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Doo Wop

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Doo Wop ist ein Musikstil, der auf einem mehrstimmigem Gesangsarrangement basiert. Der Name leitet sich von den typischen Nonsens-Silben her, wie z. B. Diddle-De-Dum, Du-Wah, Hm-Mah-Hm-Mah-Hm-Mah oder eben Doo-Wop. Die Wurzeln des Doo Wop, dessen Blütezeit in die 1950-er und frühen 1960-er Jahre fällt, liegen im Gospel und im Pop-Jazz.

Die Songs basieren größtenteils auf der Harmonik und dem Schema der Rock 'n' Roll- bzw. Rhythm and Blues-Balladen. Etwa zwei Drittel aller Songs waren Balladen. Eine Doo Wop-Gruppe bestand meist aus vier oder fünf Mitgliedern: einem Leadsänger, einem 1. Tenor, einem 2. Tenor, einem Bariton und dem Bass. Der prägnante und deutlich von den anderen Stimmen abgehobene Bass ist eine der auffälligsten Besonderheiten des Sounds, ebenso der häufige Einsatz von Falsett.


Zum Begriff

Der Name Doo Wop wurde Ende der 50-er Jahre durch den New Yorker Discjockey Gus Gossert geprägt, setzte sich aber erst Jahre später durch. Zur Zeit ihrer Entstehung fiel diese Art der Musik unter Rock 'n' Roll oder Rhythm and Blues, je nachdem ob es sich bei der Gruppe um eine schwarze oder weiße Formation handelte. Noch heute werden viele Doo Wop-Nummern unter "Rock 'n' Roll" subsumiert. Verwendet wurden auch die Bezeichnungen "Vocal Group Music" und "Street Corner Music", weil die Gruppen oft an Straßenecken sangen.

In den USA ist auch die Schreibweise "Doo-Wop" gebräuchlich, während sich in Großbritannien "Doo Wop" durchgesetzt hat.

Geschichte

Der Weg zum Doo Wop

Die Tradition der Vocal Groups begann in den 1920-er Jahren mit Gruppen wie den Revellers (den Vorbildern der Comedian Harmonists), sowie in den 30-er/40-er Jahren mit den Ink Spots, den Mills Brothers oder Cats & the Fiddle. Diese Art der Musik war eine Domäne der Afroamerikaner.

Die Doo Wop-Ära (1948-1963)

Als Geburtsjahr des Doo Wop gilt 1948, als die Orioles mit der Ballade It's too soon to know die erste Nummer aufnahmen, die alle stilbildenden Merkmale aufweist. 1951 kam es zu einem wahren Boom des Doo Wop-Stils, Gruppen wie The Clovers, The Dominoes oder The Five Keys eroberten die R&B-Charts. Noch waren Interpreten wie Publikum ausschließlich Afroamerikaner.

Mitte der 50-er Jahre fanden weiße Jugendliche zunehmend Gefallen an der Musik der Schwarzen. So schafften die ersten Doo Wop-Nummern den Sprung in die US-Billboard-Carts. Aus dieser Zeit stammen die Klassiker Earth Angel von den Penguins und In the Still of the Night von den Five Satins. Es entstanden auch die ersten so genannten "Mixed Groups", die aus weißen und schwarzen Mitgliedern bestanden (Del-Vikings, The Rob Roys, The Fascinators). Angesichts der in den damaligen USA herrschenden Rassentrennung waren gemischte Gruppen alles andere als eine Selbstverständlichkeit und ein Schritt der Afroamerikaner aus der gesellschaftlichen Isolation.

Gegen Ende der 50-er Jahre kamen die ersten ausschließlich aus weißen Mitgliedern (Dion and the Belmonts, The Mystics, The Passions) bestehenden Gruppen hinzu. Es handelte sich vor allem Italoamerikaner, die den Belcanto-Stil der italienischen Oper in die Musik einbrachten. Das Zielpublikum dieser Gruppen waren die weißen Teenager.

