Diskussion:Staatsmonopolistischer Kapitalismus
Ab wann?
Tach, vielleicht liegt es an meinem biblischen Alter, aber die Geschichte sollte mal etwas genauer recherchiert werden, mindestens Anfang der 70er wurde der Begriff schon benutzt.
Nach meiner Erinnerung wurde damals auch beispielsweise Hans-Ulrich Klose der StaMoKap zugerechnet. -- Klabauter 08:19, 19. Mai 2004 (CEST)
- Danke, das ist jetzt ja ein sehr ordentlicher Artikel geworden --Klabauter 12:57, 15. Jun 2004 (CEST)
- Kann man ein ungefähres "Geburtsdatum" bzw. Geburtsjahrzehnt für Stamokap nennen? Maikel 21:16, 11. Sep. 2007 (CEST)
Hilferding & Lenin
Öh, wie ich es gelesen habe hat Lenin lediglich abgekupfert - er ist eindeutig nicht der Erfinder der Stamokap Theorie wie es hier im Artikel steht. Es war Rudolf Hilferding der die Theorie ausgearbeitet hat und an der sich Lenin dann bloss bediente. Steht sogar angeblich im Lenin-Text. -- 131.173.252.9 18:15, 9. Mai 2005 (CEST)
Naja, so stimmt's mit dem Hilferding-Lenin-Verhältnis nicht. Hilferding hat 1910 ein Buch mit dem Titel "Das Finanzkapital" veröffentlicht, worin er einige neue Entwicklungen im Kapitalismus umreißt: u.a. die Herausbildung eben des Finanzkapitals und tendenziell einer imperialistischen Systematik. Was Lenin mehr oder minder bei Hilferding "entlehnt" hat (eigentlich: worauf er aufgebaut hat), war eben dieser Finanzkapital-Begriff im Sinne eines miteinander verwachsenen monopolistischen Industrie- und Bankkapitals. Dieses Finanzkapital ist jedoch nur einer von fünf zentralen Punkten in Lenins Imperialismusdefinition - und nicht unbedingt das Wichtigste daran. Wenn Hilferding das Finanzkapital als erster so benannt hat und andere dann seine Begrifflichkeit übernehmen, dann hat das nichts mit "abkupfern" zu tun, sondern mit einer einheitlichen marxistischen Terminologie, die dem allgemeinen Verständnis dienen soll. Sonst müsste man ja alle von Rosa Luxemburg, über Otto Bauer, Leo Trotzki, August Bebel, Clara Zetkin, Wilhelm und Karl Liebknecht bis hin zu Mao Tse-tung und Che Guevara des "Abkupferns" bei Marx und Engels bezichtigen ;-)
Hingegen der Begriff "staatsmonopolistischer Kapitalismus" (aber nicht die lustige Abkürzung "Stamokap" - die gibt's nämlich nur im Deutschen) ist originär von Lenin "erfunden" - diesen Begriff hat Hilferding nie verwendet. Der Begriff taucht erstmals 1917 bei Lenin auf (in "Staat und Revolution" sowie einem neuen Nachwort zum "Sozialdemokratischen Agrarprogramm von 1905") und bezeichnet das strukturelle Verwachsen von ökonomischer Monopol- und politischer Staatsmacht. Eine gesamte "Stamokap-Theorie" in diesem Sinne wurde sowieso erst nach Lenins Tod ausformuliert, der 1917/18 ja lediglich die Umrisse für die Ergänzung seiner eigenen Imperialismustheorie von 1916 vermerkt hat. Da aber der Stamokap im Sinne der Stamokap-Theorie nur eine Phase des Imperialismus (also im Imperialismus) ist, ist auch Lenins Imperialismustheorie - da verwendet er den Stamokap-Begriff noch nicht - integraler Bestandteil der Stamokap-Theorie, die die ursprüngliche Imperialismustheorie gewissermaßen teilweise präzisieren und aktualisieren soll.
Mit den konkreten Inhalten der Stamokap-Theorie und v.a. der damit verbundenen spezifischen sozialistischen Strategie hat der Hilderding nix am Hut. Der Austromarxist (!) Hilferding würde sich schön bedanken, wenn man ihm die Urheberschaft der Stamokap-Theorie anlasten würde ;-) Insofern passt's meines Erachtens schon so, wie es im Artikel steht.
