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Sothis-Zyklus[1] ist die Bezeichnung des Zeitraums, in welchem der Sirius mit seinem heliakischen Aufgang einmal den ägyptischen Kalender durchläuft.
Der Begriff Sothis-Zyklus wird von Historikern und Ägyptologen verwendet. Die Ägypter im Altertum kannten diesen Begriff jedoch nicht.
Einleitung

Das ägyptische Jahr hatte im Alten Ägypten 365 Tage und kannte keine Schalttage. Die Erde benötigt aber für einen vollständigen Sonnenumlauf 365,2424 Tage (neue Definition). Die zusätzliche Eigenbewegung des Sirius sorgt dafür, dass sich der heliakische Aufgang desselben nach knapp vier Jahren um einen Tag verschiebt. Weiteren Einfluss hatten die sich im Verlauf ändernden Zeiten der Sonnenaufgänge. So durchlief der Sirius in unterschiedlichen Zeitepochen den gesamten ägyptischen Kalender.
Die Länge des Sothis-Zyklus lag im Alten Ägypten zwischen 1440 und 1456 Sonnenjahren; zur Zeit des Neuen Reiches lag der Wert bei 1452 Sonnenjahren. Wie alle Ägypter waren sich die Priester offenbar der Zeitverschiebung bewußt. An einem Kalender, der keine Verschiebung der Jahreszeiten beinhaltet, bestand seitens der Priesterschaft aber kein Interesse, da ihre Stellung in der ägyptischen Verwaltung dadurch geschwächt worden wäre. So wurde der Versuch einer Kalenderreform von 237 v. Chr. unter Ptolemaios III., nach seinem Tod 221 v. Chr., wieder rückgängig gemacht.
Entdeckung

Der Sothis-Zyklus wurde zuerst von Eduard Meyer 1904 veröffentlicht. Er fand in ägyptischen Inschriften sechs Einträge des heliakischen Aufgangs. Meyer folgerte aus einem Elfenbeintablett[2], aus der Regierungszeit des Djer, dass der erste Beginn des Sothis-Zyklus auf ca. 4241 v. Chr. zu datieren sei. Zwischenzeitliche Untersuchungen haben aber gezeigt, dass die erste Dynastie von Ägypten nicht vor ca. 3100 v. Chr. begann. Der Anspruch, dass 4241 v. Chr. das erste "festgelegte" Datum für den Zyklusbeginn sei, kann nun nicht mehr als wahrscheinlich angesehen werden. Danach wurde der Beginn des ersten Sothis-Zyklus für die Zeit um 2777 v. Chr. errechnet. Durch neue archäologische Funde und besseren Methoden der Zeitbestimmung konnten Möglichkeiten enger eingegrenzt werden.
Chronologische Bedeutung
Drei spezifische Beobachtungen des heliakischen Aufgangs von Sirius sind für die Ermittlung des Beginns vom Sothis-Zyklus extrem wichtig. Das erste ist das Elfenbeintablett von der Herrschaft von Djer, der von 2952 v. Chr. bis um 2880 v. Chr. bzw. nach anderer Chronologie von ca. 2999 v. Chr. bis um 2952 v. Chr. regierte. Die Historiker sehen hier einen ersten Ansatz, dass seine Regierungszeit den Anfang des Sothis-Zyklus markiert.
Jedoch ist dieses Datum zu weit vom tatsächlichen Beginn eines Sothis-Zyklus entfernt. Also nehmen andere Forscher an, dass eine Wechselbeziehung zwischen dem heliakischen Aufgang des Sirius und dem Mondkalender vorliegt. Die zweite Beobachtung ist offenbar ein Hinweis auf den heliakischen Aufgang des Sirius, der für das 7. Jahr des Sesostris III. notiert wurde, was einige Forscher veranlasst, den Beginn des neuen Zyklus mit den Anfängen der 12.Dynastie in Verbindung zu bringen (ca. 1976 v. Chr.).
Die dritte Beobachtung fiel in die Regierungszeit von Amenhotep I.; verbunden mit einem Regierungsbeginn in Theben zwischen 1525 v. Chr. und 1504 v. Chr.. Wenn das Datum aber in Assuan oder Kairo aufgezeichnet wurde, was von wenigen Forschern immer noch in Betracht gezogen wird, ist die gesamte Chronologie der 18.Dynastie, damit verbunden der Sothis-Zyklus, um bis zu 20 Jahre zu verschieben.
Alternative Datierungsansätze

Eine Anzahl von Kritikern hat die anfängliche Skepsis gegen die Datierung, stützend auf den heliakischen Aufgang des Sirius, aufgegeben. Die Mehrzahl der Forscher nimmt die Daten als wichtiges Merkmal zur Zeitbestimmung des Sothis-Zyklus in Verbindung mit der ägyptischen Königs-Chronologie. Es gibt jedoch weiterhin Skeptiker, die z.B. den Ausbruch des Vulkans auf Santorin als Anfang der 18. Dynastie in Ägypten kennzeichnen und den Sothis-Zyklus in direkte Abhängigkeit dazu setzen.
Der Vulkanausbruch von Santorin konnte zwischenzeitlich auf 1627 v. Chr. bis 1600 v. Chr.[3]datiert werden. Der Anspruch, dass die Santorin-Eruption tatsächlich das Thema der Tempel-Stele von Ahmose I. ist, wurde von vielen Fachkreisen diskutiert. Da es aber unmöglich ist, die verbunden Königsdatierungen in Assyrien, Babylon, Hatti und anderer Länder um ca. 80 Jahre zu verschieben, gilt der verbundene Ansatz der Datierung des Sothis-Zyklus, mit Kopplung an die 18.Dynastie, abhängig vom Santorin-Vulkanausbruch, als unwahrscheinlich.
Datierungen des Sothis-Zyklus

