Katharina Szelinski-Singer
Katharina Szelinski-Singer, geb. Singer (* 24. Mai 1918 in Neusassen bei Heydekrug, Memelland), ist eine deutsche Bildhauerin. Sie lebt seit 1945 in Berlin.
Die Künstlerin ist ausgebildete Steinbildhauerin und war Meisterschülerin von Richard Scheibe an der Berliner Hochschule der Künste. Kurz nach ihrem Studienabschluss Mitte der 1950er Jahre erhielt sie den Auftrag, für den Berliner Volkspark Hasenheide ein Denkmal zur Würdigung der Trümmerfrauen anzufertigen. Diese Skulptur ist bis heute ihr bekanntestes Werk im öffentlichen Raum. Nach kleineren Folgeaufträgen lebte sie von 1956 bis 1986 überwiegend von Restaurierungsarbeiten für das Schloss Charlottenburg.
Die „Außenseiterin“ des Kunstbetriebs[1] schuf während dieser Jahre ein eigenständiges bildhauerisches Werk, das bis 1987 weitgehend im privaten Bereich verblieb. Nachdem sie mit einzelnen Arbeiten an verschiedenen Gruppenausstellungen teilgenommen hatte, trat sie erst 1987/1988 wieder an die breitere Öffentlichkeit, als das Georg-Kolbe-Museum ihrem Werk eine erste größere Einzelausstellung mit 45 Exponaten widmete.
Katharina Szelinski-Singer arbeitete bevorzugt mit Naturstein. In ihrer rein figürlichen Arbeit stellte sie rund einhundert Skulpturen und Plastiken her. Sie schuf fast ausschließlich Frauenkörper und Frauenköpfe, die oft selbstbildnishafte Züge tragen oder durch biografische Themen bestimmt sind.
Leben
Vom Bauernhof zur Meisterschule in Posen
Katharina Singer wurde 1918 im letzten Kriegsjahr des Ersten Weltkriegs in Neusassen geboren. Das Dorf liegt im ostpreußisch-litauischen Grenzgebiet nahe der Stadt Heydekrug und gehörte zum ehemaligen Landkreis Heydekrug. Die Familie bewirtschaftete einen Bauernhof. Ihr Vater verstarb noch vor ihrer Geburt. 1920 heiratete die verwitwete Mutter erneut und die Familie übersiedelte in das ostpreußische Dorf Schernupchen (nach Umbenennung 1938 Kirschland) im Kreis Insterburg, wo ihr Stiefvater einen Bauernhof besaß. Von 1929 bis 1936 besuchte Katharina Singer das Königin-Luise-Lyzeum in Tilsit und wohnte bei einem Onkel, einem Lehrer.
Die Künstlerin entschloss sich nach ihrer Aussage bereits in jungen Jahren, Bildhauerin zu werden. Schon im Alter von 10 Jahren hat sie Figuren aus Lehm, Ton und Wachs geformt und dabei im Laufe der Zeit eine Fertigkeit entwickelt, die über das spielerisch-kindliche Kneten deutlich hinausging. Im Alter von zwanzig Jahren stieß sie in einem Königsberger Antiquariat zufällig auf einen umfangreichen Ausstellungskatalog, in dem Figuren des Bildhauers Richard Scheibe, einem engen Freund Georg Kolbes, abgebildet waren. Die Werke Scheibes beeindruckten sie sehr und bestärkten ihren Wunsch, Bildhauerin zu werden.[2]
Zwar gab es in der Familie einige „musische Begabungen“ und der seinerzeit in Ostpreußen bekannte Maler Paul Schmolling war einer ihrer Vettern, doch fand die Familie das Vorhaben, Bildhauerin zu werden, überaus abenteuerlich. Insbesondere ihre Mutter hielt die Bildhauerei für einen Männerberuf und wandte ein, „man müsse dafür die Kraft eines Mannes haben“. Da sie die Familie mit „etwas so Abenteuerlichem[3] nicht belasten wollte, arbeitete sie zunächst, zuletzt in Posen, als Forstsekretärin und Korrespondentin, um die Mittel für ihre Ausbildung zusammenzubekommen. Nach Posen war sie gezogen, da allein an der Posener Meisterschule für gestaltendes Handwerk die Möglichkeit bestand, eine bildhauerische Ausbildung zu beginnen. Von 1943 bis 1945 besuchte sie die Bildhauerklasse und legte besonderes Augenmerk auf die Arbeit mit dem Stein. Daneben belegte sie Fächer wie Gesteinskunde, Aktzeichnen und Anatomie.
