Berge und Täler
Eine Auswahl der berühmtesten Berge zu treffen, ist in einem bergigen Land wie Südtirol nicht einfach.
Der Ortler ist mit 3905 m der höchste Berg Südtirols. Er war bis 1918 der höchste Berg der k. u. k. Monarchie. Der Rosengarten bildet mit seinem Nachbarn, dem Schlern, ein eindrucksvolles Bild. Die Drei Zinnen befinden sich im Osten Südtirols.
Mehr Berge sind in der entsprechenden Kategorie verzeichnet.
Die Haupttäler sind: Etschtal, Eisacktal, Vinschgau und Pustertal.
Flüsse und Seen

Wichtigste Flüsse Südtirols sind: Etsch (ital. Adige, daher „Alto Adige“), Eisack, Rienz, Passer und Talfer.
Die Seen Südtirols sind unter anderem:
Reschensee (Graun, Vinschgau, 1520 m üNN), Kalterer See (Kaltern), Haidersee (Graun, Vinschgau), Karersee (Alpsee im Eggental bei Welschnofen, 1.520 m ü NN), Pragser Wildsee (Pragser Dolomiten, 1494 m üNN, Wasseroberfläche 31 ha), Vernagt-Stausee (Schnalstal, 1.689 m üNN), Montiggler Seen (Überetsch), Mühlwalder See und Toblacher See (Pustertal, südlich von Toblach).
Klima
Südtirol liegt an der „Südseite der Alpen“ und vereint die Vorzüge eines Berglandes (besonders im Winter) mit den Annehmlichkeiten eines vergleichsweise milden Klimas (in den Tallagen).
Geschichte
- Hauptartikel: Geschichte Südtirols
Das Gebiet an Etsch, Eisack und Rienz ist seit der mittleren Steinzeit (Mesolithikum) besiedelt. Die Menschen hielten sich damals im Sommer überwiegend im Hochgebirge oberhalb der Baumgrenze auf. Dies belegen zahlreiche archäologische Fundstellen mit Funden aus dem 7. bis zum 4. Jahrtausend v. Chr. In der darauf folgenden Jungsteinzeit begann der Mensch die fruchtbaren Mittelgebirgsterrassen entlang der Haupttäler zu besiedeln. Wichtige Funde aus dieser Zeit stammen vom Plunacker in Villanders, dem Hügel von Schloss Juval im Vinschgau oder vom Hauslabjoch (Ötzi). In der Bronzezeit begann eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, hauptsächlich wegen des Kupferbergbaus. In der späten Bronzezeit (1300–1000) und der älteren Eisenzeit war das heutige Südtirol von Menschen besiedelt, die Träger der inneralpinen Laugen-Melaun-Kultur waren. Die Räter sind in der jüngeren Eisenzeit Träger der Fritzens-Sanzeno-Kultur und damit die erste namentlich bekannte Urbevölkerung des mittleren Alpenraumes.
Von 59 v. Chr. bis zur Völkerwanderungszeit gehörte Südtirol zum römischen Imperium. Aus dieser Zeit stammen zwar keine Städte aber zahlreiche Meilensteine und römische Straßenstationen etwa Sebatum im Pustertal, oder Sublavione im Eisacktal.
Zwischen dem 6. und 9. Jahrhundert wurde das Gebiet von den Bajuwaren besiedelt, die dort auf die Langobarden und die romanisierten Ureinwohner stießen. Wichtige Fundstellen aus dieser Zeit sind der Hügel von Kloster Säben bei Klausen, Castelfeder bei Auer und die Kirche St. Prokulus bei Naturns. Als Teil des Frankenreiches und später des Heiligen römischen Reiches Deutscher Nation erlangte es strategische Bedeutung, weil seine Straßen nach Italien führten. Große Teile des Landes wurden 1004 und 1027 den Bischöfen von Trient und Brixen geschenkt. Nachdem aber deren Verwalter (Vögte), die Grafen von Tirol (vgl.: Meinhard II.), das Land unter ihre Herrschaft gebracht hatten, erhielt das Territorium zusammen mit den Talschaften nördlich des Brenners den Namen Tirol. Südtirol ist eine der Gegenden mit den meisten Burgen in Europa, darunter die besonders berühmten Anlagen Schloss Tirol, Schloss Runkelstein, Churburg, Burg Hocheppan und Burg Taufers.

