Zum Inhalt springen

Zhuangzi

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. September 2007 um 20:28 Uhr durch Blausonorisch (Diskussion | Beiträge) (Änderungen von 77.249.152.70 (Beiträge) rückgängig gemacht und letzte Version von Hitchxx wiederhergestellt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Datei:453px-Zhuang Zi.jpg
Chinesische Briefmarke mit dem Bildnis Zhuangzis

Zhuāngzi (chinesisch 莊子 / 庄子, W.-G. Chuang-tzu; ca. 365 - 290 v. Chr., also zur Zeit der Streitenden Reiche), auch Dschuang Dsi, Meister Zhuang war ein daoistischer Philosoph und Schriftsteller, dessen persönlicher Name Zhuang Zhou (莊周 / 庄周) war, und dessen Werk nach ihm als Zhuangzi bezeichnet wird.

Biografie

Wie bei fast allen seinen Zeitgenossen sind die biografischen Daten Zhuangzis nur bruchstückhaft und nicht gesichert. Die wesentlichen Angaben stammen von Sima Qian. Seinem Werk Shiji (Kap. 63) zufolge hatte Zhuangzi eine Zeit lang ein Amt in dem Ort Qiyuan (漆園) inne, der zu Meng () gehörte. Lange Zeit verweigerte er sich allerdings allen Ämtern. Als Folge davon herrschten in seiner Familie offenbar oft ärmliche Verhältnisse. Zhuangzi war verheiratet und pflegte Kontakt zu verschiedenen anderen Philosophen und Philosophie-Schulen. Zhuangzi soll der Schüler des Tian Zifang gewesen sein, welcher wiederum der Schüler eines Schülers des Konfuzius war. In seinen Schriften finden sich deswegen an einigen Stellen konfuzianische Züge, insbesondere die Frühlings- und Herbstannalen werden mit Achtung erwähnt.

Lehre

Das Hauptwerk Zhuangzis, das 'Nan Hua Zhen Jing' (Das wahre Buch vom südlichen Blütenland), gilt allgemein neben dem dem legendären Laozi zugeschriebenen Daodejing als das zweite Hauptbuch des Daoismus, und in ihm wird die daoistische Mystik, die schon im Daodejing anklingt, voll entwickelt.

Jedoch werden nur die ersten sieben Kapitel zweifelsfrei dem Zhuangzi zugeschrieben, die anderen Kapitel mögen von Anhängern seiner Schule zusammengetragen worden sein und stammen aus dem 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. Die Version des Textes, die bis heute überliefert ist, stammt aus der Zeit des Philosophen Guo Xiang (? - 312) aus der Westlichen Jin-Dynastie, der den Text umgearbeitet, gekürzt, kommentiert und einiges hinzugefügt hat. Noch im Literaturkatalog des Hanshu ist von einer Fassung aus 52 Kapiteln (pian) die Rede.

Das Buch ist in drei Teile geteilt, die Inneren Kapitel (1-7), die Äußeren Kapitel (8-22) und die Vermischten Schriften (23-33).

Die Sprache des Werkes weist auf eine sonst nicht weiter überlieferte Tradition hin, die wohl im Süden Chinas im Staate Song () lebendig war, der Heimat des Zhuangzi. Im Gegensatz zu Laozi kleidet Zhuangzi seine Meinungen und Erkenntnisse in kunstvoll formulierte Parabeln, kurze Abhandlungen zu philosophischen Problemen und anekdotenhafte Dialoge und Erzählungen.

Die formale Textgestalt des Zhuangzi ist charakterisiert durch eine für das alte China inhaltliche und stilistische Komplexität und poetische Kunstgriffe.

Die genauen Kenntnisse des Konfuzianismus nutzt Zhuangzi vor allem zu scharfer und pointierter Kritik, so ersinnt Zhuangzi humorvolle Begegnungen zwischen Konfuzius und Laozi, die eine Kritik am übertriebenen Konventionalismus und Zeremonialismus der Konfuzianer darstellen. Viele der Geschichten rühmen die Nutzlosigkeit und zeigen eine Ablehnung der Kultivierung und darüber hinausgehend werden an vielen Stellen die Konfuzianer mit ihren Regeln und Vorschriften für den bedauernswerten Zustand der Welt verantwortlich gemacht. Die im Zhuangzi erscheinende Zivilisations- und Kulturkritik wurde zu einem wesentlichen Element der chinesischen Geisteswelt, und der im Zhuangzi gepriesene Rückzug in die idyllische Natur übte auf die chinesische Gebildetenschicht einen starken Einfluss aus.

Das wahrscheinlich bekannteste Gleichnis des Zhuangzi ist der so genannte "Schmetterlingstraum": "Einst träumte Zhuang Zhou und wurde ein flatternder Schmetterling, heiter und seinem Ansinnen angepasst. Er wusste nichts von Zhuang Zhou. Als er plötzlich erwachte, war Zhuang Zhou voll und ganz da. Nun weiß man nicht, ob ein Zhuang Zhou im Traum ein Schmetterling wird, oder ein Schmetterling im Traum ein Zhuang Zhou. Wenn es einen Zhuang Zhou und einen Schmetterling gibt, dann muss es einen Unterschied dazwischen geben. Dieses nennt man die Wandlung der Dinge."