Posen gehörte zu dieser Zeit zum besetzten polnischen Gebiet. Da die Nazis in dem besetzten Gebiet größten Wert darauf gelegt hätten, „zu beweisen, dass man eine Kulturnation war“, hätten sie Institutionen wie die Meisterschule oder das Posener Theater gefördert.[3] Da die Stadt außerhalb der Reichweite alliierter Luftangriffe lag, konnte Katharina Singer bis zum 19. Januar 1945, dem Anrücken der russischen Armee, ungestört arbeiten und studieren.
Meisterschülerin bei Scheibe und früher Karrierehöhepunkt
Das Werkstattwochenbuch, das sie in Posen bis zum Schluss geführt hatte, verhalf Katharina Singer nach ihrer Flucht im März 1945 zur Zulassung zur Gesellenprüfung als Steinbildhauerin vor der Handwerkskammer Berlin. Das Gesellenstück, das sie für die Prüfung angefertigt hatte – ein Frauenkopf aus Muschelkalk – wurde kurz vor dem Termin zerstört, als eine Bombe das Atelier traf. Den Gesellenbrief als Steinbildhauerin erhielt sie angesichts der widrigen Umstände auch ohne diese Arbeit. Die Meisterprüfung legte sie 1948 während ihres Studiums ab.
1946 hatte sie bei Professor Richard Scheibe an der Hochschule für Bildende Künste das Studium als Meisterschülerin aufgenommen. Damit erfüllte sich ihr lang gehegter Wunsch, bei Scheibe lernen zu können, seit sie die ersten Fotos von seinen Arbeiten in dem Ausstellungskatalog gesehen hatte. Zur Zeit ihres Studiums gab es konkurrierende Positionen an der Hochschule. Richard Scheibe geriet zunehmend ins Abseits, während beispielsweise Hans Uhlmann mit seinen Metallarbeiten – von den Nazis noch als Entartete Kunst diffamiert – in den Vordergrund trat. Katharina Singer hatte als Meisterschülerin ein Atelier neben Uhlmann. Seine Kunst hat sie nach ihrer Aussage nicht berührt und sie blieb bei der figürlichen Auffassung von Scheibe.[3]
Neben dem Studium arbeitete sie als Aupairmädchen in einer amerikanischen Familie. Als diese Familie 1952 nach Paris zog, verzichtete sie auf ihr letztes Studiensemester und nahm das Angebot, mit nach Paris zu gehen, an. Die kunstinteressierte Hausherrin ließ ihr genug Zeit, sich, wie sie sagt „auf dem Kunstmarkt umzutun. So wurde die Zeit in Paris für mich zu einem Studienaufenthalt.“
Nach ihrer Rückkehr 1953 erhielt sie unter Fürsprache von Scheibe vom Land Berlin den Auftrag für das Denkmal für die Trümmerfrauen, das 1955 im Volkspark Hasenheide eingeweiht wurde. 1956 konnte Katharina Singer noch zwei weitere größere Figuren im Berliner Stadtgebiet aufstellen und im gleichen Jahr gewann sie den ersten Preis im Wettbewerb „Der Mensch unserer Zeit“ für Berliner Maler und Bildhauer, sodass „man“ laut Ursel Berger „annehmen [... musste], das sei der Anfang einer sehr erfolgreichen Bildhauerkarriere? Es ist dann doch nicht so gekommen.“ Auf diese Frage antwortete Katharina Singer:
- „Die Zeit war für die figürliche Arbeit, wie ich sie zu machen imstande war, nicht günstig. Man bevorzugte die abstrakten Tendenzen. Dieser Kunstrichtung konnte ich mich nicht anschließen.“[3]
Restauratorin und Rückzug ins Private
Ab 1956 verdiente Katharina Singer als Restauratorin im Schloss Charlottenburg ihren Lebensunterhalt. Die Stelle behielt sie bis zum Ende ihrer beruflichen Tätigkeit 1986 bei. Diese Art der Lebenssicherung ist für Bildhauer nicht ungewöhnlich. Singer arbeitete im Schloss unter anderem mit Günter Anlauf, Karl Bobek, Joachim Dunkel, Harald Haacke und Emanuel Scharfenberg zusammen.