1363 ging die Grafschaft durch Margarethe von Tirol (später Maultasch genannt) an die Habsburger über, die das Land fast durchgängig bis 1918 regierten.
1810 ging ein Teil des heutigen Südtirol zusammen mit dem gesamten Trentino erstmals an das kurzlebige Königreich Italien. 1813 wurde der italienische Teil Tirols von den Truppen des neuen Kaiserreiches Österreich besetzt[3]
1919, nach dem „großen Krieg“, wurde Südtirol von Italien annektiert, so wie es die Mächte der Entente in London 1915 (geheim) ausgemacht hatten, um Italien von der Neutralität auf ihre Seite zu ziehen. Der Vertrag von Saint-Germain besiegelte das Schicksal der Region. Die Machtergreifung der Faschisten in Italien 1922 führte zu Repressionen gegen die Tiroler bzw. deren Kulturgut. Nach dem Abkommen zwischen Mussolini und Hitler 1939 wählte die Mehrheit der deutschsprachigen Südtiroler die „Option“ für das Deutsche Reich und zehntausende verließen bis 1943 das Land als Umsiedler.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Paris ein Autonomiestatus für Südtirol ausgehandelt (Gruber-De-Gasperi-Abkommen), aber später nur zum Teil umgesetzt. Die italienische Einwanderungspolitik führte zu einer starken Zuwanderung aus den ärmeren Regionen Süditaliens, wogegen sich Widerstände in der einheimischen Bevölkerung aufbauten. Diese mündeten schließlich (ab 1957) in einen bewaffneten Widerstandskampf (Befreiungsausschuss Südtirol BAS), der von den Italienern als terroristische Bedrohung ihres Staates bekämpft wurde. Durch die Intervention Österreichs vor dem Rat der UN wurde die Südtirol-Frage einer diplomatischen Lösung im Rahmen einer Autonomielösung innerhalb des italienischen Staates zugeführt. Seitdem besitzt das Land eine weitgehende Autonomie und konnte sich zu einer wohlhabenden Region in Europa entwickeln.
Autonomie
- Hauptartikel: Südtirol-Paket
Südtirol ist, zusammen mit dem Trentino, die einzige italienische Provinz, die mit Gesetzgebungsbefugnissen ausgestattet ist, und wird dementsprechend auch von der italienischen Verfassung als autonome Provinz Bozen anerkannt. Dem Land ist es vorbehalten, auch gegenüber dem Staat, Gesetze in Sachen: Landesämter, Raumordnung, Handwerk, Messen und Märkte, Jagd und Fischerei, Kommunikations- und Transportwesen, Fremdenverkehr und Gastgewerbe, Landwirtschaft, Kindergärten, Schulbau zu erlassen. Dabei handelt es sich lediglich um einen Auszug der südtiroler Zuständigkeiten.
Um die Selbstverwaltung zu ermöglichen, ist Südtirol auch mit finanziellen Mitteln versorgt. Etwa 90% der vom Staat eingetriebenen Steuern fließen in die Landeskassen zurück, von der Mehrwertsteuer bis hin zur Einkommens- und Körperschaftssteuer. Dafür muss das Land Funktionen wahrnehmen, wie das Schul-, Gesundheits- und Verkehrswesen, die im übrigen Italien vom Staat ausgeübt werden, und diese auch finanzieren.
Politik
Die politischen Geschicke Südtirols werden seit Ende des Zweiten Weltkrieges von der Südtiroler Volkspartei bestimmt. Die Sammelpartei aller deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler verfügt seitdem über die absolute Mehrheit der Sitze im Landtag. Nach dem Kommunalwahlen vom 8. Mai 2005 stellt die SVP den Bürgermeister in 107 der 116 Gemeinden des Landes. In den Gemeinden, in denen die italienischsprachige Sprachgruppe stark vertreten ist, trat die Volkspartei im Bündnis mit der gemäßigten Democrazia Cristiana auf, seit den 1990er Jahren ist das italienische Mitte-Links Lager ihr Verbündeter. Weitere Parteien, welche die deutschsprachigen Wähler ansprechen, sind die Union für Südtirol, Die Freiheitlichen und die neugegründete Südtiroler Freiheit.
