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Stift Sankt Florian

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Stift St. Florian
Altarraum der Basilika

Das Stift Sankt Florian ist das größte und bekannteste Barockkloster Oberösterreichs. Es liegt in der gleichnamigen Ortschaft nahe Linz. Seit dem Jahr 1071 besteht hier eine Gemeinschaft der Augustiner-Chorherren. Die prachtvollen, nahezu unversehrt erhaltenen Barockgebäude mit der Stiftsbasilika wurden von Carlo Antonio Carlone um 1700 begonnen und von Jakob Prandtauer fertiggestellt.

Geschichte

Die Klosteranlage geht auf karolingische Zeit zurück. Angeblich wurde es über dem Grabmal des Hl Florian errichtet worden; tatsächlich wurden bis heute jedoch keine Beweise dafür gefunden. Seit 1071 ist es ein Augustiner-Chorherrenstift. 1686-1708 wurden die Stiftsgebäude es im barocken Stil neu errichtet, es gilt als das Hauptwerk von Carlo Antonio Carlone.

Nach Carlones Tod 1708 wurde die Baustelle von Jakob Prandtauer übernommen, der sie in Carlones Sinn weiterführte und von hier entscheidende Anregungen für Stift Melk empfing. Die Stiftsgebäude (unter Prandtauer erbaut) umschließen drei Höfe, der Marmorsaal ist ein selbständiger Baukörper im Südtrakt. Die Fresken hier (eine Apotheose Karls VI. als Türkensieger) sowie in der Kaiserstiege stammen von Bartolomeo Altomonte. Von Altomonte stammt auch ein späteres (1728) Fresko im Sommerrefektorium.

Der Bibliotheksflügel wurde erst 1744 von Johann Gotthard Hayberger begonnen. Die Bibliothek umfasst ca. 130.000 Bände, viele davon Handschriften. Die Galerie des Stiftes enthält zahlreiche Werke aus dem 16. und 17. Jahrhundert, aber auch einige spätmittelalterliche Werke der Donauschule, namentlich von Albrecht Altdorfer.

1848-1855 wirkte Anton Bruckner als Stiftsorganist; er ist auch hier begraben. Im Januar 1941 wurde das Stift durch die Gestapo beschlagnahmt und die Chorherren ausgewiesen. Ab 1942 hatte die Reichsrundfunkgesellschaft unter ihrem Generaldirektor Heinrich Glasmeier hier ihren Sitz.

Bekannt ist die Orgel in der Basilika, die so genannte Brucknerorgel, auf der regelmäßig auch Konzerte veranstaltet werden. In einem Teil des Stiftes, der ehemaligen Stiftsmeierei, ist das Feuerwehrmuseum der oberösterreichischen Feuerwehren eingerichtet.

Stiftsbasilika St. Florian und Augustinus

Besondere Prunkstücke im Kuppelraum sind die reichgeschnitzten Chorstühle, die von den beiden Chororgeln bekrönt werden. Das Chorgestühl ist ein Gemeinschaftswerk des Linzer Bildhauers Adam Franz und des Bozners Jakob Auer (1702), der die vier Figuren der lateinischen Kirchenväter sowie die Statuen Mariens und des Verkündigungsengels mit ihren begleitenden kleinen Engeln auf der Spitze der Chororgeln schuf.

Kanzel

Die Kanzel aus schwarzem Lilienfelder Marmor stammt vom Wiener Hofbildhauer Josef Ressler (1755). Der Ordensvater Augustinus hält sein brennendes Herz - das Symbol der Liebe - zur Kirchenkuppel hinauf, in der die Hl. Dreifaltigkeit dargestellt ist. Zwei Putti versuchen zwei Irrlehrer von der Kanzel zu stürzen.

Krypta

Unter dem Hochaltar der Stiftsbasilika ist der älteste Sakralraum des Stiftes mit romanischen und gotischen Elementen Hier steht auch der Steinsarg der Klausnerin Wilbirg, die 41 Jahre lang in einer Klause neben der alten Stiftskirche lebte und 1289 im Ruf der Heiligkeit starb. Sie wird Schutzpatronin des Stiftes verehrt.