Die Restaurierungsarbeiten, die sie überwiegend an Marmorkaminen ausführte, ließen ihr wenig Zeit für ihre eigenen Werke. Dennoch schuf sie in diesen dreißig Jahren rund 40 private Skulpturen und Plastiken. Mit einem Selbstbildnis in Steinguss gewann sie 1960 den Bildhauerpreis der Großen Berliner Kunstaustellung. 1969/70 erhielt sie ihren vierten und letzten öffentlichen Auftrag und stellte zwei Figuren für den restaurierten Märchenbrunnen im Neuköllner Schulenburgpark her.
Auch künstlerisch entwickelte sie sich weiter. Waren ihre Figuren der 1950er Jahre stark von ihrem Meister Richard Scheibe geprägt, löste sie sich Mitte der 1970er Jahre mit ihrer Serie „Köpfe“ von diesem Einfluss (eine genauere Darstellung der künstlerischen Entwicklung folgt im Teil „Werke“). Die Künstlerin, die sich als „extrem selbstkritisch“ bezeichnet, veränderte ihre Figuren über Jahre immer wieder und nahm „ganze Plastik[en] quasi zurück[...] bis auf ihr Gerippe.“ Sie ging mit den Arbeiten nicht gerne an die Öffentlichkeit, weil sie ihre „Aussage als nicht so recht in den Trend passend empfand“.[3] Aufgrund ihrer gesicherten finanziellen Basis war Katharina Szelinski-Singer, die 1962 den Journalisten Johannes Szelinski geheiratet hatte[4], nicht gezwungen, für den Kunstmarkt zu produzieren.
Als Mitglied der Bildhauergruppe „Plastik 71“ nahm sie zwischen 1972 und 1981 lediglich an einigen Gruppenausstellungen teil. 1980 stellte die Galerie im Kloster Cismar Arbeiten Berliner Bildhauer aus dem Schloss Charlottenburg vor. Im Zentrum stand die Restaurierung und der „posthume Vollzug einer Planungskonzeption aus dem Jahr 1705“, an der sechs Bildhauer beteiligt waren, die sowohl ihr Wirken beim denkmalpflegerischen Wiederaufbau des Schlosses als auch eigene bildhauerische Arbeiten präsentierten. Katharina Szelinski-Singer stellte mehrere Werke vor, unter anderem die Dreiergruppe Wartende Frauen (1967/77) aus Muschelkalkstein.[5]
Neuer Schritt in die Öffentlichkeit
1970 hatte sich Katharina Szelinski-Singer in Lankwitz ein eigenes Atelier eingerichtet. Nach Beendigung ihrer beruflichen Tätigkeit 1986 hatte sie die Zeit, sich auf ihr eigenes Werk zu konzentrieren. In der Periode 1986 bis 1997 schuf sie rund 20 weitere Werke, darunter die „Große Sitzende“, die für den Kunstkritiker Helmut Börsch-Supan als in sich ruhende Kugel dem Wesen der Künstlerin vielleicht am meisten entspricht.[6]
Von Dezember 1987 bis Februar 1988 würdigte das Georg-Kolbe-Museum das Werk der Künstlerin mit 45 ausgewählten Exponaten in einer ersten größeren Einzelausstellung. In der Eröffnungsrede zur Ausstellung wies Helmut Börsch-Supan darauf hin, es sei nicht leicht gewesen, die Bildhauerin zu bewegen, mit dieser „Retrospektive, die in Wahrheit eine Perspektive ist, an die Öffentlichkeit zu treten. Sie scheut das Rampenlicht wegen der Gefahr, die Balance von Innerlichkeit und Äußerlichkeit zu stören und so den Boden unter den Füßen zu verlieren, auf dem Beständiges gedeihen soll.“[7]
Ende 1997 folgte eine zweite Einzelausstellung mit dem Titel „Katharina Szelinski-Singer – Stein und Bronze“ im Kreuzberger Deutschlandhaus, die im Frühjahr 1998 auch auf der Albrechtsburg in Meißen präsentiert wurde.