Die stärkste Partei unter den italienischsprachigen Wählern ist heute die Alleanza Nazionale, insgesamt die zweitstärkste Partei des Landes. Vor den Politskandalen der 1990er Jahre waren mal die Democrazia Cristiana, mal das neofaschistische Movimento Sociale Italiano meistgewählte Parteien der Sprachgruppe. Unmittelbarer Ableger letzterer Partei ist die rechtsradikale Unitalia. In Südtirol bedeutungslos ist die sonst in Norditalien starke Lega Nord.
Unter den Ladinern ist ebenfalls die SVP wichtigste Kraft. Die Ladins-Moviment Politich Ladins sind im Landtag nicht vertreten.
Die Grünen sprechen Wähler aller drei Sprachgruppen an. Stimmenmäßig sind sie die drittstärkste Kraft.
Landtag
Der Südtiroler Landtag (it.Consiglio provinciale) ist das Parlament der Autonomen Provinz. Das Autonomiestatut verleiht dem Landtag besondere Befugnisse und Kompetenzen.
Im Landtag sind 35 Abgeordnete vertreten, die alle 5 Jahre gewählt werden. Die Landtagsabgeordneten sind zugleich Mitglieder des übergeordneten Regionalrates (Consiglio regionale) der Region Trentino-Südtirol.
Die Mandatsverteilung gemäß den Landtagswahlen 2003 (XIII. Legislaturperiode):
- Südtiroler Volkspartei (SVP) (Sammelpartei; Deutsche und Ladiner): 21 Sitze
- Alleanza Nazionale (konservativ-nationalistisch; Italiener): 3 Sitze
- Grüne-Verdi-Vërc (grün): 3 Sitze
- Union für Südtirol (rechtsgerichtet; Deutsche): 2 Sitze
- Die Freiheitlichen (rechtsgerichtet; Deutsche): 2 Sitze
- Gemeinsam Links-Frieden und Gerechtigkeit (sozialdemokratisch): 1 Sitz
- Forza Italia (konservativ; Italiener): 1 Sitz
- Unione Autonomista: Il Centro – Margherita (Zentrum-autonomistisch; Italiener): 1 Sitz
- Unitalia (rechtsextrem; Italiener): 1 Sitz
Landesregierung
Die Landesregierung (Giunta provinciale) mit einem Landeshauptmann (Presidente) an der Spitze besteht aus seinen Stellvertretern, die jeweils der deutschen und der italienischen Sprachgruppe zugehörig sind und aus den Landesräten. Die Anzahl ihrer Mitglieder wurde im März 1989 von bisher vierzehn (einschließlich Landeshauptmann) auf elf reduziert. Der Landeshauptmann und die Landesräte werden vom Landtag in geheimer Wahl (aus den eigenen Reihen) gewählt. Die sprachgruppenmäßige Zusammensetzung muss jener im Landtag entsprechen. Durch das Verfassungsgesetz Nr. 2/2001, das seit Februar 2001 in Kraft ist, hat Südtirol die freie Wahl der Regierungsform (z. B. Direktwahl des Landeshauptmannes)
Derzeitiger Landeshauptmann ist Luis Durnwalder von der Südtiroler Volkspartei (SVP), der schon seit 1989 der Landesregierung vorsteht. Seine Vertreter sind seit 2003 Otto Saurer (SVP) (Ressort „Deutsche und ladinische Berufsbildung, deutsche Schule“) und Luisa Gnecchi (Centrosinistra/Mitte-Links-Projekt) (Ressort „Arbeit, italienische Schule, italienische Berufsbildung und Innovation“).