Vom Daodejing unterscheidet sich das Buch Zhuangzi durch eine Ablehnung des Politischen. Die Grundhaltung des Zhuangzi ist die mystische Einheit mit dem Dao und mit allen Dingen und die daraus resultierende Genügsamkeit an sich selbst, aus der jede Kunstfertigkeit und Meisterschaft entspringt und demgemäß spricht Zhuangzi oft die Themen der Einheit, inneren Heiterkeit und Selbstvergessenheit an.

Die Verbindung zur daoistischen Tradition liegt im Zhuangzi im Bild des Heiligen (Zhenren), ein Begriff, der schon das Daodejing prägt. Dieser ist in dem Werk charakterisiert durch vollkommene physische und geistige Freiheit. Er existiert in Einheit mit dem Universum, das er durchstreift und bereist. Er ist nicht an Normen gebunden und ist befreit von politischen, moralischen, metaphysischen oder gesellschaftlichen Sorgen. In seinem freien Geist besitzt er eine Vollständigkeit, die ihm Macht und eine kosmische Dimension verleiht (so reitet er auf dem Wind und den Wolken, Feuer kann ihm nichts anhaben und niemand kann ihm Schaden zufügen), aber er herrscht nicht, wie der Heilige des Daodejing.

Im Zhuangzi finden sich auch viele Hinweise auf Langlebigkeitstechniken und mystische und meditative Techniken, die für den späteren Daoismus kennzeichnend wurden. Jedoch kennt die Mystik des Daoismus nicht die starken Emotionen der westlichen Mystik, sondern stellt sich als Weg der Weisheit und Harmonie und heiteren Selbstvergessenheit dar.

Zhuangzi sagt z.B., man solle in das Reich der Unendlichkeit eindringen und darin seine Zuflucht suchen und man solle sein Ego ablegen. Er betont auch immer wieder Stille und Gedankenleere. Der daoistische Heilige befreit sich gemäß Zhuangzi von den Gedanken, sie gehören zu den Übeln, "die das Herz verwirren", und er sagt über den Heiligen: "Mehr als ein Schaf es tut, wirft er die Gedanken ab."

Zhuangzi war auch der erste Philosoph der chinesischen Kultur, der schrieb, das Qi sei die Grundlage des Lebens.

Viele Geschichten aus dem Buch Zhuangzi wurden in der chinesischen Literatur zu Topoi, die über Jahrhunderte hinweg immer wieder aufgenommen wurden.

Die bekannteste deutsche Übersetzung des Zhuangzi von Richard Wilhelm ist nicht vollständig und wird in der Sinologie als mangelhaft angesehen, da Wilhelm keine daoistische Fachkompetenz hatte und deshalb einiges sinnentstellt und auch "verchristlicht" übersetzt habe.

Zitate (zugeschrieben)

„Zimt lässt sich essen, also fällt man über Zimtbäume her. Lack lässt eine Nutzung zu, deshalb hackt man in die Lackbäume. Jedermann erkennt den Nutzen des Nützlichen, doch niemand erkennt den Nutzen des Unnützen.“

Zhuangzi

Zitate über Zhuangzi

„Seine Weltanschauung ist eine Weltanschauung von geistvollen Eremiten, die heiteren Mutes dem Schicksal seinen Lauf lassen, und als uninteressierte Beobachter die Wandlungen verfolgen, die das Leben zwischen Geburt und Tod durchmacht, selbst wenn es sich um die eigene Persönlichkeit dabei handelt und ihr Schicksal beim Vergehen und Wiedererstehen in einem neuen Leben. Alle Unterschiede verschwimmen in der großen Einheit.“

Richard Wilhelm, Zhuangzi-Übersetzer

„Die bewunderungswürdige Erfindungsgabe Dschuang Tsii´s, seine eindringenden Gedanken über die Welt und Wirklichkeit, über Sprache, über die mannigfachen psychologischen Zustände, sein Reichtum machen ihn zu einem der interessantesten chinesischen Autoren.“

„"Das wahre Buch vom südlichen Blütenland" ist eines der großen, unausschöpflichen Weisheitsbücher, denen keine Information Wesentliches hinzuzufügen, keine Kritik Wesentliches wegzunehmen vermag."“

Ulf Diederichs

„Von allen Büchern chinesischer Denker, die ich kenne, hat dieses am meisten Reiz und Klang.“

Literatur

  • Zhuangzi - Das klassische Buch daoistischer Weisheit, erstmals in vollständiger Übersetzung herausgegeben und kommentiert von Victor H. Mair (Aus dem Amerikanischen von Stephan Schuhmacher); Wolfgang Krüger Verlag; ISBN 3-8105-1259-1
  • Dschuang Dsi: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland; übersetzt von Richard Wilhelm; Diederichs 1998; ISBN 3-424-01453-2
  • J.C.Cooper: Was ist Taoismus, München 1993, ISBN 3-502-62112-8
  • Henrik Jäger: Mit den passenden Schuhen vergißt man die Füße - ein Zhuangzi-Lesebuch, Freiburg 2003 (Zürich 2008 Neuauflage), ISBN 3-451-05037-4
  • Der Mann des Tao und andere Geschichten, übertragen von Thomas Merton; Goldmann; ISBN 3-4422-1709-1
  • Dichtung und Weisheit, übertragen von O.H. Stange; Insel Verlag; ISBN 3-4580-8499-1
  • Zhuangzi. Meister der Spiritualität von Günter Wohlfart; Herder Verlag 2002; ISBN 3-451-05097-8
  • Zhuangzi. (Auswahl); Reclam Verlag 2003; ISBN 3-15-018256-5
Wikiquote: Zhuangzi – Zitate


Vorlage:Link FA