Rees
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Rees ist die älteste Stadt am unteren Niederrhein, liegt im Nordwesten des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen und ist eine Kreisangehörige Stadt des Kreises Kleve im Regierungsbezirk Düsseldorf. Sie ist Mitglied der Euregio Rhein-Waal.
Geografie
Stadtgebiet
Räumlich ist das Stadtgebiet in folgende acht Stadtteile gegliedert
- Stadtteil Rees-Zentrum
- Stadtteil Bienen
- Stadtteil Empel
- Stadtteil Esserden
- Stadtteil Haffen
- Stadtteil Haldern
- Stadtteil Mehr
- Stadtteil Millingen
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohner |
---|---|
1998 | 21.061 |
1999 | 21.412 |
2000 | 21.618 |
2001 | 21.995 |
2002 | 22.211 |
2003 | 22.374 |
2004 | 22.502 |
2005 | 22.559 |
Nachbargemeinden/-städte
Die Stadt Rees grenzt im Norden an die Gemeinde Oude IJsselstreek (Provinz Gelderland, NL) und die Stadt Isselburg (Kreis Borken), im Osten an die Städte Hamminkeln und Wesel sowie im Süden an die Stadt Xanten (alle drei im Kreis Wesel) und im Westen an die Städte Kalkar und Emmerich am Rhein (beide im Kreis Kleve).
Geschichte

Um 500-800 n. Chr. wird eine fränkische Siedlung auf einer erhöhten Stelle, einer „Ward“, gegründet. Der Name Rees soll auf "Rys" = Reis = Rees (Weidengehölz mit Röhricht) zurückgehen.
Von 657-739 wurde der Niederrhein durch den irischen Mönch Willibrord christianisiert. Um 1000 wurde Aspel erstmals urkundlich erwähnt. Am 14. Juli 1228 erhob der Kölner Erzbischof Rees zur Stadt. Diese ist damit die älteste Stadt am unteren Niederrhein und weist zu dieser Zeit etwa 150 Gebäude und 600 Bewohner auf.
1289/90 begann der Bau der Stadtmauer und wurde um 1350 abgeschlossen. Im Jahr 1392 gelangten Rees und Aspel endgültig zur Grafschaft und dem späteren Herzogtum Kleve.
Während des spanisch-niederländischen Krieges (Achtzigjähriger Krieg) wurde Rees 1598 durch ein spanisches Söldnerheer eingenommen und besetzt. Nach dem Tode des letzten Klever Herzogs Johann Wilhelm (1609) gehörte Rees im Jahr 1614 zu Brandenburg. Von 1616 bis 1625 errichteten die Niederländer die große ausgedehnte Festung Rees nach holländischem System.
Um 1800 hatte Rees etwa 3.000 Bewohner. Als Folge des Wiener Kongresses (1815) wurde die Stadt im Jahr 1816 Sitz des neuen Kreises Rees. 1842 wurde der Sitz des Kreises nach Wesel verlegt. Der Name des Kreises blieb erhalten („Kreis Rees, Sitz in Wesel“). 1856 wurde die Eisenbahnstrecke Oberhausen – Arnheim der Köln-Mindener Eisenbahn eröffnet.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden auch in Rees jüdische Mitbürger verfolgt und deportiert. Bei einem großen Luftangriff am 16. Februar 1945 wurde die Stadt fast gänzlich zerstört.
Gebietsreform
Am 1. Juli 1969 wurden im Zuge des 1. kommunalen Neugliederungsprogramms die bis dahin selbstständigen Gemeinden Bergswick, Esserden, Reesereyland, Reeserward und Speldrop des ehemaligen Amtes Rees-Land sowie die Gemeinden Bienen, Grietherbusch und Grietherort des ehemaligen Amtes Vrasselt in die Stadt Rees eingegliedert.
