Joseph Conrad
Joseph Conrad (Geburtsname Józef Teodor Nałęcz Konrad Korzeniowski) (* 3. Dezember 1857; † 3. August 1924 Oswalds nahe Canterbury, England) war ein Schriftsteller.
Conrad war der Sohn polnischer Eltern in der Ukraine, unter russischer Besatzung. Aufgrund polnisch-patriotischer Aktivitäten wurde sein Vater 1863 nach Sibirien verbannt, wohin ihn Ehefrau und Sohn begleiteten. Nach dem Tod seiner Mutter 1865 und seines inzwischen zermürbten und nach Krakau entlassenen Vaters 1869 hatte sein Onkel Tadeusz Bobrowski das Sorgerecht.
1874 ging Conrad nach Frankreich, um Seemann zu werden. 1886 wurde er Britischer Staatsbürger. Er war 1888 Kapitän der „Otago“, und diente auf einer Reihe anderer Schiffe. Diese Seeerlebnisse bilden den Hintergrund seines Werkes.
Conrad begann etwa 1890 zu schreiben. Als Kapitän eines Flussdampfers an den Stanley-Fällen bekam er schweres Fieber und musste in einem Kanu an Land gebracht werden. Das Kanu kenterte, aber Conrad wurde gerettet. Damals hatte er die Anfangskapitel seines ersten Romans bei sich. Das Fieber verließ ihn nie mehr, ein letzter Versuch 1893, auf See wieder zu gesunden, misslang.
Es ist bemerkenswert, dass er auf Englisch, seiner dritten Sprache, schrieb; seine Werke zählen zu den Meisterwerken englischer Literatur.
Seine Erzählungen Lord Jim und Heart of Darkness, an deren letztere der Film Apocalypse Now angelehnt ist, gelten heute als seine bekanntesten Texte. Besonders ist „Herz der Finsternis“ auch in letzter Zeit im Rahmen der literatur- und kulturwissenschaftlichen Diskurse zu den Themen Postmoderne und Postkolonialismus häufig diskutiert und neuartig interpretiert worden.
Einige seiner Werke sind auf Englisch im Project Gutenberg vorhanden.
Werke
- Almayer's Folly (1895), dt. "Almayers Wahn" oder "Almayers Luftschloss" (Luftschloss)
- An Outcast of the Islands, dt. "Der Verdammte der Inseln"
- The Informer: An Ironic Tale
- The Anarchist: A Desperate Tale
- The Nigger of the "Narcissus" (1897), dt. "Der Nigger von der Narcissus"
- Tomorrow
- Victory
- The Secret Sharer
- Nostromo (1904)
- Lord Jim (1900)
- The Secret Agent, dt. "Der Geheimagent"
- Typhoon (1902)
- A Personal Record
- Youth
- Twixt Land and Sea
- The Mirror of the Sea, dt. "Der Spiegel der See"
- Within the Tides
- Amy Foster
- End of the Tether
- Falk
- The Shadow Line, dt. "Die Schattenlinie"
- Under Western Eyes, dt. "Mit westlichen Augen"
- Tales of Unrest
- The Arrow of Gold
- Chance
- The Rover
- Heart of Darkness (1902), dt. "Herz der Finsternis"
- The Inheritors (zusammen mit Ford Madox Ford)
- Romance (zusammen mit Ford Madox Ford)
Zeugnisse
- Conrads Bücher sind voll visionärer Augenblicke. Sie beleuchten ganze Charaktere mit einem Schlag. Man spürt, dass er nicht schlecht schreiben konnte, dass er um sein Leben schrieb. Virginia Woolf
- Joseph Conrad ist in meinen Augen einer der größten Erzähler und - wenn man ihn zu den englischen Schriftstellern zählt - einer der sehr wenigen wirklichen Romanciers, die England besitzt... Er besaß jedoch eine Art Reife und politische Einsicht, die man bei einem geborenen englischen Schriftsteller wohl zu jener Zeit vergeblich gesucht hätte. George Orwell
- Mehr noch als Kipling wurde er, der Fremde, der Deuter des Besten, das in der englischen Seele Liegt. Seine herrlichsten Erzählungen schildern den Kampf des Menschen mit dem Meere, jenen jahrhundertealten Wettstreit, der den englischen Charakter geformt hat. Mehr noch als der Dichter des Meeres ist er der Künstler der Tugenden, die das Meer erzeugt. Die Norm, die er aufstellt - und darin steht er Anton Tschechow sehr nahe -, ist ein tätiger Pessimismus. André Maurois