Zum Inhalt springen

Chilperich I.

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Oktober 2004 um 12:43 Uhr durch Geos (Diskussion | Beiträge) (passt bitte bei Verlinkungen auf, das es auch entsprechende Artikel gibt und nicht zu völlig anderen Personen und Zeiten verlinkt wird). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Chilperich I., (* um 537 - † Herbst 584, ermordet), merowingischer König in Neustrien von 561/567 - 584, Residenz: Chelles bei Paris.

Jüngster Sohn des Frankenkönigs Chlothar I. aus seiner 4. Ehe mit Arnegunde.

Verheiratet mit:

  1. Audovera (* um 540 - † 580, ermordet),
  2. Gailswintha, Tochter des Westgoten-Königs Athanagild (*um 550 - † 567, erdrosselt),
  3. Fredegunde (* um 545 - † 597)

Kinder aus der 1. Ehe:

  • Theudebert (* ? - † 575, gefallen);
  • Merowech, Unterkönig (* ? - † 577, ermordet (von Fredegunde));
  • Chlodwig, Unterkönig zu Tours (* ? - † 580, ermordet (von Fredegunde));
  • Basine, ab 580 Nonne in der Abtei Poitiers.

Kinder aus der 3. Ehe:

Nach dem Tod des Alleinherrschers Chlothar I. (561) bemächtigte sich Chilperich zuerst des Bereichs um Paris sowie des Thronschatzes, woraufhin seine Brüder aus früheren Ehen des Chlothar eingriffen und nach Merowingersitte das Reich unter seinen Söhnen aufgeteilt wurde. Chilperich erhielt dabei das Teilreich von Soissons. Nach dem Tod von Charibert I. (567) von Paris bekam Chilperich dessen Küstengebiete zugesprochen. Er versuchte sogleich, seine räumlich getrennten Gebiete zu verbinden und besetzte Tours und Poitiers.

Im Bündnis mit Guntram I. von Orleans gegen Sigibert I. von Reims, der durch Kämpfe gegen die Awaren gebunden war, kämpfte er in diesem Bruderkrieg zunächst erfolgreich, wurde aber dann immer weiter zurückgedrängt.

Die Gegnerschaft zu Sigibert hatte auch einen familiären Hintergrund: dieser heiratete ca. 566 Brunichild, Tochter des Westgotenkönigs Athanagild; Chilperich wiederum hatte deren Schwester Gailswintha etwa ein Jahr später geheiratet, ließ sie aber bereits kurz danach umbringen um seine Geliebte Fredegunde zu heiraten.

575 wurde Sigibert ermordet (wohl auf Chilperichs Befehl hin), Chilperich erfocht nun einen Erfolg nach dem anderen und hatte bald das ganze Charibert-Erbe seines Gegners erobert.

Nun wechselten die Fronten: Verbündet mit Austrasien, nach der dortigen Revolte gegen Sigiberts Witwe Brunichild (581), ging es nun gegen Gunthram. Auch hier war Chilperich erfolgreich, eroberte den Rest des Charibert-Erbes und residierte nun im eigentlich neutralisierten Paris. Da er bis dahin ohne überlebenden Sohn geblieben war, setzte er im Rahmen dieses neuen Bündnisses seinen Neffen Childebert II. als Erben ein.

583 gab es einen erneuten Umschwung in Austrasien dem er durch ein Bündnis mit dem Westgotischen König Leovigild, besiegelt durch ein Verlöbnis seiner Tochter Rigundis mit Rekkared, Leovigilds Sohn, entgegentrat. Im Herbst 584 wurde Chilperich auf der Jagd ermordet, angeblich auf Betreiben seiner Frau Fredegunde und des Adels. Sein Sohn Chlothar II. war zu diesem Zeitpunkt erst wenige Monate alt, so brach Chilperichs Reich sogleich zusammen.

Der Chronist der Merowinger-Dynastie, Gregor von Tours bezeichnete Chilperich als "Nero und Herodes unserer Zeit", obwohl er durchaus auch dessen künstlerische Interessen und seine Gestzgebung würdigte. Insbesondere auch das frevelhafte Verhalten seine Geliebten und späteren Frau Fredegunde führte in der Einschätzung der Zeitgenossen zu den andauernden Bruderkriegen.

Die teils bizarre Familientragödie rund um die Schwestern Gailswintha und Brunichild sowie Fredegunde ging in die Nibelungensage ein.

Literatur

  • Dahn, Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899.
  • Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994.
  • Ewig, Eugen: Die fränkischen Teilungen und Teilreiche (511-613). Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz 1952.
  • Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. Stuttgart (Kohlhammer) 2001, Broschiert, ISBN 3170170449
  • Gregor von Tours: Hist. Fr. IV, 22-VI.
  • Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter. Anton Hirsemann Stuttgart 1972.
  • Werner, Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1995
  • Zöllner, Erich: Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck München 1970