1960 erlebte Doo Wop einen neuerlichen Popularitätsschub. Die Arrangements wurden ausgefeilter, das Augenmerk auf die Instrumentierung größer, die Verwendung der Nonsens-Silben immer exzessiver. Novelty-Hits wie Mr. Bassman von Johnny Cymbal - obgleich selbst keine Doo Wop-Nummer - oder Who put the Bomp von Barry Mann, die mit den Stilelementen des Genres spielten, zeugen von der enormen Popularität von Doo Wop.

Anfang 1964 machte die British Invasion dem Doo Wop - ebenso wie dem klassischen Rock 'n' Roll - den Garaus, zumindest was die Präsenz in den Charts anging.

Post-Doo Wop

Nach dem abrupten Ende von Doo Wop als Massenphänomen retteten afroamerikanische Musiker Elemente des Doo Wop in den Soul. Bei Gruppen wie den Manhattans war die Tradition des Doo Wop noch Mitte der 60-er Jahre deutlich zu hören. Auch in der Surf-Musik lebte Doo Wop weiter, etwa im mehrstimmigen (Falsett-)Gesang der Beach Boys. Sogar Frank Zappa nahm ein Doo Wop-artiges Album auf (Cruising with Ruben & the Jets)

Bis weit in die 60-er Jahre gab es in den USA (hauptsächlich in New York und New Jersey), eine vornehmlich aus Acappellagruppen (z.B. Zirkons, Apparitions, Count Five) bestehende starke Doo Wop-Subkultur, die auf Labeln wie CatTime, Snowflake, Times Square oder Relic auf zahlreichen LPs und Singles gut dokumentiert ist.

Ende der 60-er Jahre kam in den USA zu einem Rock 'n' Roll-Revival, das eigentlich den Namen Doo Wop-Revival verdienen würde, waren es doch vor allem Doo Wop-Nummern, die von den entstehenden Oldie-Radiosendern ausgegraben wurden. WCBS, mit Gus Gossert als Moderator, war zu Beginn der 70-er Jahre der meistgehörte Sender in ganz Amerika. Dutzende von Gruppen (Nutmegs, Channels, Belmonts) reformierten sich, gaben umjubelte Konzerte und nahmen neue Platten auf. Die Revue-Band Sha Na Na sang At The Hop in Woodstock. Das Musical Grease feierte mit vielen Doo Wop-Liedern riesige Erfolge am Broadway. Der Film American Graffiti, mit einer Vielzahl von Doo Wop-Songs im Soundtrack, wurde ein weltweiter Blockbuster, ebenso The Wanderers. Die erfolgreiche Fernsehserie Happy Days hatte sogar einen Doo Wop-Titelsong.

Später als in den USA kam es auch in Europa zum Rock 'n' Roll-Revival, zuerst in England mit Gruppen wie Mud, Rocky Sharpe & the Razors, Showaddywaddy und den Darts.

Doo Wop in Deutschland

In Deutschland kamen in den 80-ern die ersten neuen Doo Wop-Gruppen auf, die meist die alten Songs coverten. Als Vorreiter agierten hierbei die Five Voices/Fi Tunes, die als erste deutsche Streetcorner-Gruppe gilt.

In der Tradition der Vocal-/Doo Wop-Gruppen gab es in Deutschland die nicht mehr existierende Gruppe "The Belangels". Die Gruppe hatte auch einige Veröffentlichungen in den USA unter dem Namen "Chordliners" und war somit die erste Deutsche Doo Wop-Gruppe, die es mit überwiegend eigenem Material über den großen Teich geschafft hatte.

Aus der Reihe der Coverbands in der Tradition der Weißen Vocal-/Doo Wop-Gruppen fallen insbesondere die Mysterials, die Fabulous Flops (Four Flops) und die Crystalairs auf, die ihren eigenen, sehr ausdrucksvollen Stil entwickelten und ebenfalls Doo Wop made in Germany in den USA sehr erfolgreich machten.

Zudem hat sich gerade in den späten 80-er Jahren bis Mitte der 90-er Jahre eine enorm große Zahl an Doo Wop-/Vocalgruppen in Deutschland gegründet, von denen die meisten aus unterschiedlichen Gründen wieder verschwunden sind.