Katharina Szelinski-Singer beurteilte 1987 ihr Werk mit den Worten:
- „Je mehr die Zeit vergeht, desto mehr Menschen, glaube ich, gibt es, die sich für die Synthese interessieren, die Bildhauer wie ich anstreben. Formal etwas Akzeptables zu bieten, ist eine gute Sache. Die menschliche Figur zu erfassen und dies in einer unserer Zeit gemäßen Formensprache, erscheint mir ungleich schwerer – aber vielleicht auch wichtiger. Ich bin auf dem Wege.“ (1987)[3]
Stein und Mensch – Werkstoff und Motive
Der künstlerische Weg Katharina Szelinski-Singers führte sie Mitte der 70er Jahre von der rein figürlichen Darstellung zu etwas abstrakteren Formen, beispielsweise in der Arbeit Doppelgesicht. Diese Formensprache hatte sie noch zwanzig Jahre vorher, als sie sich mit ihrer Kunst von der Öffentlichkeit zurückzog, abgelehnt. Parallel zu dieser Entwicklung wandte sie sich vermehrt der Plastik zu, die Skulptur blieb allerdings ihre bevorzugte Ausdrucksform. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit standen in allen Schaffensperioden der Werkstoff Stein und das Motiv Mensch:
- „Wenn ich einen Kommentar zur meiner Arbeit geben soll, fallen mir zuerst die Begriffe ‚Stein‘ und ‚Mensch‘ ein. Gestein in seinen vielfältigen, faszinierenden Erscheinungsformen, eine Ursubstanz der Natur. Und der Mensch, immer noch, wie schon zu Aristoteles Zeiten, ‚das Maß aller Dinge‘, [...].“[8]
Naturstein und Objet trouvé
Das Objet trouvé Diabas von 1973 zeigt, wie die Bildhauerin den Stein zum gewünschten Objekt reduziert und sich in der Arbeit zu ihm treiben lässt. Zwar hat sie hier einen Stein in einen Frauenkopf verwandelt und doch ist der Stein erkennbar ein Stein geblieben. Das Haar ist kaum bearbeiteter wuchtiger Stein im Urzustand und umrahmt ein eher zartes nachdenklich-melancholisches Gesicht, das sich auf eine Hand stützt. Eine weiße Gesteinsader durchzieht das Gesicht und verbindet die weichen Züge mit dem rohen Rahmen. Die Titulierung Diabas kennzeichnet die Verbundenheit zum Material bereits im Namen. Gefunden (trouvé) hat sie den Stein wie viele weitere auf einem Spaziergang auf dem Teufelsberg, einem Trümmerberg.