Am 1. Januar 1975 wurden im Zuge des 2. Neugliederungsprogramms die Gemeinden Empel und Millingen des ehemaligen Amtes Millingen sowie die Gemeinden Groin, Haffen-Mehr (teilweise), Haldern (teilweise) und Heeren-Herken des ehemaligen Amtes Haldern mit der Stadt Rees zusammengeschlossen. Gleichzeitig wurde der Altkreis Rees aufgelöst und das frühere nördliche Kreisgebiet mit dem ehemaligen Kreis Geldern und Teilgebieten der Kreises Moers zum neuen niederrheinischen Großkreis Kleve zusammengefügt. Rees ist seitdem kreisangehörige Stadt des Kreises Kleve.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
In Rees gibt es eine Rheinpromenade mit zahlreichen Cafes. An der Rheinpromenade steht die Bronze-Statue „Zwiegespräch“ des Künstlers Jürgen Ebert aus Bocholt. Besonders häufig kommen Besucher aus den benachbarten Niederlanden, dem nahegelegenen Münsterland und dem Ruhrgebiet. Über die Autobahn A3 (Richtung Arnheim) ist die Stadt vom Ruhrgebiet aus in knapp 30 Minuten erreichbar. Vom Schiffsanleger starten Rheintouren (z.B. in die nahegelegenen Niederlande). Gute Bedingungen gibt es für Radfahrer und Inline-Skater auf Radwegen entlang des Rheins.
Das städtische Koenraad-Bosman-Museum bietet wechselnde Ausstellungen zur Stadtgeschichte und Kunst. Im Ortskern befinden sich viele Pumpen und kleine Brunnen. Diese wurden durch die Stadtverwaltung restauriert. Alljährlich findet in Andenken an die Tradition der Waschfrauen an den öffentlichen Brunnen die sogenannte Pumpenkirmes im Stadtkern statt.
Sehenswert sind die Stadtbefestigungsanlagen in Rheinnähe. Verschiedene Kasematten sind restauriert worden und seit 2004 für die Öffentlichkeit zugänglich. Besonders interessant, wenn auch nicht direkt für Besucher zugänglich, ist der jüdische Friedhof der Stadt, der - als historische Besonderheit - weder innerhalb der Stadtmauern (was damals unzulässig war) noch außerhalb dieser (was in Fällen von Überflutung oder Belagerung den Friedhof preisgegeben hätte) liegt, sondern auf der Stadtmauer errichtet wurde.
Im Skulpturenpark in Rheinnähe wird Künstlern aus Deutschland und den Niederlanden Gelegenheit gegeben, ihre Werke zu präsentieren. Der Planetenwanderweg, der zwischen Rees und dem Ortsteil Haffen-Mehr errichtet wurde, stellt auf etwa acht Kilometer Länge maßstabsgetreu die Planeten unseres Sonnensystems dar. Im Bürgerhaus finden wechselnde Veranstaltungen aus dem Bereich Schauspiel, Konzert, Comedy und Kindertheater statt. Seit einigen Jahren veranstaltet zudem die Stadt zwischen Mai und Oktober den sogenannten "Reeser Erlebnissommer". Hierbei handelt es sich um verschiedene Veranstaltungen von Radtouren bis zu einem Open-Air-Kino.
Sport
In der Stadt gastierten auf der Sportplatzanlage des SV Rees an der Ebentalstraße, die aus vier Rasenplätzen (davon zwei mit Flutlicht) besteht, bereits zahlreiche renommierte Mannschaften zu einem Trainingslager. Alemannia Aachen bereitete sich hier auf das Pokalfinale vor, die Nationalmannschaft von Kamerun und zahlreiche weitere internationale Topmannschaften gastierten bereits in Rees und nutzten die hervorragenden Trainingsmöglichkeiten sich auf ihre jeweiligen sportlichen Herausforderungen vorzubereiten.
Verkehrsinfrastruktur
Schienen- und Busverkehr
Der Bahnhof Empel-Rees liegt ungefähr 4 km nordöstlich des Stadtzentrums an der Hollandstrecke (KBS 420).
Er wird im Schienenpersonennahverkehr
- vom Rhein-Express (RE 5) Emmerich–Wesel–Oberhausen–Duisburg–Düsseldorf–Köln–Bonn–Koblenz und
- von der RegionalBahn „Der Weseler“ (RB 35) Emmerich–Wesel–Oberhausen–Duisburg, die in der Hauptverkehrszeit nach Düsseldorf durchgebunden ist, bedient.