- Mag sein, leider habe ich (bisher) keines der beiden Bücher gelesen, von daher verlasse ich mich mal auf dein Urteil. Allerdings kommt mir Hilferding in dem Artikel zu schlecht weg. Da steht etwas von, dass Hilferding "einen Beitrag geleistet" hätte, wobei er dann doch eher den Grundstein dazu gelegt hat. Meine 2 Cent -- 131.173.252.9 23:10, 11. Mai 2005 (CEST)
- Ich glaube nicht, dass der Hilferding schlecht wegkommt. Ich würde es im Gegenteil für völlig "unfair" halten, Hilferding über den grundsätzlichen "Beitrag zur Imperialismusanalyse" hinaus in Verbindung mit der Stamokap-Theorie zu bringen. Ich würde meinen, er hat nicht DEN Grundstein für spätere Imperialismustheorien gelegt, sondern EINEN Grundstein. Grundsätzliche Ansichten zum Monopolkapitalismus und zum erst entstehenden Finanzkapital bzw. zur Finanzoligarchie (dort: "Finanzaristokratie") gibt's schon im dritten Band des Kapitals von Marx (mit Ergänzungen von Engels bezüglich Monopolisierung). Und sowohl Hilferdings Analyse als auch seine "Strategie" (siehe z.B. Organisierter Kapitalismus) widersprechen sowohl der Stamokap-Analyse als auch der antimonopolistischen Strategie, die ebenso Bestandteil der Stamokap-Theorie ist. Wie gesagt hat Hilferding 1910 Betrachtungen zu neuen Entwicklungen im Kapitalismus zusammengefasst (ebenso wie 1913 Rosa Luxemburg). Er selbst gibt seinem Buch "Das Finanzkapital" ja einen Untertitel, der darauf hinweist: "Ein Studie über die jüngste Entwicklung des Kapitalismus". D.h., Hilferding betrachtet diese Entwicklungen nicht als neues Stadium des Kapitalismus, sondern als neue Methoden des Finanzkapitals - er hat also keine konkrete Imperialismustheorie aufgestellt. Für Hilferding gibt es eine imperialistische Methodik der Politik und Ökonomie (wie z.B. auch für Kautsky), für Lenin hingegen ist der Imperialismus (und der Stamokap) etwas signifikant Neues. Lenin hat alle Entwicklungen (nicht nur das Wirken des Finanzkapitals) in eine politisch-ökonomische Gesamtsystematik, also ein gesamtes Theoriesystem, gebracht und dieses neue Stadium des Kapitalismus als "Imperialismus" bezeichnet. Erst bei ihm gibt es eine klare Definition und eine historische Einordnung des Imperialismus. - Und die Stamokap-Theorie ist außerdem ja nicht unwesentlich ein Kind der marxistischen Wissenschaft in der UdSSR und später der DDR: daher gehört sie zum Bereich des Marxismus-Leninismus, mit dem Hilferding ja eher nix zu tun hat. Die Leute in der UdSSR und der DDR haben sich nicht auf Hilferding berufen, sondern auf Lenins Imperialismustheorie, die sich von Hilferdings Ansichten zum organisierten Kapitalismus und zum demokratischen Sozialismus klar unterscheidet bzw. sogar der Stamokap-Theorie in wesentlichen Punkten diametral entgegensteht ("Verwachsen von Monopol- und Staatsmacht" vs. "Neutralität des Staates im Klassenkampf", daher "Diktatur des Proletariats" vs. "demokratischer Sozialismus", daher auch "revolutionärer Bruch und Zerschlagung des bürgerlichen Staates" vs. "friedliches Hineinwachsen in den Sozialismus"). Insofern steht Hilferding z.B. dem berühmten "Linzer Programm" (1926, Otto Bauer) der österreichischen Sozialdemokratie und der wiederbelebten II. Internationale (Sozialistische Arbeiter-Internationale) natürlich wesentlich näher als den bolschewistischen/kommunistischen Parteien und der III. Internationale (Komintern). Kurz: man tut dem Hilferding glaube ich eher keinen Gefallen, ihn der ideologischen Vaterschaft des Marxismus-Leninismus zu bezichtigen.
=Einleitung
Hallo, ich habe die Einführung umgeschrieben mit dem Ziel dass auch der Laie eine Vorstellung bekommt, was das Lemma bedeutet, worum es es geht, wer betroffen war, und wann sich dit Janze abspielte. Ich hoffe die Änderungen gefallen. Falls nicht würde ich darum bitten den allgemeinverständlichen Charakter der Einleitung zu erhalten, Danke. Maikel 21:32, 11. Sep. 2007 (CEST)
Faszination Stamokap
Nebenbei, das faszinierende an Stamokap finde ich dass etwa Äußerungen von Ulrike Meinhof wieso die RAF bestimmte Ziele angegriffen hat überhaupt keinen Sinn machen, bis man sie durch die Stamokap-Brille sieht – dann machen es zwar immer noch keinen richtigen Sinn, aber man versteht schlagartig wovon sie spricht. Insofern ist das Wissen über Stamokap auch für gedunsene Stammtischler wichtig. Maikel 21:27, 11. Sep. 2007 (CEST)