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Maurice Papon

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Maurice Papon, geboren am 3. September 1910, ist ein französischer Politiker und früher ein Beamter des Vichy-Regimes, das im 2. Weltkrieg mit Nazideutschland kollaborierte.


Nach dem 2. Weltkrieg konnte er seine Vergangenheit als Nazikollaborateur verbergen und erfreute sich einer Karriere im öffentlichen Dienst als Chef der Pariser Polizei, und später als Finanzminister.

Maurice Papon war Polizeichef als nach einem friedlichen Marsch am 17. Oktober 1961, organisiert durch die algerische Befreiungsbewegung, eine grosse Zahl von Algeriern durch die Polizei in Paris getötet wurden. Die genaue Zahl der Opfer ist nicht genau bekannt, Historiker schätzen die Zahl auf 200.

Nach und nach wurde seine Mitverantwortung am Holocaust aufgedeckt. Sein Prozess begann 1997 nach langen juristischen Streit. Er wurde 1998 für schuldig befunden an der Mitwirkung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit und wurde zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt.

Der Prozess war der längste in der Geschichte Frankreichs. Für die Franzosen hatte er unterschiedliche Bedeutung, für einige war es die letzte Gelegenheit die Geschichte der Kollaboration vor Gericht aufzuarbeiten. Seine Arroganz, seine Verachtung für das Gericht, seine Weigerung sich zu entschuldigen oder Reue zu zeigen, verabscheuten viele Menschen.

Papon war für schuldig befunden, die Festnahme und Deportierung von 1560 Juden, darunter Kinder und alte Menschen, in der Zeit von 1942 bis 1944 angeordnet zu haben. Die meisten dieser Menschen wurden nach Auschwitz gebracht. Unter dem Vichy-Regime war er ein ranghoher Beamter in der Region Bordeaux und Inspektor des Dienstes für jüdische Fragen.

Eine der grundsätzlichen Streitfragen war die Frage nach der Verantwortung einer Person in einer Kette von Verantwortlichkeiten. Die Ankläger empfahlen eine 20 jährige Haftstrafe, obwohl eigentlich nur die lebenslange Haft in Frage käme für diese Art des Verbrechens.

1999 trat Papon die Haft an, aus der er bereits nach drei Jahren aufgrund seines Gesundheitszustandes entlassen wurde. Diese vielfach kritisierte Entscheidung war durch ein neues Haftverkürzungsgesetz für Häftlinge mit tödlichen Krankheiten oder bei Gefährdung der Gesundheit durch die Gefangenschaft ermöglicht worden. Papon war der zweite Mensch, der von diesem Gesetz profitierte.