Ebenfalls an der Hollandstrecke liegen zwei weitere Stationen, die Haltepunkte "Haldern" und "Millingen", die nur von der Regionalbahn "Der Weseler" (RB 35) bedient werden.
Zwischen dem 25. Mai 1914 und dem 31. Dezember 1966 verkehrten hier die Straßenbahnen der Kleinbahn Wesel-Rees-Emmerich und zwischen dem 28. Februar 1915 und dem 31. Dezember 1966 die der Kleinbahn Rees-Empel.
Der Bahnhof ist durch eine Stadtbuslinie an das Stadtzentrum angebunden. Für den gesamten Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gilt der Tarif der Verkehrsgemeinschaft Niederrhein (VGN) und tarifraumüberschreitend der NRW-Tarif.
Straßen
Im Fernstraßenbereich ist Rees an die Bundesautobahn 3 (E 35) sowie die Bundesstraßen 8 und 67 angebunden.
Für Fußgänger- und Radfahrer verkehren von Ostern bis Oktober
- die Rheinfähre „Rääße Pöntje“ von Rees nach Reeserschanz in Kalkar-Niedermörmter bei Rheinstrom-km 838 und
- die Rheinfähre „Inseltreue“ von Grietherort nach Kalkar-Grieth bei Rheinstrom-km 845.
Wasserstraße
Persönlichkeiten
- Jakobus Greselius (1483–1552), Professor an der Universität zu Köln und Kanonikus zu Rees
- Samuel Nethenus (1628–1707), Theologe
- Johann Jakob von Collas (1721–1792), Kapitän und Major, Gutsherr in Haldern
- Robert Scholten (1831-1910), Historiker
- Gerhard Storm (1888–1942), Märtyrer der katholischen Kirche
- Karl Leisner (1915–1945), Märtyrer, der durch Nachwirkungen der KZ-Behandlung verstarb
- Hans Booms (1924–2007), Archivar und Leiter des Bundesarchivs
- Wilhelm Clemens Maria Buckermann (1934–2004), Bürgermeister, Träger des Bundesverdienstkreuzes
- Franz-Josef Tenhagen (* 1952), ehemaliger Fußballspieler und Trainer
- Gerd-Heinz Stevens (* 1957), Musikwissenschaftler, Komponist und Kirchenmusiker
- Ulrike Westkamp (* 1959), Politikerin
- Georg Maria Roers (* 1965), Theologe und Priester
- Norvin Leineweber (* 1966), Bildhauer und Grafiker
Literatur
- Paul Clemen: Die Kunstdenkmäler des Kreises Rees (=Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 2,1), Düsseldorf 1892.
- Klaus Flink: Rees, Xanten und Geldern. Formen der städtischen und territorialen Entwicklung am Niederrhein 1, Kleve 1981.
- Heike Hawicks: Zur wirtschaftlichen Bedeutung der Heiligenverehrung für die Errichtung gotischer Sakralbauten am Niederrhein. Das Beispiel von Viktortracht und Viktordom in Xanten im Kontext des Prozessions- und Kirchbauwesens in Rees und Köln, in: Heiligenverehrung und Wallfahrten am Niederrhein (=Schriftenreihe der Niederrhein-Akademie, Band 6), hrsg. von Dieter Geuenich, Essen 2004, S.50-70.
- Dieter Kastner: Rees – Geschichte der Stadt im Überblick, in: Städtisches Museum Koenraad Bosman. Museum für Kunst und Stadtgeschichte Rees, Rees 1997, S.63-98.
- Erich Liesegang: Recht und Verfassung von Rees (= WZGK, Ergänzungsheft 6), Trier 1890.
- Felix Rütten: Rees am Rhein. Die mittelalterliche Stadt und ihre Grundlagen. Festschrift zum 700 jährigen Stadtjubiläum (14. bis 16. Juli 1928), Rees 1928
- Krist, Jan: Die Hölle von Rees. Erinnerungen an ein Zwangsarbeiterlager Aus dem Niederländ. von Erwin und Marie-Elisabeth Rehn. Labhard, Konstanz, 2. Aufl. 1989 ISBN 392693719X