- „Ich glaube, daß der Stein, der Naturstein, immer von sich aus eine Menge hinzugibt, wenn man ihn läßt, wenn man nicht mit einer hart vorgefaßten Konzeption herangeht. Man muß schauen, was einem der Stein sagt: denn er gibt meist schon das Thema an, vor allem, wenn es ein »trouvé« mit einer unregelmäßigen Form ist.“[3]
Frauenkörper und Frauenköpfe – Biographische Züge
Von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen stellte Katharina Szelinski-Singer ausschließlich Frauen und Frauenköpfe dar. Ihre Gebärden und Gefühle, Stimmungen und Sorgen stehen im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit. Die Arbeiten, die immer figürlich bleiben, tragen meist herbe und melancholische Grundzüge. Aber auch anmutige und sensible, manchmal humorvolle Darstellungen wie bei der Frau am Tisch von 1979 finden sich in dem Werk der Bildhauerin. Die Büste Espera von 1986/87 verkörpert einen Spannungsbogen zwischen Melancholie und Hoffnung – ein Thema, das Katharina Szelinski-Singer oft aufgreift.
Viele Figuren besitzen selbstbildnishafte Züge und für Helmut Börsch-Supan wird bei Katharina Szelinski-Singer die „Arbeit an der Figur [..] zur Arbeit an sich selbst.“ [...] Das eigentliche Werk, das hinter allen Werken stehe, sei schließlich die Biographie. Das bestimme den Charakter der Aussage, die zwischen Monolog und Mitteilung schwanke.[1] Und auch Ursel Berger glaubt, in vielen Werken, vor allem in den „Köpfen“, die Künstlerin selbst zu erkennen. Die Bildhauerin antwortet auf diese Feststellung im Gespräch:
- „Man stellt sich ein formales Thema. Mit Hilfe der menschlichen Figur möchte man eine gewisse Faszination, die man im Erlebnis mit anderen Menschen erfahren hat, ausdrücken. Es bleibt vermutlich nicht aus, dass man sich von seiner Mentatlität, aber auch von seiner äußeren Erscheinung, nicht zu distanzieren vermag.“[3]
Das starke biographische Element in den Arbeiten der Künstlerin ist ein entscheidender Grund dafür, dass sie überwiegend Frauenköpfe und Frauenfiguren schuf:
- „Vermutlich hat das etwas mit der Identifikation mit sich selbst zu tun. So schön ich männliche Körper finde – sie üben auf mich nicht die Faszination aus, mich mit ihnen formal auseinanderzusetzten.“[3]
Werke
Figuren
Figuren im öffentlichen Raum
Den öffentlichen Figuren der Künstlerin begegnet man nicht im pulsierenden Stadtbild Berlins. Sie stehen an geschützten Stellen in Grünanlagen: das Denkmal zur Erinnerung an die Trümmerfrauen im Volkspark Hasenheide, die Wasserträgerin auf dem weitläufigen Parkfriedhof Neukölln und der Märchenbrunnen im Schulenburgpark. Auch die kleinste Skulptur im öffentlichen Raum, die 1,25 Meter hohe Sandsteinfigur die „Kauernde“ oder „Hockende“ auf dem Wartburgplatz in Schöneberg, ist von Grün umgeben am Wegesrand aufgestellt.
Trümmerfrau
- Hauptartikel: Trümmerfrau-Denkmal (Berlin-Neukölln)
Das Denkmal zur Erinnerung an die Leistungen der Berliner Trümmerfrauen entstand auf Anregung des Präsidenten des Abgeordnetenhauses und späteren Regierenden Bürgermeister Otto Suhr sowie Neuköllns Bezirksbürgermeister Kurt Exner auf der Rixdorfer Höhe, einem Trümmerberg im Volkspark Hasenheide. Nach ihrer Rückkehr aus Paris erhielt Katharina Szelinski Singer mit unterstützender Fürsprache ihres Lehrers Richard Scheibe den Auftrag zur Ausführung und erstellte 1954 vier Modelle aus Plastilin. [3] Die ausgewählte Fassung führte die Bildhauerin in Muschelkalk aus. Sie wurde am 30. April 1955 von der ehemaligen Oberbürgermeisterin Louise Schroeder feierlich enthüllt.