Landeshauptleute Südtirols
- 1952–1956: Karl Erckert
- 1956–1960: Alois Pupp
- 1960–1989: Silvius Magnago
- Seit 1989: Luis Durnwalder
Wirtschaft
Per Stichtag 22. Oktober 2001 existierten in Südtirol 51.207 Arbeitsstätten mit insgesamt 207.380 Mitarbeitern. Dies ist ein Zuwachs von 27.300 oder 15,2 % im Vergleich zu 1991.
Südtirol produziert auf 18.000 Hektar rund 10 % der in der EU angebauten Äpfel. Das entspricht 2 % der Weltproduktion.
Daneben ist Südtirol ein traditionsreiches Weinbauland. Die bedeutendsten Sorten sind Vernatsch und Weißburgunder. Besonders in den letzten 20 Jahren hat es sich als eine der besten Weißweinregionen Italiens einen Namen gemacht – insbesondere mit der Sorte Gewürztraminer. Dabei steht Südtirol besonders für trockene und fruchtige Weißweine. Zuletzt erfreute sich auch die autochtone Rotweinsorte Lagrein großem Interesse. Südtirol gehört mit ca. 5.100 ha zu den kleinsten italienischen Weinbauregionen (weniger als 1 % der Gesamtfläche). Gemessen an der Anzahl der Auszeichnungen ist es jedoch regelmäßig unter den besten 5 Regionen Italiens anzutreffen.
Der Tourismus spielt eine zentrale Rolle in der Wirtschaft des rohstoffarmen Gebietes. Besonders in der Umgebung um Meran und nahe den Wintersportzentren hat sich in den letzten hundert Jahren ein florierender Fremdenverkehr etabliert. Einst wegen der Kurorte und des milden Klimas stark besucht, sind zunehmend „Aktiv-Urlaub“ und Skiurlaub wichtige Wirtschaftszweige.
In den letzten Jahren haben sich außerdem viele Unternehmen etabliert. So etwa Leitner im Seilbahnbau, Salewa in der Wintersportbekleidung, Loacker in der Lebensmittelbranche und das Logistikunternehmen Fercam. Überdies unterhalten zahlreiche Unternehmen aus Deutschland ihre italienischen Zweigstellen in Südtirol. Für die Zukunft hat sich das Land die verstärkte Förderung von Innovationen vorgenommen, um damit den Wohlstand zu sichern und auszubauen. Im Jahr 2004 lag die Forschungsintensität bei 0,45 % (Ausgaben für Forschung und Entwicklung bezogen auf das BIP), während sie im Gesamtstaat Italien mit 1,1 % oder Deutschland mit 2,5 % deutlich höher war.[4] Dieses Ziel soll durch forschungs- und bildungsichernde Institutionen wie die Universität und die Europäische Akademie in Bozen erreicht werden.

In Südtirol gibt es ca. 13.000 Handwerksbetriebe mit 80 verschiedenen Handwerksberufen.
Die Energiewirtschaft spielt eine hervorragende Rolle in der Umweltbilanz Südtirols, welche natürlich durch die geographischen Gegebenheiten begünstigt wird. Biomasse, Wasserkraft und Solaranlagen sowie eine Vorreiterrolle in der Gebäudeisolierung führen zu besonders umweltfreundlichen Wirtschafts- und Wohnräumen.
Die Arbeitslosenquote liegt zur Zeit (2006) bei 1,9 % der Männer und bei 3,6 % der Frauen. Die Gesamtarbeitslosigkeitsquote beträgt 2,6 % und somit herrscht Vollbeschäftigung.[5] Die Jugendarbeitslosigkeit der 15-24-Jährigen ist in Südtirol mit 7,2 % trotz der insgesamt guten Arbeitsmarktzahlen relativ hoch – wie in Italien allgemein – und stellt eines der wenigen Probleme auf dem Arbeitsmarkt dar.
