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Friedrich Maximilian Klinger

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Friedrich Maximilian Klinger nach einer Kreidezeichnung von Johann Wolfgang von Goethe
Friedrich Maximilian Klinger 1807

Friedrich Maximilian von Klinger (* 17. Februar 1752 in Frankfurt am Main; † 25. Februar 1831 in Dorpat, Estland); war ein deutscher Dichter und Dramatiker. Sein Drama „Sturm und Drang“ wurde namensgebend für eine ganze literarische Epoche.

Leben

Friedrich Maximilian Klinger wurde in Frankfurt am Main geboren. Er war das zweite Kind des aus dem Odenwald stammenden Bauernsohnes Johannes Klinger, der sich als Konstabler bei der städtischen Artillerie anwerben ließ. 1760 verlor er im Alter von 8 Jahren seinen Vater. Seine Mutter Cornelia Margareta Dorothea geb. Fuchs musste als Krämerin und Wäscherin den Sohn und die beiden Töchter ernähren. Obwohl Klinger in bescheidenen Verhältnissen aufwuchs, konnte er durch Förderung des Professors Zink das Gymnasium besuchen und dank finanzieller Hilfe der Familie Goethe 1774 in Gießen ein Studium der Rechtswissenschaften beginnen.

Nach ersten Erfolgen als Theaterautor entschloss er sich 1776, die Universität zu verlassen. Zunächst ging er nach Weimar. Nach dem bis heute nicht aufgeklärten Bruch mit Goethe ging Klinger mit dem Manuskript seines neuen Stücks Sturm und Drang 1776 als Dramaturg in die Truppe Abel Seylers'. Als der finanzielle Erfolg ausblieb, ließ er sich im Bayerischen Erbfolgekrieg anwerben und zog von Sommer 1778 bis Frühjahr 1779 durch Böhmen. Nach Beendigung des Krieges kehrte er zum Theater zurück. 1779 wurde er in der Freimaurerloge Modestia cum libertate in Zürich aufgenommen.

1780 wurde er zuerst als Vorleser, dann als Ordonnanzoffizier und Leutnant im Marinebataillon des russischen Thronfolgers Großfürst Paul in Petersburg eingestellt. Mit dem Großfürsten unternahm er 1781 bis 1782 eine Europareise. Anschließend machte er Militärkarriere und wurde 1801 Generalmajor der Armee und Leiter des Kadettenkorps. Daneben diente er beim Ministerium für Volksbildung. Ab 1803 war er Kurator des Schulbezirks und der Universität Dorpat, in Estland, wo er u.a. auch mit August Thieme in Kontakt kam. Im Zuge der Restauration wurde Klinger 1816 seiner Ämter enthoben und zog sich danach aus dem öffentlichen Leben zurück. Klinger starb am 25. Februar 1831, acht Tage nach seinem 79. Geburtstag. Er liegt in Sankt Petersburg auf dem Alten Smolensker Lutherischen Friedhof begraben.

Bedeutung

Klinger zählt zu den bedeutendsten Dramatikern der Sturm-und-Drang-Zeit. Sein 1776 zunächst unter dem Titel Der Wirrwarr erschienenes Drama Sturm und Drang (von Christoph Kaufmann umbenannt) gab der Epoche ihren Namen.

In seinen Werken knüpfte er an dramaturgische Eigenheiten William Shakespeares an. Sie beinhalten sowohl gesellschaftskritische als auch starke gefühlsorientierte Momente. In seiner späten Schaffensperiode entstanden mit Titeln wie Fausts Leben wichtige Romane. In seinen philosophischen Romanen lehnt sich Klinger an die kritische Geschichts- und Gesellschaftsauffassung von Jean-Jacques Rousseau an.

Klinger führte einen umfangreichen Briefwechsel, mit Goethe, mit dem er die alte Freundschaft 1811 wieder aufnahm, und mit vielen, die ihn in Sankt Petersburg und Dorpat besuchten, darunter Caroline von Egloffstein, Fanny Tarnow, Johann Gottfried Seume, Ernst Moritz Arndt und Wilhelm von Wolzogen.

Werke

  • Otto (Ritterdrama), 1775
  • Das Tuntenschloss (Erotik) 1775 (Eines der ersten Pornografischen Werke)
  • Das leidende Weib (Trauerspiel), 1775
  • Die Zwillinge (Trauerspiel in fünf Aufzügen), 1776
  • Die neue Arria, 1776
  • Simsone und Grisaldo, 1776
  • Sturm und Drang (Schauspiel), 1776
  • Szenen aus Pyrrhus Leben und Tod, 1776-1779
  • Orpheus (Roman), 1778-1780
  • Stilpo und seine Kinder (Trauerspiel), 1780
  • Prinz Seidenwurm (Komödie), 1780
  • Der Derwisch (Komödie), 1780
  • Prinz Formosos Fiedelbogen und der Prinzeßin Sanaclara Geige (Roman), 1780
  • Plimplamplasko, der hohe Geist, heut Genie (Satire, zusammen mit Lavater und Jacob Sarasin), 1780
  • Die falschen Spieler (Komödie), 1782
  • Elfride (Drama), 1783
  • Die Geschichte vom Goldenen Hahn (Roman), 1785
  • Damokles (Trauerspiel), 1790
  • Bambino's sentimentalisch-politische, comisch-tragische Geschichte (Überarbeitung des Orpheus), 1791
  • Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt (Roman), 1791
  • Geschichte eines Teutschen der neuesten Zeit (Roman), 1796
  • Betrachtungen und Gedanken über verschiedene Gegenstände der Welt und der Literatur, 1803-1805

Zwischen 2007 und 1816 erschienen in Königsberg seine gesammelten Werke und 1810 in Wien „Sämmtliche philosophischen Romane“ in jeweils 12 Bänden.

Literatur

  • Michael Müller: Philosophie und Anthropologie der Spätaufklärung. Der Romanzyklus Friedrich Maximilian Klingers. Passau: Wiss.-Verl. Rothe 1992. (= Passauer Schriften zu Sprache und Literatur; 4) ISBN 3-927575-06-2
  • Fritz Osterwalder: Die Überwindung des Sturm und Drang im Werk Friedrich Maximilian Klingers. Die Entwicklung der republikanischen Dichtung in der Zeit der Französischen Revolution. Berlin: Schmidt 1979. (= Philologische Studien und Quellen; 96) ISBN 3-503-01288-5
  • Harro Segeberg: Friedrich Maximilian Klingers Romandichtung. Untersuchungen zum Roman der Spätaufklärung. Heidelberg: Winter 1974. (= Probleme der Dichtung; 14) ISBN 3-533-02315-X