Die Skulptur zeigt eine 2,40 Meter hohe Figur mit Umhang, Kopftuch und derben Schuhen. Die Hände liegen im Schoß und halten einen Meißel. Die nachdenklich und müde gezeichnete Frau sitzt auf einem losen Ziegelsteinhaufen und blickt wehmutsvoll und nachdenklich, das Vollbrachte betrachtend, zum Himmel. Nach Endlich/Wurlitzer zeichnet das Denkmal „kein heroisches, sondern realistisch zartes und nachdenkliches Frauenbild“ [9], in das für Helmut Börsch-Supan „viel Persönliches eingeflossen ist.“ [1]
1986 wurde die Figur von Katharina Szelinski-Singer restauriert[10] und anschließend an einem neuen Standort im unteren Teil des Volksparks am nördlichen Eingang zur Graefestraße aufgestellt.
Kauernde
Ein Jahr nach der Trümmerfrau schuf die Künstlerin im Auftrag des Bezirks Schöneberg die 1,25 Meter hohe Skulptur die „Kauernde“ oder „Hockende“ auf dem Wartburgplatz. Das Modell für die Freiplastik, eine 22 Zentimeter hohe Bronzefigur, befindet sich im Besitz von Katharina Szelinski-Singer. Die ausgeführte Sandsteinfigur aus dem Jahr 1956 stellt einen lebensgroßen weiblichen Halbakt mit seitwärts gewandtem Kopf dar, der im Gras kniet. Die rechte Hand ruht im Schoss während die linke den Rock an das linke Schienbein drückt. Die Lider sind geschlossen und leicht verschämt nach unten gerichtet, den Mund umspielt ein feines Lächeln - die Darstellung einer Frau, die in sich ruht.
Durch Vandalismus und Alterung weist das Werk 2007 verschiedene Schäden auf. Ein Teil des Hinterkopfes ist weggebrochen, sodass ein inneres Stabilsierungseisen an dieser Stelle frei liegt. Das linke Auge ist ausgeschlagen. Zudem weist das Werk verschiedene Beschmierungen auf, die sich offensichtlich nicht restlos entfernen lassen.
Wasserträgerin
Der Parkfriedhof Neukölln wurde 1956/57 mit fünf Schöpfstellen ausgestattet, die mit Skulpturen verschiedener Bildhauer verziert wurden. Während die anderen Künstler für ihre Motive Tierfiguren wählten, blieb Katharina Szelinski-Singer auch hier ihrem zentralen Thema treu und erstellte eine Frauengestalt. Eine schwungvoll ausschreitende Frauenfigur trägt auf dem Kopf einen Wassereimer, den sie mit beiden Händen hält. Die Kunststeinfigur krönt zwei Becken mit Travertinabdeckungen, die in der Höhe leicht abgestuft ineinandergesetzt sind. Die Länge des Gesamtwerks beträgt 2,50 Meter, die Breite gleichfalls 2,50 Meter und die Höhe 1,80 Meter. Die Wasserträgerin blieb für 13 Jahre der letzte öffentliche Auftrag für Szelinski-Singer.
Märchenbrunnen
- Hauptartikel: Märchenbrunnen im Schulenburgpark
Kleinplastiken
Köpfe und Büsten
Serie Köpfe
Doppelgesicht
Portraits
Kunstgeschichtliche Einordnung
Übersicht der wichtigsten Ausstellungen und Ehrungen
Über die nachstehend angeführten Einzelausstellungen hinaus nahm Katharina Szelinski-Singer seit 1953 an über 50 Ausstellungen des Vereins Berliner Künstlerinnen, der Gruppe Plastik 71 und der Künstlergilde teil, unter anderem der „Großen Berliner“ und späteren „Freien Berliner Kunstaustellung“.