Neben den Obengenannten gab/gibt es noch (kein Anspruch auf Vollständigkeit):

  • Die Delegations
  • Kool Cad and the Tailfins
  • Sentimentals
  • Jay Bee And His Jupitors
  • Whisperones [1]
  • Creamtones
  • Continental IV
  • Chaperals [2]
  • Night Owls
  • Destinations
  • Chotalls [3]
  • Fairytales [4]
  • Retromantics [5]
  • Driftwoods
  • Voice Angels
  • Velveteers
  • Lyricals
  • Rick & the Romantics
  • Del Jays ([6].)
  • Sinners [7]
  • Nymonics [8]

US-Doo Wop-Gruppen (Auswahl)

  • The Avons (Baby)
  • The Capris (There's a Moon Out Tonight)
  • The Chords (Sh Boom)
  • The Clovers (Don't you know I love you, Lovey Dovey, Fool, Fool, Fool, Love Potion No. 9)
  • The Coasters (Searchin', Yakety Yak, Charlie Brown)
  • Danleers (One Summer Night)
  • The Del-Vikings (Whispering Bells)
  • The Diamonds (Little Darlin')
  • Dion and the Belmonts - (I Wonder Why)
  • The Drifters (Money Honey, Honey Love, Adorable, Ruby Baby)
  • The Dubs (Don't ask me to be lonely)
  • The Earls (Remember Then)
  • The Edsels (Rama Lama Ding Dong)
  • The Excellents (Coney Island Baby)
  • The Five Keys (Emily Please)
  • The Five Satins (In The Still of The Night)
  • The Flamingos (I Only Have Eyes For You)
  • The Harptones (Life is but a Dream)
  • The Heartbeats (A Thousand Miles Away)
  • The Jacks (Why don´t you write me)
  • The Jive Five (My True Story)
  • Little Anthony & The Imperials (Tears on My Pillow)
  • The Marcels (Blue Moon)
  • The Mello-Kings (Tonite Tonite)
  • The Moonglows (Sincerely)
  • The Orioles (In the Chapel in the Moonlight)
  • Passions (Gloria)
  • The Platters (Only You)
  • The Penguins (Earth Angel)
  • Sonny Til & The Orioles (Crying in The Chapel)
  • The Silhouettes (Get a Job)
  • The Students (I'm So Young)
  • The Skyliners (Since I Don't have You)

Vermischtes

Als die ersten Nummern, in denen die namensgebende Nonsens-Silbe „Doo Wop“ auftaucht, gelten When You Dance von den Turbans (1955) und In The Still of The Night von den Five Satins (1956).

Gus Backus, der in Deutschland Anfang der 60-er Jahre durch Hits wie Brauner Bär und Weiße Taube und Da sprach der alte Häuptling der Indianer bekannt wurde, war zeitweise Mitglied der Del-Vikings, die sich aus Schwarzen und Weißen zusammensetzten und mit den Titeln Come Go With Me und Whispering Bells zwei Top-Ten-Notierungen in den US-Charts verbuchen konnten.

Als Autor des Songs Sincerely von den Moonglows gilt Alan Freed. Hierbei ist anzumerken, dass der Discjockey diesen Song nicht wirklich geschrieben hat, sondern sich nur, im Gegenzug für Airplay und Promotion, in die Writerline mit einschreiben lassen hat. Nicht nur bei den Moonglows, sondern auch bei anderen Gruppen und Solokünstlern wie Chuck Berry. Dieses "tantieme stealing" war in den 50-er Jahren eine gängige Praxis.

Kenny Vance hat 1975 in dem Song Looking For An Echo einen verklärten Blick auf die Musik seiner Jugend geworfen. Der Song hat aber mit Doo Wop an sich, bis auf die Aussage, nicht viel zu tun. Der Song ist typischer 70-er Jahre Folk/Pop. Trotzdem sehr hörenswert.

Literatur

Anthony J. Gribin/Matthew M. Schiff: The Complete Book of Doo-Wop, Iola/Wisconsin 2000 (krause publications), ISBN: 0-87341-829-8

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