Kirchenbänke

Ein Schmuckstück der Stiftsbasilika sind die alten Kirchenbänke aus der Hand des Stiftstischlers Stefan Jegg (1701 - 1703). Thomas Auer schuf die Bildhauerarbeiten an den Bankseiten.

Seitenkapellen

In den acht Seitenkapellen stehen barocke Altäre aus Marmor. Das vorderste Kapellenpaar ist vom Titel her das bedeutendste: links die Abendmahlskapelle (Altarbild von Leopold Schulz 1848) und rechts die Kreuzkapelle (Altarbild von Peter Strudel vor 1699):

Den Kirchenpatronen Florian und Augustinus ist das nächste Kapellenpaar geweiht: links hl. Florian (Leopold Schulz 1837), rechts hl. Augustinus (Johann Michael Rottmayr 1719). Die Steinfiguren auf beiden Altären schuf Leonhard Sattler (1719). Das dritte Kapellenpaar, von vorne gesehen, stellt links die hl. Anna (Michael Willmann 1700) und rechts den Schutzengel (Michael Willmann 1700) dar.

Altäre

Für die letzten beiden Altäre schuf links Wenzel Halbax 1694 das Barbarabild und rechts Andrea Celesti um 1700 das Bild der Maria Magdalena, die Jesus die Füße wäscht. Das Langhaus wird mit einem herausragenden Zeugnis der Schmiedekunst abgeschlossen, das der Passauer Meister Hans Messner 1698/99 schuf.

Hinter dem Abschlussgitter erinnert rechts ein modernes Monument (von Herbert Friedl 1997) an die Klausnerin Wilbirg, gestorben 1289, die im Kloster als Schutzpatronin verehrt wird. Das Papst-Wappen (von Klaus Wedenig 1999) links hinter dem Abschlussgitter erinnert an die Erhebung der Stiftskirche zur Basilika minor durch Papst Johannes Paul II. im Jahr 1999.

Glocken

Hauptgeläut

Nr. Name Gussjahr Gießer Gewicht/kg Durchmesser/m Schlagton Läuteanlass
1 Angstglocke 1717 Mathias Prininger 8 643 2,44 donnerstagabends
zum Ölberggedächtnis
2 Frauen- oder Dechantglocke 1648 Martin Fitler 5 376 1,81
3 Zwölferin oder Angelusglocke 1318 unbekannt 1 456 1,25 fis′ dreimal täglich zum Angelus
4 Elferin oder Florianiglocke 1318 unbekannt 800 1,06 a′
5 Sechserin 1319 unbekannt 550 0,91 cis″
6 Erste Chorglocke 1319 unbekannt 300 0,76 e″
7 1689 Joh. G. Schelchshorn 90 0,53 fis″
8 Zweite Chorglocke 1471 Jörg Golpitscher 112 0,55 gis″ Sterbeglocke
9 Loretto-Glocke 1690 unbekannt 15 0,30 gis″′

Inschriften
Glocke 1:

„ZU DER EHR GOTTES LEIDT MAN MICH DIE LEBENDIGEN BERUFE ICH DIE TOTEN BEWEINE ICH MATHIAS PRININGER IN KREMBS GOSS MICH 1717.“

Glocke 3:

„Im Jahre des Herrn 1318 unter Propst Heinrich bin ich aus 26 Zentnern gemacht worden. Die Marienglocke soll die Brüder dieser Kirche stets zum Beten, Singen oder Wachen rufen.“

Glocke 4:

„Im Jahr des Herrn 1318 ist dieses Werk gemacht worden. Dieser Glocke Klingen St. Florian will lobsingen. Die dich loben, Blümelein, im Paradiese lasse sein.“

Florianer Sängerknaben

Das Stift beherbergt auch ein Internat für die Florianer Sängerknaben, einem bekannten Knabenchor, der weltweit Konzerte aufführt. Der Knabenchor hat eine lange Tradition. Bereits 1071 ist ein solcher Chor nachgewiesen. Heutzutage umfasst der Chor etwa 40 Sänger. Die Ausbildung der Knaben ist ähnlich professionell wie die der Wiener Sängerknaben.

Siehe auch

Commons: Stift Sankt Florian – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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