1956 | Erster Preis im Berliner Kunstwettbewerb Der Mensch unserer Zeit mit einer gleichnamigen Frauenstatue. Getönter Gips für Bronze. 53 x 12 x 14 cm. |
1960 | Bildhauerpreis der Großen Berliner Kunstausttellung mit einem Selbstbildnis in Steinguss. 27 x 24 x 24 cm. |
1980 | Ausstellung im Kloster Cismar, Schleswig-Holstein. 28. Juni bis zum 31. August 1980, Berliner Bildhauer aus dem Schloss Charlottenburg.[5] |
1987/1988 | Einzelausstellung im Georg-Kolbe-Museum, Berlin |
1989 | Zeitvermerke, Jahresausstellung der Künstlergilde Esslingen in der Villa Merkel. Katharina Szelinski-Singer war mit der Bronzeplastik DDT vertreten.[11] |
1991 | Ausstellung Treffpunkt Berlin. Die Künstlergilde e.V. Landesgruppe Berlin. Ausstellung der Künstlergilde Esslingen Landesgruppe Berlin, gezeigt im Deutschlandhaus Berlin vom 17. Februar bis 1. April 1991 und im Alten Rathaus Esslingen vom 5. April bis 5. Mai 1991. Katharina Szelinski-Singer war mit der Sandsteinfigur Mit Weitblick (50 x 90 x 11 cm) vertreten. |
1997/1998 | Einzelausstellung Stein und Bronze der Stiftung Deutschlandhaus Berlin. 19.10.-14.121997 im Deutschlandhaus, 8.2.-13.4.1998 auf der Albrechtsburg in Meißen. |
2005/2006 | Ausstellung Kamine, Kapitelle, Kartuschen. Berliner Bildhauer und das Schloss Charlottenburg nach 1945. Ausstellung des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf vom 5. Dezember 2005 bis zum 15. Januar 2006 in der Kommunalen Galerie. Katharina Szelinski-Singer war mit den Figuren Diabas, Tänzerin und Die Flämsche vertreten. |
Quellen (vorläufig)
Einige schwer zugängliche Quellen und Gesprächsnotizen sind zum Nachlesen und zu vertiefenden Analysen bei dem Verein Wikimedia Deutschland e.V. unter dem Stichwort Dokumentation Katharina Szelinski-Singer hinterlegt und als Dokumente durchnummeriert. In den entsprechenden Fußnoten finden sich jeweils Vermerke mit den einzelnen Dokumenten-Nummern.
Fußnoten
- ↑ a b c Text (ohne Titel) des Kunstkritikers Helmut Börsch-Supan, in: Katharina Szelinski-Singer: Bildhauerarbeiten ... . (Ausstellungskatalog)
- ↑ Gespräch mit Katharina Szelinski-Singer, 21. August 2007. Das Gespräch mit der zu diesem Zeitpunkt 89-jährigen Künstlerin führten Edelgard Trubiroha, stellv. Vorsitzende des Freundeskreises Georg-Kolbe-Museum e.V., und der Erstautor dieses Artikels. Eine zusammenfassende Mitschrift ist hinterlegt bei Wikimedia Deutschland e.V. als Dokumentation Katharina Szelinski-Singer, Dokument 1 (siehe Hinweis unter Quellen).
- ↑ a b c d e f g h i j Gespräch mit Katharina Szelinski-Singer, 1987 geführt von Ursel Berger (Direktorin des Georg-Kolbe-Museums), in: Katharina Szelinski-Singer: Bildhauerarbeiten ... . (Ausstellungskatalog), S. 5-10
- ↑ Johannes Szelinski starb 2003; Kinder hatte das Ehepaar nicht
- ↑ a b Hans-Joachim Arndt: Kunst im Kloster Cismar. Berliner Bildhauer aus dem Schloß Charlottenburg stellen aus. In: Kurzeitung Grömitz Nr.4 1980, Sonderausgabe Galerie Kloster Cismar.