Mit der vereinfachten Berechnung 365 Tage des ägyptischen Kalenders geteilt durch ¼ = 1460 wird der Zyklus meist mit 1460 Jahren angegeben. Die tatsächlichen Werte[4] weichen leicht von der vereinfachten Rechnung ab und führen in der Datierung[5] des Sothis-Zyklus zu unterschiedlichen Ansätzen.
Beobachtungsort | Jahr | Ägyp. Datum[6] | Kalenderdatum[7] | Bemerkungen |
---|---|---|---|---|
Assuan | 161 n. Chr. | 29.August[8] | 04.Juli[9] | Beginn des 3.Zyklus |
Fayum | 139 n. Chr. | 29.August[10] | 10.Juli[11] | Beginn des 3.Zyklus |
Assuan | 1291 v. Chr. | 29.August[12] | 20.Juni[13] | Beginn des 2.Zyklus |
Fayum | 1314 v. Chr. | 29.August[14] | 27.Juni[15] | Beginn des 2.Zyklus |
Assuan | 2745 v. Chr. | 29.August[16] | 08.Juni[17] | Beginn des 1.Zyklus |
Fayum | 2770 v. Chr. | 29.August[18] | 15.Juni[19] | Beginn des 1.Zyklus |
Die Nilflut, die das notwendige Wasser für die Landwirtschaft brachte, erreichte meistens zwischen dem 25.Juni und 05. Juli das Nildelta.
Das ägyptische Neujahr (Achet) begann mit dem Eintreffen der Nilflut. Der heliakische Siriusaufgang kann als ursprüngliches Neujahrsdatum ausgeschlossen werden, da die Nilflut in keinem direkten Zusammenhang mit dem heliakischen Aufgang des Sirius stand.
Siehe auch
Anmerkungen und Einzelnachweise
- ↑ Sothis ist der griechische Name Σωθις für Sirius. Die ägyptische Bezeichnung für den Stern lautete „spdt“, da nur Konsonanten geschrieben wurden. Die Vokale müssen anhand sprachwissenschaftlicher Vergleiche zu sepdet, sopdet u.ä. ergänzt werden.
- ↑ siehe auch Literatur und Weblink zu Nicolas Grimal
- ↑ W. L. Friedrich, B. Kromer, M. Friedrich, J. Heinemeier, T. Pfeiffer, S. Talamo: Santorini Eruption Radiocarbon Dated to 1627-1600 B. C., Science, 312, April 2006, S. 548
- ↑ Die tatsächlichen Werte lassen sich nur über astronomische Berechnungsprogramme ermitteln
- ↑ Die Daten wurden mit dem astronomischen Programm Southern Stars Systems SkyChart III berechnet.
- ↑ Die Berechnungen des Sirius wurden freundlicherweise von Axel M. Quetz im Max-Planck-Institut für Astronomie, Königstuhl 17, D-69117 Heidelberg geprüft (siehe auch Berechnungskontrolle und Weblink)
- ↑ Berechnungen nach: Meeus, J., Savoie, D.: The history of the tropical year (siehe Literatur)
- ↑ Datum nach altem ägyptischen Kalender
- ↑ Datum nach julianischem Kalender
- ↑ Datum nach altem ägyptischen Kalender
- ↑ Datum nach julianischem Kalender
- ↑ Datum nach altem ägyptischen Kalender
- ↑ Datum nach Sonnenkalender
- ↑ Datum nach altem ägyptischen Kalender
- ↑ Datum nach Sonnenkalender, entspricht 07.Juli im proleptischen julianischen Kalender bzw. JD 1.241.671
- ↑ Datum nach altem ägyptischen Kalender
- ↑ Datum nach Sonnenkalender
- ↑ Datum nach altem ägyptischen Kalender
- ↑ Datum nach Sonnenkalender, entspricht 06.Juli im proleptischen julianischen Kalender bzw. JD 709.866
Literatur
- Nicolas Grimal Histoire de l'Égypte Ancienne, Paris 1988 (siehe Weblink)
- Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Albatros Verlag, Düsseldorf 2002, S. 115 ISBN 3-491-96053-3
- Kenneth Anderson Kitchen The Chronology of Ancient Egypt World Archaeology, Vol. 23, No. 2, 1991
- Eduard Meyer Ägyptische Chronologie, Ausgabe in 5 Bänden bis 1904
- Meeus, J., Savoie, D.: The history of the tropical year, J. Br. Astron. Assoc. 102, 1, 1992 (PDF 548 KB)
- L. E. Dogett: Calendars. In: P. Kenneth Seidelmann (Hrsg.): Explanatory Supplement to the Astronomical Almanac. University Science Books, Sausalito CA. (englisch)
Verwendete Software
- Southern Stars Systems SkyChart III, Saratoga, California 95070, United States of America
Berechnungskontrolle Sirius
- Max-Planck-Institut für Astronomie, Axel M. Quetz, Königstuhl 17, D-69117 Heidelberg