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Schlacht bei Zenta

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Schlacht bei Zenta
Teil von: Großer Türkenkrieg (1683-1699)

Karte der Schlacht bei Zenta, 17. Jahrhundert)
Datum 11. September 1697
Ort Ungarn, Zenta an der Theiß
Ausgang Die Osmanen werden vernichtend geschlagen. Frieden von Karlowitz (1699)
Konfliktparteien

Osmanisches Reich

Heiliges Römisches Reich

Befehlshaber

Sultan Mustafa II.

Prinz Eugen von Savoyen

Truppenstärke

75.000 - 100.000 Mann

50.000 - 55.000 Mann

Verluste

25.000 Tote

429 Tote
1.200 Verwundete

In der Schlacht bei Zenta erringen die kaiserlichen Truppen unter dem Oberbefehl von Prinz Eugen von Savoyen bei Zenta an der Theiß am 11. September 1697 einen blutigen Sieg über die Osmanen. Dieser Sieg führte schließlich zum Frieden von Karlowitz, der den Großen Türkenkrieg 1683 -1699 beendete.

Ausgangslage

Kaiser Leopold I. ging nach der Niederlage der Osmanen bei der Zweiten Wiener Türkenbelagerung in die Offensive. Er eroberte Ofen (Stadt) (heutiges Budapest) 1684/1686, besiegte die Osmanen in der Schlacht bei Mohács (1687) und eroberte 1688 Belgrad, welches 1690 in Folge des Pfälzischen Erbfolgekrieges aber wieder an die Osmanen ging.

Vorgeschichte

1697, der Pfälzische Erbfolgekrieg war beendet, kehrte Prinz Eugen (seit 1693 Feldmarschall) auf den osmanischen Kriegsschauplatz zurück. Der bisherige Oberbefehlshaber Kurfürst Friedrich August von Sachsen, legte sein Kommando nieder, da er nach dem Tode Sobieskis zum König der Polen gewählt worden war. Rüdiger Graf Starhemberg, der berühmte Verteidiger während Wiens Belagerung und derzeitige Präsident des Hofkriegsrates, empfahl in einem Gutachten vom 15. März 1697:

»[...] Ich weiß Keinen, der mehr Verstand, Experienz, Application [Hinwendung, Fleiß] und Eifer zu Euer Kaiserlichen Majestät Dienst hätte, ein generoses und uninteressiertes Gemüt, auch die Liebe und Respect bei der Miliz, als der Prinz von Savoyen [...] Er hat in Italien commandiert [...] die Armata jederzeit in großer Einigkeit, Respect und Gehorsam erhalten, welcher dagegen bei der Armata in Ungarn ganz zerfallen, weswegen wohl nötig, derselben einen solchen vorzustellen, der ihn wieder Einzuführen weiß, von allen Offizieren beliebt und hierzu secundiert wird, die alle und sonderlich die Vornehmeren dem Prinzen von Savoyen so viel geneigt, als sie dem anderen [Kurfürst von Sachsen] abgeneigt sind[...]«[1]

Vorbereitung zur Schlacht

Auf Grund dieser Empfehlung wurde Prinz Eugen am 5. Juli 1697 zum Oberbefehlshaber der Armee in Ungarn ernannt. Wie aus der selben Empfehlung zu entnehmen ist, befand sich die Armee in einem denkbar schlechtem Zustand: Von der Sollstärke von 70.000 Mann waren nur 35.000 kampffähig, die Kriegskasse war leer und die Verpflegung miserabel. Eugen musste sich Geld leihen, um wenigstens Verpflegung und Sold für seine Armee im ausreichenden Maße zur Verfügung zu haben.

Eugens erste taktische Maßnahme war das rasche Zusammenziehen der in Oberungarn und Siebenbürgen operierenden Truppen, um eine möglichst große Streitmacht gegen die Türken aufbieten zu können. Da aus Peterwardein die Meldung kam, dass sich der Sultan mit einer Armee und der gesamten Donauflottille bereits in Belgrad befinde, blieb ihm nicht viel Zeit. Nur fünf Tage nach seiner Kommandoübernahme (17. Juli) begann er einen Gewaltmarsch Richtung Peterwardein. Nach der Vereinigung mit den Truppen aus Oberungarn und Siebenbürgen dort, umfasste die kaiserliche Armee zwischen 50.000 und 55.000 Mann.[2]

Als man vor der Festung eintraf, war die türkische Streitmacht ebenfalls schon vor Ort. Den ganzen August hindurch spielten sich jedoch nur taktische Manöver zwischen den Streitmächten im Großraum Peterwardein ab. Die Osmanen versuchten weder die Erstürmung der Burg noch eine offene Feldschlacht, da Eugen die Schlacht immer nur in Reichweite der Festungsgeschütze anbot. Anfang September brachen die Osmanen die taktischen Geplänkel ab und zogen der Theiß entlang nach Norden, um sich der Festung Szegedin zu bemächtigen. Der kaiserliche Feldmarschall folgte nun, fast auf gleicher Höhe, der osmanischen Streitmacht.