- ↑ Helmut Börsch-Supan, Zur Künstlerin und ihrem Werk. In: Katharina Szelinski-Singer: Stein und Bronze. ..., S. 11-15
- ↑ Helmut Börsch-Supan: Eröffnungsrede zur Ausstellung Katharina Szelinski-Singer Bildhauerarbeiten im Georg-Kolbe-Museum, gehalten am 13. Dezember 1987. Eine Abschrift ist hinterlegt bei Wikimedia Deutschland e.V. als Dokumentation Katharina Szelinski-Singer, Dokument 2 (siehe Hinweis unter Quellen).
- ↑ Katharina Szelinski-Singer, in: Katharina Szelinski-Singer: Stein und Bronze. ..., S. 18
- ↑ Endlich, Stefanie; Wurlitzer, Bernd: Skulpturen …, S. 72
- ↑ Wolfgang Branoner, Mahnmal in der Hasenheide, in: Berliner Morgenpost, 26. April 1987
- ↑ Barbara Will: Die Zeichen der Zeit stehen auf Sturm, in: Eßlinger Zeitung, 26. April 1989
Kataloge
- Katharina Szelinski-Singer: Bildhauerarbeiten. Mit Texten von Ursel Berger und Helmut Börsch-Supan. Hrsg.: Georg-Kolbe-Museum (Ausstellungskatalog), Berlin 1987, 48 Seiten, 33 Abb.
- Treffpunkt Berlin. Die Künstlergilde e.V. Landesgruppe Berlin. Hg.: Stiftung Deutschlandhaus Berlin, Berlin 1991. Katalog zur Ausstellung der Künstlergilde Esslingen Landesgruppe Berlin, gezeigt im Deutschlandhaus Berlin vom 17. Februar bis 1. April 1991 und im Alten Rathaus Esslingen vom 5. April bis 5. Mai 1991. Kurzbiographie Katharina Szelinki-Singers S. 36, Abbildung Figur Mit Weitblick S. 77.
- Katharina Szelinski-Singer: Stein und Bronze. Mit Texten von Wolfgang Schulz. Eine Veröffentlichung der Stiftung Deutschlandhaus, Berlin. 1997, Katalog zur Ausstellung Deutschlandhaus, 19.10. - 14.12. 1997; Meissen, Albrechtsburg 8.2. - 13.4. 1998. 60 S. mit zahlr. Abb., teils farbig.
Literatur
- Endlich, Stefanie; Wurlitzer, Bernd: Skulpturen und Denkmäler in Berlin. Stapp Verlag, Berlin 1990. ISBN 3-87776-034-1
- Käthe, Paula und der ganze Rest. Künstlerinnenlexikon. Ein Nachschlagewerk. Bearb.: Carola Muysers u.a., Hrsg. Verein der Berliner Künstlerinnen e.V. in Zusammenarbeit mit der Berlinischen Galerie, Museum für Moderne Kunst, Photographie und Architektur. Kupfergraben Verlagsgesellschaft, Berlin 1992. ISBN 3-89181-411-9
- Kleber, Birgit: Künstlerinnen-Portraits. Fotografien. Hrsg. Heimatmuseum Charlottenburg. Ausstellungskatalog mit Fotos von Birgit Kleber und Texten von Brigitte Hemmer, Berlin 1989 (Ausstellung 16. April bis 31. Mai 1989, zu Katharina Szelinski-Singer enthält der Katalog eine Kurzbiographie, S. 92, und ein Porträtfoto, das die Künstlerin hinter einem ihrer kleineren Werke im April 1988 zeigt).
- Stadtfrauen. Künstlerinnen zeigen ihre Stadt. Hrsg. Kunstamt Steglitz. Ausstellungskatalog, Berlin 1991
- Zehn Jahre Gruppe Plastik 71 Berlin, Berlin 1981
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Szelinski-Singer, Katharina |
ALTERNATIVNAMEN | Singer, Katharina |
KURZBESCHREIBUNG | Deutsche Bildhauerin |
GEBURTSDATUM | 24. Mai 1918 |
GEBURTSORT | Neusassen, Landkreis Heydekrug |