Das BIP pro Kopf liegt 2004 bei etwa 31.000 €. Damit ist Südtirol die nach der Lombardei zweitreichste Region Italiens. Auch kaufkraftbereinigt gehört Südtirol zu den reichsten Regionen (NUTS 2-Ebene) der europäischen Union; das Wohlstandsniveau liegt bei einem Index von 140,2 (EU27 = 100).[6] Allerdings ist Südtirol im EU-Vergleich in den vergangenen Jahren wegen eines vergleichsweise schwachen Wirtschaftswachstums (2005: real +0,6 %) deutlich zurückgefallen, wie der Rückgang des Index von etwa 160 im Jahr 2000 auf geschätzte 136 im Jahr 2005 zeigt.[7]
Die guten makroökonomischen Zahlen dürfen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die durchschnittlichen Einkommen in Südtirol niedriger sind als im Bundesland Tirol: ein Arbeiter bekommt jährlich fast € 1.000 weniger, bei einer Arbeitnehmerfamilie mit zwei Kindern ist das Jahresnettoeinkommen im Bundesland Tirol sogar um € 2.497 höher als in Südtirol. Bei den Rentnern ist der Unterschied noch signifikanter: 734 € beträgt die südtiroler Durchnschnittsrente im Monat, gegen 950 € in Nord- und Osttirol.
Als problematisch gilt auch die italienische Steuerpolitik, vor allem was die Belastung von Unternehmen angeht. Etliche südtiroler Unternehmen haben ihren Sitz schon nach Österreich verlegt, weitere, darunter Salewa und Fercam, ziehen diesen Schritt in Erwägung [8].
Infrastruktur
Südtirol ist ein wichtiger Verkehrsknoten zwischen Italien und Mitteleuropa. Bedeutendste Verkehrsader ist die Brennerautobahn A22, welche den Alpenhauptkamm in etwa 1375 Metern Seehöhe überschreitet.
Der Zugverkehr führt ebenfalls über den Brennerpass. Die Brennerbahn verbindet München über Innsbruck mit Verona. Der im Bau befindliche Brennerbasistunnel (BBT) wird voraussichtlich im Jahr 2020 mit einer Länge von 55 km (ohne Umgehungstunnel Innsbruck) der zweitlängste Tunnel der Welt nach dem Gotthard-Basistunnel. Zu den Eisenbahnstecken gehören auch die Pustertalbahn und die Vinschgerbahn, von 1992 bis 2005 außer Betrieb und seitdem direkt von Land betrieben. Die Rittnerbahn ist eine Schmalspurbahn, die das Hochplateau des Ritten bei Bozen erschließt.

Die Mendelbahn ist eine Standseilbahn. Sie führt aus dem Ort Kaltern hinauf auf den Mendelpass.
Medien
Die älteste und verbreitetste Tageszeitung ist die in deutscher Sprache verfasste Dolomiten (Zeitung), gefolgt (Gründungsjahr und Auflage) von der in italienischer Sprache verfasste Alto Adige – Corriere delle Alpi. Weiters gibt es noch den Lokalteil des Corriere della Sera (Corriere dell’Alto Adige), der aus der Tageszeitung Il Mattino dell’Alto Adige hervorgegangen ist und die kleinere Neue Südtiroler Tageszeitung.
Unter den Wochenblättern sind die ff – Südtiroler Wochenmagazin, das Katholische Sonntagsblatt, Il Segno und die Südtiroler Wirtschaftzeitung zu nennen. Der FF Media-Verlag gibt außerdem noch das Wirtschaftsmagazin Südtirol Panorama heraus, das 10 Mal im Jahr erscheint.
Unter den Rundfunkanstalten ist besonders der öffentlich-rechtliche Rai Sender Bozen hervorzuheben, der sein Radio- und Fernsehprogramm in allen drei Landessprachen ausstrahlt. Auch der ORF hat eine Außenstelle des Landesstudios Tirol in Bozen und strahlt die österreichischen Programme einschließlich Südtiroler Regionalfenster aus. Von der RAS (Rundfunk Anstalt Südtirol) werden auch die bundesdeutschen Programme Das Erste und das ZDF terrestrisch sowie das Schweizer Fernsehen SF 1 digital über viele Sendeanlagen ausgestrahlt. Zudem wird seit dem 14. Oktober 2005 SF zwei über das digitale terrestrische Fernsehen (DVB-T) ausgestrahlt, welches in Südtirol neben dem digitalen Radio (DAB) besonders gefördert wird. Über DAB werden in zwei landesweiten Ensembles folgende Sender ausgestrahlt: Rai Radio Uno, Rai Radio Due, Rai Radio Tre, Rai Sender Bozen, Ö1, Radio Tirol, Hitradio Ö3, FM4, Bayern 1, Bayern 2 Radio, Bayern 3, Bayern 4 Klassik, B5 aktuell, Radio Rumantsch, Radio Swiss Jazz und Radijojo. Noch dazu kommt das bis dato nur in Bozen zu empfangene Ensemble (DAB Media), wo alle privaten Südtiroler Radiosender verbreitet werden.