Da gelang der kaiserlichen Kavallerie, die ständig Feindberührung hielt, die Gefangennahme des türkischen Paschas Dschaafer. Seiner Aussage zufolge wurde der Plan zur Erstürmung Szegedins wegen des verfolgenden christlichen Heeres aufgegeben und der Sultan beabsichtige, die Theiß bei Zenta zu überqueren und sich nach Temesvár ins Winterlager zurückzuziehen. Als Eugen von dieser Nachricht erfuhr, entschloss er sich, sofort die Schlacht zu eröffnen.

Schlachtverlauf

Am Nachmittag des 11. September 1697 bot sich an der Theiß bei Zenta folgendes Bild: Am diesseitigen, westlichen, Ufer befanden sich ein aus Schanzen und Erdwällen errichteter türkischer Brückenkopf, der die Flussüberquerung sicherte. Auf der Pontonbrücke, die über die Theiß führte, wurde gerade die Artillerie und der Tross auf die andere Seite transportiert, auf der sich bereits der Sultan und die osmanische Kavallerie befanden. Die Türken wiegten sich in falscher Sicherheit und dachten nicht, dass die kaiserliche Armee so schnell vor Ort sein würde, wie aus einem türkischen Bericht zu entnehmen ist:

„Daß der Feind kommen werde, hatte ja niemand bezweifelt, jedoch war nicht anzunehmen gewesen, daß er noch an einem Tag da sein würde; aber die Giaurenreiter [kaiserliche Kavallerie] hatten die Infanteristen hinter sich aufs Pferd genommen, und so waren sie in höchster Schnelligkeit herangerückt.“[3]

Eugens Truppen eröffneten direkt aus der Bewegung heraus den Angriff und gingen halbmondförmig gegen die Verteidigungsstellung der Osmanen vor, als etwas nördlicher der Pontonbrücke Sandbänke im Fluss erkennbar wurden. Eugen nütze diese Gelegenheit sofort aus und ließ diese besetzen, um die türkische Abwehrstellung auch in ihrem Rücken unter Beschuss zu nehmen. Nach intensivem Beschuss folgte der Sturmangriff, an dem sich nicht nur die Infanterie, sondern auch die abgesessenen Kavalleristen beteiligten, sowie an der Spitze eines Dragonerregiments Prinz Eugen selbst. Die Schanzen wurden schließlich überwunden, die Türken in den Fluss getrieben und die Brücke unter Feuer genommen:

“Der Soldat ist so ergrimmt gewesen, daß er fast keinem Quartier (Pardon, Gnade) gegeben, obschon Paschas und Offiziere sich gefunden, welche viel Geld versprochen haben, und befinden sich daher gar wenig Gefangene in unserer hand[sic!].“[4]

Ergebnis

Es war ein vollständiger und umfassender Sieg und von nun an war der Name Prinz Eugen in ganz Europa zu einem Begriff geworden. Der nach Temeschburg fliehende Sultan verlor an die 25.000 Mann, die gesamte Artillerie und den gesamten Verpflegungsvorrat, wohingegen die Verluste der Truppen des Kaisers 28 Offiziere und 401 Mann an Toten betrugen.[5] Eine vernichtendere Niederlage hatte das Osmanische Reich auf dem europäischen Kontinent noch nicht erlebt.

Die Schlacht bei Zenta ist die Grundlage für den Frieden von Karlowitz (1699), mit dem sich das Kräfteverhältnis in Südosteuropa unumkehrbar zu Lasten des Osmanischen Reiches verändert. Trotzdem wird der Sieg bei Zenta militärisch nicht genutzt, weil auf eine Verfolgung der Türken angesichts der Witterungsbedingungen verzichtet wird.

Quellen

  1. Walter Hummelberger, Die Türkenkriege und Prinz Eugen. In: Herbert St. Fürlinger(Hg.), Unser Heer. 300 Jahre österreichisches Soldatentum in Krieg und Frieden. (Wien - München - Zürich 1963) S. 86/87
  2. Ernst Trost, Prinz Eugen von Savoyen. (Wien - München ²1985) S.10
  3. Ernst Trost, Prinz Eugen von Savoyen. (Wien - München ²1985) S.11
  4. Ernst Trost, Prinz Eugen von Savoyen. (Wien - München ²1985) S.12
  5. Walter Hummelberger, Die Türkenkriege und Prinz Eugen. In: Herbert St. Fürlinger(Hg.), Unser Heer. 300 Jahre Österreichisches Soldatentum in Krieg und Frieden. (Wien-München-Zürich 1963)S. 88


Siehe auch: Liste der Schlachten von weltgeschichtlicher Bedeutung, Großer Türkenkrieg 1683 - 1699