Stiebritz
Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde
Stiebritz ist ein Ortsteil der Gemeinde Hainichen in Thüringen.
Geographie
Geographische Lage
Stiebritz befindet sich auf der Ilm-Saale-Platte im Saale-Holzland-Kreis. Die Stadt Jena liegt ca. 12 km entfernt. Nach Weimar sind es 25 km und zur Landeshauptstadt Erfurt 50 km. Durch den Ort verläuft die Landstraße L 2301. Die nächtsgelegene Bundesstraße ist die B 88 6 km östlich im Saaletal und die nächste Autobahn die A 4 (16 km südlich).
Gemeinde Saaleplatte (Ortsteil Stobra) (3 km) | Gemeinde Saaleplatte (Ortsteil Kösnitz) (1,5 km) | Gemeinde Zimmern (2 km) | |
![]() |
Hainichen (2 km) | ||
Gemeinde Lehesten (2,5 km) | Gemeinde Lehesten (Ortsteil Nerkewitz) (1 km) | Gemeinde Neuengönna (5 km) |
Entfernungsangaben beziehen sich auf die Entfernung durch die kürzeste Straßenverbindung bis zum Ortszentrum.
Stiebritzer Gemarkung
Das zu Stiebritz gehörende Gebiet besteht größtenteils aus fruchtbaren, flachen Ackerflächen der Ilm-Saale-Platte mit einigen tieferen Einsenkungen zum Gönnatal hin. An wenigen feuchten Stellen befinden sich Wiesen. Zur Gemarkung gehört aber auch ein steiler Abschnitt zwischen dem Hainicher Forst und dem Gönnerbach. Diese meist bewaldeten Kalkhänge bilden einen Teil des Nerkewitzer Grundes. Weithin sichtbar wird die Flurgrenze durch drei Grenzpappeln jeweils an der Straße nach Nerkewitz, nach Zimmern und am Weg nach Kösnitz. Die höchste Erhebung ist die Stiebritzer Höhe mit 320 m ü. NN.
Geschichte
Mittelalter
Die erste urkundliche Erwähnung von Stiebritz erfolgte 1156, in der Albrecht, Markgraf der Nordmark, beurkundet, dass sein Vasall Adalbert von Lobeda dem Kloster Heusdorf einen Teil des Waldes bei dem Dorf Stiebritz teils geschenkt, teils verkauft habe. Bei diesem Wald handelt es sich vermutlich um den heutigen Hainicher Forst.[1]
Der Ort wurde ursprünglich als Rundling angelegt. Später haben sekundäre Bauten, wie z. B. die Kirche und eine Verdichtung der Gebäude durch Hofteilungen, zur Veränderung der Dorfstruktur geführt. [2]
Für die Herkunft des Ortsnamens gibt es zwei verschiedene Varianten:
- Eine Herleitung aus dem slawischen „Zdeborici“ in Anlehnung an den Personennamen „Zdebor“, da Stiebritz 1156 erstmals als „Stebricze“ bezeichnet wurde. [3]
- Der Name bedeutet Ort bei der Säule oder Turm, da Stobra (Nachbarort) Ort bei der Säule oder Turm bedeutet und Säulen bzw. kleinere Türme an dem alten Heerweg nach Dornburg gestanden haben konnten. [4]
Westlich von Stiebritz liegt die Wüstung Lichtendorf. Der Ort wurde vor 1450 aufgelöst und könnte im Sächsischen Bruderkrieg zerstört worden sein. [3] Später wurde die Flur zwischen Nerkewitz und Stiebritz aufgeteilt. Noch heute existieren die Flurnamen „In Lichtendorf“ und „Im Lichtenanger“.
Neuzeit
Nur wenige Kilometer von Stiebritz entfernt fand am 14. Oktober 1806 die Schlacht bei Jena statt. So waren in der Nacht zuvor Sächsische Reiter im Ort sowie in Zimmern und Hainichen einquartiert, u. a. auch Premierleutnant Wilhelm August von Bissing, dessen Denkmal bei Rödigen steht. Von der Schlacht selbst ist Stiebritz nicht berührt worden, aber danach wird von Plünderungen der Franzosen berichtet. [5]
Spätestens seit 1869 gehört Stiebritz zum Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Der Ort wurde 1910 elektrifiziert.Durch die Lebensmittelknappheit im Ersten Weltkrieg stiegen die Preise für Nahrung erheblich an. 8 Männer des Dorfes ließen im Kampf ihr Leben. Russische und Französische Kriegsgefangene mussten bei der Landwirtschaft helfen.
Der Ort gehörte 1925 zum Kreis Jena-Roda, 1927 zum Kreis Stadtroda. 1935 brannten zwei Stiebritzer Höfe fast vollständig nieder, andere wurden beschädigt. Im Zweiten Weltkrieg sind 10 Einwohner gefallen, zahlreiche Umsiedler kamen seit 1945 zeitweise oder für immer ins Dorf. Ab 1952 gehört Stiebritz zum Landkreis Jena-Land. Am 1. Februar 1969 werden die ehemaligen Gemeinden Stiebritz und Hainichen zu einer politischen Gemeinde zusammengefasst. Im Jahr 1957 wurde die erste Stiebritzer LPG gegründet, 1958 das Kulturhaus eingeweiht. Bis 1976 und 1995 bis 1998 fanden umfangreiche Dorferneuerungen statt. 2006 war das große Festjahr zum 850-jährigen Ortsjubiläum.
Entwicklung der Einwohnerzahl seit 1869
|
|
Kultur und Sehenswertes
Kirche
Die heutige Stiebritzer Dorfkirche wurde 1722 eingeweiht. Auf dem westlichen Teil des Langhauses steht ein hölzerner Turm, der nach oben ins Achteck übergeht. Vor 1977 und wieder seit 2006 bildet eine doppelte Schweifkuppel mit offener Laterne den Abschluss. Die einzige Kirchenglocke stammt aus dem 15. Jahrhundert. In der Kirche befindet sich ein barocker, schmuckvoll gestalteter Kanzelaltar, Emporen sowie eine Orgel aus dem Jahre 1858.
Grundschule „Talblick“
Der 1975 fertiggestellte Schulbau mit Turnhalle war als eine POS errichtet worden und konzentrierte die schulischen Einrichtungen im Einzugsgebiet Gönnatal auf ein Gebäude. Nach der Wende wurde sie zu einer staatlichen Grundschule umgewandelt.
Organisationen und Vereine
- FFW Stiebritz
- IG Backofen
Bilder
-
Dorfplatz mit Kirche und Backofen
-
im Hintergrund Stiebritz (Grundschule links), im Vordergrund Nerkewitz
Weblinks
Quellen
- ↑ Jacob, Hugo: Chronik von Stiebritz - Eine Dorfgeschichte aus der Heimat, Kreisarchiv des Saale-Holzland-Kreises, Gemeinde Hainichen mit Ortsteil Stiebritz, Sammlung 10
- ↑ Brogiato, Heinz Peter und Grundmann, Luise: Mitteldeutschland in frühen Luftbildern, Lehmstedt Verlag, Leipzig 2005, ISBN 978-3-937146-20-1
- ↑ a b c Kreisarchiv des Saale-Holzland-Kreises - Gemeinde Hainichen mit Ortsteil Stiebritz Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag. Der Name „Kreisarchiv des Saale-Holzland-Kreises“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ Aufzeichnungen des Pfarrers Hanfried Victor zum Dorfgeschichtsabend am 18.09.1981
- ↑ Heimatglocken für Hainichen, Stiebritz und Zimmern, Ausgabe Mai und Juni 1913