Zusätzlich gibt es eine lokale Fernsehanstalt (VB33) und zahlreiche Lokalradios [9].
Die Union Generela di Ladins, die Dachorganisation der Ladinerverbände, ist Herausgeberin einer Wochenzeitung in ladinischer Sprache, der Usc di Ladins (Stimme der Ladiner). Die Seiten, die jeweils einem Tal gewidmet sind, sind im jeweiligen Idiom verfasst.
Quellen
- ↑ Z.B. Alois Menghin: Aus dem deutschen Südtirol. Mythen, Sagen, Legenden und Gebräuche, Meinungen, Sprüche, Redensarten etc. Meran 1884
- ↑ Südtirols Grundschulen http://www.einwanderung-suedtirol.net/pdfnews/S%FCdtirols%20Grundschulen.pdf
- ↑ Michael Forcher, Tirols Geschichte in Wort und Bild; Innsbruck 1984, S. 139 -142
- ↑ Südtiroler Landesinstitut für Statistik: Indikatoren der Lissabonner Strategie – Innovation und Forschung http://www.provinz.bz.it/pressnotes/module/pres_getimg.asp?imgID=282945
- ↑ Erwerbstätige und Arbeitssuchende in Südtirol, http://www.provinz.bz.it/pressnotes/module/pres_getimg.asp?imgID=271835
- ↑ Regionales BIP pro Kopf der EU27, http://www.eds-destatis.de/de/press/download/07_02/023-2007-02-19.pdf
- ↑ Indikatoren der Lissaboner Strategie – Wirtschaftlicher Hintergrund, http://www.provinz.bz.it/pressnotes/module/pres_getimg.asp?imgID=269588
- ↑ Italiens Firmen wollen nach Österreich http://derstandard.at/?url=/?id=3006010
- ↑ Liste von Lokalradios
Literatur
- Josef Fontana u.a.: Geschichte des Landes Tirol. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 1988 ff.
- Von den Anfängen bis 1490. 1985, ISBN 88-7014-390-2.
- Die Zeit von 1490 bis 1848. 1986, ISBN 88-7014-417-8.
- Die Zeit von 1848 bis 1919. 1987, ISBN 88-7014-454-2.
- Die Zeit von 1918 bis 1970. 1988, ISBN 88-7014-473-9.
- Gottfried Solderer u.a. (Hrsg.): Das 20. Jahrhundert in Südtirol. Edition Raetia, Bozen 1999 ff.
- Abschied vom Vaterland. 1909-1919. 1999, ISBN 88-7283-130-X.
- Faschistenbeil und Hakenkreuz. 1920-1939. 2000, ISBN 88-7283-148-X.
- Totaler Krieg und schwerer Neubeginn. 1940-1959. 2001, ISBN 88-7283-1520-X.
- Autonomie und Aufbruch. 1960-1979. 2002, ISBN 88-7283-183-0.
- Zwischen Europa und Provinz. 1980-2000. 2000, ISBN 88-7283-204-7.
- Rolf Steininger: Südtirol. Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart. Studien-Verlag, Innsbruck 2003, ISBN 3-7065-1348-X.
Weblinks
- Südtiroler Bürgernetz
- Südtirol-Handbuch – umfassende Darstellung der Geschichte, des politischen Systems und der Gemeinden (pdf, 2MB)
- Südtiroler Dialekt
- www.geschichte-tirol.com
- Dokumentation zur Geschichte Südtirols
- Internet-Verzeichnis Südtirols
- Südtirols Landesinstitut für Statistik